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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2017

Schulcampus mit Sportpark Messestadt Riem

Modell

Modell

2. Preis

Auer Weber

Architektur

ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Ziel des Entwurfes ist eine Gliederung des umfangreichen Raumprogramms in nachvollziehbare, ablesbare räumliche Einheiten, die den Begriff „Schul-Campus“ bildlich und organisatorisch umsetzen: Lernhäuser gruppieren sich um landschaftlich gestaltete Höfe, welche gegenüber den umgebenden Straßenräumen nicht nur lärmgeschützte Freiräume anbieten, sondern zugleich durch deren Transparenz nach außen und die Ablesebarkeit der Häuser jeglichen abschottenden Charakter vermeiden; der neue Campus präsentiert sich offen, einladend und integrativ. Noch Norden besetzt das Gebäude die festgesetzte Baulinie und bildet entlang der Straße Am Hüllgraben die dort gewünschte durchgehende Stadtkante. Der Eingang zum Schulcampus befindet sich im Süden an der Joseph-Wild-Straße. Auch hier wird eine durchgehende Gebäudeflucht ausgebildet, die jedoch zugunsten eines großzügigen Vorplatzes vom Straßenraum abrückt und sowohl durch Höhenstaffelungen als auch durch eine eingezogene, verglaste Erdgeschosszone den angemessenen Auftakt und die Adressbildung der Anlage in Richtung der südöstlich angrenzenden Wohngebieten darstellt. Im Gegensatz zu den Nord- und Südfassaden erscheint das Gebäude an den nach Osten und Westen ausgerichteten Fassaden durch die Freistellung der Lernhauscluster und die Einblicke in die Höfe durchlässig und gegliedert und vernetzt sich dadurch selbstverständlich mit dem Landschaftsraum des Friedhofes im Westen und den ebenfalls in Einzelbaukörper aufgegliederten Volumen des Ideenteils (Polizeiwache) im Osten.

Innere Organisation / Erschließung
Das Leitbild des „Schul-Campus“ findet in der Organisation des Gebäudes und der Anordnung der einzelnen Nutzungseinheiten seine Fortsetzung: Die Lernhauscluster der Realschule und des Gymnasiums lagern sich zu beiden Seiten eines inneren Forums an, welches künftig das Herz des schulischen Alltags darstellt: ein im ersten Obergeschoss gelegener großzügiger Schulhof, der auf zwei Niveaus zugleich Treffpunkt, Bühne und geschützter Freiraum ist. Der darunter und somit ebenfalls für beide Schulen gleichwertig erreichbarer und gemeinschaftlich nutzbarer Zentralbereich mit den zusammenschaltbaren Pausenhallen, der Mensa sowie den abgesenkten, transparenten Sporthallen stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schülerinnen und Schüler und bringt bei Veranstaltungen die Öffentlichkeit ins Zentrum der Anlage. Der Schulcampus wird dadurch im städtischen und sozialen Gefüge des Stadtteils selbstverständlich verankert. Das Absperren der seitlich angelagerten Schulhäuser ermöglicht eine außerschulische Nutzung dieses Zentrums. Die einzelnen Lernhauscluster können in allen Geschossen durch die das Forum beidseits flankierenden „Schul-Wege“ kreuzungsfrei erschlossen werden, so dass die Schülerinnen und Schüler zu ihren Klassenräumen gelangen, ohne dabei die „Territorien“ anderer queren zu müssen. Innerhalb der Lernhäuser sorgen Atrien in Form wettergeschützter Wintergärten für die notwendige Belichtung der inneren „Marktplätze“, auf die sich die Klassen- und Mehrzweckräume ausrichten. Sie können je Lernhauscluster hinsichtlich Materialität, Farbgebung und Bepflanzung variieren und stellen ein wichtiges Identifikationsmerkmal für die Häuser dar. In den geschützten Höfen zwischen den Lernhäusern entstehen unter dem straßenseitigen Dachschirm wettergeschützte Bereiche für besondere Aktivitäten wie z.B. Handwerk im Freien oder Tischtennis.

