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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2017

Neubau Rathaus mit Bücherei und Freianlagen

Perspektive

Perspektive

Anerkennung

Preisgeld: 2.750 EUR

PSA Pfletscher und Steffan

Architektur

landschaftsentwicklung kroitzsch

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept
Zwei zentrale Gedanken prägen den Entwurf des neuen Rathauses.
Erstens die Integration und Einbettung des Neubaues in den öffentlichen Raum im besten Sinne als eine bürgernahe kommunale Verwaltung im Ortskern von Großmehring.
Und zweitens die Schaffung eines prägnanten Baukörpers mit einem der Öffentlichkeit zugänglichen Umfeld mit unterschiedlichen dem Rathaus als Service- und Bürgerzentrum zugeordneten Nutzungen.

Städtebau
Der Baukörper des neuen Rathauses prägt als zwei- und in Teilen dreigeschossiger Solitär den westlichen Teil des Marienplatzes und fügt sich maßstäblich in den Kontext der Bebauung ein. Dabei bildet der Neubau mit seiner reduzierten kubischen Form und dem klaren, funktional geprägten Erscheinungsbild einen Ruhepol in der baulich und gestalterisch sehr heterogenen Umgebung. Die Raumkanten der umgebenden Gebäude werden aufgenommen und zu einer in Grund- und Aufriss dynamischen, der Funktion gemäßen baulich prägnanten Figur gefügt.
Bauliche Präsenz, Dynamik und Transparenz prägen auch das Erscheinungsbild des Rathauses und unterstreichen dessen Funktion als Verwaltung der Gemeinde. Dabei öffnet sich der Ratssaal - im dreigeschossigen Gebäudeteil situiert - nach Norden zum Marienplatz und repräsentiert den Gemeinderat als demokratisches offenes Gremium. Der zweigeschossige Gebäudeteil mit Verwaltungsräumen und Bibliothek schafft einen moderaten Übergang zu der hier anschließenden kleinteiligen und niedrigeren benachbarten Bebauung im südlichen teil des Grundstückes.

Gebäudeorganisation
Im Erdgeschoss wird der öffentliche Raum in Form eines großzügig dimensionierten Atriums in die Gebäudemitte hinein verlängert. Der Zugang zum Atrium erfolgt sowohl vom Marienplatz im Norden als auch von dem öffentlichen Parkplatz im Süden. Im Erdgeschoss befinden sich die Wartebereiche und besonders frequentierten Einrichtungen der Verwaltung. Im Erdgeschoss befindet sich auch die Bibliothek die mit eigenem Eingang vom Marienplatz funktional unabhängig betrieben werden kann. Über einen großzügigen inneren Zugang ist die Bibliothek darüber hinaus dem Atrium des Rathauses verbunden.
Über eine mittig angeordnete Erschließungszone mit Oberlicht und umlaufenden Galerien werden die Einrichtungen mit nach oben hin zunehmend geringerem Besucherverkehr angeordnet. Das Atrium ermöglicht dabei Blickbezüge und die einfache Orientierung im Gebäude. Galerien und Stege mit Sitzgelegenheiten im Obergeschoss bieten ein räumlich anregendes differenziertes Umfeld.
Der Ratssaal und das Trauzimmer befinden sich im zweiten Obergeschoss und sind durch eine differenzierte Gestaltung hervorgehoben. Dieser Bereich ist über ein Treppenhaus mit Aufzug unabhängig vom sonstigen Rathaus erschlossen. Beide Räume, Ratssaal und Trauzimmer, können durch eine mobile Trennwand zusammengefasst werden. Ein gemeinsames Foyer ist den beiden Räumen vorgelagert. Für besondere Anlässe und Festivitäten ergänzen eine Dachterrasse im Süden und ein Hochzeitsbalkon im Norden das räumliche Angebot.
Die Büro- und Verwaltungsräume mit Ihren Nebenräumen sind in einer funktionalen, klar gestalteten Ordnung organisiert, mit einem Raster, das nachträgliches Verändern von Nutzungen und Raumzuschnitten ermöglicht, als sachlich gehaltener, zweckmäßiger, wirtschaftlicher und robuster Verwaltungsbau. 

