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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2017

Sanierung Rathaus

© Henchion Reuter Architekten

© Henchion Reuter Architekten

1. Preis

Preisgeld: 10.000 EUR

HENCHION REUTER ARCHITEKTEN

Architektur

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Erläuterungstext

Unser Ziel für die Sanierung und Erweiterung des Rathauses in Schöppingen ist ein nachhaltiger und behutsamer, den Bestand aufwertender Ansatz, ohne auf eine frische, zeitgenössische und selbstbewusste Erscheinung zu verzichten. Gleichzeitig wollen wir zahlreiche Bezüge zu der Umgebung, vorhandenen Traditionen sowie der bestehenden Struktur und Materialität herstellen und ein elegantes und freundliches Haus mit hellen und natürlichen Oberflächen schaffen. Dies wird erreicht, indem zum einen die klare und funktional sinnvolle Struktur des Hauses in Grundrissen sowie der Fassadenaufteilung weitgehend beibehalten bzw. weiterentwickelt wird. Zum zweiten erfolgt eine formale bzw. gestalterische Reduzierung des Farb- und Materialkonzeptes auf überwiegend helle Naturtöne sowie geschlemmtes Verblendmauerwerk außen und Holzoberflächen an ausgewählten Stellen im Innenausbau bei einer insgesamt präzisen Detaillierung. Dies alles erfolgt unter einer sinnvollen und abgewogenen Beachtung von Materialeinsatz und -auswahl bezogen auf Investitions- und Unterhaltskosten.

Bezüglich der äußeren Erscheinung haben wir uns mit Farbigkeit und Materialität an dem alten Rathauses sowie der Pfarrkirche St. Brictius oder auch den Häusern des Künstlerdorfes orientiert und so bewusst von den überwiegend rötlichen Ziegelsteinfassaden in Schöppingen abgesetzt. Die neue Fassade, bestehend aus Brüstungsbändern in hellem, geschlemmten Ziegelmauerwerk mit Fensterbändern und Rahmungen in farblich abgestimmten Betonfertigteilelementen sowie Holz-/Aluminium Fensterelementen, welche differenziert, ihrer Nutzung und Funktion entsprechend in der Fassade angeordnet liegen, nimmt klare Bezüge zu Ort, Umgebung und Tradition sowie dem Bestandsgebäude bei einer gleichzeitig aktuellen und nachhaltigen Erscheinung. Ein präzise detailierter und außenliegender Sonnenschutz in beige unterstütze das Konzept.

Ähnlich schlagen wir für die innere Erscheinung eine Mischung aus Bestandserhalt und auf den auf den Bestand bezogene Erneuerung vor. Gerne würden wir den sehr speziellen Wandputz mit Natursteinkörnung in Fluren und dem Treppenhaus erhalten. An Bruch- bzw. Anschlussstellen schlagen wir eine Ergänzung durch farblich uni angepasste Oberflächen vor. Decken, Böden und Türen werden erneuert, wobei die raumhohen Türzargen beibehalten, neu lackiert und mit neuen Türblättern und Sturzblenden mit Holzoberflächen und ggf. Oberlichtern versehen werden. Die neuen Fenster als Holz/Aluminiumkonstruktion zeigen sich innen ebenfalls mit Holzoberflächen. Diese liegen je nach Fensterart als Festverglasung mit tiefer Leibung an der Fassadenaußenkante, als Lüftungsflügel zurückgesetzt an der Fassadeninnenseite oder mit Lüftungselementen für eine mechanische, dezentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung sowie mit Lüftungsklappen für die Nachtauskühlung. Die Deckenholzvertäfelung sowie die Tische des Ratssaals werden in das neue Materialkonzept eingebunden, wobei hier eine fein detailierte Art der Beleuchtung zu integrieren ist und den Bestand ersetzt. Als Bodenmaterial für Foyer, Flure und Treppenhaus schlagen wir einen gegossenen, fugenlosen Terrazzoboden mit einer feinen Einstreuung vor, welcher hell und freundlich sowie pflegeleicht ist und wiederum einen starken Bezug zu dem Bestandsgebäude besitzt und gleichzeitig absolut zeitlos bzw. aktuell ist. Für die Büroräume schlagen wir eine hochwertige und strapazierfähige gewebte Auslegware mit feiner Struktur vor, was der Akustik und der Behaglichkeit der Räumer zugute kommt. Decken in den Bürobereichen werden als offene Speichermasse im Zusammenhang mit der sommerlichen Nachabkühlung vorgesehen. Flure, die Treppenhäuser sowie das Foyer werden mit einer angenehmen, ruhigen Grundbeleuchtung sowie in Bereichen mit einem Schienensystem für eine flexible Ausstellungsbeleuchtung ausgestattet. Ebenfalls ist für diese Bereiche ein Hängeschienensystem für Ausstellungen vorgesehen.

Erweiterungsneubau

Der Erweiterungsneubau wird als differenziert gestaffelter, dem Straßenverlauf folgender Baukörper zur Mühlenstiege an der nordöstlichen Gebäudeecke vorgeschlagen. Im Inneren liegt der Aufzug an zentraler Stelle dem Foyer und Treppenhaus zugeordnet. Gleiches gilt für die neue WC-Anlage sowie die Teeküche. Das öffentliche, aus dem Außenraum zugängliche WC liegt auf Geländeniveau mit direktem Zugang von der Mühlenstiege aus.

