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Mehrfachbeauftragung | 06/2017

Fassadengestaltung Am Wall, Nr. 157-161

Perspektive Am Wall

Perspektive Am Wall

Teilnahme

Helge Tischler Architekt

Architektur

Erläuterungstext

Fassadengliederung und gestalterische Einbindung

Die Gebäudefassade am Wall ist gegliedert in ein Sockelgeschoss, Hauptgebäudeteil und die Dachfläche mit dreireihig angeordneten Gauben. Durch die Abbildung des Fassadenrasters von 3,75m in allen Vollgeschossen wird eine vertikale Gliederung erzeugt, die dazu beiträgt, dass die Fassade sich in die Bebauung der Straße am Wall architektonisch einfügt.
Erd- und 1. Obergeschoss sind über Rundbögen zusammengefaßt, deren Leibungen mit einem kleinen Versatz zur Hauptfassadenebene aus Verblendmauerwerk ausgeführt sind. Dabei markiert ein Ziegelband aus senkrecht vermauerten Steinen gleichzeitig eine Trennung zwischen den beiden Geschossen. Hier setzt auch das Walldach höhenmäßig an. Es wird ein direkter Bezug zu den benachbarten Fassadengliederungen erzeugt.
Das Hauptfeld besteht aus drei Fensterreihen, die durch Vor- und Rücksprünge und der Ausbildung von mittig angeordneten 24cm schlanken Pfeiler-Lisenen untergliedert sind. Die 75cm breiten Hauptpfeiler fassen die drei Ebenen zu vertikalen Fassadenfeldern zusammen. Dieses Motiv ist charakteristisch für die Bebauung Am Wall. Die Hauptpfeiler sind mit rechtwinkligen, feinen Fasen versehen. Dies unterstreicht noch einmal die vertikale Gliederung.
Der flächenmäßige Hauptanteil der Fassade ist aus Naturstein (Muschelkalk). Dieser wird im Bereich der Rundbögen und des Sockelgeschosses mit silbergrau gedämpftem Mauerziegel mit bräunlich sandfarbenen Farbnuancen kombiniert.
Durch die Verwendung dieser beiden Materialen in Kombination wird die klassische Natursteinfassade neu interpretiert.

Passage

Darüberhinaus wird das Material Ziegel gestaltprägend für die Ausbildung der Rundbögen und der Passagenwandungen verwendet. Die abgestaffelten Bogenfelder heben den Passageneingang Am Wall hervor, und geben damit der Wegebeziehung ein wiedererkennbares Gesicht. Gleichzeitig wird ein gestalterischer Zusammenhang zu den aneinandergereihten Rundbögen hergestellt.
Der Passagendurchgang beginnt am Wall räumlich eingeschossig. Das gemauerte Tonnengewölbe läuft auf einer Höhe durch, so dass auf der Herdentorswallseite ein klar senkrecht augerichtetes, zweigeschossiges Rundbogenportal entsteht. Dies ermöglicht neben der starken räumlichen Charekteristik die direkte Blickbeziehung zur Domshofpassage und umgekehrt. Zum andereren ist die Passage dadurch auch in der Fernwirkung von der Domshofpassage aus sichtbar. Dies trägt wesentlich zur Anbindung des Walls an die zentrale Innenstadt bei.


Dachflächen

Die Dachflächen sind in Ihrer architektonischen Wirkung ruhig ausgebildet. Die Zinkstehfalzdeckung unterstützt dabei die handwerklich hochwertige Anmutung des gesamten Gebäudes.
Die Wallseitigen Gauben sind mit aufklappbaren Schallschutzverglasungen versehen. Dadurch wirken die Gauben gestalterisch sehr filigran. Es wird angenommen, dass hier bei Wohnnutzung die Schlafräume orientiert sind. Hinter der Schallschutzverglasung befinden sich kleine Austritte.
Die südwestlich orientierte Seite mit Domblick bietet sich für die Anordnung von Freisitzen in Form von Dacheinschnitten an.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Beitrag thematisiert das Rundbogenmotiv sehr intensiv und kommt zu verschiedenen überzeugenden Ansätzen. Die vorgeschlagene Fassadengestaltung ist sehr versiert und sorgfältig durchgearbeitet. Die gewählte Materialität überzeugt.

Die Anschließbarkeit des Walldachs ist in diesem Entwurf sehr gut gelöst und die wallseitige „Sogwirkung“ der Passage ist durch einen zeichenhaften Außenauftritt mittels abgestaffelter Bogenfelder unzweifelhaft. Hier offenbaren sich jedoch leider auch erste Schwächen. Die große Geste wird einerseits mit einer sehr deutlich reduzierten Nutzbarkeit des 1. OG erkauft und andererseits erscheint die eigentliche Passage dann eher schmal und eng. Hier stehen Gestus und Nutzungsqualität nicht im Einklang miteinander.

Die große Geste wirkt sich zusätzlich degradierend auf den rechten wallseitigen Gebäudeeingang aus, der kein standortangemessenes Entrée für die Nutzer und Besucher der Büro- und Dienstleistungseinheiten in den Obergeschossen darstellt.

Präsentiert sich die Front am Wall noch als Entwurf aus einem Guss, zerfällt das Gebäude zur Herdentorswallstraße in drei kaum in Bezug zueinanderstehende Gebäudeteile. Der Sockel erscheint insbesondere in der Perspektive aus der Museumstraße sehr massiv und geschlossen. Den Mittelteil bildet hingegen eine sehr gleichförmige Lochfassade mit hohem Glasanteil, dessen Raster leider nicht mit den Öffnungen im Dachgeschoss in Deckung gebracht wurde.

Zusammenfassend zeigt die Arbeit gute und überzeugende Ansätze, schafft es jedoch nicht, diese in ein schlüssiges und überzeugendes Gesamtkonzept weiter zu entwickeln.
Ansicht Am Wall mit "Walldach"

Ansicht Am Wall mit "Walldach"

Perspektive aus der Museumsstraße

Perspektive aus der Museumsstraße

Ansicht Herdentorswallstraße

Ansicht Herdentorswallstraße