Materialität / Erscheinungsbild
Die geschlossenen Oberflächen der Gebäudehülle werden bekleidet mit einem kleinmaßstäblichen Mosaik aus quadratischen Keramikfliesen. Durch die in changierenden Grüntönen gehaltenen Fliesen und deren Anordnung in zwei Ebenen der Fassade entsteht eine amorphe, „vibrierende Haut“ aus unterschiedlichen Schattierungen. Darin integrierte intarsienartige „Signaturen“ aus glänzenden Fliesen überspielen die homogenen Wandflächen. In der Erdgeschosszone werden die Fliesen in einer Ebene angeordnet, wohingegen in den darüber liegenden Geschossen die Brüstungsbänder durch ein leichtes Zurücksetzen der opaken Wandflächen bandartig herausgearbeitet werden. Zusätzlich werden die Wandflächen in der hinteren Ebene etwas dunkler von den Brüstungsbändern abgesetzt. Die transparenten Fassadenelemente wechseln sich ab mit regelmäßig angeordneten opaken Lüftungsflügeln, die auch zur Nachtluftauskühlung herangezogen werden können. Die Außenstege, welche die Lernhauscluster in den Obergeschossen verbinden, dienen einerseits als zweiter baulicher Rettungsweg, andererseits stellen sie durch hofseitig eingehängte Profilglaspaneele im Bereich lärmexponierter Fassaden den erforderlichen Schallschutz für die Innenhöfe sicher. Im Inneren bestimmen natürliche und robuste Materialien wie z.B. helles Holz, Linoleum und warmtonige Textilien das Erscheinungsbild.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem konsequent entwickelten, umgesetzten Entwurfsansatz wird die Stadteinfahrt mit offenen, großzügigen Freiflächen beiderseits der Joseph-Wild-Str. bis hin zum Grünoval (Verlängerung Tribüne) definiert. Die Schulbebauung selbst ist als kompakter introvertierter geschlossener Cluster mit differenzierten innenliegenden Freiflächen / Pausenflächen konzipiert. Die Grundhaltung ist von diesen sich von Westen in die Messestadt hinein erstreckenden Freiflächen getragen. Die Gewerbeflächen reihen sich entlang der Paul-Wassermann-Str. von Nord nach Süd. Die Bildung von zwei Gebäudekomplexen mit einer gliedernden Nord-Süd Grünachse überzeugt und ist funktional stimmig. Der räumliche Versatz zwischen dem Schulkomplex- und der Gewerbebebauung im Süden stellt keine Bezüge her und kann im Kontext nicht überzeugen. Der langgestreckte Vorplatz entlang der Joseph-Wild-Str. auf gesamter Länge des Schul-und Gewerbekomplexes wird in drei Felder unterteilt, als Fahrradabstellflächen offen/unter Baumdach, als freie Platzfläche mit Übergang zum Sportcampus, als neue Platzfläche im Übergang zum Grünoval. Die Aufenthaltsqualität hier im Süden, mit Ausrichtung ausschließlich auf eine Straße (Joseph-Wild-Str., z. T. hohes Verkehrsaufkommen) ist eingeschränkt. Die offene Weite des Vorfeldes der Schule wird sehr kontrovers diskutiert: aus landschaftsplanerischer Sicht ist die vernetzte „grüne Achse“ Ergänzung, aus städtebaulicher Sicht und planerisch qualitativ eine nicht tragfähige, fragwürdige Geste.
Die vorhandene Verkehrsbelastung und Funktion der Straße entzieht dem Entwurfsansatz Grundlage und Qualität. Die Höhenentwicklung des Komplexes mit 3 bis 4 Geschossen folgt den und erfüllt die Anforderungen der städtebaulichen Vorgaben.

Der Gebäudekomplex stellt sich mit gegliederten Fassadenoberflächen, in den Obergeschossen gebändert, im Erdgeschoss mit einem durchlaufend gestalteten Sockel dar. Die Fassadengestaltung mit Mosaiken und Keramik-Fliesen lässt eine anspruchsvolle und adäquate Gestaltung für die Schulbebauung erwarten, die Adressbildung im Erdgeschoss für Schule, MVHS überzeugt mit der Fassadengestaltung. Die Innenhoffassaden sollen nach Themen differenziert gestaltet werden und lassen Variationen ohne Störung des kompakten Gesamtkonzepts erwarten. Die städtebauliche Figuration und die Organisation ist optimiert: von der Joseph-Wild-Str. von Süden aus wird eine sehr gute Adressbildung, Orientierung aus den maßgeblichen Richtungen erzielt.

