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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2017

Universität Erlangen-Nürnberg - Neubau Forschungsbau Erlangen Centre for Astroparticle Physics Laborartory (ECAP)

Anerkennung

Preisgeld: 10.400 EUR

huber staudt architekten bda

Architektur

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Realisierungswettbewerb mit städtebaulichem Ideenteil Friedrich-Alexander-Universität Erlan-gen-Nürnberg, Forschungsbau - ECAP Laboratory

Leitgedanke: „Forschen und Lehren im Wald-Campus“
Das neue Forschungsgebäude für Astro-Physik markiert die Nordwestecke des Südcampus der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und reiht sich in die Folge aus bereits bestehenden und ge-planten Forschungsgebäuden entlang der Staudtstraße ein. Das neue Physikalische Institutsgebäude mit Lehr- und Seminarräumen aus dem Ideenteil des Wettbewerbs bindet unmittelbar an das beste-hende Seminargebäude des Departments Physik der Naturwissenschaftlichen Fakultät an und schließt dieses nach Norden ab. Zwischen dem ECAP Laboratory und dem neuen Lehr- und Semi-nargebäude entsteht ein großzügiger, gut nutzbarer Freiraum. Er bietet Erholungsmöglichkeiten und Treffpunkte für die Forscher in den angrenzenden Forschungs- und Institutsgebäuden. In seiner be-tont landschaftlichen Gestaltung und Maßstäblichkeit bindet sich dieser linear ausgerichtete Freiraum sehr gut in den bestehenden, von einem dichten Bestand aus Waldkiefern bestimmten Wald-Campus ein.

Vernetzung mit dem Wald-Campus
Neue fußläufige Wegeverbindungen ergänzen und vervollständigen das bestehende orthogonale We-genetz. Der Wald-Campus öffnet sich als Wissenschaftspark erholungssuchenden Besuchern und Anwohnern. Eine neue zentrale fußläufige Wegeverbindung verbindet geradlinig die Staudtstraße im Norden mit dem zentralen Campusplatz vor dem Hörsaal- und Seminargebäude im Süden und bindet so an die zentrale Platzfolge als Scharnier zwischen Nord- und Südteil des Südcampus an. Der groß-zügige Freiraum zwischen ECAP und neuem Institutsgebäude öffnet sich nach Osten zum eindrucks-vollen Waldbestand jenseits der Nikolaus–Fiebiger-Straße.

Landschaft
Die Freiraumgestaltung entwickelt sich aus der übergeordneten Thematik des Wald-Campus. Zwei neue Wege erschließen das Plangebiet von Ost nach West. Der nördliche Weg dient der Anbindung sowohl an das bestehen Wegenetz als auch an die geplante Bushaltestelle an der Nikolas-Fiebiger-Straße. Der Bestand aus großen Waldkiefern bestimmt den Campus. Durch gezieltes Auslichten ent-stehen kleine Lichtungen die zum Verweilen einladen. Ein feingegliedertes Wegesystem zwischen den zwei Erschließungswegen lässt ein Mosaik aus grünen Schollen entstehen. Die Wege zwischen den Schollen bestehen aus Rasengittersteinen. Die Übergänge von Scholle zu Weg sind als grobkörnige wassergebundene Wegedecke ausgebildet. Je nach Nutzungsintensität der Wege kann entlang der Schollenränder Ruderalvegetation aufkommen. Mittels variierender Substrate und sanfter Topografien innerhalb der einzelnen Schollen entsteht ein Freiraum mit unterschiedlichen Pflanzengesellschaften und Sukzessionsgraden. Grobe Fels- und Schottergärten mit kargem Bewuchs an den Rändern der Schollen wechseln sich ab mit üppigeren Gräsern und Ziersträuchern in deren Mitte. Das Wechsel-spiel der Texturen von grob zu fein kreiert einen interessanten Außenraum mit einem dynamisches Wegenetz. Inmitten der grünen Schollen befinden sich vereinzelt ‚Aktiv-Schollen‘. Mehrere Tischten-nisplatten, ein Basketballfeld und eine Parkourstation erweitern das Nutzungsangebot im Außenraum. Bänke an den Rändern der Schollen oder entlang deren Topografie bieten Aufenthaltsmöglichkeiten. Durch seinen Bezug zum angrenzenden Landschaftstyp Wald bildet der Wettbewerbsbeitrag ein stabi-les Gerüst, das flexibel bespielt werden kann und sich gut in das Gesamtbild einfügt.

