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Award / Auszeichnung | 07/2007

best architects 08

Neubauten für die Blindeninstitutsstiftung Regensburg [Kategorie sonstige Bauten]

Auszeichnung

GEORG • SCHEEL • WETZEL ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Neubauten für die Blindeninstitutsstiftung Regensburg:

Das Projekt der Schule und Tagesstätte für seh- und mehrfachbehinderte Kinder im Westen von Regensburg erhielt den 1.Preis in einem EU-offenen, zweiphasigen Wettbewerb, der im Jahr 2000 von der Blindeninstitutsstiftung und dem fürstlichen Haus Thurn und Taxis ausgelobt wurde. Die Aufgabe, die einen hochbaulichen Realisierungsteil sowie einen städtebaulichen Ideenteil umfasste, bestand in der Einbettung der Neubauten für die Blindeninstitutsstiftung sowie in der Arrondierung eines bestehenden Einfamilienwohnhausgebietes verbunden mit der städtebaulichen Neuordnung des gesamten Geländes am westlichen Stadtausgang. Es erstreckt sich östlich des Schlosses Prüfening, einstmals Klosteranlage, heute ein denkmalgeschütztes Gebäudeensemble mit einem verwunschenen Park, der von einer charakteristischen Kalksteinmauer umfriedet wird.
Diese macht die Anlage noch heute als solitäre Insel im Landschaftsraum lesbar, der sich weiter nach Süden als Erholungsgebiet über die Hügel bis zur Donau hinunterzieht.
Im Osten sind die vorstädtischen Strukturen hingegen bereits weiter an das Schlossareal herangerückt. Im Norden wird das Wettbewerbsgelände von der befahrenen Prüfeninger Schlossstraße und der ICE-Gleistrasse Regensburg – Nürnberg begrenzt, was zu nicht unerheblichen Schallemissionen führt, die bei der Planung von vornherein zu berücksichtigen waren.
Der zwischen Schloss und Einfamilienhausgebiet verbleibende landwirtschaftlich genutzte Zwischenraum sollte Gegenstand einer stadt- und landschaftsräumlichen Neuordnung werden.

Die Schwelle zwischen Stadtrand und Landschaft ist am Ort auch als räumliche Zäsur erfahrbar: der ansteigende, von einer Waldkante gefasste Hang entwickelt Tiefe wie ein angehobener Bühnenraum und setzt die Türme des Schlosses Prüfening in Szene.
Diese Zäsur wird mit dem Eingriff qualitativ erhalten und neu interpretiert. Die Schulgebäude schmiegen sich soweit wie möglich an den westlichen Stadtrand, die alte Verbindungsstraße nach Prüfening, und bauen ein Gegenüber zum Schlossensemble auf. Es wird eine Stadtkante gebildet, die den Abstand zu der ehemaligen Klosteranlage festschreibt.
Das Wohngebiet im Osten wird in diesem festgesteckten Rahmen arrondiert. Die alternierenden Reihen von Baukörpern mit ihren terrassierten Gärten knüpfen an die gewachsene Siedlungsstruktur an.
Der transformierte Landschaftsraum zwischen Schloss und Neubauten setzt nun mit einer parkartigen Begrünung, die an den Waldbestand anschließt, die neuen und die bestehenden Architekturen miteinander in Beziehung. Die vormals landwirtschaftlich genutzte Fläche wird als öffentlicher Grünraum umgewidmet und als Wiesenhang der Stadt zurückgegeben, zur Nutzung durch die Schulen und die Wohnquartiere.

Die Baukörperfigur der Blindeninstutsstiftung interpretiert zum einen die vorgefundene landschaftliche und topographische Situation, zum anderen setzt sie die sehr differenzierten organisatorisch-funktionalen Anforderungen des Nutzers in eine bauliche Gestalt um.
Schule und Tagesstätte betreuen schwer seh- und mehrfachbehinderte Kinder, die zum großen Teil auf fremde Hilfe und damit auf schwellenloses Ineinandergreifen der Räumlichkeiten angewiesen sind.
Daher entstanden eingeschossige Schulbereiche, die sich den Hang in geringen Höhenschritten hinaufstaffeln und sich mit dazwischen liegenden intimen Höfen fingerartig in die Landschaft entwickeln. Sie sind Teil einer gebauten Topographie, die zu einem Erlebnisraum für die Kinder wird. Ihre Stütz- und Umfriedungsmauern modellieren das Gelände zu einem Relief, aus dem sich die Gebäude erheben, gewissermaßen als Reflexion der Mauerarchitekturen im ehemaligen Klosterareal von Prüfening.
Die verwendeten Materialien kommentieren das bauliche Gegenüber mit hellem Sichtbeton und einem grün-grauen Kohlebrandziegel für die geschlossenen Wandflächen, der das Farbspiel der Bruchsteinmauer beantwortet.

