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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2017

Neubau der Continental AG Hauptverwaltung

Finalist

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Idee

Die beiden Grundstücke für den Neubau der Hauptverwaltung der Continental AG am Pferdeturm bilden in Richtung Innenstadt eine Torsituation aus, die durch die gewünschte weitspannende Verbindungsbrücke zum städtebaulichen „Landmark“ erwächst. Dem Wunsch des Bauherrn folgend, sind auf beiden Grundstücken kleinteilige campusartige Gebäudestrukturen geplant, die über die Hans-Böckler-Allee miteinander verbunden werden. Wir sehen in der Inszenierung dieser Verbindungsbrücke über den öffentlichen Raum hinweg eine große Chance die Leitidee des Unternehmens „The Future in Motion“ architektonisch umzusetzen. So besteht die Zentrale Idee des vorliegende Konzeptes darin, die Brücke als Sinnbild der Vernetzung auf das oberste Geschoss anzuheben und mit ihr alle zentralen und allgemeinen Sonderfunktionen für Besucher, Kunden und Mitarbeiter. Diese im herkömmlichen Campus sonst üblicherweise in einem Sockelgeschoss befindlichen Funktionen schweben nun im Sinne eines innovativen Denkens über den allgemeinen Büroflächen und dem darunter liegenden Park. Diese Ebene, der „Conti Motion Walk“, steht symbolisch für die moderne Unternehmensphilosophie von Continental mit ihren flachen und stark vernetzten Hierarchiestrukturen. Alle allgemeinen Sonderfunktionen, die von den Mitarbeitern, Kunden und Besuchern genutzt werden, profitieren von einem freiem erhabenen Blick in die grüne Eilenriede und in die Innenstadt.
Diese Konzeptidee verfolgt somit konsequent die folgenden Ziele:
- Innovationsgedanken des Bauherrn wird durch die Architektur wiedergespiegelt
- Vernetzung aller Funktionsbereiche
- Schaffung von attraktiven Arbeitsplätzen, modernen Arbeitswelten und innovativen Interaktionsflächen
- Der „Conti Motion Walk“ wird zum Shared Space Kommunikationszone für aller mit Continental Verbundenen


Architektonisches Konzept

Das vorliegende Konzept setzt den Wusch des Bauherrn nach einem innovativen, kommunikativen und vernetztem Gebäude konsequent um.
Im nördlichen Grundstück sind folgende Funktionen im Erdgeschoss situiert:
- Der Hauptfoyer für Besucher und Kunden mit direktem Shuttlelift in den „Conti Motion Walk“
- Das TV-Studio mit separater Anlieferung und direkter Verbindung zum Vorstand
- Die Kita mit separater Vorfahrt von der Clausewitzstraße und direktem Zugang zu ihren Freiflächen
- Der Betriebsrat und die Mitarbeitersozialwelt
- Hausmeister und Poststelle
- Anlieferung und Entsorgung für die Küche und Büro
Die drei Obergeschosse für die Mitarbeiter und dem Vorstand sind als flexibel nutzbare Büroflächen geplant, die in 400 qm Nutzungseinheiten gegliedert sind. Die Grundrissgestaltung ist höchst effizient: zwei Nutzungseinheiten teilen sich jeweils einen Sanitärbereich und ein gläsernes Sicherheitstreppenhaus. Zusätzliche Verbindunsgbrücken im 1. und 2.OG zwischen den Einzelgebäuden ermöglichen einen flexiblen Wachstum von Abteilungen auf einer Ebene bis zu einer max. Größe von 1.600 qm NF.
Um Untergeschossflächen und Schachtflächen zu minimieren sind in einem Zwischengeschoss zwischen den Bürowelten und dem „Conti Motion Walk“ alle notwendigen Technikflächen geplant. So werden alle Nutzungen auf kürzestem Weg mechanisch be- und entlüftet. In diesem Geschoss sind ebenfalls notwendige Lagerflächen für die Konferenzebene angedacht.

