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Mehrfachbeauftragung im kooperativen Verfahren | 06/2017

Schillerplatz – 2. Bauabschnitt Fußgängerzone

Lageplan

Lageplan

2. Phase

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Übergang Jorderyplatz – Schillerplatz, Kirchenumfeld Ost
Die Platzierung der Kreuzkirche auf einem eigenen Feld halten wir aus städtebaulichen und nicht zuletzt stadtgeschichtlichen Gründen für wichtig. Ein richtungsloser, grüner Belag aus Rasen auf einer Rasentragschicht inszeniert das Kirchenbauwerk und schafft die notwendige Trennung zwischen dem vielfältig und ausdrucksstark gestalteten Jorderyplatz einerseits und dem urbanen, steinernen Schillerplatz andererseits. Dadurch erhält jeder Platz seine eigene Identität und Kontur. Durch eine Anhebung des Kirchenplateaus gegenüber den leicht abfallenden umgebenden Flächen und eine horizontale Ausrichtung auf das Fußbodenniveau der Kirche wird das Kirchenplateau von der Umgebung abgesetzt. Damit wird in Verbindung einer hochwertigen Gestaltung einer missbräuchlichen Nutzung (z. B. als Hundetoilette) entgegengewirkt. Die entstehende Sitzkante schafft darüber hinaus Aufenthaltsqualität zum Jorderyplatz und Hölderlinbrunnen.
Im Chorbereich wird das Kirchenfeld gegenüber dem Wettbewerbsentwurf deutlich verkleinert und an den Chor herangeführt, um so einen nutzbaren Bereich und eine attraktive Platzfläche unter den großen Bestandsbäumen zu erhalten. Eine Sitzmöglichkeit auf dem niedrigen Mäuerchen unterstützt die Qualität des Plätzchens.

Baumstellung südlich Kreuzkirche
Nach nochmaliger eingehender Beurteilung der Bäume und ihres Habitus’ vor Ort in Verbindung mit der Zukunftsfähigkeit gemäß der Baumbeurteilung der Stadt Nürtingen wird der Baumerhalt nochmals neu definiert. Es sollen insgesamt fünf Bäume in lockerer Stellung erhalten bleiben und damit ein attraktiver Aufenthaltsbereich in lichtem Schatten sowie einem transparenten, grünen Filter zum Kirchengebäude geschaffen werden. Dabei handelt es sich um zwei Robinien im westlichen, zwei Linden im östlichen Bereich und ein dazwischenliegender, noch junger Schnurbaum.

Ochsenbrunnen
Der Ochsenbrunnen wird in seiner Grundform und seiner künstlerischen Ausarbeitung erhalten, jedoch wird die starre Randeinfassung in Form einer Sitzkante partiell aufgebrochen und auf das Platzniveau abgesenkt. Dadurch wird die Zugänglichkeit zum Brunnen und die Erlebbarkeit des Wassers deutlich verbessert und eine gestalterische Verbindung von Brunnen und Platzbereich hergestellt. Diese wird verstärkt durch ein umlaufendes Band aus Granitplatten, das sich an den geöffneten Stellen in den Brunnen hinein entwickelt. Über einen flachen Wasserfilm entsteht so eine attraktive Zugänglichkeit zum Brunnenbecken. Der Brunnen wird somit zum gut integrierten Bestandteil und Mittelpunkt des Schillerplatzes.



Platzbelag
Der Ansatz, den Schillerplatz mit einem eigenen, sich vom Umfeld abhebenden und damit identitätsstiftenden Belag zu gestalten, wird beibehalten.
Gegenüber dem Wettbewerbsentwurf (Passe-Verband) wird jedoch ein in der Richtung der Hauptachse Kirchstraße verlegter Belag aus Granit-Pflasterplatten verschiedener Formate im orthogonalem wilden Verband vorgeschlagen. Die Körnung und Größenabstufung entspricht dem Belag in der Kirchstraße (1. BA). Der Belag nimmt die grau-gelbliche Färbung des 1. BAs auf, setzt sich jedoch durch einen höheren Grauanteil farblich ab. Damit ist sowohl eine eigene Prägung und Ablesbarkeit des städtebaulich wichtigen Schillerplatzes als auch eine gute Begehbarkeit und Nutzbarkeit - auch für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwägen - gewährleistet.

Gebäudevorzonen
Die Vorzonen vor den an den Platz grenzenden Gebäuden, vor allem im südwestlichen Bereich, werden auf ein für Außenpräsentation und Außengastronomie gut nutzbares Maß von vier Metern erweitert. Die Möblierung reagiert dabei auf die Fassadengliederung und Zugangssituationen. Die Bäume an der Süd-Ostseite werden deutlich von den Gebäuden abgerückt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Herleitung des Entwurfs aus der Stadtgeschichte des Ortes überzeugt. In der Diskussion wird die hohe Qualität des Beitrags gewürdigt. Der Schillerplatz wirkt großzügig und eröffnet mit dem vorgesehenen Platzbelag die Chance für eine multifunktionale Nutzung. Als kritisch wird das "grüne Feld" um den Chor der Kreuzkirche gesehen.
Die vorgeschlagenen Beleuchtungsstelen stehen etwas dicht beieinander.
Als sehr schöne Idee wird der Wechsel der Baumstellung gewürdigt – streng gereiht in Nord-Süd-Richtung und eher frei angeordnet in Ost-West-Richtung. Fraglich ist allerdings, ob die Bäume so nah an die Gebäude der südöstlichen Gebäudereihe heranrücken sollten.
Die Beibehaltung des Ochsenbrunnes in seiner ursprünglichen Form am heutigen Standort zeugt von großem Respekt vor dem Kunstwerk. Die Bewertungskommission ist allerdings der Auffassung, dass damit die Chance vergeben wird, die Attraktivität des Wassers für die Ausstrahlung des Platzes zu nutzen.
Insgesamt liegt ein sehr ansprechender Beitrag vor, der angemessene Antworten auf die aufgeworfenen Fragen gibt.
Detail Kirchenumfeld

Detail Kirchenumfeld

Detail Ochsenbrunnen

Detail Ochsenbrunnen