Die Zugangshalle der Schulen entwickelt sich von der Joseph-Wild-Str. aus um die zentrale Mitte des Komplexes, den abgesenkten Sporthallen, die gleichzeitig mit dem großen Pausenhof überbaut werden. Die Realschule und Gymnasium werden seitlich nach Westen und Osten kammartig entwickelt und im Norden mit Gemeinschaftseinrichtungen, Pausenhallen, Mensa, MINT, Bibliothek… funktional und baulich zusammengefasst. Von der Zugangshalle wird man über „Magistralen“ (Flure mit Nutzungs- und Aufenthaltsflächen, die seitlich um um die Sporthallen führen) zu dem Gemeinschaftsbereich geführt. Diese Flure können die große Geste der zentralen symmetrische entwickelten Erschließung nicht angemessen fortsetzen. Die Flurflächen sind Engstellen im Umlaufen der Sporthallen, lassen Sichtbeziehungen und leichte Orientierung im Inneren des Gebäudes vermissen. Die großen Pausenflächen werden auf den zentralen Sporthallen angeordnet und differenziert gestaltet, die „Urbanität“ entspricht dem Schultyp. Zwischen den Lernhäusern werden zusätzlich kleiner Pausenhöfe mit eigenen Themenfeldern entwickelt und bieten ein zusätzliches, vielfältiges Freiflächenangebot, das der Anzahl der Schülerinnen und Schüler angemessen erscheint.

Das Lernhauskonzept selbst wird nicht komplett umgesetzt, aber im angebotenen Lernhaus wären die Räume anders zuzuordnen und korrigierbar. Die offene Nutzung im EG und der die Sporthallen umschließenden „Magistralen“ ist durch die Lage der geplanten, anliegenden Treppenhäuser ohne Zugang nach außen nach den technischen Anforderungen nicht umsetzbar. Alle Treppenhäuser brauchen hier einen Außenzugang. Auch in den seitlich kammartig angeordneten Gebäuden / Lernhäusern fehlen ausreichende horizontale Rettungswege zu den Treppen.

Der Fachlehrsaaltrakt ist über mehrere Bereiche aufgeteilt und z.T. abseits gelegen. Die einzelnen Fachbereiche sind nicht klar zugeordnet, die angebotenen „Experimentierflächen“ werden positiv beurteilt. Die Schullehrküche entspricht nicht der geforderten Zuordnung (nicht nahe der Pausenhallen). Die Mensa ist Versammlungsstätte, aber durch die nördliche Situierung vom Eingang weit entfernt und auch für die außerschulische, externe Nutzung ungünstig situiert.
Die Arbeit erfüllt die Anforderung der guten Auffindbarkeit der MVHS und die Nähe zur U-Bahn. Die großzügige Eingangssituation auch der MVHS symbolisiert Offenheit und Transparenz. Die Anordnung der Räume wäre auf ihre Funktionalität hin zu überprüfen. Die MVHS funktioniert als autarke Einheit und lässt aufgrund der Nähe zum Musikgarten sowie zur Sportfläche unmittelbar räumlich-inhaltliche Kooperationen zu.

Die Anlage des Sportparks ist gut gelöst. Die Spielfelder sind funktional mit der gewünschten Ausrichtung angeordnet. Die Situierung der Umkleidebereiche im Sporthallentrakt ist schlüssig. Der Sportpark verfügt über eigene Betriebsräume unmittelbar am Zugang (Unterführung). Die Adressbildung des südlichen Sportparks ist durch den Zugang vom Vorplatz, Zuordnung und Lage der langestreckten Betriebsfläche im Nordwesten unmittelbar entlang der Straße überzeugend. Der Sporthallen- und Schwimmbadtrakt ist kompakt gelöst und bietet ausreichend Raum, um in den Sporthallen auch einen parallelen Wettkampfbetrieb mit Zuschauerbeteiligung sinnvoll abwickeln zu können. Die Anordnung der Betriebsräume der Sporthallen im UG ist teilweise nicht funktional, wie die z. B. die Splittung der Geräteräume, Modifikationen wären möglich.

Die Gebäudeerschließung mit Anlieferung und Tiefgarage ist den Anforderungen entsprechend gelöst. Die Anordnung von Stellplatzflächen für Fahrräder an den Zugangsbereichen zu Schulen, der MVHS und an verschiedenen Seiten des Sportparks berücksichtigt die unterschiedlichen Zufahrtsrichtungen und ist funktional und konzeptionell eingebunden gelöst. Der Verbindungstunnel zwischen Sportpark und Schulcampus liegt zentral, ist gut sichtbar und ausreichend breit und mit dem Anspruch für kurze Wege entwickelt. Das Wegenetz des Sportparks bildet und bietet die wesentlichen Wegeanknüpfungen in der Messestadt.

Gesamtkonzept der Freiräume
Der Entwurf schlägt vor, die Landschaft über die Joseph-Wild-Straße hinaus weiter nach Norden zu führen. Sowohl der Sportpark als auch das Vorfeld der Schule bilden ein gelungenes Kontinuum zum Riemer Park und nehmen thematisch die Baumpflanzungen des Parks auf.

