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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2017

Institut für Musik | Erweiterung des Instituts für Musik der Hochschule Osnabrück um Vortrags-, Seminar- und Probenräume

Preisgruppe / Zur Realisierung empfohlen / nach Überarbeitung

Preisgeld: 15.000 EUR

AHRENS + PÖRTNER

Architektur

Jager + Partner Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Zech Ingenieurgesellschaft mbH

Akustikplanung

atelier mario haunhorst

Lichtplanung

taao gbr Architektur Visualisierung

Visualisierung

Czylwik + Lotze GmbH Architekturmodellbau

Modellbau

Sebastian & Bauer

Modellbau

Erläuterungstext

0.0 überarbeitung

1.0 präzisieren der perforierten fassade
die perforierte fassade wurde im fassadendetail und in der innenraumperspektive weiterentwickelt, insbesondere der übergang vom außen- zum innenraum wurde präzisiert. der metall screen leitet in die passage, erst dann wird der innere massive kern der jeweiligen „einzelhäuser“ frei sichtbar.
die als zu aufwändig angesehenen glasfugen werden zwischen den gebäudekuben eingespannt. die glasfugen wurden in ihrer fläche reduziert und segmentiert. die beschattung der fugen erfolgt nach westen und süden durch elektrisch angetriebene screenbehänge.
die optional dargestellte led-hinterleuchtung wurde unter einbeziehung eines lichtplaners in alternativen und auf ihren wirtschaftlichen betrieb untersucht. bei einem zurückhaltenden einsatz kompakter led-module werden sich die betriebskosten auf 3.000,00 – 5.000,00 € pro jahr belaufen.
grundsätzlich möchten wir nochmals darauf hinweisen, dass insbesondere die strukturierung und die transparenz der perforierten fassade von großer bedeutung für das äußere erscheinungsbild, vor allem aber auch für die aufenthaltsqualitäten innerhalb des institutes sind.

2.0 die passage
die decke über der passage war nicht als glasdach, sondern als massivdecke gedacht, die widersprüchliche darstellung wurde korrigiert. die stufenanlage zwischen foyer und passage wurde in den außenbereich verlagert, der innenraum erhält somit deutlich mehr flexibilität und großzügigkeit.
die offene „bedarfsgarderobe“ wird zur passage hin geschlossen und soll nur bei tatsächlichem bedarf geöffnet werden. unübersichtliche bereiche in der passage werden somit vermieden.

3.0 tonstudio
das tonstudio wurde überarbeitet, aufnahme und regie wurden so angeordnet, dass separate vor- und nachbereitungen möglich sind, zusätzliche, vorgelagerte schleusen erhöhen den schallschutz. der gewünschte sichtkontakt zwischen den einzelräumen bleibt sichergestellt.

4.0 brandschutz
die wendeltreppe im probenhaus wurde durch ein separates treppenhaus ersetzt. alle treppenhäuser verfügen über einen direkten ausgang ins freie, s. hierzu schemata „brandschutz“, blatt 5.

5.0 wirtschaftlichkeit
die konkaven wandverläufe sind in ihrer erstellung, insbesondere in geschalter stahlbetonkonstruktion, aufwändig, daher wurde in der kostenschätzung eine deutlich wirtschaftlichere ausführung in massivem mauerwerk zu grunde gelegt.

ebenfalls nicht in stahlbeton ausgeführt wird die decke über dem bühnenraum b1, aufgrund der notwendigen spannweite ist hier der einsatz von brettschichtträgern und trapezblechen geplant.

einfach gehalten wird auch der konventionelle aufbau der lochfassade (wdvs) hinter der perforierten gebäudehülle. die einzelfenster werden auf wenige standardmaße vereinheitlicht.



