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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2007

Ideen- und Realisierungswettbewerb Zukunft Bodolz

Modell

Modell

2. Preis

Mattes Riglewski Wahl Architekten GmbH

Architektur

Reiner Riglewski - Ingenieurbüro für Bauwesen

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Plätze schaffen - Orte verbinden - Identität stiften

Der neu gestaltete Dorfplatz bildet das zukünftige Zentrum, die neue Ortsmitte von Bodolz. Hier versammeln sich alle wichtigen öffentlichen, sozialen und kulturellen Einrichtungen. Gegenüber dem historischen Rathaus liegt das neue Bürgerhaus mit VHS-Nutzungen, Bücherei, Laden und Ausstellungsräumen. Neben dem behutsam restaurierten Haus der Generationen, im komplett sanierten „Kultur-Stadel\", sind Ateliers für Kunsthandwerk ebenso untergebracht, wie ein Laden für regionale Lebensmittel und das Café. Der Kunsthandwerkerhof bietet Ausstellern und Besuchern Raum und der neu gestaltete Biergarten lädt zusammen mit dem neuen Anbau am Gasthof Köberle zum Verweilen ein. Im Haus Elisabeth finden junge Gäste eine Unterkunft, der Vorplatz bekommt einen Spielplatz für die Kleinsten.

Der Dorfplatz selbst ist Mittelpunkt und Treffpunkt. Den Beginn des renaturierten Rückelbachs markieren ein skulpturales, eisernes Bassin und eine wasserbespielte Steinwand. In den Belag eingelassene Bodenstrahler schaffen Atmosphäre, schattenspendende Ulmen begrenzen den Platz zum erhaltenen Bauerngarten. Infotafel, neue Bushaltestelle und Telefonzelle möblieren den Dorfmittelpunkt, wöchentlich findet ein Regionalmarkt mit dem Besten aus der Gegend statt.

Gepflasterte, überfahrbare Verkehrskreisel markieren die Dorfzugänge und den Beginn der verkehrsberuhigten Zone. Die durchgehende Pflasterung der Rathausstrasse und der angrenzenden Stichstrassen entschleunigt den Durchgangsverkehr und schafft sichere Fußwege. Die Trennung von Gehweg und Strasse wird zugunsten einer differenzierten Belagsgestaltung in unterschiedlichen Verlegeverbänden aufgelöst. Parkierungsbereiche werden als Mischflächen ebenfalls gepflastert und mit Bäumen versehen.

Eine einheitliche Gestaltung mit neuem Beschilderungssystem, Beleuchtung, und Bänken schafft zusammen mit einer dezidierten Baumbepflanzung, dem bewussten Einsatz von abgrenzenden Hecken und Natursteinmauern den neuen Dorfcharakter. Kunstwerke bekannter regionaler Künstler werten die Freiflächen auf.

Von der neuen Dorfmitte führen, vom Rückelbach begleitet, und von Laternen und Zierobstbäumen gesäumte Fuß- und Radwege nach Bodolz-Nord, zur neuen Sporthalle, sowie nach Enzisweiler.

Behutsame Nachverdichtungen von Wohngebieten und landwirtschaftlichem Gewerbe in ausgewiesenen Bereichen sichern die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde ohne den dörflichen Maßstab zu sprengen. Flächen für Streuobstwiesen und Kleinplantagen werden als geschützte, den Charakter als Obst- und Feriendorf prägende Flächen erhalten.

Die Grünzäsur zwischen den beiden Ortsteilen Bodolz und Enzisweiler wird als schützenswerter Frischluft- und Grünkorridor erhalten. Die Verbindung der beiden Ortsteile geschieht über die Fuß- und Radwege, den renaturierten Rückelbach, sowie über die Bettnauer Straße, die zwischen Sennereistrasse und der neuen Sporthalle durch eine Lindenallee angemessen aufgewertet wird. Die neue Sport- und Kulturhalle wird an der Schnittfläche der Ortsränder zum zentralen Treffpunkt der beiden Ortsteile. Als Zentrum der Aktivität und Kommunikation der Gemeinschaft aller Dorfteile wird diese Bauliche Maßnahme von der Installation eines kleinen Sport- und Erholungsparks begleitet.



Die neue Mehrzweckhalle fügt sich eigenständig und selbstverständlich in die umgebende Landschaft ein. Unter einem großen Dach werden alle Nutzungen in einem monolithischen Baukörper abgebildet, der sich, das vorhandene Geländeniveau nutzend, an der sanft abfallenden Hangkante festmacht.

