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Offener Wettbewerb | 11/2007

Galerie der Gegenwart

Außenperspektiven

Außenperspektiven

3. Preis

Lauer Architekten

Architektur

BGHplan Umweltplanung und Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Schweitzer GmbH, Beratende Ingenieure

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Ausgangssituation
Zwei Bauweisen definieren die unmittelbare Umgebung des Planungsgebietes. Die nördlich der Bismarckstraße gelegenen Blockränder mit gründerzeitlicher Prägung bilden den Abschluss der städtischen Bebauung zum Fluss. Südlich zwischen Wilhelm-Heinrich- und Bismarckbrücke löst sich die geschlossene Struktur in Solitärgebäude auf, im Wechsel mit Platzfolgen unterschiedlicher

Bedeutung für den Stadtraum.
Das Denkmal der Modernen Galerie stellt in einer überwiegend kulturellen Nutzungsstruktur – zusammen mit dem Staatstheater – das architektonisch wertvollste Gebäude dar, das insbesondere durch die jetzige Vorplatzsituation seine Wirkung entfalten kann. Dazu stehen die Außenanlagen im Umfeld der Musikhochschule in störendem Kontrast.
Die Moderne Galerie von Hanns Schönecker weist eine große formale Strenge auf. Die Gliederung der Baumasse in einzelne, additiv zusammenfügte Pavillons, die sowohl in Höhe als auch Breite gestaffelt sind, folgt dem natürlichen Verlauf der ehemaligen Auenlandschaft.

Entwurf und Städtebau
Durch die Staffelung entstehen Freiräume, die für die Gebäudewirkung von entscheidender Bedeutung sind. Eine oberirdische Erweiterung im ausgewiesenen Planungsgebiet würde den ursprünglich intendierten Gesamteindruck stören.
Aufgrund dieser Ausgangssituation und des geforderten Raumprogramms kann aus Sicht des Entwurfsverfassers die neue Galerie der Gegenwart nur im Erdreich angeordnet werden. Damit die Kunst der Gegenwart nicht im Boden verschwindet, wird das Gebäude in seiner gesamten Höhe durch eine schmale Fuge freigestellt und für den Besucher von außen erlebbar. Der Baukörper präsentiert sich als wasserumspülter schwarzer Kubus und erzeugt eine kontemplative Ruhe, welche dem Ort eine würdige Atmosphäre verleiht. Die Erweiterung tritt in keiner Weise mit der Bestandsbebauung in Konkurrenz und die Qualität der bisherigen Substanz wird gewürdigt. In der Wasseroberfläche vereinigt sich durch Reflektion das 20. Jahrhundert mit der Gegenwart.
Das vorliegende Konzept beruht auf einer verträglichen Einbindung – hinsichtlich der Bausubstanz und in Bezug auf den Außenraum. Wasser spielt an diesem Ort durch den nahen Fluss eine wichtige Rolle und bietet eine elementare Chance. Der Neubau der Galerie der Gegenwart nutzt das vorhandene Wasser nicht nur praktisch – als Energieträger – sondern auch gestalterisch als Oberfläche. Metaphorisch aber, stellt Wasser das ideale Material dar, die Tiefe, das Fließende und das Lebendige der Kunst zu symbolisieren.
Die Einbindung der Museumslandschaft in die Flusslandschaft erfolgt durch eine großräumige Freistellung des Gebäudes an der westlichen Grundstücksgrenze. Die Absenkung des Geländes um bis zu vier Meter erzeugt ein weiteres Erdgeschossniveau und schafft einen geschützten Außenraum mit besonderer Aufenthaltsqualität und Bezug zum Fluss. Durch diese Öffnung der Stadt zum Fluss, die in dieser Qualität bislang im gesamten Stadtraum nicht existiert, erfahren die angrenzenden Quartiere eine Aufwertung.

