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Einladungswettbewerb | 07/2017

Turm am Mailänder Platz

1. Preis

RKW Architektur +

Architektur

modellbau hannemann

Modellbau

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht Architektur

1.0 Leitidee
Leitgedanke des vorliegenden Entwurfs ist das Entwickeln einer kraftvollen und selbstverständlichen Gesamtfigur, die folgerichtig die aus dem städtebaulichen Gesamtkonzept des Büros Trojan + Trojan resultieren Kanten und Bezüge übernimmt und im Sinne einer modernen Architektursprache den südlichen Flair des Quartiers weiterentwickelt. Dabei wird der Wunsch nach einer leicht zu pflegenden Fassadenbegrünung genauso ernst genommen wie die für eine Hotel- und Apartmenthaus-Nutzung nötigen Fenster- und Achsgrößen.
Die herausragende Lage des Baugrundstücks vis a vis der monolithischen Stuttgarter Stadtbibliothek und dem lebendigen Milaneo birgt große Verantwortung und die Chance, das Stadtbild von Stuttgart deutlich zu prägen und zu gestalten.
Ein Ensemble von zwei steinernen Kuben, die auf filigranen, gläsernen Geschossen zu schweben seinen, bilden die Gesamtfigur.

Der im Bebauungsplan geforderte Rücksprung des Gebäudes im Erdgeschoss Richtung Stadtbibliothek erweitert sich um das erste Obergeschoss. Stützenlos spannt sich eine großzügige Arkade auf, die mit der Bestuhlung des Cafés im Erdgeschoss die Moskauer Straße zu einem hellen, eindeutigen und belebten Entree des neu entstehenden Hotels und der Bibliothek macht.

Die Verwebung des Neubaus mit dem Europaviertel und die Steigerung der Aufenthaltsqualität wird auch konsequent in Richtung Norden an der Londoner Straße fortgesetzt. Die geforderten Shopeinheiten werden über ein Zwischengeschoss so angehoben, dass sie nicht unterhalb der zu erstellenden Treppenanlage erschlossen werden, sondern ganz selbstverständlich an der „Straßenfront“ liegen und über die erste Rampe behindertengerecht vom Mailänder Platz aus erreichbar sind. So können zusätzlich drei weitere Kioskflächen in direkter Nähe zum U-Bahneingang entstehen, die diesen attraktiver und urbaner machen.
Alle diese Maßnahmen geben dem neuen „Turm am Mailänder Platz“ nicht nur eine grüne und moderne Fernwirkung, sie geben ihm auch ein Gesicht zur Stadt und den Passanten.

2.0 Fassade
Die Verantwortung, die ein Gebäude dieser Größe im Stadtbild übernimmt, endet nicht an der Straßenkante. Sein Erscheinungsbild aus der Ferne ist genauso entscheidend für die Stadt Stuttgart. Die monolithische und lebendige Fassade mit den gestaltprägenden, frei angeordneten Pflanzennischen interpretiert die um Stuttgart herum zu findenden Bruchsteinmauern der Weinterrassen.
Die Nischen, die mit robusten Weinstöcken bepflanzt werden, übernehmen neben dekorativen auch nutzbringende Aufgaben. Das zur Wartung notwendige Öffnungselement dient im Apartmenthaus als Kipp-Lüftungsflügel, kann aber vom Servicepersonal zur Pflege der Weinstöcke auch ganz geöffnet werden. Die in der Decke der Nischen integrierten Downlights strahlen die Pflanzen in den Abendstunden an und sorgen so auch in der Dunkelheit für ein unverwechselbares CI des Gebäudes. Die Versorgung der Pflanzen wird über ein Bewässerungssystem gewährleistet, das anfallende Regenwässer der Dächer nutzt.

Die opaken Fassadenflächen werden analog zu einigen Nachbarn mit Naturstein Jura cremeweiß verkleidet. In den Ebenen der Deckenplatten gliedern 15 cm starke Fugen die Fassade zusätzlich.
Die beiden Kuben des Ensembles differenzieren sich über die Art und Form der notwendigen Fenster. Im Bereich des Hotels liegen diese zurückgesetzt in der Fassade. Über eine asymmetrische Verbreiterung des eigentlichen, dunklen Fensterrahmens sind die tatsächlichen Fassadenöffnungen gleich breit wie die des Apartmenthauses, ohne den gewünschten Glasanteil zu übersteigen. Ein textiler Sonnenschutz liegt im Aufbau der Fassade integriert.
Um das Bild von geschichteten Steinquadern, in deren Fugen Pflanzen herauswuchern zu unterstützen, erhalten die Studios des Apartmenthauses rahmenlose festverglaste Fenster. Die äußere Scheibe wird mit einem Punktraster bedruckt, das aus der Ferne das Muster der Maserung des Natursteins erkennen lässt, vom Bewohner jedoch kaum realisiert werden kann. Zusätzlich wird Sonnenschutzglas verwendet um auf einen außenliegenden Sonnenschutz verzichten zu können. Bauphysikalisch ist diese Lösung vorgeprüft worden.
Die Fassade gelangt zu einem sinnfälligen und spannenden Abschluss, indem die letzten Steinquader in ihrer Höhe differieren und so die gerade Kante der Attika aufbrechen. Einzelne Gruppen von schmalen Balkonen lockern das obere Drittel des Hochhauses weiter auf. Dies gibt dem Haus einen charakterstarken, aber uneitlen Abschluss.

