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Offener Wettbewerb | 06/2017

Erweiterungsneubau für die Kantonsschule Limmattal

ZODIAK

6. Rang

Aita Flury Architektur GmbH

Architektur

Conzett Bronzini Partner AG

Bauingenieurwesen

Pascal Heyraud architecte paysagiste

Landschaftsarchitektur

Abicht Gruppe

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Zwei prägnante Baukörper treten in orthogonaler Setzung zum Bestand in Dialog zur vorgefundenen Situation. Zwei Pausendächer bilden dabei räumlich sowie auch funktional die Schnittstelle zur bestehenden Schulanlage. Alt und Neu fassen gemeinsam den neu formulierten Pausenplatz in ihrer Mitte: Dieser wird so zum eigentlichen Dreh- und Angelpunkt der Gesamtanlage. Leider sind jedoch nicht alle Zugangssituationen von diesem zentralen Ort aus ersichtlich, was in Bezug auf die Adressbildung als nachteilig beurteilt wird. Der Pausenplatz wirkt verhältnismässig klein und der Gartenbereich hinter den Naturwissenschaften erscheint abgeschnitten. Auch der elliptische Biologiegarten – zwar ein interessantes Einzelobjekt – will nicht recht ins Gesamtkonzept passen.
Die Ergänzungsbauten der Kantonsschule sind so angeordnet, dass die Fuss- und Veloverkehrsführung an der heutigen Lage beibehalten werden kann. Mit der alleenartigen Zugangs- und Erschliessungsachse soll das Areal von einer grünen Grundlinie aus neu geordnet werden. Die kräftige Allee schafft allerdings mehr Probleme, als sie löst: Die Trennwirkung wird vom Preisgericht als zu heftig empfunden und ihre Funktionalität als separierte Veloroute infrage gestellt. Insgesamt wird die städtebauliche Setzung, insbesondere in Anknüpfung an den Bestand, als ansprechend und interessant beurteilt. Allerdings wirkt das Turnhallen- und Aulagebäude im baulichen Kontext etwas massig. Gerade im Hinblick auf die neu geplante Haltestelle der Limmattalbahn wirkt die Schulanlage an dieser Stelle nicht sehr einladend. Die Anlieferung über «In der Luberzen» und die Erschliessung der Parkierung über «Im Hackacker» ist insgesamt gut gelöst. Die Veloabstellplätze sind im Bereich «Im Hackacker» angeordnet und sind gut erreichbar. Als problematisch wird die Dissoziierung der tieferen Ebene des Sportplatzes vom erhabenen Pausenplatz und die Reduktion der Verbindung auf eine einzige Stelle westlich der Aula beurteilt.
Die Baukörper werden drei- respektive viergeschossig formuliert. Die Architektur
referenziert sich mit ihren prägnanten Bauvolumen auf den Bestand. Vorgesehen ist eine zweischalige Fassadenkonstruktion mit reliefierten, vorgehängten Betonelementen. Formal ist der Projektvorschlag präzis und sorgfältig durchgearbeitet worden. Allerdings wirken die Fassaden durch das gewählte additive Prinzip und die vielen architektonischen Themen zum Teil etwas manieriert und entfernen sich von dem von den Verfassern gewünschten direkten Bezug zum Bestand. Auch strukturell sind die einzelnen Gebäudeteile nicht immer schlüssig aufeinander abgestimmt
worden, was wohl etwas den ambitionierten architektonischen Themen geschuldet ist. Innenräumlich überzeugt der Entwurf durch die grosszügig angelegten Schul- und Erschliessungsräume, die einen zeitgemässen Unterricht ermöglichen.
Die Schulanlage wird grundsätzlich in zwei Baukörper organisiert. Dabei kommen im nördlichen Baukörper die Turnhalle, die Aula sowie die Klassenräume zu liegen. Im südlichen Baukörper werden sämtliche Spezialräume der Fachschaften organisiert. Als vorteilhaft wird die gute Anbindung des neuen Schulgebäudes an den Bestand und die funktionale Zuordnung der Aula an die Mensa eingeschätzt. Insgesamt ist die Organisation im Schultrakt überzeugend gelungen, wobei sich die Frage aufdrängt, wieso nicht auch die Klassenzimmer in diesem Gebäude integriert worden sind. Im Erdgeschoss befinden sich die Biologiezimmer, im ersten Obergeschoss die Chemiezimmer, im zweiten die Physik- und im dritten Obergeschoss die Musikzimmer. Im Erdgeschoss fehlt es etwas an «Eintrittsraum»; die übrigen Erschliessungsflächen sind aber gut proportioniert und versprechen eine hohe Aufenthaltsqualität.
Ungünstig ist die Anordnung der Nebenräume, so etwa der Sammlungen, an der Fassade. Die Grundrissstruktur wird für einen sich im stetigen Wandel befindlichen Schul betrieb als etwas wenig flexibel beurteilt.
Der Turnhallentrakt des nördlichen Erweiterungsbaus mit den übereinandergestapelten Doppelhallen ist kompakt organisiert und erfüllt die betrieblichen Anforderungen. Der Aulatrakt lässt im Erdgeschoss etwas den Bezug vom Foyer zu der Turnhalleneingangssituation vermissen. Auch erscheint der Eingang zu den Turnhallen etwas abseits und eher dem ausserschulischen Betrieb zudienlich. Als nachteilig wird die periphere Lage der einzelnen Unterrichtszimmer in den Obergeschossen bewertet.
Das vorgeschlagene Tragwerk ist gemäss Plandarstellung umsetzbar. Es kann aber weder konzeptionell noch in der Bemessung überzeugen. Die Struktur umfasst eine Vielzahl von Tragwerksystemen, welche ein übergeordnetes Konzept vermissen
lassen. Die Grösse sowie auch die Positionierung der Stützen- und Deckenabmessungen erscheint beliebig. Die Aussteifung der Obergeschossturnhallen über Stützen, bei gleichzeitig statisch vorhandenen Scheiben, ist nicht nachvollziehbar.
Aufgrund der kompakten und einfachen Gebäudegeometrien ist generell ein wirtschaftliches Projekt entwickelt worden, welches eine nachhaltige Erstellung ermöglichen sollte. Die graue Energie der Gebäude ist durchschnittlich, wobei zur Umsetzung des Raumprogramms eine sehr grosse Geschossfläche benötigt wird. Die Gebäude sind in Massivbauweise in Beton mit einer schweren äusseren Bekleidung aus Betonfertigelementen und Backstein geplant. Das ergibt eine sinnvolle, aufwendige, aber beständige Konstruktion. Der Dämmstandard ist für die Anforderung Minergie-P nur knapp ausreichend. Der sommerliche Wärmeschutz ist gelöst. Das Lüftungs konzept mit separaten vertikalen Steigzonen in den Schrankbereichen ist ein möglicher
Vorschlag. Die Dachfläche würde sich für eine aufgeständerte PV-Anlage eignen, unklar ist jedoch, wo überall Technikaufbauten diese Flächen besetzen.
Insgesamt handelt es sich beim vorliegenden Projektvorschlag um einen gut durchgearbeiteten, wertvollen Beitrag, welcher seine Stärken in der städtebaulichen
Setzung und in Teilen in der Architektur und der funktionalen Gliederung hat. Leider ist der Zugang von der Tramhaltestelle her gesehen nicht überzeugend gelungen. An dieser Stelle wäre eine einladendere Geste wünschenswert gewesen. Insgesamt bringt der Projektansatz zu viele verschiedene Themen ins Spiel, die nicht wirklich zusammenfinden.