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Offener Wettbewerb | 06/2017

Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes und des Willy-Brandt-Platzes

1. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept

Das Gestaltungskonzept für den Bahnhofsvorplatz in Gütersloh reagiert auf die veränderten Prioritäten im Mobilitätskonzept. Der ruhende Verkehr verschwindet vom Platz, dafür entsteht eine neue funktionalere Anordnung von Busbahnhof (ZOB) an neuer Stelle, Fahrradparkhaus und Fußgängerüberweg, der eine bessere Anbindung zum Zentrum schafft. Diese neue Segmentierung führt zu einer sanften Mobilität, die Verkehrsteilnehmer so weit wie möglich aneinander vorbei führt, um Reibungspunkte zu vermeiden, wenn Verkehrsmittel vernetzt werden.
Entstanden ist ein raumgreifender, verkehrsberuhigter Platz mit Gruppierungen von Bäumen und Mobiliar eingefasst vom Busbahnhof, dem Fahrradparkhaus mit Café und dem Bahnhof. Das Bild des Bodenbelags verbindet die Elemente des neuen Entrees in die Stadt. Der versprengte rote Klinkerstein im Wechsel mit neutraleren Farben schafft einen intuitiven Übergang vom Platz in die Innenstadt. Die Formensprache der Freifläche sowie der Gebäude ist Ausdruck eines Wandels hin zu einem moderneren, funktionaleren aber auch einladenden Charakter in die Stadt.

Verspielter Übergang zur Innenstadt und grüne Räume erleichtern die Orientierung

Vor dem Haupteingang des Bahnhofs bis zum Fußgängerübergang in die Eickhoffstraße erstreckt sich der neu gestaltete Platz mit einem lebendigen Bodenbelag aus Klinker in unterschiedlichen Schattierungen. In der Farbgebung orientiert sich der Bodenbelag am roten Pflaster der bestehenden Straßen im Umfeld und einem hellen Farbton, der die intensiven Fassadenfarben im Umfeld neutralisiert. Das Musterbild aus auseinandertreibenden roten Klinkerelementen auf neutralem Hintergrund sowie die die lineare Baumbepflanzung laden den Besucher intuitiv ein, der historischen Wegmache in Richtung Innenstadt zu folgen. Der Platz mit seinem Mosaik verbindet die umliegenden Gebäude, Busbahnhof, Fahrradstation und Hauptbahnhof mit der Innenstadt.

Neue Baukörper setzen Akzente

Unter der offenen Dachkonstruktion sind abgeschlossene Räumlichkeiten für die Postfiliale und die Postbank an der Kaiserstraße und sowie ein Fahrkartenschalter mit Aufenthaltsräumen für die Angestellten der Busunternehmen zum Willi-Brandt-Platz hin vorgesehen. Die zwei abgerundeten dreieckigen Baukörper nehmen die Formensprache des Daches auf. Fußgänger erreichen den ZOB vom Bahnhof aus über den Willi- Brandt-Platz. Baulich markiert das dort dem ZOB vorgelagerte Fahrradparkhaus mit integrierter Gastronomie den Zugang.
Im dem analog zur großen Überdachung ebenfalls trapezförmigen Fahrradparkhaus entstehen 700 Fahrradstellplätze auf vier Etagen, die über Rampen und einen Fahrstuhl zugänglich sind. Im Erdgeschossbereich ist ein Café mit einer Bestuhlung auf dem Platz vorgesehen. Das Fahrradparkhaus wird von den Baumgruppen aus bestehenden und neu gepflanzten Linden umschlossen und fügt sich dadurch trotz seiner Maße harmonisch in das Umfeld ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit besticht durch ihre klare Gliederung und Reduktion der gestalterischen Mittel. Der Bahnhofsvorplatz und der mit einem imposanten Dach versehene ZOB werden durch das an strategischer Stelle gleichsam als Gelenk positionierte Fahrradparkhaus ergänzt.
Das Preisgericht ist sich einig, dass das Fahrradparkhaus an dieser Stelle richtig platziert ist, nämlich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. Zum einen gelingt es auf diese Weise, den Willy-Brand-Platz zu fassen und gleichzeitig einen Blickpunkt aus der Strenger Straße zu schaffen. Zum anderen kann – eine entsprechende architektonische Qualität vorausgesetzt - von diesem Gebäude eine positive Signalwirkung für das Areal und die Fahrradstadt Gütersloh ausgehen. Das Preisgericht regt an, vor diesem Hintergrund zu prüfen, ob das Parkhaus nicht sogar im ersten Bauabschnitt realisiert werden kann, um aufwändige Provisorien zu vermeiden.
Die Kernidee der Platzgestaltung ist, diese nicht an der Straßenkante enden zu lassen, sondern den Belag als homogenen Teppich bis in die gegenüberliegende zukünftige Fußgängerzone fortzuführen und somit einen gestalterischen Zusammenhang herzustellen. Auf diese Weise wird dem Besucher verdeutlicht, in welcher Richtung er in die Innenstadt gelangt. Besonders gewürdigt wird die konzeptionelle Idee, den Klinkerbelag des angrenzenden Innenstadtbereichs in Richtung Bahnhof fortzuführen und in das neu vorgesehene Pflastermaterial übergehen zu lassen. Wegen der zu erwartenden Fahrzeugfrequenz und der Belastung durch Busse wird die gänzliche Überformung der Kaiserstraße im Preisgericht jedoch kontrovers diskutiert.
Den beibehaltenen Bestandsbäumen kommt eine raumbildende Funktion für den Platz zu; gleichzeitig wird eine Überleitung zum ZOB ermöglicht. Die äußerst sparsame Möblierung und Reduktion auf wesentliche Ausstattungselemente wird vom Preisgericht positiv gesehen, verlangt aber nachhaltige Disziplin auf Seiten der Stadt. Der Vorschlag, die Lichtmasten frei zu platzieren, erscheint im Kontext der Gesamtmaßnahme schlüssig. Die Verteilung der Stellplätze im Wettbewerbsgebiet ist in Teilen zu hinterfragen. Ein Taxistand vor dem Bahnhofsgebäude ist zu ergänzen.
Es gelingt dem Verfasser, das bestehende Wohnhaus relativ beiläufig zu integrieren. Der Platz an der Stelle des jetzigen ZOB wird kritisch gesehen, auch weil die flankierende Bebauung für eine solche Nutzung keine ausreichende Qualität aufweist. Möglicherweise ist dies – hinter einer den Straßenraum fassenden Bebauung – eher der Ort für die geforderten temporären Stellplätze, die bislang im Entwurf nicht adäquat berücksichtigt scheinen.
Insgesamt ein sehr guter Beitrag, der durch seine Klarheit und Einfachheit überzeugt.