Die Kunden und Besucher werden von einem großzügigen Eingangsfoyer empfangen. Ein öffentliches Café belebt nicht nur das Foyer, sondern auch den öffentlichen städtischen Vorplatz. Nachdem sich die Besucher registriert haben, gelangen sie mit einem gläsernen Shuttleaufzug in den „Conti Motion Walk“, der sich im 5. Obergeschoss befindet. Die Mitarbeiter erreichen über separate Aufzüge auf direktem Weg den „Conti Motion Walk“. Hier befinden sich alle allgemeinen Sonderfunktionen, wie Schulungs-, Besprechungsräumen, Fitnessbereich, Ausstellungsflächen, Mitarbeiterservice, Gesundheitliche Betreuung, Cafés und Kantine. Diese Funktionen sind in einem freien Netzwerk mit Brücken direkt miteinander verbunden. Die weitgespannte Verbindungsbrücke über die Hans-Böckler-Allee ist Teil dieser Vernetzung. Die beiden Parkhäuser sind ebenfalls über Brücken mit der neuen Erlebniswelt „Conti Motion Walk“ verbunden und generieren so ein völlig neues Gefühl von Ankommen und Vernetzung. Begrünte Patios die zur Kommunikation, Sport und Erholung einladen. Der „Conti Motion Walk“ steht so sinnbildlich für die Unternehmensphilosophie.

Die Mitarbeiter haben die Wahl entweder über eine Verbindungsbrücken vom Parkhaus in den „Conti Motion Walk“ oder über die beiden Eingangsfoyers im Erdgeschoss zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen.
Das in der Überarbeitung ausgeführte Sicherheitskonzept separiert konsequent die Wege vom Mitarbeitern und Besuchern. So sind die Zuwegungen von den beiden Eingangsfoyers zu den Aufzuglobbys der Einzelbaukörper über zentralisierte Vereinzelungsanlagen gesichert. Der Mitarbeiter gelangt nach der Kontrolle teilweise witterungsgeschützt, teilweise über den nun abgesicherten inneren Park zu den dezentralen Aufzugslobbys. Im „Conti Motion Walk“ sind die separate Mitarbeiteraufzüge und die gläsernen Verbindungstreppen ebenfalls über Vereinzelungsanlagen gesichert.

Das südliche Grundstück erhält eine separate Vorfahrt von der Hans-Böckler-Allee. Ein weiteres großzügiges Eingangsfoyer empfängt die Mitarbeiter und Besucher. Auch hier können Besucher registriert werden und über einen separaten Aufzug in den „Conti Motion Walk“ gelangen.

Die hocheffizienten und flexibel nutzbaren Einzelgebäude erhalten eine horizontal gegliederte Bandfassade als Pfosten-Riegel- in Holz-Aluminium-Mischkonstruktion. Der Glassanteil wurde durch eine 40 cm hohe Brüstung, geschlossene Fassadenelemente und geschlossene Lüftungsklappen auf 50% reduziert. Die Lüftungsklappen erhalten in den Fassaden eine zusätzliche Prallscheibe, wo die Lärmbelastung einen hohen Lärmschutz fordert. Die gesamte Glasfassade der Bürogebäude kann durch zu Reinungszwecken öffenbare Fenster von innen gewartet und gereinigt werden.
Die Glasfassade des „Conti Motion Walk“ wird um die Energieeintrag zu reduzieren im unteren und oberen Bereich teilweise bedruckt. Da die gläserne Brück über die Hans-Böckler-Allee über eine Befahranlage gewartet und gereinigt werden muss, ist angedacht, dass diese Anlage ebenfalls für Fassade des 5. Obergeschosses genutzt wird.