Verbindung ECAP Labor und Departement Physik der Universität Erlangen
Das Institutsgebäude baut eine Brücke zum bestehenden Hörsaal- und Seminargebäude und zeigt so ein neues Gesicht zum Waldcampus nach Westen. Gleichzeitig können Studenten und Lehrende auf kürzestem Weg und wettergeschützt die neuen Seminarräume unmittelbar erreichen. Der 3-geschossige Neubau enthält Seminarräume, einen Konferenzraum, Übungsräume, Büros, Physiklabo-re, Elektronik-Werkstätten und das Erlanger Schüler-Forschungszentrum. Die Verbindung zum For-schungsgebäude ECAP weiter nördlich wird über einen neuen großzügigen Freiraum sichergestellt. Der gut nutzbare, nach Süden geöffnete Freiraum wird ein idealer Treffpunkt für Studenten und Spit-zenforscher.

Äußere Erschließung, Anlieferung ECAP, Erweiterung des Parkhauses
Die Andienung der Forschungsgebäude auf dem Südcampus erfolgt von den Rändern her. So kann, wie gewünscht, der motorisierte Verkehr aus dem Innenbereich des Wald-Campus herausgehalten werden.
Das neue Forschungslabor ECAP, sowie das erweiterte Parkhaus werden konsequent von Osten über die neue Nikolaus–Fiebiger-Straße angedient. Die Anlieferzone für das ECAP Laborgebäude befindet sich an der Nordseite des Neubaus. Die Andienung erfolgt über eine Vorfahrt von der Nikolaus-Fiebiger-Straße kommend zur Staudtstraße nach Norden. Die Wegeschleife mit den geforderten Be-wegungsradien hilft komplizierte Rangierverkehre zu vermeiden. An die Anlieferungszone grenzt ein 6 m breites und 4 m hohes Tor zur Anlieferung der bis 3 m x 3 m x 2 m (L/B/H) Experimentkomponen-ten an. Wie gewünscht, kann das 3-geschossige Parkhaus um 121 zusätzliche Stellplätze nach Osten erweitert werden. Dabei wird die bestehende Rampenanlage im Bestandsparkhaus auch für die Erwei-terung genutzt. Die geforderte Zahl an Fahrradstellplätzen für das Laborgebäude kann an der Nordsei-te des Gebäudes angeordnet werden.

ECAP Laborgebäude
Das neue 4-geschossige Laborgebäude orientiert sich um einen wetteroffenen Patio und um die zent-rale 2-geschossige Laborhalle. Der Eingang für Forscher und Besucher befindet sich an der Südwest-Ecke des Gebäudes im Kreuzungspunkt der neuen Wegeverbindungen auf dem Wald-Campus. Hier öffnet sich ein großzügiges 2-geschossiges Foyer mit einer guten Orientierung zum Innenhof und zur repräsentativen einläufige Freitreppe, die in die Obergeschosse führt. Die Büros mit den kommunika-tiven Bereichen, den „Meetingpoints“, sowie Besprechungs- und Konferenzräumen sind im vorderen Teil des Gebäudes zusammengefasst und über alle 4 Geschosse verteilt. Dieser Bereich mit der für das ECAP typischen offenen Arbeitsatmosphäre kann öffentlich zugänglich ausgebildet werden. An die Besprechungsräume angrenzende Loggien bieten ideale Erholungsmöglichkeiten für die intensiv arbeitenden Forscher. Die Zutrittskontrollen befinden sich an den Übergangsstellen zu den angren-zenden Laborbereichen. Diese schließen sich unmittelbar an die Büro und Kommunikationsbereiche an. Sie sind der Größe nach geordnet, wobei die große zentrale Laborhalle und die teilweise 2-geschossigen Labore im Erdgeschoss angeordnet sind. Die etwa 500 m² große Laborhalle, in der die Großkomponenten für die Experimente montiert werden, bildet den räumlichen Mittelpunkt des Labor-bereichs. Zwischen dem großen Fertigungslabor und den angrenzenden Laboren können größere Komponenten transportiert werden.
Darüber, im 2. und 3. OG befinden sich die weiteren Laborräume. Unmittelbar darüber im 4.OG sind die Technikflächen für die Lüftungs- und Kühlanlagen angeordnet. Die Labore sind flexibel gestaltet und bieten die Möglichkeit der Anpassung an sich ändernde Nutzungsbedingungen.
Auf dem Dach an der Nordostecke des Laborgebäudes ist die 40 m² große, begehbare Außenfläche, als Dachterrasse zur Aufstellung eines tragbaren Teleskopes angeordnet. Die Fläche kann über eine Außentreppe über die Terrasse im 3. OG erreicht werden.

