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Projektwettbewerb | 05/2017

WohnĂŒberbauung Reichenbachstrasse 118

Rosa Loui

6. Rang

PARK Architekten

Architektur

Krebs und Herde GmbH

Landschaftsarchitektur

Ulaga Partner AG

Bauingenieurwesen

Raumanzug GmbH

TGA-Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit vier prĂ€zisen, in die Topografi e gesetzten, Baukörpern defi niert das Projekt Rosa Loui den spezifi schen Ort. Die windmĂŒhlenartig angeordneten WohnhĂ€user mit öffentlichen Erdgeschossen nehmen die Körnung, die Höhenstaffelung und Geometrie der bestehenden Bauten aus den 1960/70er-Jahren auf und schaffen differenzierte rĂ€umliche BezĂŒge zur weiten Landschaft und zum direkten Umfeld. Dabei bilden die zwei parallel zur Reichenbachstrasse, im Erdgeschoss offenen, siebengeschossigen Bauten und die zwei fĂŒnf- resp. sechsgeschossigen, senkrecht dazu stehenden Bauten ein selbstverstĂ€ndlich wirkendes Ensemble, das ebenso eigenstĂ€ndig wie als Teil der stĂ€dtebaulichen Entwicklung der Engehalbinsel wirkt. Die Verzahnung der Bauten schafft unterschiedliche Aussen- und FreirĂ€ume mit interessanten Durchsichten, Ein- und Ausblicken zum Quartier und gleichzeitig eine rĂ€umliche Mitte mit NĂ€he und IdentitĂ€t. Die Hofsituation bietet vielfĂ€ltige Begegnungs- und BetĂ€tigungsmöglichkeiten.
Alle GebĂ€ude werden ĂŒber den mittigen Platz erschlossen. Die Basisstufe und Tagesschule mit direktem Aussenbezug und gut besonntem Schulhof befi ndet sich im sĂŒdlichen, die Bibliothek und mögliche weitere gewerbliche Nutzungen im nördlichen, quer zur Strasse liegenden Haus. Die Lage sowie die rĂ€umlichen und betrieblichen QualitĂ€ten der öffentlichen RĂ€ume ĂŒberzeugen sowohl in ihrer Logik und Einfachheit wie auch durch die vielfĂ€ltigen AussenbezĂŒge. Der Vorschlag einer möglichen Umnutzung zu Wohnraum erscheint dagegen wenig plausibel. Die offenen Erdgeschosse der beiden ausschliesslich als WohnhĂ€user konzipierten Bauten bieten gedeckte Spiel- und Aufenthaltsbereiche sowie grosszĂŒgige und gut angeordnete VeloabstellplĂ€tze. Die durch die GebĂ€udestellung freigespielten Ecken werden als GrĂŒnrĂ€ume ausgebildet. Bei der Schule und im Hangbereich ist die Gestaltung nachvollziehbar; das Spielfeld an der Strasse und der Pavillon im Norden wirken jedoch weniger ĂŒberzeugend.
Das Projekt schlĂ€gt zwei unterschiedliche, auf das stĂ€dtebauliche Muster reagierende Wohnungstypologien vor, welche die wĂŒnschbare hohe soziale Durchmischung ermöglichen. In den parallel zur Topografi e stehenden WohnhĂ€usern ist es eine Überecklösung mit einem einzigen zentralen Treppenhaus. Die GebĂ€udestruktur ermög
licht eine hohe Wohnungsfl exibilitĂ€t und Anpassbarkeit, die sowohl eine oder zwei grosse Clusterwohnungen als auch drei, vier, fĂŒnf oder sechs Einheiten mit unterschiedlicher Zimmerzahl pro Geschoss erlaubt. Dabei stösst sie aber auch an die eigenen typologischen Grenzen. Der Nord-SĂŒd-Typ setzt auf eine Typologie des Durchwohnens und weist zwei TreppenhĂ€user pro GebĂ€ude auf. Auch hier ist die VariabilitĂ€t der Wohnungen sehr breit und umfasst Einheiten von einem bis sechs Zimmern. Allerdings wird der geforderte Wohnungsmix im Projekt nicht vollumfĂ€nglich nachgewiesen, was ebenfalls darauf schliessen lĂ€sst, dass die vorgeschlagene Typologie nicht vollstĂ€ndig beherrscht wird. Die dargestellten Wohnungen sind indes zweckmĂ€ssig und erlauben unterschiedliche Lebensformen. Alle Wohnungen (ausgenommen Kleinwohnungen) profi tieren von zwei bis drei Ausrichtungen und damit von spannenden SichtbezĂŒgen.
Der architektonische Ausdruck nimmt im rĂ€umlichen Verhalten der ZwischenrĂ€ume des Erdgeschosses oder der Balkonschichten, in der strukturellen Ausgestaltung ebenso wie in Proportionen und Tektonik der Fassade, bekannte Prinzipien der SpĂ€tmoderne auf. Die Interpretation mit einer Materialisierung in Holz wirkt als Ganzes allerdings zu wenig konsistent. Die GebĂ€ude sind in einer Mischbauweise geplant. Das Tragwerk besteht aus Beton mit Flachdecken. ZwischenwĂ€nde und Fassaden sind aus Holz, ebenso die vorgelagerten Balkone. Die vorgeschlagenen Material- und Kon- s truktionsprinzipien erscheinen robust, gebrauchsf Ă€hig und langlebig. Damit die geforderten Kostenvorgaben eingehalten werden können, ist trotzdem noch etwas Optimierung nötig. Durch eine kompakte Bauweise, klare GebĂ€udetypologie, gute WĂ€rmedĂ€mmung der GebĂ€udehĂŒlle, optimale Fensteröffnungen sowie mittels einer logischen GebĂ€udetechnik mit FernwĂ€rmenutzung, mechanischer LĂŒftung sowie Eigenproduktion von Strom und SolarwĂ€rme können die geforderten Ziele der 2000-WattAreal-Zertifi zerung erreicht werden.
Das Projekt Rosa Loui ĂŒberzeugt durch ein klares stĂ€dtebauliches Konzept mit aussenrĂ€umlichen und hohen architektonischen QualitĂ€ten sowie einer ausgeprĂ€gten Nutzungsfl exibilitĂ€t. Die starke Typologie stösst jedoch gleichzeitig auch an ihre Grenzen, was fĂŒr das Potenzial des Projektes einschrĂ€nkend zu beurteilen ist.