Freiraum Konzept

Die Freiräume des neuen Standorts der Hauptverwaltung Continental entwickeln sich aus den übergeordneten Freiraumbezügen des Areals. Die übergeordneten Grünstrukturen bilden an der neuen Hauptverwaltung eine Nahtstelle. Auf dem Gelände werden die Grünstrukturen miteinander vernetzt und der Neubau wird vom Freiraum durchdrungen. Dem Sicherheitskonzept folgend, wird sowohl im nördlichen als auch im südlichen Grundstück der Parkähnliche Bereich zwischen den Einzelbaukörpern um ein Meter auf OKFF der Büroflächen angehoben. Über gläserne Geländer und Hecken kann ein Betreten der Inneren Zone von Externen verhindert werden. Auf eine sichtbare Einzäunung des Areals kann so verzichtet werden.
Die informellen Aufenthaltsflächen und Sitzmöglichkeiten führen das Konzept der Durchdringung und Vernetzung des Grüns fort. Bei der Gestaltung der Durchgrünung werden heimische Gehölze verwendet. Die Sport- und Spielflächen sind in die Freianlagen spielerisch eingestreut sowie den Nutzungen der Gebäude logisch zugeordnet.
Der repräsentative Haupteingang im Norden ist durch ein großzügiges Entree mit multifunktionaler Präsentationsfläche der Bedeutung des Standortes angemessen.
Die funktionalen Anforderungen wie Besucherstellplätze, Anlieferzonen und Recyclingplätze sind dezentral im Rücken des Campus angegliedert und mit möglichst kurzen Wegen verbunden.
Die auf den Flächen anfallenden Niederschläge werden vollständig an den natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt. Hierbei werden über extensive und intensive Dachbegrünungen und versickerungsfähige Beläge die Abflussspenden reduziert und die verbleibenden Niederschlagswasser werden gefiltert über Rigolen versickert. Durch eine Kombination von Rigolen und „pumpenden Gehölzarten“ können größere Teile der Niederschlagsspende direkt an die Atmosphäre zurückgeführt werden. Dies kommt dem bioklimatischen Komfort zugute.


Gesund und Ökologisch

Die Gebäude der Zukunft sind mehr als nur „Nachhaltig“. Es reicht nicht mehr nur hinsichtlich Energieeffizienz und Dämmstandard zu optimieren. Der rein auf Effizienz optimierte Ansatz wird in Frage gestellt mit dem Ziel, Gebäude nicht nur weniger schlecht, sondern nützlich zu machen. Ziel ist es einen Campus zu entwickeln, der einen positiven Fußabdruck für Mensch und Natur erzeugt, beispielsweise indem es mehr Biodiversität schafft, Regenwasser aktiv reinigt, die Luftqualität verbessert und energiepositiv ist.
Der Campus besteht aus Gebäuden der nächsten Generation. Er steht für Rezyklierbarkeit, Gesundheit und Flexibilität. Möglich wird dies durch die Integration des „Cradle to Cradle“ Designgedanken, Gebäude modular und recycelbar zu planen und zu bauen. Damit einhergeht eine messbare Wert- und Renditesteigerung für das Gebäude, da es auf diese Weise auch als Rohstoffdepot dienen kann.
In Folge kann das Gebäudeensemble im Sinne einer DGNB Platin Zertifizierung geplant werden.


Haustechnisches Konzept

Energieversorgung
Die Bauteile werden vorrangig über die Fernwärme des allgemeinen Versorgers mit Wärme versorgt. Um die erhöhten Anforderungen der EnEV 2016 sowie aus der DGNB Platin Zertifizierung erfüllen zu können, erfolgt zusätzlich Wärmegewinnung durch oberflächennahe Geothermie, Abwasserwärmerückgewinnung und Nutzung von Abwärme der Server im Rechenzentrum. Zur Wärme- und Kälteerzeugung der Bauteile kommt eine kombiniertes Wärmepumpen- und Kältemaschinen-Aggregat zum Einsatz.