Die markante Giebelseite öffnet sich dem Ankommenden und zeichnet mit ihrem leicht geneigten Satteldach bewusst Typologien des ländlichen Bauens nach. Die Längsseiten geben sich zurückhaltend eingeschossig zur Austraße und großzügig öffnend in die Landschaft mit Blick auf die gegenüberliegende Hügellandschaft der Obstwiesen.

Der Sportler erreicht ebenso wie der Zuschauer die Halle von der Austraße kommend, über einen allmählich ansteigenden Zuweg auf dem oberen Eingangsniveau. Von hier aus bietet sich ein großartiger Blick über die vollverglaste Längsseite in die Landschaft. Eine kleine Galerie gestattet zusätzliche Einblicke und verbindet räumlich das obere und untere Foyer.

Bei Veranstaltungen erschließt sich die Halle dem von der Strasse und vom Wiesenparkplatz Ankommenden gleichermaßen. Er betritt das Foyer und den Saal mit Blick auf die gegenüberliegende Bühne, die den Rücken zur Wohnbebauung bildet.

Dach, Tragwerk, Hülle und Sockel bilden die zentralen Themen des Gebäudes. Das große, alles überspannende Dach wird von einer traditionellen Holzfachwerbinder-konstruktion getragen. Diese ruht in der Tribünenachse auf eingespannten Sichtbetonstützen, im Bereich der Saalfassade wird sie von schlanken hölzernen Pendelstützen getragen. Der Bühnenkörper steift die Konstruktion aus. Zur Straße schiebt sich der massive Sockel mit den Nebenräumen in das Gelände. Er wird in mit sägerauen Brettern geschalten Sichtbeton ausgeführt. Im Inneren prägen weitere naturbelassene Materialien, wie die holzvertäfelten Prallwände und der geschliffene Gussasphalt des Bodens die Atmosphäre.

Die äußere Hülle ist gemäß der regionalen Typologie schlicht holzverschalt, das Dach ist mit Kupfer-Profilbahnen gedeckt. Foyer und Saal öffnen sich über großzügig verglaste Pfosten- Riegelfassaden mit vorgelagerten, natürlichen Sonnenschutzfiltern aus Holzlamellen.

Die Verwendung regionaler, und ökologisch sowie ökonomisch sinnvoller Materialien ist ebenso selbstverständlich, wie ein tragfähiges, ressourceschonendes Energiekonzept zur Reduktion des Primärenergiebedarfs.

Die baukörperlich bedingte Optimierung der Hüllfläche, sowie deren zusätzliche Reduktion durch das Eingraben des Sockelgeschosses, tragen zusammen mit der Orientierung der großen Glasfassaden in Verbindung mit einem funktionsfähigen Sonnenschutz zur Reduktion der sommerlichen Wärmelasten bei und sorgen für zusätzlichen passiven Energieeintrag im Winter.

Die statisch notwendige Pfahlgründung wird zur Installation einer Geothermieanlage mit Wärmepumpe genutzt. Deckenstrahl-heizplatten reagieren flink und steigern zusammen mit der im Dach integrierten, CO² gesteuerten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung die Behaglichkeit. Oberlichter in der Fassade sorgen für kontrollierte Nachtauskühlung. Die Steuerung erfolgt über eine visualisierte GLT. Eine PV Anlage kann optional im Dach integriert werden.


Die neue Mehrzweckhalle ist das Verbindungsglied der beiden Ortsteile Bodolz und Enzisweiler. In dieser Schlüsselstellung in der Grünzäsur bedarf es eines sorgfältigen Umgangs mit der umgebenden Landschaft. Die Halle zeigt durch ihren monolithischen Baukörper eine Abstraktion ihres Maßstabs. Ihre landschaftsräumliche Disposition und die transluzide Erscheinung verschaffen skulpturale Qualität und zeigen dennoch angemessene Bescheidenheit. Sie schafft somit einen besonderen Ort, ein Passepartout um den sanften, subtilen Charakter der Landschaft wahrzunehmen.
Modell

Modell

Strukturkonzept

Strukturkonzept

Strukturkonzept

Strukturkonzept

Mehrzweckhalle

Mehrzweckhalle

Mehrzweckhalle

Mehrzweckhalle