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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2017

Alters- und Familienwohnungen Kohlfirst

5. Rang

huggenbergerfries Architekten AG ETH SIA BSA

Architektur

Synaxis AG

Bauingenieurwesen

HRS Real Estate AG

Projektsteuerung

Helvetia Schweizerische Versicherungsgesellschaft AG

Investor*in

Beurteilung durch das Preisgericht

Beschrieb und Beurteilung des Richtprojektes
42 Mietwohnungen werden auf zwei Punktbauten sowie einen rund 65 m langen Zeilenbau verteilt. Alle drei Gebäude weisen abgewickelte Fassaden auf. Dieses gestalterische Element löst die Gebäudefronten auf und bewirkt eine gute Einordnung der Bauten in die Quartierstruktur. Die kontinuierliche Reduktion der Gebäudehöhe des Zeilenbaus unterstützt diese Zielsetzung. Die Siedlung erhält dadurch eine gewisse Individualität im Ausdruck und damit eine klare Adressbildung.

Durch die Setzung der Gebäude zueinander wird auf der Ostseite ein attraktiver kleiner Platz geschaffen, welcher für Spiel und Aufenthalt sowie für die Veloparkierung zur Verfügung steht. An dessen Rand sind die Besucherparkplätze konzentriert aufgereiht. Von diesem Platz aus führt ein Weg zu den drei Hauseingängen des Zeilenbaus. Die Eingänge der Punktgebäude sind seitlich angeordnet, was den gemeinschaftlichen Charakter des Wegsystems schwächt und zu einer allseitigen Umwegung der Punktbauten führt. Die Privatsphäre der dortigen Erdgeschosswohnungen wird dadurch beeinträchtigt. Mit der Setzung von Heckenelementen kann dieser Nachteil nicht befriedigend gelöst werden.

Die Freiraumgestaltung ist noch weitgehend schematisch. Die Setzung gewisser Bäume ist fraglich, befinden sich unterirdisch doch die Tiefgarage und vor allem die Sanitätshilfestelle. Die räumliche Verteilung der Kinderspielgeräte verhindert eine Benachteiligung einzelner Wohnungen durch Lärmimmissionen.

Die Punktbauten beinhalten alle Wohnungsgrössen, von der 1.5-Zimmer-Wohnung bis zur 4.5-Zimmer-Wohnung, was eine gute soziale Durchmischung verspricht. Die Eingangssituation der Punktbauten ist grosszügig, aufgrund der versteckten Anordnung der Lifte und der abgewandten Antritte der Treppen jedoch unübersichtlich. Die Abstellräume für Kinderwagen, Velos und dergleichen liegen günstig, sind geräumig und mit Tageslicht belichtet. Die Wohnungen weisen die gewünschten Nutzflächen auf, sind insgesamt gut geschnitten und weisen grosszügige Aussenräume in Form von Loggien auf.

Auch der Zeilenbau bietet alle Wohnungsgrössen an. Die Eingangssituation ist auch hier grosszügig und mit gut positionierten und proportionierten Abstellräumen deutlich übersichtlicher als in den Punktbauten. Die Wohnungen sind grösstenteils gut geschnitten und entsprechen in ihrem Nutzflächenangebot der Wettbewerbsaufgabe. Die Grundrisslösungen der 1.5-Zimmer-Wohnungen sind unbefriedigend: Die eingeschobenen Loggien unterteilen das Raumangebot in schlecht nutzbare Einheiten und generieren sehr viel Erschliessungsflächen. Bei den 4.5-Zimmer-Wohnungen wird die Front der vier Schlaf- und Badezimmertüren gegenüber dem Wohn- und Essraum als wenig attraktiv empfunden. Ein kleiner Vorraum zur Erschliessung der Schlafzimmer und/oder Bäder würde mehr Privatsphäre schaffen. Die Setzung des Küchenblocks lässt den Bewohnern keinen Spielraum hinsichtlich Anordnung des Wohn- und Essbereiches. Eine etwas mittigere Setzung des Küchenblockes würde den Spielraum für die Bewohner erhöhen.

Die gestalterische Geste der abgewickelten Fassaden wirkt sich positiv auf die Ausblickssituation der Wohn- und Schlafräume aus, welche gegen den innenliegenden Freiraum ausgerichtet sind; der Blick fällt nicht frontal auf das Nachbargebäude und in die dortigen Wohn- und Schlafräume.

Die Tiefgarage ist übersichtlich gestaltet, ebenso die Kellerräume und die weiteren Nebenräume. Die Zugänge von der Tiefgarage zu den einzelnen Gebäuden führt über Parkplätze, was in der Praxis nicht funktioniert und bei einer weiteren Bearbeitung geändert werden müsste. Nicht den Programmvorgaben entsprechend ist die Besetzung der Sanitätshilfestelle mit einem Kellergeschoss. Dies wäre ebenfalls Bestandteil einer
Weiterbearbeitung.

Die Fassadengestaltung und –materialisierung ist eigenständig und fügt sich dennoch in die gebaute Umgebung ein. Die farbliche Absetzung des Sockels schwächt die volumetrische Wahrnehmung insbesondere der zwei- und dreigeschossigen Gebäudeteile.
Die Strukturierung der Fassade durch den im Erläuterungstext beschriebenen Glimmerputz mit Oberflächenrelief ist zusammen mit den Holzelementen sowie den Materialien von Tür- und Fensterrahmen als Gestaltungsmittel nachvollziehbar. Bei einer Weiterbearbeitung würden beim Zeilenbau vor allem die Übergänge zwischen den Dachabschlüssen der beiden niedrigeren Gebäudeteile zu den Wandelementen der beiden höheren Gebäudeteile interessieren.

Das Richtprojekt punktet mit einer interessanten ortsbaulichen Lösung. Aufgrund der abgewickelten Fassaden und der abgestuften Dachsilhouette des Zeilenbaus, aber auch durch den Verzicht auf rund 400 m3 Baumasse gliedern sich die Bauvolumen gut in die ortsbauliche Umgebung ein. Bei der Wegführung, den Hauseingängen und Erdgeschosswohnungen in den Punktbauten sowie den kleinsten und grössten Wohnungstypen im Zeilenbau zeigt der Entwurf jedoch Schwächen, ebenso bei gewissen Details im Untergeschoss.

Beurteilung Kaufpreisangebot
Mit einem Landpreis von 400 CHF/m2 bietet das Projekt Vrenelisgärtli mit Abstand den niedrigsten Preis an, was eine entsprechend niedrige Wertung zur Folge hatte. Die Nettorendite bewegt sich mit 3.55 % im Mittelfeld, ebenso die Erstellungskosten. Die angebotenen durchschnittlichen Mietzinse sind die tiefsten der sechs Wettbewerbsbeiträge und wurden entsprechend hoch bewertet, was jedoch in der Gesamtbeurteilung des Kaufpreisangebotes den tiefen Landpreis nicht wettmachen konnte. Bei diesem Projekt werden die vergleichsweise günstigen Mieten und die höhere Rendite dadurch ermöglicht, dass der angebotene Landpreis sehr tief ist.

Gesamtbeurteilung
In der Gesamtbeurteilung kommt der Wettbewerbsbeitrag Vrenelisgärtli trotz ansprechendem Richtprojekt aufgrund des niedrigen Landpreises nicht in die vorderen zwei Ränge.