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Projektwettbewerb | 05/2017

Wohnüberbauung Reichenbachstrasse 118

Milet

1. Rang / 1. Preis

Büro B Architekten und Planer AG

Architektur

David Bosshard Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Diggelmann+Partner

Bauingenieurwesen

Gruner Roschi AG

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser wählen eine konsequente Strategie des Weiterbauens unter Wahrung der vorgefundenen Qualitäten. Das städtebauliche Konzept orientiert sich demzufolge an der orthogonalen Struktur des Wohnheims Rossfeld. Vier Bauvolumen defi nieren eine gemeinsame Mitte, welche die bestehenden Wegführungen geschickt aufnimmt und weiterführt. Die unterschiedliche Höhenentwicklung der Bauvolumen vervollständigt auf einfachs- te Art die Typologie des bestehenden Wohnheims. Ein überhöhtes Erdgeschoss ermöglicht sowohl angemessene Raumhöhen für die öffentlichen Nutzungen und die Wohnungszugänge als auch ein Hochparterre für sämtliche Erdgeschosswohnungen. Die parkähnlichen Frei räume werden weitergeführt. Die Anlage ist mit den umliegenden Quartieren gut vernetzt. Durch das Zurückversetzen der ost-west-orientierten Bauten entstehen Freifl ächen, welche für die oberirdische Parkierung genutzt werden und eine angemessene östliche Silhouette begünstigen.
Die Erschliessung aller Nutzungen erfolgt ausschliesslich über den klar gefassten und abwechslungsreich gestalteten Hofraum, während die Zufahrt zur Einstellhalle zurückhaltend an der nördlichen Parzellengrenze vorgesehen ist. Bibliothek, Quartiernutzung und Gewerbe sind entlang der Reichenbachstrasse angeordnet, während sich Tagesschule und Basisstufe ebenso plausibel im südlichen Baukörper befi nden. Hier sind geschützte, wenn auch eher knappe Aussenbereiche möglich.
Die mittige Konzentration der Zugänge und die gross en Eingangshallen ermöglichen die gewünschten Betätigungs- und Begegnungsmöglichkeiten. Das Wohnumfeld ist gut gegliedert und hat das Potenzial, Aufenthaltsorte für alle Generationen anzubieten. Das gemeinschaftliche Zentrum um den Hofraum ist zurückhaltend möbliert und dadurch multifunktional. Generell lassen die Freiräume eine hohe Nutzungsqualität und Aneigenbarkeit erwarten. Die vorgeschlagenen privaten Aussenbereiche beleben die gemeinschaftliche Mitte zusätzlich. So funktioniert das vorgeschlagene Konzept auch bei einer allfälligen Reduktion der öffentlichen Nutzungen. Die konzeptionelle Grundhaltung wird mit einer einheitlichen Typologie umgesetzt. Mittige, identische Vertikaler
schliessungen fi nden sich bei allen vier Gebäuden. Bibliothek und Quartiernutzung vermögen hinsichtlich ihres Bezugs zum Quartier und zur Überbauung zu überzeugen. Die Grundrisse von Tagesschule und Basisstufe ermöglichen eine interessante Nutzungsvielfalt. Der fehlende Korridor wird mit einer Verbindung von Raum zu Raum kompensiert, was jedoch wenig praktikabel ist. Die Wohnungsgrundrisse sind sehr sorgfältig gestaltet, während die eher geringe Wohnungsvielfalt auf einen Nachteil der gewählten einheitlichen Typologie verweist: Unabhängig der Situierung und Ausrichtung wird ausschliesslich ein Durchwohnen angeboten. Insbesondere bei den Wohnungen, welche auf eine Stirnseite des benachbarten Volumens stossen, wird eine kontextuelle Reaktion vermisst. Die preisgünstigen Wohnungen sind nachvollziehbar konzentriert und unterscheiden sich bezüglich Wohnfl ächen, Erschliessung und Gebäudetiefe. Die vorgeschlagenen Clusterwohnungen sind wenig innovativ, handelt es sich dabei doch im Grunde genommen um jeweils zwei durch einen gemeinsamen Vorplatz zusammengefasste Kleinwohnungen.
Entsprechend der städtebaulichen Idee orientiert sich der architektonische Ausdruck am Vorhandenen. Fern von jeglichen Modeströmungen wird die Architektur des Wohnheims Rossfeld weiterentwickelt. Mit der gewählten Materialisierung aus Betonelementen und Faserzementtafeln entsteht ein stimmiges Gesamtensemble. Die rationelle Konstruktionsweise lässt eine hohe Wirtschaftlichkeit erwarten. Die Kostenkennwerte zeigen denn auch, dass die Vorgaben gut erreicht und eingehalten werden können.
Die Gebäudetechnik ist schlüssig erläutert und entsprechend dargestellt. Die Anforderungen der 2000-Watt-ArealZertifi zierung werden mit der vorgeschlagenen Massivbauweise und den Fassaden aus Betonelementen noch nicht vollumfänglich erfüllt, sind jedoch absolut erreichbar.
Das Projekt besticht durch die konsequente Umsetzung der gewählten Strategie des Weiterbauens. Trotz höherer Dichte integrieren sich die neuen Bauvolumen mit grösster Selbstverständlichkeit in den unmittelbaren Kontext. Das Projekt zeigt eine plausible Antwort auf die Anforderungen des zeitgemässen, kommunalen Wohnungsbaus. Innerhalb der gewählten Typologie wäre jedoch eine grössere Wohnungsvielfalt wünschenswert.