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Offener Wettbewerb (nur für Studenten) | 04/2017

Dynamic Workplace - VFA Studenten Wettbewerb 2016/2017

ein 1. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Nick Förster

Student*in Architektur

Janina Sieber

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Travaillez jamais! Living is being at work wherever you go

0/ Das Büro, welches manche Stadt nennen

Die Wissensökonomie löst den starren Begriff der Arbeit auf. 8 Stunden in einer Bürozelle werden von spontanen Ideen morgens um vier, den Synergien einer Künstlerkneipe und dem Enthusiasmus glücklicher Angestellter abgelöst. Jeder alltägliche Moment hat sein kreatives Potential.
Räumliche Konzentrationen von Kreativen sind die wichtigste Ressource für wissensbasierte Unternehmen. Wir entwerfen eine architektonische Taktik für die Bürostruktur einer solchen Firma. Das Hauptquartier wird in das Gebiet um die Kastanienallee im Berliner Prenzlauer Berg integriert. Es bietet Wohnraum und Ateliers für Angestellte und kann aus der Umgebung Ideen und Personen anwerben. Es profitiert so von der Nähe zu kreativen Institutionen und dem produktiven Umfeld.
Im folgenden entwickeln wir räumliche Muster für diese Einnistung.

1/ Der Kraken
Das Büro dehnt sich im Laufe der Zeit entlang von Straßenzügen voll kreativer Aktivität aus. Seine Tentakel dringen so in das Herz der Stadt ein und vernetzen sich mit attraktiven Kreuzungspunkten, wie dem Brunnenkiez oder dem Pfefferberg. Seinen Fangarmen im Alltag zu entkommen ist aufwendig.

2/ Die Wolke
Entlang der Tentakel mietet das Unternehmen Wohnungen und Arbeitsflächen an. Statt das Gebiet lückenlos zu besetzen bildet es eine locker gekörnte Struktur von vielen Einzelräumen. Sie verdichten sich an Knotenpunkten und integrieren gewinnbringend externe Aktivitäten. Das Büro nistet sich taktisch auf fremdem Boden ein. So vernetzt es sich mit dem Umfeld und erlangt Zugang zu informellen Prozessen.
Seine Form ist die einer Wolke. Es tauscht eine klare Sil­hou­et­te gegen permanente, diffuse Präsenz ein. Es bleibt flexibel und wandelt sich unablässig.

3/ Das Netz
Der Berliner Block ist ein Labyrinth. Arbeit, Ideen und Innovationen finden in verwinkelten Höfen und Wohnzimmern, WG-Küchen, Treppenhäusern und Kellergewölben statt.
Für seine Angestellten ist das Büro der Schlüssel zu dieser verborgenen Welt. Die zahlreichen Setzungen des Büros verbinden die Hinterhöfe zu einem rhizomatischen Netz von Verknüpfungen und Passagen. Es ergibt sich eine komplexe räumliche Struktur:
Ungehindert durchstreifen die Angestellten Wohnungen, Ateliers, Cafés, Clubs und Labs auf der Suche nach der nächsten Innovation, dem nächsten Kontakt, der nächsten Synergie. Das Büro ist kein Gebäude mehr, sondern die Psychogeografie seiner Angestellten.

4/ Passagen
Die Architektur des Büros ist jene der Stadt. So eröffnen sich dem Büro neue räumliche und soziale Phänomene - Porösitäten, Transparenzen, Diversitäten. Der Firmensitz erhält Qualitäten, die lediglich vorgefunden und nicht einfach durch den Neubau eines Komplexes am Stadtrand erzeugt werden können.
Nicht nur die kreative Produktion wird so stimuliert. In diesem urbanen Umfeld wird Arbeit zu einem erstrebenswerten Produkt, ein Gesamtpaket aus Sinn und Erfüllung - inspirierende urbane Lebenskunst. Die Verschmelzung von Arbeit und Freizeit ermöglicht individuelle Lebensmodelle, die Firmenzugehörigkeit ist ein attraktiver Club.

5/ 16%
Das Unternehmen tauscht 16% der vorhandenen Nutzungen durch seine Räumlichkeiten aus und vermittelt Angestellten Altbauwohnungen. Dadurch wird jede Begegnung, jedes Geschehnis in den Kontext des Büros gesetzt - ohne aber die Aktivitäten der Umgebung zu erdrücken.
Der Weg zum Bäcker führt mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem ungezwungenen Gespräch unter Kollegen, ein Flohmarkt zu einem informellen Meeting, ein Blinddate wird zu einem produktiven Kontakt.

6/ Schokochinothinktank
Auf eine Sms wird das Café zum Präsentationsraum. Der Dealer ist dein Feelgoodmanager. Du triffst deine Freunde zum optimieren, trägst deinen besten Businessjogginganzug während du deinem Lover einen Vorschlag für einen Outsourcingvertrag machst. Meistens nennst du die Dinge nicht einmal mehr so. Während du kontaktest und performst, vergisst du ganz, dass du arbeitest.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept widmet sich den neuen räumlichen Zusammenhängen von Kommunikation und Arbeit auf städtischer Ebene. Die Entwurfsverfasser betrachten die Ausdehnung von Arbeitsräumen als rhizomatischen Prozess, der sich entlang von Straßenzügen kreativer urbaner Nachbarschaften vollzieht und bei dem die Arbeit wie ein Krake nach und nach so unterschiedliche Bereiche wie Büros, Wohnungen, Cafés und Freiräume besetzt.

„Über keine andere Arbeit hat sich die Jury so ausgiebig gestritten, wie über diese.“