Raumklimatisierung
Die winterliche und sommerliche Grundtemperierung der Büroflächen erfolgt über eine thermische Betonaktivierung im Deckenbereich. Die Spitzenheizlasten werden über Unterflurkonvektoren abgedeckt. Um eine lärmunabhängige hygienische Lüftung sicher zu stellen und eine Wärmerückgewinnung zu ermöglichen, erfolgt eine maschinelle Lüftung mit kontrollierter Zu- und Abluft. Die Elektro- und Lüftungsverteilung erfolgt im Hohlraumboden.

Gebäudeenergieeffizienz
Gebäudehülle und technische Anlagen sind so gewählt, dass der Jahres-Primärenergiebedarf bereits die Anforderungen der ENEV 2016 unterschreitet.
Dies wird u. a. durch einen hohen Dämmstandard der Gebäudehülle, einer luftdichten und wärmebrückenoptimierten Konstruktion, freier Kühlung und hocheffizienter Wärmerückgewinnung in den RLT Anlagen erreicht.
Ein hoher Anteil speicherwirksamer Massen wird in den Bürobereichen durch freie Betondeckenbereiche erreicht. Die speicherwirksamen Betondecken werden zudem thermisch aktiviert und können zur freien Nachtkühlung genutzt werden.
Thermische Behaglichkeit in den Büros entsteht durch die eingesetzte Betonkernaktivierung die als Flächenheiz- und –kühlsystem ihre Wärme/ Kälte über Strahlung an die Nutzer abgibt und somit gleichzeitig hoch energieeffizient ist. In Kombination mit der hochwärmegedämmten Fassade werden auch im Winter angenehme Temperaturen auf den Außenwandinnenflächen erreicht. Somit entsteht eine geringstmögliche Strahlungstemperaturasymmetrie.
Für den individuellen Nutzereinfluss zur schnell reagierenden Nachregulierung der Temperatur dienen Unterflurheizkonvektoren.

Belüftung
Da eine permanente Fensterlüftung aus Gründen des Schallschutzes sowie einer bedarfsgerechten Frischluftversorgung nicht möglich ist, wird das Gebäude vollständig maschinell belüftet. Die nach DIN EN 15251 Kategorie II erforderliche Frischluftmenge strömt über den Boden in die Büros ein, wird mittels schallgedämmter Überströmelemente über ggf. vorhandene Trennwände weitergeleitet und zentral in Schachtnähe über die WC und Sanitärbereiche den hocheffizienten Wärmetauscher der RLT-Anlage zugeführt. Über Lüftungsflügel in der Fassade ist jedem Nutzer die Möglichkeit gegeben, den Außenluftbezug bei Bedarf herzustellen. Außerdem lässt das System Stoßlüftungen zu.

Visuelle Behaglichkeit
Eine optimale Nutzung des Tageslichts auf Arbeitsplatzhöhe wird durch einen hohen Fensterflächenanteil mit optimalem Lichttransmissionsgrad der Verglasung und lichte Raumhöhen von 3,0m gewährleistet. Ein Blendschutz ermöglicht die Nutzung des Tageslichtes zu jeder Zeit.
Für die Zeiten, in denen keine ausreichende Tageslichtverfügbarkeit (Arbeitsplatz < 500 lx) vorliegt, kommt eine hochwertige direkte Beleuchtung mit indirektem Anteil zum Einsatz. Die Leuchten sind mit Tageslicht- und Präsenzsensoren ausgestattet


Statisches Konzept

Die sechs geschossigen Einzelbaukörper sind in konventioneller Stahlbetonskelettbauweise geplant. Die Treppenhaus- und Sanitärkerne wirken dabei aussteifend. Die Verbindungsbrücken sind als geschosshohe Stahlverbundträger konzipiert. Die ca. 60 m weit spannende Brücke über die Hans-Böckler-Allee wird in Segmenten auf dem Boden montiert und über Rüsttürme mittels Autokran abschnittsweise nachts eingehängt.