Konstruktion und Material
Der Laborbau wird als Stahlbetonskelettkonstruktion errichtet. Der Ausbau erfolgt mit leichten Trenn-wänden um die gewünschte Flexibilität bei der späteren Nutzung zu gewährleisten. Die Fassade bildet eine vorgehängte Holz-Alu-Konstruktion. Diese verbindet die Effizienz und Langlebigkeit der äußeren Alu-Haut mit der Nachhaltigkeit der inneren wettergeschützten Holzkonstruktion. Im Innenraum domi-nieren helle Materialfarben, Sichtbeton und weiß verputzte Wände, sowie helle Fußböden aus Holz und Werkstein. Die notwendigen Brandschutzqualitäten können eingehalten werden. Die Untersichten der Decken, insbesondere in den Fluren werden weitgehend in Sichtbeton ausgeführt, um die Speicher-massen der Konstruktion zu aktivieren. Die Installationen unterhalb der Deckenkonstruktionen können weitgehend sichtbar geführt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die dem Konzept zugrunde liegende Idee, ein kompaktes blockartiges Gebäude mit zwei Innenhöfen zu formen, wird gewürdigt. Dies ermöglicht eine störungsfreie und einladende Öffnung an der Campusmagistrale nach Süden und Westen mit ungestörter, attraktiver Wegeanbindung zur Bushaltestelle und eine funktionale, großzügige Ausbildung der Anlieferungszone nach Norden.

Im Ideenteil wird die bestehende Nord-Süd-Verbindung durch den Campus mit einem querliegenden Band und entsprechender Anlagerung des 2. Bauabschnitts konterkariert. Dies wird vom Preisgericht stark kritisiert.

Die komplette Verglasung des Baukörpers ist für die Typologie „Laborbau“ nicht nachvollziehbar und führt zu extremen negativen Folgen bei Funktion und Wirtschaftlichkeit. Die starke vertikale Gliederung, die das Haus umstrickt, führt zwar zu einer kräftigen architektonischen Aussage, wird aber vom Preisgericht in seiner Anmutung als unangemessen bewertet.

Im Inneren entsteht, der 4-Geschossigkeit des Gebäudes geschuldet, ein sehr großer Innenhof, bei dem leider im Entwurf keine Aufenthaltsqualitäten nachgewiesen werden. Foyer, Gemeinschaftsbereiche, Treffpunkte, Orte für informellen Austausch gliedern sich eher differenziert ausgebildet, gut nutzbar und mit Wechselbeziehung nach außen zum Innenhof und nach außen zur Campusmagistrale an.

Büro- und Laborflächen sind sinnvoll zusammengefasst und gut proportioniert. Die entstehende Atmosphäre, wie in der Perspektive gezeigt, wird als der Aufgabe angemessen bewertet.

Die beiden Höfe teilen sich sinnvoll, die klare Erschließung in Form einer 8 wird leider durch die 2-Geschossigkeit der Halle im Norden unterbrochen, was zum Teil zu weiten Wegen führt.

Den Plänen kann nicht abgelesen werden, ob die Halle zu den Fluren gläsern geöffnet ist, dies wäre überzogen und dem Werkstattcharakter nicht angemessen. Bei der gewählten Konzeption führt dies dann in Folge zu dunklen Fluren.

Die Erschließung der Halle von Norden ist sehr gut gelöst, die Nebenräume sinnvoll angelagert. Durch die Sheddachausbildung wird die Halle gut mit Tageslicht versorgt.

Das Programm ist knapp überfüllt, was einer unproblematischen Weiterentwicklung des Projektes mit ausreichender Schachtdimensionierung, etc. zu gute kommen würde.

Ausreichende Technikflächen sind in der architektonischen Hülle nachgewiesen. Dies ist gestalterisch vorteilhaft, führt aber zu einem erhöhten A/V-Verhältnis. Die anderen Kennwerte sind im mittleren Bereich. Das Schachtkonzept müsste überprüft werden.

Grundsätzlich ist das Haus durch seine Kompaktheit wirtschaftlich realisierbar. Sehr kritisch gesehen wird die Komplettverglasung des Hauses. Zudem werden durch die zwei Innenhöfe und die dort teilweise vorhandene Einbündigkeit große Fassadenflächen erzeugt.

Insgesamt ein gut vorstellbares Konzept für den ECAP-Forschungsbau, der über Funktionalität punktet, jedoch durch den Doppelhof, trotz seiner Kompaktheit auf vier Geschosse mit großen Volumen antworten muss. Starke Kritik löst die unangemessene Ausbildung der Fassade aus.