modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2017

Neubau der Kindertagesstätte St. Petrus

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

Lehmann Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Analyse und Strategie
Die Kirchengemeinde St. Petrus in Vorsfelde beabsichtigt, die auf unterschiedliche Standorte verteilten Kinderkrippen und Kindergärten zukünftig in einem gemeinsamen Haus unterzubringen. Für das neue Haus ist ein Grundstück nördlich des Wendschotterbachs am Ende der Hermann-Lons-Straße im Wolfsburger Stadtteil Vorsfelde vorgesehen.

Das dort befindliche Gebäude der Kinderkrippe soll während der Bauphase weiterhin betrieben und nach erfolgter Fertigstellung des Neubaus zurückgebaut werden. Gleiches gilt für das im Osten angrenzende Gebäude der Kindertagesstätte.

Mit dem Neubau soll das gesamte Areal mit Bildungs- und Freizeiteinrichtungen für Kinder neu geordnet werden. Über den neuen Vorplatz der Kindertagesstätte wird weiterhin der bestehende Abenteuerspielplatz erschlossen und ein neuer Spielpatz im Osten sowie ein Bolzplatz im Norden des Areals angebunden.

Das Haus selbst wird neben zwei Krippen- und drei Kindergartengruppen auch zwei Gruppen für Vorschulkinder beherbergen. Besonderes Augenmerk soll dabei auf die räumliche Vernetzung der verschiedenen Altersgruppen und der räumlichen Umsetzung der pädagogischen Inklusion gerichtet werden. Der Vernetzungs- und Inklusionsgedanke soll sich weiterhin auch im Erschließungssystem wiederfinden.

Städtebau, räumliches Konzept
Das Areal befindet sich innerhalb eines Grünzugs, der sich aus der landwirtschaftlich genutzten offenen Landschaft zwischen die Siedlungsteile Vorsfelde und Wendschott schiebt. Räumlich prägend ist der vorhandene Baumbestand entlang des Wendschotterbachs bzw. der Hermann-Lons-Straße und zu den angrenzenden Wiesen. Das flache, eingeschossige Gebäude legt sich behutsam in den Landschaftsraum und verzahnt sich über seine geschwungenen Außenwände mit den umliegenden Freiräumen.

Durch die eingeschossige Organisation wird die Kindertagesstätte in den Landschaftsraum integriert und im Innern gleichzeitig eine gruppenübergreifende, barrierefreie Vernetzung der unterschiedlichen Gruppen und Altersstufen optimal umgesetzt. Die Rahmenbedingungen für eine Inklusion sind gegeben.

Die Figur des Gebäudes ergibt sich aus zwei ringförmigen Erschließungen, um die die Aufenthaltsräume angeordnet sind. An ihrem Schnittpunkt weiten sich die beiden Ringe zum Foyer und der Piazza. Dieses kontinuierliche Erschließungssystem erlaubt es, das Gebäude in die Bereiche Kita/Butze, Kita/Krippe, Mensa mit Küche und Verwaltung zu untergliedern und gleichzeitig durch kurze Wege deren Vernetzung zu unterstützen.

Aus dem Erschließungssystem ergeben sich weiterhin zwei unterschiedlich dimensionierte Innenhöfe, die der Belichtung der Erschließung dienen sowie Durchblicke und damit eine einfache Orientierung ermöglichen. Die Höfe stellen eine Erweiterung des Freibereichs dar und sind als zusätzliche und in Teilen überdachte Außenräume mit direktem Bezug zur Piazza und zu sämtlichen Aufenthaltsräumen eine wertvolle Ergänzung der Kindertagesstätte.

Organisation
Die Gruppenräume orientieren sich nach Westen zu dem Garten und sind untereinander verbunden und flexibel schaltbar. Die Räume der Kindergrippe sind dabei im Süden in einem eigenen Bereich angeordnet. Zentral zwischen den Gruppenräumen befindet sich die gewünschte zusätzliche Garderobe mit dem Ausgang in den Garten.
Die Mensa ist im Südosten angeordnet und kann durch flexible Trennwände erweitert werden. Der angrenzende Innenhof kann ebenfalls als Erweiterung der Mensa dienen. Südlich der Mensa schließt die Versorgungsküche und der Logistikbereich mit der überdachten Anlieferung an.

Am Haupteingang liegt weiterhin der Bewegungsraum, der analog zur Mensa den angrenzenden größeren Innenhof nutzen kann. Das Atelier und die Verwaltungsräume setzen den Gebäudeteil im Nordosten fort.

Außenanlagen / Versorgung
Mit der Setzung des Gebäudekörpers kann dem städtebaulichen / landschaftlichen Konzept der Stadt Wolfsburg entsprochen werden. Zentrales Element bildet ein leicht keilförmiger Vorplatz im Osten des Gebäudes. Der Vorplatz bildet ein großzügiges Entree zur Kindertagesstätte und erschließt gleichzeitig die angrenzenden Flächen wie den öffentlichen Spielplatz, das Gelände des Abenteuerspielplatzes sowie den Bolzplatz im Norden.

