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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2014

Neubau Rathaus I Neuordnung Rathausareal

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

NEUMANN & HEINSDORFF ARCHITEKTEN

Architektur

OK Landschaft I Andreas Kicherer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU
Das Grundstück für den Neubau des Altbacher Rathaus ist geprägt von der Ecklage an der stark befahrenen Esslingerstraße und der die Ortsmitte anbindenden, weitgehend verkehrsberuhigten Bachstraße. Aufgrund der städtebaulich markanten Lage schlagen wir einerseits ein Gebäude vor, das sich in Richtung Esslingerstraße weit hinausschiebt und damit den ausufernden Straßenraum wohltuend reduziert, das andererseits aber auch den öffentlichen Raum in der Bachstraße stärkt, indem die historischen Häuserfluchten aufgegriffen und ganz selbstverständlich weitergeführt werden. Allein im Kreuzungsbereich zur Esslingerstraße weicht das neue Rathaus leicht zurück und gibt damit den Blick auf das alte Rathaus, das ehemalige Jagdschlösschen, frei. So in Szene gesetzt bildet es den südlichen Abschluß der Bachstraße und verbindet als Blickfang den Raum nördlich und südlich der Esslingerstraße mit ganz einfachen Mitteln. Während die städtebaulichen Qualitäten aufgegriffen werden und das neue Rathaus die Straßenecke markant besetzt, öffnet sich es zur ruhigen Bachstraße mit einem weiten Eingangshof. Gegengleich öffnet sich das nördlich anschließende Wohn- und Geschäftshaus nach Westen zu einem privaten Hof und bildet damit ein passendes Gegenstück zum Rathausneubau. Trotz ortstypischer baulicher Verdichtung entsteht mit den einfachen Mitteln der Raumbildung ein Ensemble mit hoher räumlicher Qualität und ohne gegenseitige Störung.

FREIRÄUME
Die Gestaltung der Freiräume leitet sich aus dem historischen Kontext und den räumlichen Potentialen der Gemeinde Altbach ab. So wird der Bestand behutsam weiter entwickelt und Identität gestiftet. Ein wesentliches Ziel der Gestaltung ist die Optimierung der vorhandenen räumlichen Möglichkeiten und eine Herausarbeitung der eigenständigen räumlichen Qualitäten des Rathausareals. Daher bilden das alte und das neue Rathaus zusammen mit der östlich anschließenden Bebauung den Auftakt und Eingang in die Ortsmitte. Ein Brunnen als Endpunkt des verlängerten Wasserlaufes der Bachstrasse unterstreicht die Bedeutung dieses Ortes. Sein Wasserspiel, das Geräusch und die abendliche Beleuchtung sorgen für eine angenehme Stimmung. An wichtigen Stellen des Aufenthalts oder der Umlenkung stehen Schatten spendende Bäume. Der Boden der Bachstrasse wird von Haus zu Haus gepflastert. Der Bodenbelag bindet die umgebenden Gebäude in einen kleinen Platz ein, der mit Bäumen, Bänken und einem Brunnen eine angemessene und ruhige Atmosphäre schafft.


DAS RATHAUS
Von der Bachstraße aus betritt der Besucher das neue Rathaus über den leicht erhöht gelegenen Eingangshof, den Bürgerhof. Er lädt zum Verweilen ein oder als Treffpunkt vor und nach Veranstaltungen. Er ist das gestaltprägende Element des neuen Rathaus, denn um den sonnigen Hof herum ordnen sich alle öffentlichen Bereiche, insbesondere jedoch das Bürgerbüro im Erdgeschoß, der Ratsaal im Obergeschoß und das lichtdurchflutete, alle Etagen verbindende Treppenhaus. Während die Fassaden zum Hof mit geschoßhohen Fenstern weit geöffnet ist und so auch ganz bildhaft ein offenes Haus darstellt, gibt sich die West- und Südseite geschlossener und ist von einem durchlaufend Fensterband mit geprägt. Den Höhepunkt der Raumfolge ist der Ratsaal der im 1.Obergeschoss, der mit großzügiger Raumhöhe unter einen offenem Holzdach gelegen ist und einen festlichen Eindruck macht.

MATERIALIEN/KONSTRUKTION
Das neue Rathaus ist ein Massivbau in konventioneller Mauerwerk und Betonbauweise. Die Aussenwände sind von der natürlichen Erscheinung des geschlämmten Mauerwerks, den ebenso hochwärmedämmenden und weitestgehend natürlich belassenen Holzfenstern sowie einem aussenliegendem Sonnenschutz geprägt. Natürliche und pflegeleichte Materialien bestimmen auch die Arbeitsatmsophäre im Inneren: So schlagen wir zementgebundene und geschliffene Estrichböden in den Erschliessungsbereichen, sowie in bewußter Unterscheidung dazu Parkettböden in den Arbeitsbereichen vor, die zudem über arbeitsplatznahe Akustikabsorber aus geschlitzten Holzplatten für eine angenehmene Arbeitsatmsophäre sorgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine L-förmige Gebäudeanlage vor, die sich weit Richtung Esslinger Straße hinaus schiebt und sich dort in die Gebäudefluchten integriert. Das Rat- haus orientiert sich zur Bachstraße und bildet einen eige- nen Platzraum aus, in den das Jagdschlösschen nur indi- rekt hineinwirken kann.
Das Prinzip wird für das Wohn- und Geschäftshaus mit ei- nem weiteren L-förmigen Baukörper wiederholt, durch die Platzraumausbildung können zwar die Baukörper relativ eng zusammen stehen, die Notwendigkeit des privaten Außenraumes wir jedoch in Frage gestellt. Begrüßt wird das Zusammenwirken und die räumliche Abfolge von leicht erhöhtem Bürgerhof, Foyer bzw. Erschließungsflächen als transparente Schicht und der nächsten Schale aus Nutz- und Aufenthalts- und internen Verkehrsflächen. Das auf drei Ebenen entwickelte Foyer führt zu Übersichtlichkeit und guter externer Erschließung des Sitzungssaals.
Das Raumprogramm wird grundsätzlich erfüllt, wobei die geforderte Stellplatzanzahl unterschritten wird.
Das baukörperliche Konzept mit einem Rücken aus Büro- räumen zur West- und Südseite und der Öffnung mit gro- ßer Verglasung zum Platz bestimmt den Aufbau und die Entwicklung der Fassaden. Die Baukörper mit den Dachausbildungen fügen sich maßstäblich in die Umgebung ein, vielleicht mit zu geringer Außenwirkung für ein Rathaus als wichtiges öffentliches Gebäude im Ort.
Die Einwirkungen des Lärmes der Bahnlinie zur Südseite mit einem Großteil der Arbeitsplätze sollte Beachtung finden.
Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im günstigen Be- reich, wobei die geforderten Flächen in einigen Bereichen unterschritten werden.
Zusammenfassend ein Entwurf, der sich zur Esslinger Straße eher abschirmt und wenig Signale als Auftakt zur Ortsmitte aussendet.