1.0 städtebauliches konzept

„3 plektren“ als auftakt, anschlag oder hinweis auf den hochschulcampus-westerberg. mit der gliederung des baukörpers in 3 ablesbare kuben/häuser werden 3 ziele verfolgt:
- das bühnenhaus führt die wichtige raumkante entlang der caprivistraße konsequent fort
und setzt einen klaren eigenständigen städtebaulichen akzent.
- die (kleineren) häuser für proben und bewegung orientieren sich in maßstab und verzahnung am bestehenden gebäude fb und vermitteln zur weiter westlich gelegenen
wohnbebauung.
- die passage lässt ein durchqueren des gebäudes auf dem weg zum campus zu.

trotz seiner „freien gestaltung“ steht der neubau in engem bezug zum bestand, insbesondere die trauflinie und die gebäudeflucht der ehemaligen frauenklinik werden aufgenommen, der haupteingang des institutsneubaus ist eindeutig auf den zentralen gemeinsamen innenhof ausgerichtet.

2.0 funktion und zuordnung

die gliederung der gesamtmaßnahme in 3 einzelbereiche schafft eigenständigkeit und erleichtert die orientierung, gleichzeitig dient sie der schalltechnischen entkopplung.
die vorhandene topographie des grundstückes wird im südlichen bereich zur teilunterkellerung und zur unterbringung der erforderlichen sanitär- und technikräume genutzt.

das aufnahmestudio
das aufnahmestudio wird neu strukturiert, separate zugangsmöglichkeiten und vorgelagerte schleusen erhöhen die funktionalität. die grundsätzliche lage und zuordnung bleiben unverändert.

die passage
die zweigeschossige passage dient als übergang vom innenhof des institutes zum caprivi-campus, durch diese fuge werden die 3 einzelhäuser in ihrer eigenständigkeit erkennbar. brücken und lufträume geben interessante blickbezüge frei. alle ebenen der einzelbereiche sind durch den zentral angeordneten aufzug auch barrierefrei erreichbar.

3.0 material, konstruktion und gestalt

die tragende konstruktion sowie die bauakustisch wichtigen zwischen- und außenwände werden massiv in ks-mauerwerk 2 df ausgeführt. Die gestaltung der innenwände, -decken und –böden erfolgt nach den jeweiligen individuellen raumakustischen anforderungen.
die einzelhäuser werden durch eine vorgehängte, perforierte fassade „verhüllt“. der transluzente screenbehang dient der egalisierung und entmaterialisierung des gebäudes.

4.0 bau- und raumakustik

der schwerpunkt der raumakustischen auslegung erfolgt für die nutzungsart musik mit dem ziel, eine gute hörsamkeit für unverstärkte musik zu erreichen.
durch die schrägstellung bzw. faltung der umfassungswände in der primärstruktur werden dabei sowohl die entstehung von flatterechos als auch störende rückraumwirkungen vermieden.

durch eine sinnvolle und ausgeprägte reflektionslenkung an den seitenwänden wird ein guter raumeindruck und ausgewogene schallversorgung auf allen zuhörerplätzen erreicht.

zusätzlich wird im fußbodenbereich ein hohlliegender parkettfußboden zur tiefenabsorption herangezogen.

raumakustik probe-/unterrichtsräume
die primärstruktur der räume sieht eine schrägstellung der jeweils gegenüberliegenden wandpaare vor, damit flatterechos zwischen den wänden vermieden werden. die schrägstellung der wände zueinander beträgt dabei mind. 5°.

bei schallharten wänden und böden wird dieses durch ein ausreichendes raumvolumen und eine akustikdecke mit hinterlegter mineralfaser und einer abhanghöhe von mind. 25 cm erreicht.
für die besonders impulshaltigen geräuschinstrumente wie schlagzeug wird der fußboden vollflächig mit einem teppichboden belegt.

bauakustik allgemein

die 3 nutzungsschwerpunkte probe, tanz und bühne werden in 3 einzelbaukörpern zugeordnet und so konsequent baulich getrennt. foyer und passagen wirken hierbei als geräuschpuffer zwischen den häusern.
sensible bereiche wie die zugänge zur studiobühne, zum tonstudio oder zu den proberäumen werden mit zusätzlichen vorgelagerten schallschleusen ausgestattet.

