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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2017

Neubau Stadtwerke

Visualisierung Seestraße

Visualisierung Seestraße

3. Preis

Preisgeld: 4.750 EUR

Bahl Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Der Neubau der Stadtwerke Filderstadt wird in einem kompakten Baukörper mit eindeutigem Bezug zur Seestraße entwickelt. Das Gebäude markiert den südlichen Siedlungsrand des Stadtteils Filderstadt-Sielmingen zur freien Landschaft. Von der Kreisstraße K1225 /Bundesstraße B312 aus ist der neue Betriebsstandort mit seinem 3-geschossigen Verwaltungsgebäude prägnant ablesbar. Das Gebäude zeigt eine hohe architektonische Qualität zur freien Landschaft.

Äußere Erschließung
Der Betriebsstandort kann unter Berücksichtigung der erforderlichen Radien des Bemessungsfahrzeuges voll umfahren werden. Der Betriebshof nutzt das vorhandene leichte topographische Gefälle der Seestraße nach Norden aus und kann daher 2 m unterhalb des Niveaus des Haupteingangs angefahren werden. Der Hof kann zur Seestraße mit einer Toranlage gesichert werden. Die Stellplätze der Mitarbeiter werden auf der südlichen nicht bebaubaren Parzelle angeordnet. Alle weiteren Nebenflächen (Carports, Kaltlager etc.) der Außenanlagen sind parallel zur nördlichen Grundstücksgrenze verortet. Stellplätze für Besucher und Fahrzeuge mit Elektromobilität liegen in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang an der Seestraße.
Das funktionale Gebäude ist geprägt durch die Anordnung seiner Verwaltungs- und Lagerflächen. Ein gutes A/V Verhältnis des Gesamtbaukörpers, eine witterungsunabhängige innerbetriebliche fußläufige Verbindung, ein wirtschaftlicher Betrieb und eine optimale logistische Qualität des Betriebsstandortes prägen die sehr wirtschaftlichen Kenndaten. Das Gebäude ist in Stahlbetonbauweise mit einer robusten Betonfertigteil-Fassade im Lager- und mit einer vorgefertigten Holz-Fassade in Hybridbauweise im Verwaltungsbereich konstruiert. Ein hoher Dämmstandard zeichnet die gesamte Konstruktion aus.
Die geplante Erweiterung der Verwaltungsflächen wird im 2. Obergeschoss angeordnet. Das Gebäude kann somit äußerst wirtschaftlich unter vollständiger Nutzung der vorhandenen Infrastruktur des Gebäudes erweitert werden.

Innere Erschließung
Die Lager- und Werkstattflächen werden vom nördlich gelegenen Betriebs- / Bauhof erschlossen. Über einen zentralen, linearen internen Erschließungsflur mit LKW-Sektionaltor sind alle Raumprogrammeinheiten direkt zu erreichen. Die Räume sind somit auch untereinander flexibel und optimal verbunden. Die Garage ist über Sektionaltore zugänglich und mit dem Teilelager direkt verbunden. Die Werkstattflächen erhalten direktes Tageslicht. Die Hoffläche und der Zufahrtsbereich können von den Büros der Außendienstmitarbeiter direkt eingesehen werden.
Die vertikale Gebäudeerschließung der Büroflächen erfolgt über jeweils an der Süd- und Nordseite gelegene natürlich belichtete Treppenhäuser. Der Haupteingang des Gebäudes mit dem Besucher- und Kundenbereich liegt südöstlich an der Seestraße. Der Mitarbeiterbereich kann direkt vom nördlich gelegenen Betriebshof erreicht werden. Über den Aufzug sind sowohl der Bürobereich als auch der Lager- und Werkstattbereich barrierefrei erschlossen. Der offene Charakter des Haupteingangs mit seinem Luftraum ist einladend für die Besucher und spiegelt die Kompetenz und Kundenorientiertheit der Stadtwerke wieder. Der verglaste Showroom mit seinem zylindrischen Pufferspeicher über 2 Ebenen ist unmittelbar vom Foyer aus zugänglich. Der sich anschließende Kundenbereich ist offen und einladend mit dem notwendigen Diskretionsschutz für Kunden geplant.
Die Zweibund-Grundrisse der Büroflächen sind optimal flexibel unterteilt und bei unterschiedlichen Raumgrößen gut nutzbar. Alle Medien können über einen Hohlraumboden zu jeder Stelle des Raumes geführt werden. Die Decken erhalten eine zonierte Betonkernaktivierung. Über das Kanalnetz in der abgehängten Decke des Flures können die Räume zusätzlich be- und entlüftet werden.
Die Fassaden des Lagerbereichs aus Sichtbeton-Elementen präsentieren sich robust und praktikabel. Die modular in vorgefertigten Holz-Elementen geplanten Fassaden des Verwaltungsbereichs präsentieren sich durch ihre Proportion und Fügung elegant und transparent. Der Glasanteil der Fenster mit äußerem Sonnenschutz und Lichtlenkungsfunktion ist auf eine optimale Größe begrenzt. Hochwärmegedämmte Lüftungsklappen gewährleisten eine natürliche Lüftung der Büroräume.
Die Außenanlagen des Grundstücks werden mit gebietsheimischen standortgerechten Gehölzen bepflanzt. Kleinkronige Bäume z.B. Vogelkirsche an der Seestraße prägen das Bild des Straßenraumes. Die Flächen zur Landschaft können durch Feldheckenanpflanzungen punktuell ergänzt werden.

