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Mehrfachbeauftragung | 07/2017

Weiterentwicklung Kloster Beuron

Schwarzplan

Schwarzplan

1. Rang

schaudt architekten bda

Architektur

w+p Landschaften

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Aufgabe

Auch das Kloster Beuron befindet sich durch veränderte Rahmenbedingungen
in einem ständigen Umbruchprozess und muss sich
neuen Entwicklungen entsprechend anpassen um langfristig
bestehen zu können.
Auch baulich wird es daher notwendig sich den veränderten
Rahmenbedingungen anzupassen.
Ein wichtiges Anliegen des Klosters ist es, dass sich auch die
Klosteranlage für Besucher neben der Kirche besser nach außen hin
öffnet.
Die Gastronomie mit Begegnungsstätte sowie integriertem Verkauf
von Klosterprodukten und die Klosterbuchhandlung sollen daher neu
geordnet werden und so in die Klosteranlage baulich eingefügt
werden dass diese für Besucher besser auffindbar und diese sich in
einer dem klösterlichen Leben angemessenen zeitgemäßen Weise
präsentieren.
Übergeordnetes Ziel des Klosters ist es, einen „lebendigen
Begegnungsraum in der klösterlichen Gesamtanlage für Gäste und
Besucher ohne Barrieren und Einschränkungen zu schaffen.
Zusätzlich soll in der Klosteranlage auch ein differenziertes
Wohnungsangebot für Pflegebedürftige aus dem Kloster wie auch
aus der Gemeinde Beuron geschaffen werden als Bindeglied
zwischen Kloster und Gemeinde.
Mit einem Neubau für den Verlag soll der klösterliche Wirtschaftshof
einen ersten Impuls für weitere anstehende Entwicklungen in diesem
Bereich bekommen.


Städtebau / Gestalt / Architektur / Materialität

Die ortsbildprägende historische Klosteranlage mit ihren kubischen
langgestreckten Baukörpern und ruhigen, geneigten Satteldächern
und den klassisch gegliederten Lochfassaden ist Vorbild und
Maßstab für die neu geplanten Ergänzungsbauten.
Die Neubauten sollen sich wie selbstverständlich in die Klosteranlage
einfügen.
Die beiden Bausteine werden daher ebenfalls als klar geschnittene
rechteckige, langgestreckte Baukörper mit ruhigen Satteldächern
konzipiert.
Bei der Einfügung der neuen Baukörper wurde darauf geachtet,
dass diese sich selbstbewusst in der Anlage verorten aber sich
dennoch höhenmäßig eindeutig dem Bestand unterordnen.
Die die Klosteranlage bestimmenden verputzten Lochfassaden
sollen auch die Neubauten prägen, in Form von Putzfassaden mit
mineralischem Kalkputz.
Vorgesetzte Balkone bei den Wohnungen werden bewusst
vermieden und daher fassadenbündige Loggien bzw. Wintergärten
vorgeschlagen. Dadurch ist es möglich, ruhige Baukörper zu
gestalten die sich besser in die historische Klosteranlage einfügen.
Durch großzügige Fensterflächen im Bereich der Gastronomie und
des Klosterverkaufs öffnet sich optisch die Klosteranlage für Besucher
im Außenraum.
Nutzung
Das differenzierte Raumprogramm wird entsprechend dem
Vorschlag des Klosters in 2 unabhängige Bausteine gegliedert


Baustein 1: Neues Verlagsgebäude

Das Verlagsgebäude kann in einem ersten Bauabschnitt im Bereich
Schlosserei Schneiderei errichtet werden und bildet den räumlichen
Auftakt zum Wirtschaftshof und ist gleichzeitig baulicher Abschluss
der Klosteranlage im Südosten.


Baustein 2: Pforte, Verwaltung, Gastronomie MZR, Wohnen, Pflege

Dieser Baustein wird direkt mit der bestehenden Klosteranlage
baulich verwoben.
Zentraler Verknüpfungspunkt dieses Bausteins mit der Klosteranlage
findet über den historischen Pfortenhof statt. Der Neubau ist zum
einem platzbildende Raumkante am Pfortenhof und bauliches
Gegenüber der Klosteranlage. Die direkte bauliche Verbindung
dieses Bausteins erfolgt über den historischen Südflügel.
Über den Baustein 2 findet die Klosteranlage seinen neuen
baulichen Abschluss am historischen Pfortenplatz und ist wichtige
neue raumbildende Kante an der Abteistrasse. Baustein 2 ist als
flexibler multifunktionaler Baustein konzipiert als lebendiger
Begegnungsraum für Gäste und Besucher.
Erschliessung / Adressbildung
Alle Eingänge liegen zentral gut auffindbar am Pfortenhof und an
der Abteistrasse und werden über Vordächer und spezifische
Gestaltung zusätzlich akzentuiert.
Die Anlieferung der zentralen Kücheneinheit erfolgt über den
räumlich nicht einsehbaren Wirtschaftshof. Über einen
leistungsfähigen Lastenaufzug können die Waren auf kurzem Wege
in den Küchenbereich angeliefert werden.
Unter dem Wirtschaftshof ist ein kleines Parkdeck möglich, welches
die Stellplätze der Wohnungen etc. aufnehmen kann. Das Parkdeck
hat direkte Verbindung in das Erschliessungselement der
Wohnungen und bei Bedarf auch Anschluss an die Erschliessung des
Verlages. Die Abfahrt in das Parkdeck erfolgt im Süden der
Abteistrasse.


