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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2017

Neugestaltung des südöstlichen Petersberghangs

Lageplan

Lageplan

3. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

plandrei Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Eine Himmelstreppe zum Petersberg

Der Südosthang des Petersbergs hat eine entscheidende Schlüsselfunktion bei der Verknüpfung von Altstadt und Zitadelle. Es geht darum, eine stadtstrukturell wirksame Verbindung, gerade im Hinblick auf die Bundesgartenschau im Jahr 2021, herzustellen.
Unter dem Motto “Erlebnis Petersberg“ wird ein Weg vom Domplatz zum Fußpunkt der Bastionsmauer angeboten, der den Charakter des kargen Glacis nicht in Frage stellt und für alle Besucher die Möglichkeit zum barrierefreien Aufstieg bietet:
Eine „Himmelstreppe“, als ein an den Festungshang gelehntes Stück “Land-Art“, verbindet den Domplatz direkt mit dem Fußpunkt der Festungsmauer und von da über einen Aufzug bis auf das obere Festungsplateau, wo einst der Wächter Ausguck hielt. Als markante Leitlinie wird der Treppenlauf zum unverwechselbaren Merkzeichen für die Stadt. Mittels Erweiterungen aus linearen Steinstreifen setzt sich die Richtung der Himmelstreppe über den verkehrsberuhigten Straßen- und Kreuzungsbereich (Aufpflasterung aus Großpflaster) bis auf den Domplatz fort. Eine Motivstele mit grafischen Informationen zum Petersberg ist prominent auf dem Domplatz angeordnet und bildet den Start- bzw. Endpunkt der Verbindungsachse. Der steinerne Treppenlauf wird mittels Podesten und Stufenblöcken dynamisch der Hangneigung angepasst. Die vorhandenen Stützmauern der Tiefgarage können bei diesem Entwurf zum Großteil erhalten werden. Als Fassung der Ecksituation wird im Duktus der Bestandmaterialien eine neue Mauer hinzugefügt. Die kraftvolle Struktur der Himmelstreppe zerschneidet die Brüstungskrone und schafft somit eine klare Auftaktsituation. Ganz bewusst wird der schlichte Charakter des Treppenlaufs in das Bestandsensemble integriert und stellt somit die “schnelle“ und “direkte“ Verbindung zwischen Domplatz und der Zugangsebene zum Fahrstuhl auf die Zitadelle her. Zur barrierefreien Überwindung des beträchtlichen Höhenunterschieds wird ein mäandrierender “Panoramaweg“ angeboten, der die Himmelstreppe an den Podesten jeweils kreuzt. Vom tiefsten Punkt aus wird der Weg als klassische barrierefreie Rampe mit 6% Steigung und den vorgeschriebenen Podesten ausgeführt. Handläufe und Radabweiser werden in Kombination mit den begleitenden Stützmauern hergestellt, sodass erstere optisch nicht in Erscheinung treten. Die Rampe endet mit dem ersten Treppenpodest oberhalb der darunterliegenden Tiefgaragendecke. Von hier aus windet sich der Weg mit einer Maximalsteigung von 3% den Hang hinauf. Prägnante Bestandselemente des Festungsglacis, wie Wäldchen, Weinberg, Gehölzflächen und die malerischen Baumgruppen, werden Panoramaweg in Szene gesetzt. Rasenböschungen, die während der Bundesgartenschau mit interessanten Pflanzthemen inszeniert werden können, schneiden sich in den Hang ein und vermitteln zwischen der Wegoberfläche und dem Glacis. Die Wegkehren sind behutsam in den Hang eingebettet. Hier weitet sich die Belagsfläche leicht auf und erzeugt dezente Aufenthaltsbereiche, die mit Bänken über Eck ausgestattet sind. Mit dem Ansteigen des Weges öffnen sich vielfältige Blickbeziehungen zum Panorama der Altstadt und der umgebenden Landschaft. Im Wegeverlauf werden stellenweise bronzene Schriftbänder als Intarsien eingesetzt, die auf besondere und prägnante Bauten der Stadt verweisen. Durch die Abbildung des jeweiligen Bauwerks als vertikale Silhouette erschließt sich selbst dem unerfahrenen Besucher die Stadt spielerisch. Der Weg endet am Festungsfuß der Bastion Leonhard und bildet mit einer Aufweitung einen kleinen Aufenthaltsbereich im Vorfeld des Aufzugs.

Umgang mit dem Bestand

Die vorhandenen Vegetationselemente, wie Wäldchen, Strauchgürtel, Weinberg und Wiese werden in die Gestaltung einbezogen und für die Besucher als besondere Orte inszeniert. Die bestehende Tiefgarage wird mit Ihrer Höheneinordnung geachtet und kann problemlos einbezogen werden. Die unterschiedlichen Belichtungs- und üftungsöffnungen werden an das neue Relief des Hangs angepasst. Die beiden runden Öffnungen werden jeweils mit der silhouettenartigen Darstellung des Mainzer Rads abgedeckt: Eine schlichte und nachhaltige Reminiszenz an die Erfurter Partnerstadt.

Materialität:

Die Himmelstreppe ist ein besonderes Gestaltungselement und soll aus regionaltypischen Werksteinstufen mit einem Handlauf aus Stahl hergestellt werden. Auch auf den Podesten soll dieses Material als Belag mit einer feinen, linearen Fugenstruktur Verwendung finden.
Der Panoramaweg soll einen natürlichen Duktus als Teil des besonderen Naturraums widerspiegeln. Um auch den Anforderungen an das barrierefreie Bauen zu genügen, ist hier ein gebundener, wasserdurchlässiger Edelsplittbelag denkbar. Um das nächtliche Panorama genießen zu können, wird das Grundlicht auf dem Glacis sehr differenziert und zurückhaltend geführt. Integriertes Licht in den steinernen Stufen und Lichtbänder im Boden der Podeste schaffen einen sanften, geradezu feierlichen Schimmer. Sie unterstreichen die räumlichen Konturen wie ein Teppich, der bis auf den Domplatz ausgerollt ist. Kleinteiligere Lichtquellen zusätzlicher Leuchten heben die beschriebenen besonderen Situationen und Orte hervor. Dieses Prinzip der Lichtakzente im Boden setzt sich bis auf den Domplatz fort und ist somit Hinweis, Orientierung und Inszenierung in Einem.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln mit dem Element der ‚Himmelstreppe‘ einerseits eine gut optisch wirksame stringente Verbindung zwischen dem Domplatz und dem Fußpunkt der Festungsmauer und andererseits ein fast skulptural wirkendes, massives Gestaltelement auf dem Festungshang bis zum Eckpunkt der Bastion Leonhardt. Der Ausformung des Antritts der Treppenanlage kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, indem die Treppe als bestimmendes Wahrzeichen in den Vorplatz der Bechtheimer Straße hineinwirkt, diesen jedoch dabei auch in zwei Teile zerschneidet. Seitlich angelagert wird über eine Rampenanlage, die zurückhaltend den barrierefreien Aufgang bildet, ein weit ausladender Panoramaweg bis zum Endpunkt der ‚Himmelstreppe‘ geführt.
In den Wegkehren eingeordnete Sitzbereiche bieten als Ruheplätze vielfältige Sichtbeziehungen auf die Stadt, wirken jedoch in der Form und Ausdehnung sehr dominant. Durch mehrfache Überschneidungen des Panoramaweges mit der ‚Himmelstreppe‘ können unterschiedlichste Wegeführungen für den Auf- bzw. Abgang angeboten werden.
Kritisch zu sehen ist die formale Weiterführung der Treppe über den Verkehrsknoten auf den Domplatz mit der damit verbundenen unzureichenden Organisation einer dem Verkehrsaufkommen gerechten Besucherführung.
Die Wegeführung des Panoramaweges wird mit 3% Gefälle barrierefrei ausgebildet. Deren Einbettung in der Glacisfläche der ehemaligen Festung sowie Materialauswahl und farbliche Gestaltung wurden kontrovers diskutiert.
Lageplanausschnitt

Lageplanausschnitt

Detail

Detail

Schnitt

Schnitt