5.0 haustechnik

sanitärtechnik
das gebäude erhält einen kaltwasser-hausanschluss im untergeschoss. von dort erfolgt die verteilung in die einzelnen häuser. die warmwasserbereitung erfolgt dezentral elektrisch. am strangende der kaltwasserversorgung werden zwangsspülungen über automatikarmaturen installiert, um eine ausreichende durchströmung sicher zu stellen. die wc- und duschräume werden mit sanitärobjekten in standartqualität ausgestattet.

heizungstechnik
der neubau wird wärmetechnisch an das bestandsgebäude angebunden. die überschlägig ermittelte heizlast des gebäudes liegt bei ca. 77 kw.
im untergeschoss wird eine unterverteilung installiert. dort erfolgt die vorregelung und verteilung in die einzelnen häuser. jedem haus wird dabei eine regelgruppe zugeordnet. die leitungsführung erfolgt über die flurdecken in die jeweiligen räume.
das probenhaus wird über statischen heizflächen an der außenfassade beheizt. über eine einzelraumregelung können die jeweiligen proberäume individuell beheizt werden.
im bewegungshaus kommt eine schwingbodenheizung in den räumen a1, a2 und b2 zum einsatz. die übrigen räume erhalten statische heizflächen.
der saal im bühnenhaus wird mit aktiven deckensegeln ausgestattet. die nebenräume erhalten statische heizflächen.

lüftungstechnik
alle drei häuser werden mit je einer lüftungsanlage ausgestattet. standort der zentralgeräte ist in der lüftungszentrale im obergeschoss bühnenhaus, der raumzuschnitt wurde angepasst. dort erfolgt auch die zentrale außenluft- und fortluftversorgung über wetterschutzgitter in wandöffnungen. durch die vorgehängte fassade sind die lüftungsöffnungen äußerlich nicht erkennbar.
das lüftungs-zentralgerät für das bühnenhaus wird mit einer adiabaten kühlung ausgeführt. dabei wird durch verdunstungskühlung eine sehr wirtschaftliche form der kälteerzeugung erreicht. ausgelegt wird die anlage auf eine max. belegung von 199 personen. über eine co²- regelung wird die luftmenge stufenlos dem tatsächlichen bedarf angepasst.
das proben- und das bewegungshaus erhalten eine lüftungsanlage ohne kühlfunktion. alle lüftungsanlagen werden mit einer hocheffizienten wärmerückgewinnung ausgestattet.
für alle bereiche wird die lüftung mit erhöhten schallschutzanforderungen realisiert. die hauptleitungen werden im flur installiert und dann jeweils in die einzelnen räume geführt. durch den einsatz von telefonieschalldämpfern wird der schallübertragung in andere räume entgegengewirkt. die trassenführungen wurden weiterentwickelt, s. schemata rlt-trassenführung. reversible decken sichern den zugang zur wartung von brandschutzklappen, volumenstromreglern etc.

6.0 grünkonzept

neuanpflanzungen als ersatz für die zu entfernenden bäume werden, insbesondere im westlichen teil des grundstückes vorgenommen, sie dienen der zusätzlichen abschirmung des angrenzenden wohnquartieres und der erhöhung der außenräumlichen qualitäten vor allem für das probe- und das bewegungshaus. hier steht eine einfache und natürliche gestaltung des außenbereiches, z. b. wildblumenwiese, im vordergrund.
die mitte der gesamtanlage bleibt der zentrale innenhof mit seinen hohen aufenthaltsqualitäten und dem prägenden baumbestand.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser verteilt das Raumprogramm auf drei amorphe Einzelvolumina, diese stehen als kohärente Gruppe in einem spannenden Verhältnis zueinander. Die Dekomposition in Einzelhäuser 'Bühne', 'Probe' und 'Bewegung' bietet viele Vorteile, beeindruckend ist der ambivalente Maßstab - so wird einerseits die kleinteilige Bestandsbebauung und der Freiraum des Forums aufgegriffen, andererseits tritt der Institutsneubau aber immer auch als eindeutig zusammengehörendes Ganzes in Erscheinung.

Die Erschließung ist überzeugend, der Haupteingang liegt wie gewünscht Vis-a-Vis dem Hofzugang am Forum. Die Stellplätze liegen richtig und respektieren den nahen Grünbereich, die Anlieferung liegt auf Ebene des EGs und funktioniert problemlos.

Stadträumlich schließt die abgeflachte Seite des Saalkörpers die Baulücke an der Caprivistraße und führt die Raumkante fort, zum grünen Innenbereich und zur Wohnbebauung nehmen sich Tanz und Probe durch die konvexen Fassadenflächen angenehm zurück, wirken kleiner als sie tatsächlich sind. Die Gebäudehöhen bleiben unter der Traufhöhe der ehemaligen Frauenklinik.

Richtig aus Nutzersicht ist auch die funktionale und gut nachvollziehbare Trennung bzw. Verteilung des Raumprogramms. Die akustische Trennung durch faktische Entkopplung aller Bereiche ist gelungen. Der Bühnenraum liegt mit Tonstudio und Regieraum wie gewünscht zusammen, alle Unterrichtsräume werden natürlich belichtet und sind gut geschnitten, die vorgeschlagene zweite Fassadenhaut schützt Lehrende wie Lernende vor Blicken von außen. Der Saal ist gut geschnitten, hat eine angenehme Höhe und Proportion, die umlaufende Galerie entspricht der erhofften Flexibilität und Multifunktionalität. Die Verbindung der Obergeschosse wird über eine Galerie im gemeinsamen Zwischenraum gesichert.

Der Entwurf lässt allerdings einige Fragen offen: Wie werden die Innenfassaden analog der Außenfassaden ausgebildet, wie funktionieren die großen Glasfugen zwischen den Volumina im täglichen Betrieb, wie attraktiv wird die - im Modell mit Glasdach versehene - vorgeschlagene Passage realisiert? Welche Tageslichtqualität lässt die Passage erwarten?

Die konkaven und konvexen Wandflächen lassen erhöhte Baukosten vermuten, die großen Glasfugen erhöhte Betriebskosten erwarten, ohnehin liegt der Entwurf im oberen Bereich der wirtschaftlichen Kenndaten. Ob aber z.B. die perforierte Gebäudehülle eine - wie vorgeschlagen - LED-Akzentuierung braucht, wird kontrovers diskutiert, dass sie als optischer Emissionsschutz gesehen werden kann, wird jedoch begrüßt. Die Angemessenheit der Eigenständigkeit und der überaus selbstbewusste Auftritt, werden kontrovers diskutiert.

Dennoch - dem Verfasser gelingt ein überzeugendes Ensemble, welches auf eigenständige Weise den Wünschen der Nutzer in hohem Maße entspricht und zukünftig eine unverwechselbare Adressbildung erwarten lässt.



Die Überarbeitung durch die Verfasser überzeugt das Preisgericht in vielerlei Hinsicht: Das baulichräumliche Gefüge der Einzelvolumina passt sich auch unter Berücksichtigung der topografischen Verhältnisse besonders gut in die Umgebung ein. Die Barrierefreiheit aller Bauteile ist mit der stufenlosen Passage gewährleistet, das Entree nun großzügiger gestaltet. Die Zugänglichkeit des Aufzuges orientiert sich nun am Wegenetz innerhalb des Ensembles.

Den Verfassern gelingt es, die vorgeschlagene Optik der Fassade glaubhaft darzulegen: sowohl der Ausblick, als auch der gewünschte Blickschutz in die Bewegungsräume, der zugleich die Funktion des Sonnenschutzes in sich birgt, lassen sich mit den vorgeschlagenen architektonischen Mitteln nachweislich gut kombinieren.

Die Anordnung der dem Tonstudio zugeordneten Räume wurde entsprechend der Vorgaben optimiert und mit notwendigen Schallschleusen versehen. Die Gliederung des Raumprogrammes in funktionale Nutzungseinheiten ist ausgesprochen gut gelöst und ermöglicht eine Optimierung der jeweils den Anforderungen entsprechenden unterschiedlichen Raumhöhen.