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Einladungswettbewerb | 07/2017

Holsten Quartiere - Entwicklung eines neuen, gemischt genutzten Quartiers auf dem ehemaligen Holsten Areal

Parkübergang zwischen der Neuen-Mitte-Altona und dem Holsten-Areal

Parkübergang zwischen der Neuen-Mitte-Altona und dem Holsten-Areal

1. Preis

André Poitiers Architekt Stadtplaner RIBA

Architektur

arbos Freiraumplanung GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Identität kultivieren und Naturkontakt intensivieren

Das Entwurfsareal befindet sich zwischen dem Gebiet Altona Nord, geprägt durch großformatige Blockrandbebauungen aus den 1930er Jahren und dem Gebiet Neue Mitte Altona und bildet damit das Bindeglied der beiden Quartiere. Auf dem Holsten Areal bilden der Juliusturm, der Holstenturm und das alte Sudhaus den Kern eines dicht bebauten städtebaulichen Ensembles, das über lange Zeit den Stadtteil Altona Nord geprägt hat. Das städtebauliche Rückgrat des im Westen angrenzenden Quartiers der Neuen Mitte Altona bildet eine großzügige Parkfigur, die sich vom Altonaer Balkon bis zur Harkortstraße erstreckt. Der Park integriert die Relikte des alten Bahngeländes wie einen Wasserturm, das Kopfgebäude des ehemaligen Güterbahnhofs und die Kleiderkasse als Identitätsträger des neuen Wohnstandortes.

Konzeptidee

Die Fortführung der Parkanlage aus der Mitte Altona über das Holsten Areal nach Osten und der Erhalt der historischen Bausubstanz der ehemaligen Holstenbrauerei als Kristallisationskerne der städtebaulichen Entwicklung bilden daher das Grundgerüst des städtebaulich-freiraumplanerischen Konzeptes. Ein wesentlicher Aspekt des städtebaulichen und freiraumplanerischen Konzeptes ist die Verbindung des Holsten Areals mit seinen historischen Gebäuden auf Stadtteilebene mit der Mitte Altona, dem Altonaer Balkon im Südwesten über den Holstenhof bis zum S-Bahnhof Holstenstraße im Nordosten. Eine Raumfolge von unterschiedlichen Parkanlagen zeichnet diesen Weg von Westen kommend bis zum Bahnhof Holstenstraße nach. So entsteht ein Ensemble aus unterschiedlich genutzten Freiräumen, die zum Kristallisationskern der Neubebauung werden und gleichzeitig die bestehenden historischen Gebäude in die Abfolge einbinden. Der zentrale Parkbereich des neues Quartiers, genannt Holstenwiese, der der Erholung dient, bildet gleichzeitig eine Achse zum Walther-Kunze-Park und bindet so an das Nachbarquartier an. Ein zusätzlicher Schwerpunkt des Entwurfs ist somit, dass das Holsten Areal mit der Holstenwiese die bestehenden Grünräume des angrenzenden Quartiers Altona Nord zusammenführt und für alle Bewohner nutzbar macht.

Städtebauliche Ausformulierung

Die Basis der Gebäudekörper bildet schwerpunktmäßig eine Blockrandbebauung, welche über die weitere Detaillierung stark differenziert wird. Die Blockgröße vermittelt zwischen den bestehenden Blöcken der Gebietes Altona Nord aus den 1930er Jahren und den Blöcken der Neuen Mitte Altona. Die Varianz der Blöcke kann in der Segmentierung, der Höhenentwicklung sowie der Gestaltung der Volumen liegen. Die Blockrandbebauung ist in Angrenzung zum Bahndamm höher ausformuliert als im Quartier und wird durch eine fünf bis sechs geschossige Fuge zusätzlich akzentuiert. Entlang der Holstenwiese und des Theodor-Haubach-Parks , der den Schwerpunkt Sport und Freizeit hat, wird die Bebauung ebenfalls durch eine Fuge akzentuiert und fasst durch die Typologie des Blockrands gleichzeitig die Freiräume unterschiedlicher Qualitäten und ermöglicht auf diese Weise sehr viele sehr gute Wohnlagen an Parkräumen.