3.0 Innere Erschließung
Die Besucher des Hotels betreten das Gebäude im Erdgeschoss über eine sinnvolle Abfolge von Zonen. Nach dem zweigeschossigen, öffentlichen Rezeptionsbereich mit Empfangstheke schließt sich die großzügige, halböffentliche Lobby an. Hier fließen die geforderten Bereiche aus Workingzone, Relaxzone und dem Restaurantbereich, der mit einem Glasdach überdeckt ist, frei ineinander. Die Personalbereiche liegen wie ein Rückgrat im nördlichen Bereich zusammengefasst. Die drei gewünschten Shopeinheiten liegen direkt an der neu zu planenden Treppenanlage der Londoner Straße.

Über den innenliegenden Kern mit drei Aufzügen erreichen die Gäste des Hotels die Zimmergeschosse. Eine Ringerschließung sorgt hier für einfache Orientierung. Die Stichflure enden an der Fassade und bringen so Licht in die Flure. Diese Bereiche lassen sich jedoch im Sonderfall über zusätzliche Türen abtrennen und verbinden dann zwei Standardzimmer zu einer Suite.

Im 1. Obergeschoss befindet sich neben 20 Gästezimmern der extensiv begrünte Innenhof mit dem Glasdach über dem Restaurantbereich.
Das eigentliche Apartmenthaus ist getrennt vom Hotel über ein gesondertes Foyer am östlichen Teil der Kopenhagener Straße erschlossen. Hier sind direkt die benötigten Konferenzräume angeschlossen.
Die Shops, die unmittelbar an den Außenraum Londoner Straße anschließen, stechen im nördlichen Teil in das 1. Obergeschoss durch.

Der zentrale Aufzugskern schließt auch die Gastbereiche der Untergeschosse direkt an. Im 1. Untergeschoss befindet sich die Haupt-WC-Anlage der Lobbyzone mit den geforderten Behinderten-WCs, die barrierefrei erreichbar sind. Außerdem kann der Gast über eine gläserne Schleuse zu den 38 PKW-Stellstellplätzen gelangen. Hier befinden sich auch die Fahrradabstellräume des Apartmenthauses.

In einem Zwischengeschoss oberhalb der nördlichen Stellplätze, das den Höhenunterschied von Lobby- und Shopbereichen nutzt, werden die Nebenräume des Einzelhandels sowie zusätzliche Lagerflächen untergebracht. Über optional einbaubare Treppen könnten diese Bereiche auch direkt an die Geschäftsräume angebunden werden.

Im 2. Untergeschoss besteht die Möglichkeit, einen ca. 100 m² großen Fitnessbereich unterzubringen, der wiederum über den Hauptkern an die Zimmergeschosse und den Lobbybereich angebunden ist. Hier befinden sich ebenfalls die Fahrradabstellräume des Hotels.

Im 3. Untergeschoss befinden sich neben den notwendigen Technikflächen die getrennten Anlieferungen für das Apartmenthaus sowie für das Hotel und die Shops. Die Lastenaufzüge zu den anzuliefernden Bereichen liegen in unmittelbarer Nähe der Anlieferbereiche.
Durch geschickte Strukturierung der Parkebenen konnten zusätzlich zu den geforderten PKW-Stellplätzen noch 6 Elektroautoladestationen untergebracht werden.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen und nachhaltige Ideen sind roter Faden der gesamten vorliegenden Planung

Ab dem 7. Obergeschoss schließen die eigentlichen Flächen des Apartmenthauses an. Hier befindet sich zuerst der Lobbybereich mit Restaurant und Bar. Diese haben auf dem Dach des Hotelbaukörpers eine ca. 260 m² große Terrasse, die sich U-förmig um den Innenhof des Hotels legt. Der Rest des Daches ist extensiv begrünt.

In den Geschossen 8 - 20 befinden sich je 14 Apartments, die um den innenliegenden Kern gruppiert sind. Die notwendigen zwei Rettungswege sind platzsparend, über zwei ineinander verschachtelte Treppenhäuser dargestellt.
In den obersten Apartmentgeschossen erhalten einige Studios zusätzlich kleine Balkone, die maximal 5 m Lang und 1,5 m breit sind und damit keine Abweichung zum B-Plan darstellen.