Der erhöhte polygonale Vorplatz, gebildet von einer zweigeschossigen Gebäudespange und einem abgesetzten Baukörper, der Sporthalle und Therapiebad aufnimmt, ist als Referenzort an der Grenze zwischen Stadt und Landschaft das stadträumliche „Foyer“ der Schule.
Die Haupteingänge in den Komplex, zu denen die Kinder mit Bussen gebracht werden, befinden sich auf der Ebene dieses entsprechend der Topographie leicht ansteigenden Plateaus.
Von dort gelangt man in die jeweiligen Schulbereiche und in den über Rampen ansteigenden großen Korridor, an dem sich die allgemeinen Fachräume befinden.
Das Obergeschoss des zweigeschossigen Gebäudeteils beherbergt Therapie- und Verwaltungsräume mit Blick auf Landschaft und Schloss.

Die Durchwegung der einhüftig konzipierten Anlage ist durch die Präsenz der unterschiedlichen Freiräume charakterisiert. Der Hauptkorridor öffnet sich vollständig zum Vorplatz, die Flure der Schulbereiche ihrerseits zu den darunterliegenden Gartenhöfen. Damit wird nicht nur der allmähliche Übergang in den Landschaftsraum erfahrbar, die innere Organisation bildet auch ein einfaches Orientierungssystem, das mit hierarchisierten Wegebeziehungen arbeitet und für die Kinder wiedererkennbar bleibt. Es wird durch die natürlichen Lichtverhältnisse und durch das Erlebnis der Topographie im Haus gestützt: Der Hang wird zum bestimmenden organisatorischen Kriterium.

Die Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die in der Blindeninstitutsstiftung betreut werden, befinden sich im Alter zwischen 3 und 21 Jahren. Ein exemplarisches Bild der Behinderungen lässt sich nicht zeichnen, schon im Bereich der Sehbehinderungen weisen die Kinder ganz unterschiedliche Defizite und Restsehfähigkeiten auf, die individuell durch Seherziehung und die verschiedenen Therapieformen gefördert und stimuliert werden. Die meisten der insgesamt 100 - 120 Kinder werden morgens mit Behindertentaxis und Bussen gebracht und nachmittags wieder abgeholt. Lern- und Wohnräume sind für die Kinder einer Klasse in direkter Nachbarschaft und können mit großen Schiebetüren zu einer Einheit verbunden werden. Dazwischengeschaltet befinden sich Ruhe-, Einzeltherapie-, und Seherziehungsräume. Diesen Raumeinheiten, die sich in allen Schulstufen wieder finden, sind zum Flur hin große Sanitäreinheiten für die Pflege der Kinder zugeordnet. Ca. 20 Kinder bewohnen das Internat mit vier Gruppen, die als eigenständige Wohnungen mit zugeordneten Klassenräumen funktionieren.



New buildings of the Institution for the Blind Foundation

The project of the school and day-care facility for visually-impaired and multiple handicapped children in the west of Regensburg was awarded the first prize in an EU-open, two-phase competition. The task consists in embedding the new buildings for the institution as well as in the completion of an existing single-family housing district in conjunction with an urban restructuring of the entire area around the western city edge. It extends eastward of Schloss Prüfening, a former monastery, today a listed building ensemble including an enchanted park enclosed by a characteristic limestone wall.
Even today, this makes the complex stand out as a solitary island within the landscape, which continues as a recreational area further south over the hills and up to the Danube river.
The threshold between periphery and landscape becomes apparent in situ as spatial transition: Enclosed by a forest border, the ascending hillside develops the depth of a raised stage and orchestrates the towers of Schloss Prüfening.
With this operation, the incision is maintained in quality and freshly interpreted. The school buildings lean toward the western periphery - the old link road to Prüfening - and establish an opposite to the palace ensemble. The new city edge clearly defines the distance to the former monastery. Within this set frame, the residential area in the east is completed.
By a green area resembling a park, following the forest, the transformed landscape between palace and new buildings establishes a relationship between new and existing architecture.

The figure of the Institution for the Blind Foundation interprets on the one hand the existing landscape and topographic situation, on the other it translates the organizational-functional requirements of the users into a structural shape.
The institution cares for severely visually impaired and physically disabled children who rely profoundly on outside help and therefore depend on a barrier-free navigation of the premises.
Therefore, new single-floor school areas were created, stepping up the slope in small graduation and protruding - with interjacent intimate courts - like fingers into the landscape. As part of a built-up topography, a unique space for experiences for the children is created. Retaining and enclosure walls abate the area, from which the buildings arise.
The employed materials refer to the opposite structure with light exposed concrete and green-grey burnt brick for the uniform wall areas, responding to the play of colours of the rough stone masonry.
Shaped by a two-storey building form and a set-back body accommodating the gym and the therapy pool, the raised polygonal forecourt - as point of reference at the border of city and landscape - becomes the urban “foyer” of the school.
The main entries of the complex, where the children are taken by bus, are situated level to the slightly ascending plateau, matching the topography.
From there, the respective school sections are accessed as well as the great corridor, where the general classrooms lie and which ascends via ramps.
The top floor of the two-storey building section accommodates therapy and administrative rooms with a view to the landscape and the palace.
Navigation of the premises is characterized by the presence of various open spaces. The main corridor opens up entirely to the forecourt; the section corridors, however, to the garden courts below. Not only does this define the gradual transition to the landscape area, the internal organization creates a straightforward system of orientation, which works with hierarchically-related paths and remains recognizable for the children. It is supported by the natural light conditions and by the experience of the topography in the house: The hillside becomes the crucial organizational criterion.