Das Parkensemble

Der Theodor-Haubach-Park greift die beiden einfassenden Parkpromenaden des Parks Mitte Altona auf und verlängert sie nach Osten bis ins neue Holstenareal hinein. Dichte Baumpflanzungen aus Eichen und Hainbuchen geben dem Park einen kräftigen grünen Rahmen und fassen eine zentrale Wiesenfläche, die unterschiedlichste Aktivitäten zulässt. Im Süden erweitern sich die Freiflächen der Haubachschule in den Park hinein. Das geforderte Kleinspielfeld wird genauso wie ein Beachvolleyballfeld in Doppelnutzung sowohl als Teil der Schulfreiflächen als auch als Bestandteil des Parks gesehen. Die von regelmäßigen Ahornreihen gefasste Holstenwiese bildet den zweiten Freiraum dieses Parkensembles. Mit seinen Rasenstufen und Aufenthaltsangeboten ist er im Gegensatz zum Theodor-Haubach-Park mehr den ruhigen Freiraumnutzungen vorbehalten. Die großzügige Wiesenfläche kann im Sommer für vielfältige Aktivitäten genutzt werden und soll nicht durch funktionale Einbauten gestört werden. Das Parkensemble schlägt darüber hinaus eine Brücke zum Walther-Kunze-Park. In diese Verbindungsbereiche werden die Außenspielflächen in unmittelbarer Nähe der Kindertagesstätten integriert. Der Freiraum wird durch diese vielfältigen Nutzungsangebote zum zentralen Bindeglied des städtebaulichen Konzeptes.

Auf der Ebene des Grünen Netzes Hamburg entsteht mit dem Parkensemble in Zukunft ein Weg von der Elbe, über den Platz der Republik, den Park Mitte Altona, den Theodor-Haubach-Park, die Holstenwiese sowie die Parkflächen auf dem Holsten Areal, die Grünanlage an der Walther-Kunze-Straße, den Grünzug Neu Altona und den Fischmarkt zurück zur Elbe. Die historischen Gebäude der ehemaligen Holstenbrauerei werden bewusst in diesen Wegeverlauf eingebunden, um das Konzept der Solitärbauten im Park aus der Mitte Altona, wie beim Wasserturm, beim Güterbahnhof oder bei der Kleiderkasse fortzusetzen.

Stadtnatur

Um der zunehmenden Naturentfremdung der Stadtbewohner entgegenzuwirken, wird das neue Parkensemble genauso wie die Neubebauung auch als naturnaher Lebensraum für Pflanzen und Tiere entwickelt. Die auf den benachbarten Brachen und Bahnflächen heimischen Pflanzen- und Tierarten sollen auf den begrünten Dachflächen und in naturnahen Bereichen des Parks neue Lebensräume erhalten. Mit Nist- und Nahrungsangeboten für den Turmfalken, Dohlen, Mauerseglern, Spatzen, Fledermäusen, Schmetterlinge und Bienen werden zudem konkrete Vorschläge zur Integration der Stadtnatur in das neu entstehende Quartier gemacht. Neben dem Parkensemble wird das neue Quartier durch zwei größere öffentliche Räume, den Holstenhof und den Eschenplatz gegliedert.

Entwässerungskonzept

Das Parkensemble ist darüber hinaus ein Teil der Regenwasserinfrastruktur. Das Konzept zur dezentralen Rückhaltung
des Oberflächenwassers sieht einen Staukanal in der Haupterschließungsstrasse und Regenwasserkanäle in den Wohnstraßen vor. Bei Starkregenereignissen werden die leicht tiefer liegenden Parkanlagen teilweise eingestaut. Unterirdische Rigolen unter den Plätzen und Mulden-Rigolen unter den Parkanlagen ergänzen das dezentrale Rückhaltesystem, um die vorgeschriebenen Einleitmengen für Regenwasser nicht zu überschreiten.

Der Holstenhof | Der Escheplatz

Das historische Ensemble aus Juliusturm, Holstenturm und altem Sudhaus wird als Identitätsträger der städtebaulichen Entwicklung in Szene gesetzt. Der Holstenhof ist neben dem Park der öffentliche Raum im neuen Quartier, der die größte Außenwirkung hat. In geschützter rückwärtiger Lage werden die heute kaum erlebbaren Gebäude zum öffentlichen Raum und untereinander in Beziehung gesetzt. Das vorgeschlagene Hotel und die Erlebnisbrauerei ergänzen als passende Nutzungsbausteine die besondere Eigenart dieses öffentlichen Raums. Für den Juliusturm, der in der neuen städtebaulichen Konfiguration des Quartiers als Teil des Holstenhofs den Abschluss der Parkfigur bildet und somit stark in den Fokus rückt, wird eine transparente Aufstockung vorgeschlagen. Programmatisch bietet diese Ergänzung des Juliusturms in der vertikalen einen besonderen öffentlichen Raum, der einen einmaligen Blick über das gesamte Quartier, über Altona und Ottensen bis zur Elbe ermöglicht. Im Gegensatz zum Holstenhof oder zum Theodor- Haubach-Park ist der Escheplatz als Refugium für die Bewohner des neuen Wohnquartiers gedacht. Die Baumpflanzungen aus unterschiedlichen Eschenarten, Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten, Marktangeboten und Mobilitätsschwerpunkt machen ihn zum Treffpunkt für alle Generationen. Die Randnutzungen erlauben an dieser Stelle auch außengastronomische Nutzungen, so dass der Platz von der Rändern her auch eine Belebung erhält.

