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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2016

Erweiterungsbau des Landratsamts am Neuen Schloß

Perspektive Hof

Perspektive Hof

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 12.000 EUR

Bruno Fioretti Marquez

Architektur

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Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Entwurfsleitende Idee
Die außergewöhnliche Topografie des Ortes hat im Lauf der Geschichte spezifische städtebauliche Lösungen verlangt, welche die Morphologie der Stadt bis heute prägen.
Außenräume und Architektur sind in Neustadt eng miteinander verflochten; dieser bezeichnende Umgang mit dem „Genius loci" bestimmt den Charakter und die architektonische Qualität des historischen Zentrums.
Das Projekt für die Erweiterung des Landratsamts am Neuen Schloss setzt sich mit der bewegten Topografie auseinander, greift auf bewährte städtebauliche Lösungen zurück und übersetzt den historischen „Duktus“ der Stadt in eine zeitgenössische Sprache.

Städtebauliches Konzept – Ein neuer öffentlicher Stadtraum
Der neue, schmale und leichte Baukörper setzt sich „u-förmig“ an das neue Schloss und bildet einen Hof als neuen öffentlichen Stadtraum, der sich in der Sequenz zwischen den vorhandenen Barockengärten und dem historischen Marktplatz einfügt.
Der Neubau wird bewusst dem historischen Denkmal untergeordnet; er übernimmt die Sockelhöhe des bestehenden Schlosses und transformiert sich mit der zunehmenden Höhe entlang der Strasse von einer „Gartenmauer“ an der Nordseite bis zur „Stützwand“ am Südhang.
Zwei transparente Brückenräume trennen architektonisch und verbinden gleichzeitig programmatisch Neubau und Bestand zu einem einzigen Haus und umrahmen die Passagen, die eine Außenraumsequenz bilden.

Architektonisches Konzept – Ein offenes Bürgerhaus
Eine massive raumhaltige Mauer, welche die vertikalen Erschließungen und die Nebenräume beinhaltet, schützt eine leichte Holzkonstruktion, in der das eigentliche Programm untergebracht ist, vor Straßenlärm. Ein freundliches, schlichtes, helles Bürgerhaus öffnet sich zum Garten.
Großzügige Wartebereiche für die Besucher und verglaste Sitzungsräume für die Mitarbeiter sind als transparente Loggien konzipiert. Großformatige Fenster mit wechselnden Ausblicken in die Landschaft bilden in der Tiefe der Brüstung Sitzgelegenheiten, welche die lichtdurchfluteten Flure in informelle Begegnungsorte umwandeln.
Der Eingang ist an der Knorrstrasse situiert; eine großzügige, einläufige Treppe führt die Besucher in die tieferliegenden Geschosse. Die Treppenoberlichter erhellen die Eingangsbereiche in den jeweiligen Ebenen.

Konstruktion
Das Gebäude organisiert sich in mehreren Schichten.
Eine massive Wand aus Stahlbeton bildet die äußere Schicht, sie beinhaltet die Erschließungskerne und übernimmt die Erdlasten des Geländeversprungs. Die Betonwand erhält eine Außenschale aus kerngedämmten Porenziegeln, die mineralisch verputzt wird.
An die Betonwand werden Holz-Beton-Verbundrippendecken (HBV) im Raster von 2,50 m angehängt. Diese Decken sind als F90 Decken nachweisbar und können die hohen Lasten der weiten Spannweite übernehmen.
Die innere Schicht bildet die Holzfassade zum Hof, welche im Raster von 1,25 m die Lasten der HBV Decke aufnimmt und mit Holzfensterelementen verglast ist.
Die Konstruktion der Decken und der Hoffassade kann überwiegend vorgefertigt werden, und dadurch schnell, passgenau und terminsicher errichtet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die sensible bauliche Entwicklung der Erweiterung des Landratsamtes überzeugt durch die überlegte Nutzung der Topographie und der Geometrie des Grundstückes. Das historische Schloss wird in seiner Bedeutung für die Stadt durch den Neubau inszeniert und in überzeugender Weise sichtbar gelassen.

Die intelligent entwickelte Gebäudestruktur umschließt unter bestmöglicher Ausnutzung der Grundstücksgrenzen einen 4-geschossigen Innenhof, auf den alle neuen Büroräume ausgerichtet sind. Dadurch entwickeln sich nicht nur hervorragend organisierte ruhige Büroräume in einem überlegt organisierten Einbund, es entsteht darüber hinaus ein sehr qualitätvoller multifunktionaler Innenhof. Dieser setzt nicht nur den Neubau in Szene, sondern verleiht dem Schloss auch neue Wirkung.

Alt- und Neubau werden durch klug gesetzte Fugen angebunden, die in Nord-Süd-Richtung eine fußläufige Durchwegung von der Knorrstrasse zu den Barockgärten ermöglichen.
Alt- und Neubau werden an den Fugen funktional verbunden, der historische Übergang verbleibt als nicht nutzbares Relikt zum Innenhof.

Durch den Haupteingang im Nord-Osten gelangt man in einen Empfangsbereich, der zugleich den Blick in den Innenhof und auf eine 4-geschossige lange einläufige Treppe freigibt.
Das Gebäude und seine innere Logik erklären sich weitestgehend selbst, wodurch Übersichtlichkeit und Bürgerfreundlichkeit gewährleistet sind.

Obgleich die südliche Gebäudefuge zugleich die Befahrbarkeit des Innenhofes zulässt, erscheint die Lage der Hausmeisterräume nicht sinnvoll.
Architektursprache, Materialität und Detailausbildung überzeugen. Die Fassadengestaltung zum Stadtraum bedürfte jedoch der Überarbeitung.

Sehr positiv wird der Einsatz des Werkstoffes Holz für wesentliche Bauteile bewertet.
Die unterschiedliche Fassadensprache an den Außenseiten und den Hofseiten ist stimmig innerhalb des Gesamtkonzeptes entwickelt und überzeugt in ihrer Transparenz und Gliederung.

Das Raumprogramm wurde erfüllt - die Räume mit Parteiverkehr sind sehr gut organisiert.

Das Gebäude lässt durch seine überlegte Konstruktion, Detailausbildung und durch das konsequente „Eingraben“ in das Gelände einen sehr wirtschaftlichen Betrieb und Unterhalt erwarten. Die Kubatur liegt im Vergleich der Arbeiten im unterdurchschnittlichen Bereich.

Das Projekt überzeugt durch seinen überraschenden Ansatz, nach außen in zurückgenommener Bescheidenheit
in Erscheinung zu treten und gleichzeitig nach innen einen sehr gut nutzbaren Innenhof zu schaffen, der dem Schloss wie auch den neuen Büroräumen starke Qualitäten für zeitgemäße Arbeitsplätze bieten würde.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Eingangsniveau

Grundriss Eingangsniveau

Grundriss Straßenniveau

Grundriss Straßenniveau

Grundriss Barockgartenniveau

Grundriss Barockgartenniveau

Grundriss Hofgartenniveau

Grundriss Hofgartenniveau

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt