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6. Rang 7 / 7

Offener Wettbewerb | 06/2017

Erweiterungsneubau für die Kantonsschule Limmattal

Enclosure

7. Rang

Preisgeld: 15.000 CHF

Laboratorium KLG

Architektur, Landschaftsarchitektur

WT Partner AG

Projektsteuerung

Pöyry Schweiz

Tragwerksplanung, TGA-Fachplanung

Leimgruber Fischer Schaub AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser reagieren auf die Projektaufgabe mit einem signifikanten, unmittelbar an der neuen Limmattalbahn angrenzenden sechsgeschossigen Solitärbau. Sie sehen darin die Chance, das heute kaum sichtbare Areal der Kantonsschule
Limmattal stärker in die Beziehung zur «Stadt» zu stellen. Das vorgeschlagene Bauvolumen mit einer Gebäudehöhe von 25 Metern und einer Seitenlänge von nahezu 60 Metern führt zu einer signifikanten Adressbildung im öffentlichen Raum und kann mit Blick auf die strategische Entwicklung des «Wirtschaftsraumes Nord» als angemessen erachtet werden. Als vermittelndes Bindeglied zwischen der bestehenden Kantonsschule und dem Erweiterungsbau wird ein grosszügiger Platz aufgespannt. Dieser wird nord seitig durch die Haltestellen der Limmattalbahn, westseitig durch den neuen Gebäude komplex und südseitig durch das Mensagebäude der bestehenden Schulanlage sowie einer neu gesetzten Baumgruppe aus Waldbäumen begrenzt. Von dem leicht abgesenkten Platz erfolgt der Zugang zum neuen Gebäudekomplex.
Der Fussabdruck des hoch aufgestapelten Gebäudes ist klein und der frei bleibende Raum entsprechend gross. Die respektvolle Fortschreibung der heutigen Freiraumgestaltung ist Programm. Die Verfasser stellen ihren Baukörper mit kleinem Aushubvolumen auf das Terrain: Ausgehobener Boden soll auf dem Schulareal zur Überformung und «Verwilderung» des Geländes verwendet werden. Ob dieser Massen ausgleich von Auf- und Abtrag tatsächlich funktioniert, kann hier nicht nachgeprüft werden. Die grosszügige Erweiterung des oberen Pausenplatzes öffnet ein breites Fenster zur Bahn und schafft neue räumliche Qualitäten. Die Treppenanlage zum Sportplatz hin verspricht eine attraktive Doppelnutzung auch als Tribüne. Die regionale Veloverbindung wird direkt vor dem neuen Gebäude über das Areal geführt. Die Anlieferung über «In der Luberzen» und die Erschliessung der Parkierung über «Im Hackacker» ist insgesamt gut gelöst. Hingegen ist die Dimensionierung der Tiefgarage nicht normgerecht und die Anordnung eines überwiegenden Teils der Veloabstellplätze dort ungünstig.
Ein Gebäuderücksprung in der Erdgeschossfassade markiert den Gebäudezutritt, welcher zentral nach wenigen Metern in einen spektakulären, gebäudehohen Lichthof führt. Innerhalb dieser Zone erklärt sich dem Besucher mühelos die gesamte Gebäude organisation. Flankierend stehen zwei Treppentürme, welche das ganze Gebäude erschliessen. In der axialen Verlängerung zum Eintritt befindet sich das Auditorium mit seinem vorgelagerten Foyer. Die Raumkonzeption bietet der Kantonsschule vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, so kann der Saal für Ausstellungen, Musikanlässe und weitere schulinterne Aktivitäten bespielt werden. Durch seine spezifische Anbindung an den vorgelagerten Platz mit seinem halböffentlichen Charakter ist der «Saal» aber auch für öffentliche Veranstaltungen prädestiniert. Der Neubau verfügt über eine weitgehend selbsterklärende Nutzungskomposition. Östlich im Gebäude situiert und zum Platz hin orientiert, befinden sich sämtliche der Schulnutzung dienenden Unterrichtsräume. Sie sind, jeweils fachspezifisch zugeordnet, auf einem Geschoss organisiert. Über der Aula befinden sich die Turnhallen, jeweils eine Doppelturnhalle pro Doppelgeschoss.
Somit sind alle Nutzungen, respektive Räume, welche grosse Spannweiten zu überbrücken haben, übereinander angeordnet. Die Turnhallen sowie auch die Aula sind nord- und südseitig von einer Raumschicht flankierend gefasst, welche für Garderoben, Geräteräume, aber auch weitere Nutzungen wie Sammlungsräume und Vorbereitungsräume ihre Disposition finden. Sind die Benutzer innerhalb des
Gebäudes unterwegs, ermöglicht ihnen das grosszügige zentrale Atrium mit seinen zwei auskragenden Treppen eine einfache Orientierung. Interessante Sichtbezüge, wie etwa von den Galerien vor den Klassentrakten aus in die Turnhalle, inszenieren die schulischen Aktivitäten und schaffen eine lebendige Atmosphäre. Funktional ist die Unterbringung des gesamten Raumprogrammes in der vorgeschlagenen Form zwar möglich, bleibt aber mit grossen Herausforderungen verbunden, da die erwünschte
betriebliche Separierung der verschiedenen Bereiche nur schwer umsetzbar ist – und dabei wohl auch im Widerspruch zur Konzeptidee steht. Die Raumgeometrie der Schulzimmer selbst ist für den schulischen Unterricht weniger geeignet. Bezüglich Belichtung kann jedoch davon ausgegangen werden, dass ein Teil der notwendigen Tages belichtung noch über den Atriumraum erfolgen kann.