Schulcampus
Grundsätzlich sind die Bäume im Süden des Schulgebäudes und im Hof stimmig. Der Kontrast zwischen dem offenen grüneren Vorplatz und dem geschlossenen mineralischen Schulhof auf dem Dach der Sporthallen ist sehr positiv. Die Gehölzpflanzung sollte zu Gruppen zusammengefasst werden, um auf der unterbauten Fläche bessere Pflanzstandorte zu erhalten und Schattenbereiche zu bilden. Die nach Süden orientierte Stufenanlage ist eine schöne Inszenierung. Die vier thematischen Innenhöfe sind gut proportioniert und gut nutzbar.

Sportpark
Die Unterführung zum Sportplatz erhält durch zwei Oberlichter Tageslicht, allerdings liegt der Rampenausgang mit angegliedertem Ankunftsplatz 1 m im Grundwasser.
Der Sportplatz ist landschaftsarchitektonisch sehr gut durchgearbeitet. Die Linienführung und die Ausarbeitung der Topographie sind besonders hervorzuheben. Die räumlichen Proportionen stimmen. Das Flutlicht in dem landschaftlichen Bereich wird als störend empfunden. Ansonsten sind die Übergänge zum Park und zum Tribünenbauwerk gelungen und bieten Raum für Landschaft und das bestehende Magerrasen-Thema. Beide aus dem Süden des Parks ankommenden Wegeachsen sind perfekt aufgenommen, die östliche führt entlang des Schulcampus bis zur Straße Am Hüllgraben. Der Zugang von der Joseph-Wild-Straße zum Sportpark ist über eine Rampenanlage gut gelöst.

Lärmschutz
Der Lärmschutz für den Schulcampus wurde im Wesentlichen erfüllt, jedoch wären einige Punkte überarbeitungsbedürftig.

Wirtschaftlichkeit
BGF (R) Schule 5 % unter Durchschnitt
Sportgebäude 28% über Durchschnitt
Flächen- /Kostenrisiko aus Brandschutzkonzept
Investitionskosten KGR 300+400 3% über Durchschnitt
- Erhöhte Aufwendungen Tragwerk (z. T. aufgeständerte Gebäudeteile, Sporthallen teilweise überbaut oder als Pausenhof genutzt)
- Erhöhter Fassadenstandard wegen Glasmosaik
- Wirtschaftliche Kennwerte Fassade FAS/BGF (R) = 0,4 (Durchschnitt = 0,5)
- Kosten für Fassade ca. 4 % unter Durchschnitt
- Keine Schutzbedürftigen Räume an Lärmbelasteten Fassaden, keine Erhöhen Schallschutzaufwendungen
Betriebskosten:
- Durchschnittlich bis unterdurchschnittlich

Energie und Behaglichkeit
Die Einhaltung behaglicher Verhältnisse im Sommer ist aufgrund des moderaten Fensterflächenanteils, der verfügbaren Speichermassen und der Nord-Süd Ausrichtung der Klassenzimmer plausibel. Die Nachtauskühlung kann witterungsgeschützt über Lüftungselemente mit vorgesetztem Lochblech gewährleistet werden. Behagliche Lufteinbringung im Winter ist aufgrund der Heizkörperposition und der Größe der Lüftungselemente (im opaken Teil der Fassade) möglich, jedoch ist der verfügbare Lüftungsquerschnitt etwas zu knapp.
Der Heizwärmebedarf ist durchschnittlich.
Die Belichtung der Klassenzimmer ist aufgrund der geringen Raumtiefe von 7,5 m auch bei Nord-Süd-Orientierung gut. Der multifunktionale zentrale Mehrzweckbereich wird auch bei Nutzung des multifunktionalen Klassenraumes über den Patio ausreichend belichtet und belüftet. Bei gleichzeitiger Nutzung des Patios im Erdgeschoss kann eine Schallübertragung in die Lerncluster der oberen Stockwerke stattfinden.

Tragwerk
Die Schwimmhalle wird überbaut. Hieraus resultiert eine deutlich größere Belastung des Deckentragwerkes der Hallen. Dies hat Auswirkungen auf die Kosten für das Deckentragwerk (Bauhöhe, Materialverbrauch).
Lageplan

Lageplan

Modell

Modell

Piktos Sportpark

Piktos Sportpark

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Piktogramme: Bausteine

Piktogramme: Bausteine

Obergeschoss

Obergeschoss

Piktogramme: Funktionen

Piktogramme: Funktionen