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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2017

Wohnen und Pflege Weiherhof Nord

2. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

GEORG • SCHEEL • WETZEL ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Realisierungswettbewerb Wohnen & Pflege Weiherhof Nord markiert eine Tendenz in der Stadtentwicklung Konstanz’ hin zur Erschließung innerstädtischer Reserveflächen, um dem wachsenden Bedarf an Wohnfläche gerecht zu werden. Mit dem Rückzug der traditionellen Industriebetriebe aus dem Stadtteil Petersheim West werden nach und nach eben solche inner-städtischen Flächen frei, die Raum und Chance für die Umwidmung in attraktive Quartiere bieten.

Für das Wettbewerbsgrundstück schlagen wir daher eine Bebauung mit vier einzelnen, windmühlenförmig versetzten Bau-körpern mit leichter Höhendifferenzierung vor. So kann durch die Stellung der Baukörper das gesamte Grundstück vom Lärm der nördlichen Bahnlinie abgeschirmt werden, während die Freifläche im Inneren zu einem beruhigten und eindeutig der Bewohnergemeinschaft gewidmeten Freiraum zusammengefasst wird. Um diese Trennung von öffentlichem und privaten Raum zu unterstreichen, wird die größere, öffentliche Spielplatzfläche dem Prinzip „Lärm zu Lärm“ folgend an die nördliche Grundstücksgrenze gelegt, wo sie eine wichtige Station entlang des „Bodenseeradwegs“ bildet. Auch die Gebäudezugänge werden konsequent nach außen hin orientiert. Die Fugen zwischen den Baukörpern bilden durch Pergolen gefasste Zwi-schen-Räume, Ein- und Ausblicke, die den Block nach außen hin öffnen, ohne dabei sein Inneres zu exponieren. Hier werden individuell gestaltete Gärten angeboten, der größte von ihnen dient den an Demenz erkrankten Bewohnern der Pflegeeinrich-tung als „Duft-Garten“. Darüber hinaus wäre aber auch eine Einfriedung des gesamten Ensembles im Bereich der Pergolen vorstellbar, um den Innenhof als geschützten Bereich sowohl für die älteren als auch die jüngeren Bewohner auszubilden und den Gedanken des Mehr-Generationen-Wohnens weiterzuführen. Hier findet die kleinere, für die Wohnbauten erforderliche Spielplatzfläche ihren Platz neben gemeinschaftlichen Kommunikations- und individuellen Aufenthaltsbereichen.

Mit dem Entwurf wird an die Qualitäten bestehender Blockrandstrukturen entlang der Markgrafenstraße und des Rheinufers angeknüpft, die als Ausgangspunkt auch für zukünftige Umwidmungsprozesse verstanden werden; dabei stellt die aufgelo-ckerte Interpretation nicht zuletzt eine Reaktion auf die unmittelbare Nachbarschaft der südlichen Solitärbauten und des im Westen geplanten Bürogebäudes dar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Stärke der Arbeit liegt in der klaren städtebaulichen Setzung rund um einen gemeinschaftlich zu nutzbaren Innenhof, der durch die lärmabschirmende Wirkung des nördlichen Baukörpers auch sehr ruhig ist. Mit den erdgeschossigen Gemeinschaftsflächen wird das Pflegeheim gut in die nachbarschaftliche Gemeinschaft am Innenhof integriert. Als Pendant liegt dazu eine weitere Gemeinschaftsfläche für alle Bewohner diagonal gegenüber, was vielleicht wünschenswert aber auch als ambitioniert eingeschätzt wird.

Der Innenhof ist in seiner Dimension und im Verhältnis der 5-6-geschossigen Bebauung ausgewogen und gut proportioniert, in der Gestaltung der Freiflächen allerdings noch zu schematisch dargestellt. Durch die pergolenbegrenzten Zwischenräume öffnet sich das kleine Quartier über Themengärten nach außen zur Umgebung. Insgesamt können wir diesen geschützten, jedoch auch offenen Charakter nachvollziehen, ganz konnte der Zweifel einer hermetischen Abgrenzung im Quartier nicht ausgeräumt werden. Die Zwischenräume zwischen den vier Baukörpern entsprechen zwar knapp den Abstandsflächen von 0,4H, auch die Wohnungen sind entsprechend gut organisiert, aber dennoch wird die Qualität der Aussicht in Frage gestellt. Fraglich sind auf dem ersten Blick die öffentlichen Spielflächen im Norden der Bebauung zur Bahn hin, allerdings könnten diese eine Ergänzung zu weiteren öffentlichen Spielflächen im Süden darstellen.

Das Pflegeheim hat eine gute Präsenz nach außen mit seinem Hauptzugang für Nutzer und Besucher, wie auch mit dem Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss zum Innenhof –wie schon erwähnt. Die Organisation im Innern ist überzeugend strukturiert mit einem inneren Rundweg, der an beiden Enden Nischen und natürliches Licht bekommt. Die Querverbindungen über die Treppenhäuser werden als nicht ausreichend gesehen, um beide Seiten übersichtlich zueinander in Beziehung zu setzen. Sicher genügen die gemeinsamen Vorflure zweier Zimmer zu den Bädern nicht einer gewünschten Intimität.

Auch die verschiedenen Wohnungen überzeugen in Erschließung und Grundrissorganisation, wenn auch beim Erdgeschoss mit überwiegenden Nebennutzungen große Zweifel aufkamen. Leider, vielleicht auch Notwendig ist der gesamte Innenhof unterkellert für das Parken, die Rampe bedarf einer Überarbeitung weniger in der Lage als in seiner Länge. Es ist nicht geklärt, wie der zweite Fluchtweg gelöst wird, denn eine Feuerwehrumfahrt möchte man sich im Innenhof nicht vorstellen wollen.

Die gesamte Arbeit ist in der städtebaulichen Konzeption, in der inneren Organsiation wie auch im architektonischen Ausdruck durchgängig elegant durchgearbeitet und überzeugt in der räumlichen Atmosphäre. Das gilt auch für die Fassadengestaltung, die sich als ein differenziertes Spiel um das Raster zeigt.