Die Stellplätze befinden sich, wie vorgesehen, östlich vom Vorplatz. Die Anlieferung der Kindertagesstätte erfolgt im Südosten.

Der Außenbereich der Kindertagesstätte im Westen ist großzügig dimensioniert, und kann über eine entsprechende Organisation der Flächen im Zusammenspiel mit dem Gebäude und den Innenhöfen zu einem spannenden Ensemble entwickelt werden.

Architektur, Materialität und Erscheinungsbild
Die eingeschossige Bauweise und die damit einhergehenden geringen Anforderungen an die Statik und den vorbeugenden Brandschutz ermöglichen eine einfache Umsetzung als Holzbau. Durch das sichtbare Holztragwerk wird die Tektonik des Hauses für Kinder erfahrbar und lesbar.
Die Fenster in den Aufenthaltsräumen erhalten eine Dreifachisolierverglasung mit außenliegendem Sonnenschutz. Durch ihre Anordnung an der Außenkante der Wand entsteht im Rauminnern eine tiefe Laibung, die sich insbesondere in den Gruppenräumen als Sitznische eignet.

Die zum Garten orientierten Gruppenräume bilden sich in der Fassade durch geschlossene holzverschalte Abschnitte im Wechsel mit raumhohen Verglasungen ab. Die umlaufenden Außenzargen betonen die Fensterausschnitte und erhalten eine unterschiedliche Farbgebung. In Verbindung mit der Fassadengliederung stärkt dies die Wiedererkennung der Gruppenräume vom Garten aus.

Energie- und versorgungstechnisches Konzept
In den Sommermonaten wird zu starker Wärmeeintrag durch den außenliegenden Sonnenschutz vermieden. Die Verglasung zu den beiden Innenhöfen ist durch die umlaufende Dachauskragung auf natürliche Weise verschattet.

Die von dem Auslober gewünschte Nachhaltigkeit wird berücksichtigt, indem neben dem Einsatz von Holz als konstruktivem Element mineralische Dämmstoffe für die Wärmedämmung der Außenhülle vorgesehen werden. Einen weiteren ökologischen Beitrag stellt die Begrünung der Dachflächen dar.

Für die Wärmeversorgung wird gemäß den Angaben des Auslobers der Anschluss des Gebäudes an das Fernwärmenetz geprüft. Alternativ eignet sich für die Wärmegewinnung die Nutzung oberflächennaher Geothermie. Die Wärmeübergabe in den Räumen erfolgt über eine Fußbodenheizung. In einzelnen Räumen wie z.B. den Waschräumen ist die zusätzliche Anordnung von Heizkörpern sinnvoll. Für die Spitzenlasten im Winter ist eventuell ein Brennwertkessel vorzusehen. Der Bedarf muss durch eine rechnerische Gesamtbetrachtung überprüft werden.

Das geothermische Temperaturgefälle kann im Sommer zur Kühlung der Aufenthaltsräume verwendet werden. Die zu Heizzwecken eingesetzte Umwälzpumpe und die Verteilerkreisläufe im Fußboden werden in diesem Fall zur Kühlung herangezogen.

Eine Technikzentrale ist im Dachgeschoss oberhalb der Mensa und Mensaküche angeordnet. Die für den Betrieb der Küche benötigten Lüftungsanlagen können hierdurch auf kürzestem Weg angebunden werden.

Zur Deckung des Strombedarfs wird der Einsatz einer Photovoltaikanlage empfohlen.

Beurteilung durch das Preisgericht

+ Die um die zwei Innenhöfe herum gelegten Funktionsräume stellen eine einfache, jedoch funktionierende Grundrissorganisation dar. Die Gruppenräume haben direkten Zugang zu der Außenspielfläche im Westen. Der Gemeinschaftsbereich kann durch die Innenhöfe erweitert werden.
- Aufgrund der Anordnung der Räume um den Innenhof sind längere Laufwege einzukalkulieren.
+ Die Räume sind durch die teilweise offenen Innenhöfe gut belichtet und lassen sich durch Schiebewände flexibel nutzen.
+ Die gesamte Kita ist barrierefrei ausgebildet
+ Die eingeschossige Bauweise in Holzbauweise ermöglicht eine einfache Umsetzung
- Die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes liegt u.a. aufgrund einer um 23 m² verkleinerten Nutzfläche in guten Bereich
- Der Technikraum im OG beeinflusst die Gestaltung nachteilig, dessen repräsentative Lage hinterfragt wird.
+/- Von Seiten des Nutzers werden die Innenhöfe in Bezug auf Verschmutzung und Nutzung als Außenspielfläche im Innern des Gebäudes kritisch bewertet. Dem gegenüber steht die qualitative Aufwertung der Innenräume durch die Höfe.
- Die Trennung der Wasch- und Sanitärräume von den Gruppenräumen durch den umlaufenden Flur ist nicht optimal.
+/- Der Entwurf besticht durch seinen einfachen Grundgedanken und seiner qualitativ hochwertigen Ausarbeitung, büßt aber aus der Sicht des Auslobers in einigen funktionalen Aspekten ein.
Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt