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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 08/2017

Studienpreis „Konrad Wachsmann 2017“

Maria Tasserl - Entwurf einer Wallfahrtskirche

ein 1. Preis

Preisgeld: 1.000 EUR

Bauhaus-Universität Weimar

Universitäten / Hochschulen

Katharina Bachstein

Student*in

Erläuterungstext

Betreuung: Prof. Dr. Fritz Barth / Prof. Jörg Springer

Wallfahrt bedeutet Bewegung. Pilgern ist die Erfahrung in der Landschaft hin zu einem Ziel - einer Reliquie, die im Höhepunkt der Reise mehrfach und begleitet von Gebeten umschritten wird. Der Weg und das Ziel sind die strukturgebenden Hauptaspekte des Entwurfes. Durch ihre Position ist die Wallfahrtskirche schon aus weiter Ferne sichtbar:

Der Pilger hat das Ziel vor Augen. Ein Waldweg führt ihn bis zum Torhaus,
welches den Übergang vom profanen in den sakralen Raum markiert. Über eine breite einläufige Freitreppe betritt man den Kirchhof. Der Pilger erschließt nach und nach die Stationen der Anlage. Hierbei dirigiert ihm die Architektur den Weg. Der Vorplatz, als Teil der spirituellen Stärkung, verwehrt durch seine hohen Mauern den Blick in die Landschaft. Hier kommt der Pilger nach den Anstrengungen der Wanderung zur Ruhe und sammelt Kraft für die anstehenden Rituale. Das große Kirchenportal markiert den weiteren Weg. Innerhalb der Kirche durchwandert der Pilger symbolisch die Eingangssakramente Taufe und Buße bevor er an der Liturgie teilnimmt. Der Kirchensaal ist frei von jeglichen Elementen liturgischer Nebenaktivitäten, die keinen direkten Bezug auf die Eucharistiefeier nehmen. Die einzigen Elemente des Raumes sind das Individuum, die Gemeinschaft, der Altar und das Transzendente. Der Grundriss ist in der Form einer klassischen Wegekirche gestaltet und rückt somit den Altar und das liturgische Geschehen visuell in den Mittelpunkt. Die Lichtführung hingegen betont durch eine Überkopfverglasung der Kassettendecke das Publikum. Somit wird aus dem gerichteten Raum zusätzlich ein Zentralraum, der den Pilger aus der Position des einfachen Zuschauers heraus hebt und den Schwerpunkt im gemeinschaftlichen Beten setzt.
Der Kreuzgang, welcher sich zu beiden Seiten des Kirchensaals befindet, ist ein Ort für die stille Andacht. Durch die beiden 9 Meter hohen Seitenausgänge gelangt der Pilger über zwei Treppen zum Außenaltar und einem ihm vorgelagerten Platz, der den Blick in die Landschaft frei gibt. Dies ist der Höhepunkt der Reise. Die Altare fungieren als Januskopf. Dadurch entsteht die Möglichkeit im Inneren die wöchentliche Messe abzuhalten, während an den Marienfeiertagen im Außenbereich mehrere 1000 Wallfahrer Platz finden. Über die beiden Seitentüren und Treppen kann die rituelle Umschreibung erfolgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die architektonische Thematisierung des Weges hin zu einem Raum der Stille und inneren Einkehr im Spannungsfeld zur Berglandschaft ist die große Stärke dieses Entwurfs. Er überrascht in der Wahl des Standortes, der Anordnung der einzelnen Bereiche in Bezug auf das Ganze und überzeugt in seiner wohlproportionierten Ausformulierung und Materialität. Der inszenierte Weg durch das Gebäude konzentriert sich auf das Wesentliche und lässt den Pilger bewusst an Taufe, Buße und Liturgie teilhaben. Am Ende des Weges wird die Landschaft zur Bühne und der Pilger zum Betrachter der göttlichen Schöpfung. Die Entwurfsaufgabe einer Wallfahrtskirche wurde mit dieser Arbeit optimal umgesetzt.