Außenraum
Der urbane Raum im Umfeld der Galerie der Gegenwart ist ein Raum der Hochkultur: Theater, Musik, bildende Künste. Im abendländischen Verständnis wird der Kulturbegriff traditionell im Gegensatz zur Natur gesetzt, also soziologische Symbolgehalte kontrastieren damit, was nicht vom Menschen geschaffen wurde. Der Fluss und sein Ufer – als elementare, natürliche Erscheinung – prägen den Ort topografisch.
Die Sichtbarmachung dieser Bivalenz ist zentrales Thema des Außenraumentwurfs. Die Natur wird artifiziell gestaltet. Gerastert. Genutzt. Ihr wird ein Teil ihres ursprünglichen Lebensraums zurück gegeben. Im Zentrum aber steht der neue, wasserumspülte Kubus – auch didaktisch – als Symbol der Verzahnung und als Quelle der Inspiration.
Die Verbindung der Kulturstätten untereinander wird durch das Freimachen vorhandener Sichtachsen erreicht und stellt deren Bedeutung heraus. Die Wahrung der großräumigen Proportionalität von denkmalgeschützter Bausubstanz und Freiräumen fordert in Verbindung mit naturräumlichen Zitaten die Auseinandersetzung des Besuchers mit diesem Ort heraus.
Der Entwurfsverfasser empfiehlt eine weitergehende Neuordnung des Außenraums als vom Auslober vorgesehen. Die obere Bismarckstraße sollte verkehrstechnisch an die Nutzung angepasst und in ihrer Bedeutung für den fließenden Verkehr abgestuft werden. Die stärkere Ausformulierung des Platzes vor der denkmalgeschützten Schillerschule gibt nicht nur diesem Gebäude ein adäquates Vorfeld sondern auch der gesamten Museumslandschaft.

Innenraum
Über den neu gestalteten Museumsplatz erreicht man den zentralen Eingang und das Foyer; alle Ausstellungsbereiche und Hauptfunktionen werden von hier erschlossen.
Die historische Bausubstanz erfährt zwei Veränderungen, additiv und subtraktiv. Zunächst bewirkt das Einziehen der bestehenden Fassadenöffnung in der Westfassade eine deutlicher ausformulierte Eingangssituation. Das derzeitige Restaurant wird als Foyer umgenutzt und unmittelbar an die zentrale Erschließungsachse angeschlossen. An deren Ende markiert eine großzügige gläserne Treppenhalle den Zugang zum Untergeschoss. Diese additive Maßnahme im Schwerpunkt des neuen Gesamtbauwerkes stellt den stärksten Eingriff in den Bestand dar und steht als sichtbares Zeichen für die Erweiterung. Das vorhandene Fensterband an Pavillon 1, das durch den neuen Baukörper teilweise überschnitten wird, definiert die Höhe des gläsernen Tragrostes. Hierdurch und durch die Lichtbrechung innerhalb des Tragrostes bleibt die ursprüngliche Linienführung des Denkmals erhalten.
Die Verbindung zur neuen Galerie der Gegenwart ist hiermit geschaffen und bildet den Auftakt zu einem imposanten Raumerlebnis. Wellenförmig angeordnete Oberlichtöffnungen leiten den Besucher zur Ausstellung, deren Eingang durch eine Tageslichtsäule markiert ist. Drei wassergefüllte Fenster – hierdurch wird das Grundwasser auf das Dach geleitet – geben einen ersten Blick in die große Ausstellungshalle frei. Zuvor ist ein direkter Außenbezug über die Fuge gegeben.
Der Besucher gelangt auf halber Höhe in die Ausstellung und ihm eröffnet sich gesamte Raumdimension. Zwei Treppen erschließen die jeweiligen Themenbereiche, die flexibel bespielt werden können. Ein stützenfreier Tragrost überspannt den quadratischen Raum mit einer Kantenlänge von 40 Metern dessen Raumkubatur den würdigen Rahmen für die Kunst bildet. Die umlaufend geschlossenen Wände und die Lichtdecke mit einer Maschenweite von fünf Metern vermitteln Ruhe und spiegeln somit innen die Außenwirkung der Gebäudehülle wider. Die Mittelfelder der Decke sind gegenüber dem Randfries erhöht, hier wird über Lichtkuppeln, die knapp unter dem Wasserspiegel liegen, UV-freies Tageslicht eingebracht, das je nach Bedarf stufenlos gedimmt werden kann.
Überdimensionale Ausstellungsobjekte werden über einen allseitig umschlossenen Lastenaufzug, der bündig mit der Geländekante auf Eingangsniveau abschließt, nach unten in einen separaten Raum transportiert. Von hier aus werden die Werke über eine Schleuse in die Ausstellung eingebracht; unmittelbar schließt ein Depot für Großformate an. Sonstige Transporte und Anlieferungen erfolgen über die vorhandene Anlieferung an Pavillon 3, an die sich die Werkstatt und das Depot angliedern. Die Zufahrt zur Westfassade erfolgt über den befestigten Uferweg.
Das Restaurant bildet den Abschluss der unteren Erschließungsachse und liegt mit seiner Außenfassade zu ebener Erde. Aufgrund der besonderen Lage am Fluss muss mit regelmäßigen Hochwasserständen gerechnet werden. Die kammartigen Öffnungen in der massiven Westfassade sind mit einer automatischen Schottanlage geschützt und die Fluchtwege sind so ausgebildet, dass auch bei niedrigen Hochwasserständen der Betrieb aufrecht erhalten werden kann.

