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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2017

Neubau Kantonales Spital

Belvedere

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

Nissen Wentzlaff Architekten BSA SIA AG

Architektur

LUDES Architekten - Ingenieure GmbH

Architektur

Bryum GmbH

Landschaftsarchitektur

WMM Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG

TGA-Fachplanung

Visiotec Technical Consulting AG

Brandschutzplanung

Rapp Trans (DE) AG

Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau, Architektur, Aussenraum

Der Neubau nimmt parallel hinter dem bestehenden Spital eine dominante Stellung ein. Ein westlicher Quader überragt das Ensemble deutlich und verleiht dem Spital einen bemerkenswerten Auftritt. An Stelle des südlich vorgelagerten Haus C, zieht sich eine Doppelreihe Parkplätze, die an die bestehende Parkierung des Altersheims anknüpft, den Hang hinauf. Ein Fussweg kreuzt dieses Band an mehreren Stellen und führt abrupt zu einer ausgeprägten Treppenanlage, welche die Sanitätsstelle überwindet und auf dem Spitalvorplatz endet. Diese etwas monumentale Inszenierung von Treppe und überhohem Gebäude bildet einen selbstbewussten Auftakt des Spitals Appenzell, der im Ansatz positiv, aber wegen deren Dimensionssprüngen auch kontrovers beurteilt wird. Südlich davon wird das Areal zum offenen Grünraum mit einzelnen Bäumen umgestaltet. Eine dichtere Bepflanzung begleitet den offen gelegten Bach. Über die prächtige Aussentreppe werden die Besucher auf den neuen Spitalplatz mit Haupteingang geleitet. Gleichzeitig dient dieser Vorplatz, getrennt vom übrigen Verkehr, als Wendeplatz für Besucherfahrzeuge. An der westlichen Parzellengrenze zweigt ein Zubringer von der Strasse ab und führt durch eine Einfahrt im Hang zum Notfall und zur Warenanlieferung im ersten Untergeschoss, wo sich auch die Mitarbeiterparkplätze befinden. Diese Tunnellösung trägt wohl zur Entflechtung der Verkehrswege bei, kann jedoch in deren zweifelhaften Dimension, kostensteigernde Ausführung und im äusseren Erscheinungsbild nicht überzeugen. Als vermindernde Auswirkung leidet dabei auch die angrenzende Notfallstation unter der fehlenden natürlichen Belichtung.


Konzept, Identität und architektonischer Ausdruck

Das Spitalensemble wird vom stattlichen fast turmartigen Neubau dominiert. Dieser viergeschossige Kubus mit eingeschlossenem Innenhof mit überhohen Geschossen, ruht auf einem Sockel, der sich hangseitig ins Terrain einschiebt und nach Osten ausweitet. Die gleichwertige Gliederung der Fassade vom Sockel bis zum obersten Geschoss verstärkt einerseits den einheitlichen Ausdruck, andererseits wird damit der Übergang in den Sockelbereich oder die strikte Unterordnung der Haupteingangsfront in Frage gestellt. Die Fassaden sind auf allen Seiten gleich behandelt. Die aussenliegenden Betonstützen prägen deren Erscheinung. Weiter zeichnen und ergänzen vorfabrizierte Betonelemente und raumhohe Alufenster die strengen Fassadenraster. Im obersten Geschoss wird die Verwaltungseinheit mit einer durchlaufenden Loggia bereichert. Dies bewirkt eine aufwertende Ausstrahlung, hingegen wäre diese Nutzung eher für die Patienten und Besucher erwünscht.


Funktionalität

Die Vertikalerschliessung besteht aus dem leicht exzentrisch angeordneten Haupttreppenhaus mit Aufzügen und einem zweiten Fluchttreppenhaus in der Nordwestecke. Während die östliche Gebäudehälfte über alle Geschosse um den Lichthof organisiert ist und Platz für kleinräumige Nutzung bietet, stehen auf der Westseite grosse zusammenhängende Flächen zur Verfügung. Hausarztpraxen, Ambulatorium und Notfall als publikumsintensive Nutzungen befinden sich im Erdgeschoss. Die Querkorridore führen an den beiden Innenhöfen vorbei, was die Orientierung erleichtert, gleichzeitig aber auch bedeutet, dass die eigentlichen Behandlungsräume in der Regel über kein direktes Tageslicht verfügen. Die Operationssäle mit Sterilisation, Tagesklinik und IMC sind im ersten Obergeschoss einfach, übersichtlich und funktional angeordnet. Das zweite Obergeschoss nimmt folgerichtig die Pflegeabteilung und Physiotherapie auf. Die Bettenzimmer sind auf drei Seiten zum Tal orientiert und der Patientenaufenthalt sitzt in der attraktiven Südwestecke. Im vierten Obergeschoss folgen die Verwaltung und die Drittnutzung, wobei die Lüftungszentrale auf diesem Geschoss einen grossen Teil der innenliegenden Fläche beansprucht. Der Helikopterlandeplatz mit Liftaufgang sitzt auf dem Dach und im Untergeschoss sind die Personalgarderoben, Werkstätten und Haustechnik anzutreffen.


Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb

Das kompakte Hauptvolumen lässt sich grundsätzlich wirtschaftlich erstellen. Die Fassaden weisen hingegen einen hohen Fensteranteil auf, was sich nachteilig auf die Erstellungs- und Unterhaltskosten niederschlägt. Der gewählte Stützenraster von 7.2 m ist für die Spitalnutzung suboptimal. Die weiteren Lastabtragungen werden über die Erschliessungskerne und die Fassadenstützen übernommen. Im Weiteren werden auch Feldstützen und tragende Wandstücke erwähnt, sind aber im Grundriss nicht zu erkennen. Die funktionale Grundrissgestaltung dürfte sich jedoch wieder vorteilhaft auf den Betrieb auswirken. Der Projektvorschlag liegt im Investitions- und Bewirtschaftungsvergleich über dem Mittelwert der prämierten Projekte.


Nachhaltigkeit in Erstellung und Betrieb

Alle Geschosse, ausser dem obersten Geschoss, weisen dieselbe Höhe von 4.50 m auf, womit langfristig ein hoher Grad an Installations-Flexibilität gewährleistet wird, doch fallen die Raumhöhen für zahlreiche Nutzungen zu grosszügig aus. Die Umnutzbarkeit in der Grundrissebene lässt sich aufgrund der nur teilweise dargestellten Gebäudestatik nicht beurteilen. Bei der Wärmeerzeugung wird Wert auf eine nachhaltige Lösung gelegt. Die weiteren Massnahmen dürften sich im üblichen Rahmen bewegen und eine durchschnittliche Nachhaltigkeit in Betrieb und Erstellung gewährleisten.


Fazit

Das Projekt „Belvedere“ zeichnet sich durch die stattliche Präsenz des neuen Spitals aus und ist geprägt von einem hohen architektonischen Gestaltungswillen. Den Verfassern gelingt es einen interessanten und beachtenswerten Vorschlag zu unterbreiten. Die unbefriedigenden Lösungsansätze vor allem im Bereich des Sockelgeschosses sowie die relevanten Faktoren der Wirtschaftlichkeit mindern leider die Gesamtbeurteilung.
Visualisierung 2. Preis

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