Fassade und Konstruktion
Die Fassadengestaltung vermittelt die Geschossigkeit und Organisation des Gebäudes mit ablesbaren Geschossebenen. Der Wechsel aus geschosshohen Fensterflächen und Wandflächen, die mit einer vorgehängten hellen in ihrer Erscheinung zurückhaltenden Keramikkleidung versehen sind gliedert das Gebäudevolumen.
Die geschosshohen Fenster sind ohne Absturzsicherung mit Öffnungsbegrenzer vorgesehen und können über Jalousien mit Lichtlenkung jahreszeitlich als Wärme-, Sonnen- und Blendschutz, individuell gesteuert, positiv zur Energiebilanz und Arbeitsplatzkomfort beitragen. Der Ratsaal und das Trauzimmer sind ebenso wie das vorgelagerte Foyer geschosshoch verglast. Im Süden verhindert ein außenliegender mit horizontalen Glaslamellen bestückter Sonnenschutz die Überhitzung des zweiten Obergeschosses.
Innenseitig übernimmt die hölzerne Wandvertäfelung das gestalterische Thema der Holzwandflächen, und dient der Verbesserung der Raumakustik.

Energie, Ökologie und Nachhaltigkeit
Der kompakte Baukörper mit guten Dämmwerten und geringen sommerlichen Wärmeeinträgen lässt per se eine positive Energiebilanz erwarten, die mit in die Dachfläche integrierter PV-Anlage, Grundwasserwärmepumpe, Fußbodenheizung bzw. Bauteilaktivierung zusätzlich positiv gestützt wird, bei gutem Raumkomfort und hoher Aufenthaltsqualität. Verglaste Flächen über den Lufträumen und raumhohe Fensterflächen mit Lichtlenkungsjalousien ermöglichen eine hohe Tageslichtausbeute bei Einhaltung der Arbeitsplatzanforderungen.

Die Fenster erhalten Dreifachverglasung und ermöglichen eine gute Tagesbelichtung.
Der sommerliche Hitzeschutz wird durch außenliegenden Sonnenschutz mit
Raffstores, gute Speichermasse der Betondecken und sommerliche Nachtauskühlung durch freie Lüftung gewährleistet.

Eine Photovoltaik - Anlage auf dem begrünten Flachdach ist möglich und sinnvoll.
Eine Dünnschicht – Photovoltaik ist im Atrium-Glasdach integriert und bietet gleichzeitig Sonnenschutz.

Eine Kühlung durch Wärmepumpe ist möglich, aber nur
An wenigen Sommertagen erforderlich. Der Sitzungssaal erhält eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen 2-geschossigen Flachdachbau als Solitär mit einem 3-geschossigen Hochpunkt zum Marienplatz vor. Der polygonale Baukörper nimmt städtebaulich die Flucht der Volksbank und der Raiffeisenstraße auf und fügt sich somit sensibel in die Umgebung ein. Durch das Überschieben des 2.Obergeschosses entsteht eine markante Geste zum Platz, die dem Haus eine repräsentative Anmutung gibt und zugleich einen überdeckten Eingangsbereich schafft. Das Flachdach fügt sich nicht in die umgebende Satteldachbebauung ein. Es entsteht dadurch ein eigenständiger Solitär, der zwar eine repräsentative öffentliche Nutzung widerspiegelt, jedoch im Preisgericht kontroverts diskutiert wird.