Infrastruktur
Der Neubau der Stadtwerke Filderstadt ist ganzheitlich geplant. Dies bedeutet, unter dem besonderen Aspekt der Kosten eine Einheit zwischen Ort, Raum, Konstruktion, Funktion, Gestaltung und Technik herzustellen. Die geplanten Konstruktionen ermöglichen ein hohes Maß an Luftdichtigkeit mit möglichst geringen Wärme- und Kältebrücken. Die Gebäudehülle einschl. der Fenster mit äußerem Sonnenschutz kann bis zu U-Werten zwischen 0,08 und 0,11 W(m²K) ausgeführt werden. Das Dach der Lagerflächen ist vollständig für die Nutzung der Solartechnik (PV-Anlagen und Solaranlagen für WW) vorgesehen. Um den jährlichen Energiebedarf zu ermitteln, sollten möglichst bei der Beleuchtung: LED-Leuchtmittel, elektronische Vorschaltgeräte, Präsenz- und tageslichtabhängige Steuerungen, bei der Lüftung: geregelte hocheffiziente Ventilatoren, ein druckverlustminimiertes Kanalnetz, bei der Heizung: geregelte hocheffiziente Pumpen, niedrige Vorlauftemperaturen und bei der Betriebseinrichtung: energieeffiziente Geräte gewählt werden. Durch die hohe Anzahl der Module PV-Anlage könnte der Jahresenergiebedarf des Gebäudes zu einem Großteil gedeckt werden. Die Beheizung der Lager- und Verwaltungsbereiche erfolgt über Flächenheizungen (Boden bzw. Decke) und raumlufttechnische Anlagen. Die Kühlung der Bürobereiche erfolgt ebenfalls über eine zonierte Betonkernaktivierung. Die natürliche Lüftung ist über die hochwärmegedämmten Lüftungsklappen in jedem Raum möglich.
Da das Gebäude zukünftig als neuer Knotenpunkt der lokalen Nahwärmeversorgung dienen soll, sollte eine optimale TGA-Konzeption in Zusammenhang mit allen Kenndaten entwickelt werden. Die Zuordnung der Investitionen in BHKW, Spitzenlastkessel, Absorptionskältemaschine etc. könnten so optimal ermittelt und entsprechend zugeordnet werden. Die hohe energetische Gebäudequalität und die große PV-Anlage bieten hervorragende Voraussetzungen für die Umsetzung der Anforderungen des Leitfadens nachhaltiges Bauen.
Der Neubau der Stadtwerke Filderstadt präsentiert sich in seiner Kompaktheit mit einer „technischen“ Anmutung, die das Bild der zukunftsorientierten Stadtwerke auf sympathische Art und Weise nach Außen vermittelt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen zusammenhängenden Baukörper für Verwaltung und Werkstätten/Lager vor. Dieser Baukörper wirkt durch seine Länge entlang der Seestraße auch in der Nachbarschaft von Sporthalle und Gymnasium vergleichsweise mächtig. In der äußeren Gestaltung der Fassaden bilden beide Gebäudeteile keine Einheit. Eine tief strukturierte Bürofassade steht einer eher glatten, flächigen Werkstattfassade gegenüber. Die Strukturierung der Bürofassaden ist gelungen. In Bezug auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sollte die Materialwahl jedoch überdacht werden.

Die Kundenstellplätze sind unmittelbar an der Gehweghinterkante, wo viele Schüler täglich entlanggehen, nicht alltagstauglich. Die Eingangssituation ist auf der Zugangsseite gut annahbar und als Adressbildung angemessen. Im Inneren wird es jedoch sofort eng und unübersichtlich. Der Kundenservice ist schlecht auffindbar, die Eingangssituation von dort nicht einsehbar.

Durch die halbgeschossige Tieferlegung der Werkstatt-/Lagerbereiche gelingt die Verbindung der Außendienstmitarbeiter mit ihren Umkleiden und Diensträumen nur über einen Durchlader-Aufzug. Dieser führt die Stiefelgänger aber am Haupteingang vorbei und ist nicht akzeptabel.

Der Außendienstleiter hat keinen Einblick in den Werkhof oder die Werkstätten.
Die Büroebenen für sich sind über einen 1,60 m breiten Flur als 2-Bünder erschlossen und können flexibel aufgeteilt werden. Innenräumlich ergibt sich eine (biedere) und monotone Atmosphäre. Die Erweiterung kann mit zwei Treppenhäusern sehr gut unter laufendem Betrieb umgestaltet werden.

Die Lager-/Werkstattflächen sind zu großzügig angelegt. Der Flur im Lagerbereich sollte eingespart werden können. Die Anlieferung kann nur über die Sprinterstellplätze und den Flur erfolgen. Die Sprinterstellplätze sind im Übrigen deutlich zu schmal. Eine Optimierung der Werkstatt-/Lagerflächen scheint machbar zu sein.

Mit einer Optimierung der BGF und des BRI liegt die Arbeit in einem mittleren Gesamtkostensegment. Die Arbeit stellt einen realisierbaren Ansatz dar. Sie erfüllt im Wesentlichen die funktionalen Anforderungen, belässt aber in Bezug auf Grundriss-Organisation und Architektursprache Verbesserungen zu.
Piktogramme

Piktogramme

Lageplan

Lageplan

Grundriss E00

Grundriss E00

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht Süd