Bestandsgebäude

Die größten Eingriffe in die Gebäudestruktur erfolgen im Erdgeschoss. Hier werden zu Gunsten eines großzügigen Eingangsfoyers sowie zur Schaffung des neuen Bürgerbüros verschiedene Bestandswände zurückgebaut. Das neue Bürgerbüro als offene Bürostruktur ist über einen Empfangstresen direkt mit dem großzügigen Foyer verbunden und kann ggf. durch eine Glasfaltwand abgetrennt werden. Die Aufteilung der südlichen Räume wird für die Nutzung der Einzelbüros des Sozialamts angepasst. Sonst bleibt die Bestandstruktur unberührt und es erfolgt eine behutsame, sinnvolle Sanierung. Im Untergeschoss wird dem Sozialraum ein kleiner Tiefhof als Freisitz mit raumhoher Verglasung vorgelagert. Die dem Obergeschoss vorgelagerten Flachdachbereiche werden als Terrassen für Pausen (Raucher) zugänglich gemacht.

Rathaus/Künstlerdorf

Das Gebäude des neuen Rathauses bietet verschiedene Möglichkeiten in Verbindung zu den für Schöppingen wichtigen Aktivitäten des Künstlerdorfes. Wir schlagen vor, das große „Schaufenster“ des Ratssaals zur Amtsstraße für künstlerische Installationen zur Verfügung zustellen bzw. zu nutzen. Weiter bieten das Foyer im EG, die Flure in EG und OG sowie der Bereich des Reservebüros im OG gegenüber dem Ratssaal, welcher auch als oberes Foyer zu Veranstaltungen im Ratssaal genutzt werden kann, Ausstellungs- und Installationsfläche. Auf dem Vorplatz zur Amtsstraße kann anstelle der dargestellten Fahnenmasten eine Struktur bzw. eine Fläche für Installationen etc. geschaffen werden.

Außenraumgestaltung

Bezüglich der Außenraumgestaltung empfehlen wir, den nördlichen Vorbereich radikal von den bestehenden Zubauten zu befreien und den Blick von der Amtsstraße auf das Rathaus ungehindert freizustellen. Eine großzügige Freitreppe sowie eine klare Rampe führen die Besucher ins Haus. Auf dem südlichen und westlichen Grundstück werden die 33 Stück Stellplätze gefasst unter Bäumen und zwischen Hecken nachgewiesen. Die derzeit vorhandene Gebäudeumfahrt bleibt erhalten.

Klima- und Energiekonzept

Ziel des Klima- und Energiekonzeptes ist es durch eine Kombination von passiven und aktiven Maßnahmen den Aufwand für die Sanierung und den Betrieb des Gebäudes zu minimieren und gleichzeitig den Komfort und die Nutzungsqualität zu optimieren, so dass ein hohes Maß an Energieeinsparung, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit erreicht wird.
Die Gebäudehülle wird mit einer leistungsfähigen und wärmebrückenoptimierten Dämmebene ausgestattet. Fensterbereiche erhalten hochwertige 3-fach Isoliergläser mit einem u-Wert der Verglasung < 0,6 W/m²K. Für alle Bürobereiche in Ost-, Süd- und Westorientierung sind außenliegende bewegliche Sonnenschutzsysteme vorgesehen. In den nordorientierten Bürobereichen sowie insbesondere im großen Sitzungssaal wird ein wirksamer sommerlicher Wärmeschutz durch neutrale Sonnenschutzverglasungen und einem Gesamtenergiedurchlassgrad von < 35% erreicht.
Massive Gebäudeteile (Decken, Böden, Wände) werden freigelegt und als thermische Masse zugänglich gemacht. Deren Aktivierung erfolgt durch passive Nachtluftspülung über witterungs- und einbruchgeschützte Öffnungsflügel, integriert in die geschlossenen Paneele zwischen den Fensterbereichen. Die sommerliche Behaglichkeit wird dadurch merklich verbessert. Im Deckenbereich können bedarfsweise zusätzliche Akustikmaßnahmen integriert werden.
In allen Bürobereichen ist grundsätzlich eine natürliche Lüftung über offenbare Fenster möglich. Zur Optimierung der Energieeffizienz und thermischen Behaglichkeit im Winter werden zusätzlich einfache dezentrale Fassadenlüfter mit Wärmerückgewinnung vorgeschlagen, die in die Fensterlaibung integriert sind und fensterunabhängig und energiesparend den hygienisch erforderlichen Mindestluftwechsel gewährleisten.
Der Sitzungssaal wird mit einer dezentralen Lüftungsanlage ausgestattet, die im Deckenbereich des angrenzenden Flurs untergebracht wird und über kurze Wege die nötigen Kanalwege und die Außenluftfassung erschließt. Die Anlage ist neben Wärmerückgewinnung mit einer Taupunktkühlung ausgestattet, die eine hocheffiziente natürliche Kühlung der Zuluft und damit Konditionierung des Raumes ohne den Einsatz einer mechanischen Kälteerzeugung erlaubt. Die Zuluft wird bodennah impulsarm und zugluftfrei als Quellluft eingebracht, wodurch ein hohes Maß an Behaglichkeit und Lüftungseffektivität erreicht wird.
Alle Räume werden über schlanke Plattenheizkörper (ggf. aus dem bestand) beheizt, die eine einfache und bedarfsgerechte Temperierung mit unmittelbarem Nutzereingriff ermöglichen.
Für die Dachgestaltung wird ein Gründach in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage vorgeschlagen. Bei einer Belegung der Dachfläche von ca. 50% kann der Jahres-Strombedarf des Gebäudes vollständig mit Sonnenenergie gedeckt werden.
© Henchion Reuter Architekten

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