Material und Farbe
Die eindrückliche Wirkung des Neubaus entfaltet sich durch seine klare Materialsprache und die Freistellung über die Fuge. Neue aufgehende Bauteile werden in weißem Sichtbeton ausgeführt, ebenso wie die Dachfläche der unteren Erschließungs-achse. Die helle Fassade kontrastiert behutsam mit dem Bestand und hält einer Klammer gleich den schwarzen, geheimnisvollen Wasserkubus umschlossen, auf dessen Oberfläche sich der historische Bau spiegelt. In den Abend- und Nachtstunden wächst das Gebäude als leuchtender Körper aus dem Boden: die Lichtkuppeln werden durch die Innenbeleuchtung sichtbar, die Fuge und die vertikalen Wasserflächen durch zusätzliche Außenbeleuchtung inszeniert.
Der Übergang zwischen Bestand und Neubau – in kristalliner, gläserner Transparenz – stellt sowohl eine funktionale als auch eine gestalterische Verbindung zwischen beiden dar.

Fazit
Wasser, Glas, Beton. Drei Materialien, die nur durch ihre reine Wirkung in Verbindung mit der Dimension sprechen, bilden den zeitgemäßen Rahmen, trotz – oder gerade wegen ihrer wirtschaftlichen Bauweise dem Baudenkmal angemessen zu begegnen. Nicht zuletzt weist das effiziente Energiekonzept in die Zukunft.
Das äußere Erscheinungsbild und die ursprünglich beabsichtigte Wirkung des Bestands bleiben weitestgehend unangetastet. Durch Zitieren von Formen und Elementen verbindet sich der Bestand mit der Erweiterung zu einer harmonischen Einheit. Innere Erschließungsachsen werden erhalten, äußere aufgewertet und definiert.
Die Moderne Galerie wird durch die behutsame und dennoch strahlkräftige Erweiterung in die Gegenwart transportiert.
Außenperspektiven

Außenperspektiven

Außenperspektiven

Außenperspektiven

Modell

Modell

Modell

Modell

Modell

Modell

Ausstellung

Ausstellung

Ausstellung

Ausstellung

Ausstellung

Ausstellung

Foyer

Foyer

Foyer

Foyer

Foyer

Foyer

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Grundrisse

Ansichten Schnitte

Ansichten Schnitte

Ansichten Schnitte

Ansichten Schnitte

Ansichten Schnitte

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