KFZ-Erschließung und Fußgängerzone

Die Erschließung des neuen Quartiers ist einfach und überschaubar. Zwischen Harkortstraße und Haubachstraße wird eine neue Straßenverbindung als Tempo-30-Zone vorgeschlagen, die die Haupterschließung des Quartiers übernimmt. Von dieser Straße werden neben der Harkortstraße und der Haubachstraße alle Tiefgaragen und Stellplätze erschlossen. Drei nach Norden führende Stichstraßen und eine parallel zur Bahntrasse im Norden geführte Quartiersstraße ergänzen die KFZ-Erschließung des Standortes. Dieses einfache Erschließungssystem ermöglicht es, die südlich angrenzenden Baublöcke und den Holstenhof als Fußgängerzone fast völlig verkehrsfrei zu halten. Die verkehrliche Erschließung für Müllfahrzeuge und die Feuerwehr ist in den Querschnittsprofilen aller Straßen berücksichtigt. Die besonderen Qualitäten des Konzeptes entfalten sich für den Wohnstandort in diesen nur zu Anlieferungszeiten befahrbaren öffentlichen Räumen. Straßen sind hier keine Straßen mehr, sondern von den Bewohnern vielfältig nutzbare öffentliche Räume. Qualitätsvolle Verbindungen für den Rad- und Fußverkehr, komfortable Fahrradabstellanlagen, Carsharing-Stationen, Ladesäulen in den Tiefgaragen und auch die Etablierung eines Mobilitätspunktes am Escheplatz ergänzen das Mobilitätskonzept des Holsten Areals und unterstützen damit die Integration in die umliegende städtische Struktur. Der Stellplatzschlüssel von 0,15 Stellplätzen pro Wohneinheit wird in Form von 10 % oberirdischen Stellplätzen im öffentlichen Raum und durch 5 % der Stellplätze in einer gemischt genutzten Quartiersgarage unter dem Holstenhof nachgewiesen. Private Stellplätze werden mit einem Stellplatzschlüssel von 0,5 Stellplätzen pro Wohneinheit ausschließlich in dezentralen Tiefgaragen untergebracht.

Alternatives Verkehrskonzept

Bei Eintritt des Erbbaurechtsfalls erfolgt die Anbindung des Quartiers von der Harkortsraße entlang des Theodor- Haubach-Parks und der Holstenwiese und schließt dann am Escheplatz an die ursprüngliche Quartiersstraßenführung an.

Hochbau und Abstandsflächen

Wie in der bisherigen Planung der Neuen Mitte Altona ergeben sich auch hier punktuelle Überschneidungen der Abstandsflächen, insbesondere an den Eck-Hochpunkten der Blockbebauung. Ausnahmen sind hier die besonders durch den Bahnlärm betroffenen Emissionszonen der Anbindungsstraßen zur Bahntrasse und Holstenstraße. Hier wurde im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs eine Überschneidung akzeptiert, um die Straßenbreiten gering zu halten und so die Lärmemissionen im gesamten Quartier zu reduzieren. Im weiteren Verfahren können in der hochbaulichen Ausformulierung der Blockbebauung wie in Quartier Neue Mitte Altona durch Ausbildung von Rücksprüngen und Rückstaffelungen die Abstandsflächen von 0,4h in allen Überschneidungsbereichen eingehalten und optimiert werden!

Vorgärten und Gartenhöfe

Eine besondere Qualität des freiraumplanerischen Konzeptes sind neben dem Parkensemble und den autoarmen öffentlichen Räumen die großzügigen privaten und gemeinschaftlichen Gärten des Quartiers. Durch das Konzept der Fußgängerzone können im südlich Bereich des Holsten Areals Vorgärten angelegt werden, die dem Wohnstandort, wie heute an der Harkortstraße, einen grünen Charakter geben. In den Gartenhöfen werden den Erdgeschosswohnungen private Terrassen- und Gartenbereiche zugeordnet. Die zentralen Hofbereiche werden als Gemeinschaftsgärten entwickelt, die neben Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten auch Raum für urban gardening bieten.

Inklusion und Barrierefreiheit

Wie in der Mitte Altona wird das Quartier auf dem Holsten Areal inklusiv und barrierefrei geplant. Die besonderen Anforderungen an den öffentlichen Raum in Bezug auf die Interessen seh- und höreingeschränkter sowie mobilitätseingeschränkter Bürger sind in dem vorgeschlagenen Konzept bereits berücksichtigt.

Insgesamt stellt sich das städtebaulich-freiraumplanerische Konzept für das Holstenareal als eine konsequente Fortschreibung der Mitte Altona dar. Das Parkensemble, die Integration der identitätsprägenden historischen Gebäude und die größeren Blockstrukturen geben dem Quartier aber trotzdem einen eigenständigen Charakter.
Lageplan M 1:500

Lageplan M 1:500

Freiraumfolge

Freiraumfolge

Ansichten M 1:500

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Schnitte M 1:500

Schnitte M 1:500

Holsten Hof

Holsten Hof