Der Projektvorschlag schiesst in seiner Ausgestaltung auch wirtschaftlich übers Ziel hinaus und lässt hohe Investitionskosten erwarten. Die graue Energie des Gebäudes ist überdurchschnittlich hoch. Dies erklärt sich durch die grosse Geschossfläche, den hohen Fensteranteil und die aufwendige Fassadenkonstruktion. Die Bauweise ist als klassischer Massivbau in Beton geplant. Die Fassade wird als raumhaltige Schicht ausgebildet. Die Fassadenbekleidung in Metall ist nicht hinterlüftet und stellt ein bauphysikalisches Risiko dar. Die äussere Hülle in Polycarbonatplatten kann Überhitzung im Sommer nicht verhindern, die Tageslichtnutzung und der Ausblick werden stark eingeschränkt. Der Dämmstandard ist für die Anforderung Minergie-P nicht aus reichend. Das Oberlicht über dem Atrium verlangt nach einem sommerlichen Wärmeschutz. Die Dachfläche eignet sich für eine aufgeständerte PV-Anlage.
Der vorgeschlagene Hochbaukörper sowie Teile der Tiefgarage liegen in der aufgeschütteten Deponie und müssen zwingend gepfählt werden. Den zu erwartenden differenziellen Setzungen ist besonders hohes Augenmerk zu schenken. Die Idee des Haupttragwerkes überzeugt einerseits durch die sehr einfache und klare
Struktur, andererseits durch das maximale Freispielen der Nutzflächen. Bezüglich der Gebrauchstauglichkeit zeigt die Idee aber lokal konzeptionelle Schwächen, welche zwingend zu korrigieren wären.
Das Projekt «Enclosure» ist ein eigenwilliger, prägnanter Solitärbau mit einer eindrücklichen inneren Logik und starken räumlichen Qualitäten, vermag aber ungenügend mit der bestehenden Kantonsschule zu kommunizieren. In seiner Ausformulierung weckt dieser Entwurf Assoziationen an einen Bau für eine Hochschule und zielt insgesamt etwas an den Anforderungen und Zielsetzungen der Wettbewerbsaufgabe vorbei.
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