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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2017

Multifunktionsgebäude Freilichtmuseum Zeiteninsel

1. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Birk Heilmeyer und Frenzel Architekten

Architektur

Studio Grijsbach Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Maximilian Illing Architektur-Visualisierung

Visualisierung

Erläuterungstext

Dezent aber präsent bildet das neue Eingangsgebäude für das Freilichtmuseum Zeiteninsel die Grenze und den Zugangspunkt auf dem vorgesehenen Baufenster. Die Kanten an den Baugrenzen stehen im rechten Winkel, als harte Kante zur Zivilisation. Die innere Form führt den Besucher auf das Gelände und öffnet den Raum sanft zur Museumsinsel.
Wie zwei Uhrzeiger nimmt das Haus Bezug auf die wesentlichen Richtungen und erhält so seine eigenständige Form. Es richtet sich mit einem Zeiger dem Besucher von Lahntalweg und Parkplatz kommend entgegen und schafft einen neuen Anziehungspunkt. Der andere Zeiger weist in Richtung des Zugangs zur Museumsinsel.

Die Bewegungsrichtung aufnehmend, führen Zaun, Wand und Weg unter das große Vordach des Eingangsgebäudes. Die Stützen, die sich zu Wandschotten entwickeln, bereiten den Perspektivwechsel vor und dienen beiläufig als Informationsträger.
Eine Himmelsleiter auf das Dach erweitert den öffentlichen Bereich um eine weitere neue Perspektive. Neugierige Radwanderer finden hier einen Ort, der Entdeckungen auch jenseits der Öffnungszeiten ermöglicht und das Interesse an der Zeiteninsel weckt.

Der nordwestliche Zeiger bildet das Vordach und den Eingangsbereich aus. Im Gelenk, hinter der Zeitenschleuse, findet der große Multiunktionsbereich seinen Platz. Es entsteht aus der Geometrie des Baukörpers, in Verbindung mit dem Eingang ein großer zusammenhängender Raum.
Der südöstliche Zeiger ist dem funktionalen Zugang zugewandt. Entsprechend sind hier die internen Räume angeordnet. Abgetrennt vom Eingangs- und Multifunktionsbetrieb, liegen die Arbeitsräume im südlichsten Zipfel. Die Mitarbeiter haben über den Gang, Blickbeziehungen zur Museumsinsel. Ein Filter verhindert die direkte Einsehbarkeit der Büros durch Museumsbesucher.
Unter dem auskragenden Dach nach Süden, abgeschirmt von den Besuchern durch die weitergeführte Fassadenstruktur, befinden sich ein direkter Zugang zu den Büros sowie die Möglichkeit der Anlieferung.

Die Holzstruktur bestimmt die Raumwirkung. Die gewählte Tragstruktur besteht aus eng aneinandergereihten Rahmen aus Brettschichtholz, die am Knickpunkt der beiden Gebäudeflügel ineinander übergehen und einen Trägerrost bilden. Durch diese Verdichtung im Bereich mit den größeren Spannweiten können die Trägerdimensionen reduziert werden und es entsteht gleichzeitig ein charakteristisches Tragwerk für den Multifunktionsraum.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich hervorzuheben ist, dass die Verfasser durch geschickte Positionierung des Gebäudewinkels auf dem Grundstück einen maximalen Freibereich im Übergang zu der Wasserfläche erzeugen. Die Anforderung an die Trennung von drinnen und draußen wird durch die gelungene Integration eines als Filter wirkenden Zaunes gelöst. Der Weg zum Gebäude über das eigentliche Ankommen und das Betreten des Gebäudes wird auf selbstverständliche und selbst erklärende Art inszeniert. Das Angebot des großzügigen, überdachten Vorbereichs zusammen mit der Option der Erschließung Dachterrasse wird von der Jury einhellig begrüßt.

So einfach der Eingang zum Gebäude gefunden wird, kann an der Akzentuierung des Ausgangs noch gearbeitet werden. Die selbstverständliche Wegeführung in das Gebäude und auf die Zeiteninsel ist besser gelöst, als die Ausgangssituation. Hier sollte an der Selbstverständlichkeit der Wegeführung nachgearbeitet werden. Dabei soll die „Poesie des Bretterzauns“ genutzt werden, um die Blickbeziehungen zum eigentlichen Museumsareal zu inszenieren.

Im Inneren gelingt es den Verfassern ein Zusammenspiel von Foyer und Multifunktionsraum zu erreichen, bei dem für den Gebrauch aber noch praktikable Maßnahmen für eine getrennte Nutzung entwickelt werden müssen. Das gesamte Gebäude, mit Ausnahme der untergeordneten Dachterrasse, ist barrierefrei erschlossen. Hierzu wird aus Nutzersicht die Trennung der Räume mittels Vorhänge als problematisch betrachtetet und Lösungen mit mobilen Wandelementen sollen ergänzt werden. Auch sollte der Kassenbereich, der in dem Entwurf etwas zu klein erscheint, vergrößert werden.

Der vergleichsweise hohe Verkehrsflächenanteil wird durch die einfachen repetitiven Konstruktionen und Materialien kompensiert. Die konstruktive Struktur lässt es darüber hinaus zu, Funktionen und Raumzusammenhänge im Zuge einer weiteren Planung fein zu justieren. Im Zuge der weiteren Bearbeitung sollen Aussagen zur Wirtschaftlichkeit des Tragwerks, zur möglichen Dachbegrünung und zur Energieeffizienz mittels regenerativen Energieträgern getroffen werden.

Insgesamt überzeugt die Arbeit aber auf ihre selbstverständliche und zugleich prägnante Art als hervorragende Antwort auf die gestellte Entwurfsaufgabe.