Eine Erschließung im Inneren erfolgt über eine Magistrale und verbindet die beiden Eingänge am Marienplatz und im Süden. Am Haupteingang im Norden entsteht ein großzügiges, gut belichtetes Foyer mit einer repräsentativen, skulpturalen Treppe, die in das 1.Obergeschoss führt. Es entsteht eine großzügige räumliche Qualität im Inneren. Leider führt die gewendelte Treppe nicht bis ins 2.Obergeschoss. Die Anforderungen an eine barrierefreie Erschließung sind erfüllt. Der Sitzungssaal und das Trauungszimmer im 2.Obergeschoss und die Bücherei im Erdgeschoss können auch außerhalb der Öffnungszeiten erschlossen werden. Ein 2.Rettungsweg für das 2.Obergeschoss fehlt. Ebenfalls wird in den Außenanlagen keine Aussage zum Umgang mit dem abfallenden Gelände nach Süden und der Erschließung gemacht.

Die strukturelle Organisation im Inneren und die Aufteilung der Funktionen sind sehr gut ausgeführt. Vor allem das 1.Obergeschoss mit den Verwaltungsräumen lässt einen guten Austausch und informelle Gespräche zwischen den Mitarbeitern und auch den Besuchern in den Flurzonen erwarten. Ebenfalls lobenswert zu erwähnen ist die Anordnung des Sitzungssaals im Zusammenhang mit dem Trauungszimmer im 2.Obergeschoss und somit einer möglichen Erweiterung zu einem großen Saal. Die Orientierung der Säle zum Marienplatz und die Möglichkeit der Öffnung der Fassade ist richtig. Die Dachterrasse Richtung Süden, die dem Foyer zugeordnet ist, kann für Sektempfänge etc. genutzt werden und gibt dem Gebäude einen zusätzlichen Mehrwert.

Lediglich die Anordnung der Bücherei an der östlichen Fassade im Erdgeschoss ist versteckt und nicht repräsentativ. Hier wäre eine Positionierung der Bücherei an der westlichen Fassade zum öffentlichen Raum wünschenswert. Ebenfalls schwächt der gläserne Anbau in der Bücherei die Klarheit des Baukörpers. Folgerichtig ist jedoch der Lesegarten im Süden positioniert. Das öffentliche WC ist wie gewünscht auch außerhalb der Öffnungszeiten des Rathauses oder der Bücherei zugänglich.

Die Fassaden im Erdgeschoss und 1.Obergeschoss erscheinen für das dörfl iche Umfeld als zu streng ausformuliert. Hier hätte man sich eine spielerischere und lebendigere Fassadengestaltung gewünscht. Ebenfalls wird das Fassadenmaterial mit einer vorgehängten Keramikfassade, die eine sterile Erscheinung zu erwarten lässt, kritisch betrachtet. Hier ist in der Ausführung ein sensiblerer Umgang mit dem Kontext erwünscht.

Die Freianlagen sind klar gegliedert. Durch die Aufnahme des bestehenden Belagsmaterials vom Marienplatz entsteht eine einheitliche Gestaltung die positiv bewertet wird. Jedoch beinhaltet die Darstellung des Vorplatzes keine Gestaltungsaussagen. Der Lesegarten als grüne Insel im Süden wird als Kontrast zum städtischen Platz begrüßt. Der Parkplatz ist klar gegliedert und ausreichend begrünt. Der Zugangsweg vom Parkplatz zum Eingang im Süden erhält durch die wegebegleitende Baumreihe eine positive Gestaltung. An den Weg ist eine zweite Grünfläche als Spielinsel angedockt.

Das Raumprogramm wurde im Wesentlichen gut umgesetzt. Ebenfalls ist eine wirtschaftliche Ausführung und Bauunterhalt zu erwarten. Die aufgeständerte PV-Anlage auf dem Flachdach muss hinter der Attika verschwinden und darf nicht im städtebaulichen Raum sichtbar sein. Die Ausführung ist hier zu prüfen.

Der Beitrag ist im Wesentlichen sehr gut gelungen. Eine repräsentative Adresse für das Rathaus im städtischen Kontext sowie attraktive innenräumliche und funktionale Qualitäten sind zu erwarten.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Grundrisse, Schnitte

Grundrisse, Schnitte

Saal, Fassadendetail, Ansichten

Saal, Fassadendetail, Ansichten