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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2017

Innenstadtachse, Rathaus-, Markt- und Kirchplatz

2. Preis

studio polymorph

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Versmold. Freundliche Stadt im Münsterland. Mit radialen Erschließungen, welche in die Innenstadt leiten. Gekrönt durch die historische Petrikirche und das moderne Rathaus.
Und atmosphärisch bestimmt durch charakteristische Straßenräume und Plätze.
Das Konzept: Herausarbeiten der bestehenden Identitäten durch eine unaufgeregte, sich zurück nehmende Freiraumarchitektur mit wenigen präzisen Setzungen.

Konzept und Idee
Münster-, Ravensberger, Berliner und Wiesenstraße bilden die Hauptadern von Versmold. Strahlenförmig leiten sie in das historische Stadtzentrum und zu den drei prägenden Freiräumen: Rathausplatz, Kirchplatz und Marktplatz.

Das Konzept:
- Stärkung und Differenzierung des Innenstadtbereichs
- Reduzierung der bestehenden Vielfalt und Schaffung eines einheitlichen, Identität stiftenden Zentrums unter Beibehaltung des spezifischen Charakters der Stadt.
- Herausarbeitung und in-Wert-Setzung der beiden zentralen Freiräume „Rathausplatz“ sowie Etablierung eines Platzensembles „Kirchplatz“ und „Marktplatz“.
- Schaffung von differenzierten und attraktiven Stadträumen, Stärkung des multifunktionalen Charakters und Verbesserung der Aufenthaltsqualität für alle Bevölkerungsgruppen.
- Neugestaltung der verbindenden Straßenräume im Sinne des Gesamtkonzeptes.

Identität, Hierarchie und Orientierung
Materialwechsel signalisieren den Besuchern, dass Sie das Zentrum erreicht haben. Die neu gestalteten Freiräume unterstützen den Charakter einer verkehrsberuhigten Innenstadt, laden Fußgänger zum Schlendern und Windowshopping ein. Autofahrer hingegen reduzieren ihre Geschwindigkeit intuitiv – gliedernde Bänder markieren Fahrbahn und Stellflächen subtil und dennoch eindeutig. Bestehende Bäume werden weitestgehend erhalten, Neupflanzungen aus mittelkronigen Bäumen bezeichnen die Straßenräume und unterstützen wechselnde Blick- und Orientierungsmomente.

Rathausplatz
Durch die Reduzierung der bestehenden Barrieren spannt sich der neue Rathausplatz als großzügiger, zusammenhängender Stadtraum zwischen Rathaus und Sparkasse auf. Viel Raum für Veranstaltungen und Feste oder im Alltag für Autos. Außerhalb der Bewegungsströme ist der neu gestaltete Bürgerhain verortet. Geschützt durch Bäume, Stufen und attraktiven Spielobjekten lädt er die Versmolder Bürger jeden Alters ein. Auf eine Abkühlung im neuen Fontänenspiel, auf ein Schwätzchen im Schatten der Bäume, auf eine Partie Boule oder zum Kiezflohmarkt.

Kirchplatz & Marktplatz
Im Zentrum der Stadt entsteht ein attraktives Platzensemble zwischen den beiden unterschiedlichen Stadträumen. Der grüne, ruhige und introvertierte Kirchplatz ist dabei komplementär zu dem steinernen Charakter des Marktplatzes zu verstehen. Der Kirchplatz wird in seinen heutigen Charakter gestärkt, die bedeutsame Fassade der Petrikirche ebenso freigestellt wie das Denkmal. Rund um die leicht erhabene Rasenfläche laden unterschiedliche Angebote zum informellen Sitzen und als Treffpunkt unter alten Bäumen ein. Der Markplatz erhält eine glatte, multifunktionale Oberfläche, der Schweinebrunnen wird neu verortet und erhält einen ebenerdige Wasserspiegel mit Skulpturen und hüpfenden Fontänen. Die Platzränder werden außerhalb der Markttage durch gastronomische Einrichtungen und angrenzende Geschäfte (z.B. Blumengeschäft) bespielt. Die Erschließung der bestehenden Garage bleibt gewährleistet.

Verkehrskonzept
Gemäß dem bereits erarbeiteten Verkehrskonzept werden die Münsterstraße in West-Ost und die Ravensberger Straße in Süd-Nord Richtung als Einbahnstraße ausgebildet. Der Gehwegbereich kann durch die Fahrbahnreduzierung verbreitert und somit aufgewertet werden. Im Stadtzentrum wird eine Geschwindigkeitsbeschränkung von max. 10 km/h vorgeschlagen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besticht durch eine einfache, ruhige Gestaltsprache und Materialwahl. Klinker, Beton und Rasen bilden dabei die wesentlichen flächenhaften und linearen Elemente, die je nach Bereich durch spezifische Baumpflanzungen akzentuiert werden. Hierüber definiert sich gleichzeitig das engere Stadtzentrum. Die Verfasser finden dabei selbstverständliche und nachvollziehbare Ausbaugrenzen.
Die Organisation des Verkehrs ist plausibel. Der ruhende Verkehr reagiert auf die verschiedenen Gebäude- und Freiraumnutzungen.
Die Einheitlichkeit des Basismaterials „Klinker“ wird auch über den Marktplatz geführt und bindet diesen als einen selbstverständlichen Teil in das Stadtzentrums ein. Die Platzfigur wird lediglich über ein anders verlegtes Pflasterband angedeutet. Der vorhandene Brunnen wird nach Südosten verschoben und eröffnet zusätzliche Nutzungsoptionen in diesem Bereich. Vor dem Hintergrund des begrenzten Budgets sollte die Umgestaltung des Marktplatzes grundsätzlich geprüft werden.
Die Rasenfläche des Kirchplatzes wird abgesenkt und zu Gunsten eines kleinen Kirchhains auf der Ostseite verkleinert. Dies führt dazu, dass das Denkmal aus seiner zentralen Position rückt und neue, nicht kommerzielle Aufenthaltsqualitäten im Stadtzentrum entstehen. Dies gilt auch für die zusätzlichen Bänke unter der vorhandenen Baumreihe und im neuen, großzügigen Fußgängerbereich südlich. Die Anbindung der Kirche und des geplanten Gemeindezentrums wird verbessert. Funktional wird damit das gesamte Stadtzentrum gestärkt.
Der Rathausplatz gliedert sich in drei Bereiche. Einen am Eingang zum Stadtzentrum liegenden Bürgerhain, den auf Straßenniveau abgesenkten eigentlichen Rathausplatz und den Eingangsbereich des Rathauses. Bezieht sich der Eingangsplatz in selbstverständlicher Weise auf das Rathausgebäude und inszeniert den vorhandenen Trompetenbaum, so erscheint der Bürgerhain programmatisch an dieser Stelle falsch und eröffnet eine unnötige Konkurrenz zum Kirchplatz. Die gewonnene Großzügigkeit des nutzungsoffenen Rathausplatzes wird leider durch Stellplätze eingeschränkt. Bürgerhain und Rathausplatz können aus Sicht der Jury in ihren Programmierungen deshalb optimiert werden.
Insgesamt liefert der Beitrag eine gute, im besten Sinne angemessene und baubare Lösung für die Innenstadt von Versmold. Insbesondere die Neugestaltung des Kirchplatzes führt zu einem deutlichen Gewinn gegenüber der Bestandssituation