Freianlagen

Das Entwurfskonzept zur Formulierung einer zukunftsorientierten
Neubebauung zeichnet einen städtebaulichen Baustein, der sich
außenräumlich in den Kontext der Gesamtanlage ausgewogen
einfügt, sich aber auch gleichermaßen durch Stärkung der
Raumkanten als prägnante Erneuerung darstellt. Die Bebauung
definiert Eingänge, Durchgänge und Verbindungen. Dadurch
entstehen räumlich definierte Nachbarschaften sowie eine klare,
durchgängig barrierefreie Orientierung.


Klosteranlage mit Neuen Perspektiven

Die Neugestaltung beachtet die besondere räumliche
Ordnungsstruktur von weltlichem Außenraum und klösterlichen
Innenhöfen. Der Pfortenhof formt als halböffentlicher Platz mit einem
Belagsteppich ein großzügiges Entrée. Klosterladen,
Gastronomie/Begegnungsstätte sind von hier aus direkt zu erreichen.
Die Verknüpfung zum Bahnhof/Naturschutzzentrum und den
Kurzzeitparkplätzen wird unmittelbar gegenüber geboten. Eine
Terrasse mit Möblierung für die Bewirtung, der Brunnen für das
Wasserspiel, Sitzbänke und Parkplätze für Behinderte formen zur
Abteistrasse eine einladende Geste.
Die offenen Zwischenräume werden als geschützte Gartenhöfe
ausgestaltet. Hier besteht die Möglichkeit für die Außenbewirtung,
oder eine geruhsame Auszeit im lichten Schatten der blühenden
Sternmagnolie. Gleichwohl bietet der Garten für das
Seniorenwohnen bei Bedarf den besonderen Schutz „als Garten der
Erinnerung“. Der Wirtschaftshof ist optisch abgerückt und bedient die
Funktionsanforderungen für Anlieferung, Aufstellflächen und
Rettungswege.
Insgesamt betrachtet werden in den Freianlagen bestehende
Architekturstrukturen aufgegriffen, zeitgemäß barrierefrei überformt
und zusammen mit den Neubauten zu einem ausgewogenen
Gesamtensemble.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit nimmt die bestehende Struktur der Baukörperstellung auf, indem sie die im Grundriss orthogonale Anordnung des Bestandes mit Ausnahme des Verlagsgebäudes fortführt. Dem Betrachter des Grundrisses erscheint die Anordnung wie eine verkleinerte Spiegelung an den Achsen des Süd- und Gastflügels bzw. der Verwaltung. Damit wird die Erwartung einer sich im Rahmen der historischen Entwicklung einfügenden Erweiterung gut erfüllt.

Der Zugang erfolgt über den Pfortenhof zwar an gleicher Stelle wie im heutigen Bestand, jedoch wird dieser attraktiv bis zur Straße geführt. Die dort platzierte Außengastronomie macht neugierig auf das Kloster. Eine wünschenswerte größere Weite zwischen Gastflügel und Neubau würde diese Attraktivität des Zugangs noch erhöhen. Mit dem Verzicht auf eine Überdachung des Pfortenhofes und der einfachen direkten Anbindung der Verwaltung am Südflügel wird die bauliche Anbindung der Baukörper an den Bestand sehr gut gelöst und Herausforderungen, die eine Überdachung ausgelöst hätten umgangen.

Die verschiedenen Nutzungen in der geplanten Erweiterung sind sauber getrennt, pragmatisch angeordnet und bieten trotzdem das Potential für das Einpflegen von Wünschen des Bauherrn hinsichtlich der Optimierung betrieblicher Abläufe. Ob die eingebrachte Idee eines Ausstellungsraumes, der in der Wettbewerbsauslobung nicht gefordert war letztendlich der Grundrisswahl geschuldet ist, bedarf keiner abschließenden Klärung. Letztendlich ist es durch die als Steg ausgebildete Zwischendecke über dem Ausstellungsraum möglich, die Öffentlichkeit, die sich im Erdgeschoss aufhält und den Marienhof des Klosters durch eine intransparente Westwand baulich zu trennen und trotzdem Licht ins Haus zu bringen.

Die Anordnung und Anbindung der Tiefgarage lässt dem Bauherrn die Möglichkeit, unter Berücksichtigung vorhandener Freiflächen auch auf diese zu verzichten, ohne dass das vorliegende Konzept angepasst werden müsste. Das Verlagsgebäude als Bestandteil oben genannter „Spiegelung“ fügt sich ohne großen Auftritt ins Ensemble ein und ordnet sich dem Kloster als Ganzem unter.

(...)

Insgesamt handelt es sich bei vorliegender Arbeit um ein durchdachtes Konzept, bei dem sich die Erweiterung sich dem historischen Kloster unterordnet und das der Betrachter auch aus der Entfernung als angenehm empfinden wird. Sämtliche Nutzungen sind funktional integriert und lassen auch für betriebsbedingte Korrekturen Raum, ohne das Konzept zu zerstören.
Lageplan

Lageplan

Piktogramme

Piktogramme

Fassadenansicht

Fassadenansicht