modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
3. Rang 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 08/2017

Pflegezentrum "In der Au"

MATHILDA

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 19.000 CHF

AMJGS Architektur

Architektur

Daniel Schläpfer Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neubau Pflegezentrum "in der Au", Volketswil

Die drei bestehenden Alterswohnbauten „In der Au“ werden mit einem prägnanten Gebäude zu einem Ensemble ergänzt. 
Die zentrale, das Areal trennende Achse wird zu einer Abfolge von öffentlichen Räumen mit unterschiedlichem Charakter weiterentwickelt. Im Zentrum entsteht eine gemeinsame Mitte, ein öffentlicher Platz als Verteiler zu den vier Gebäuden. Das lang gestreckte neue Volumen nimmt die vorherrschende Gebäudeform und Orientierung auf.

Das Pflegezentrum bildet das neue visuelle und funktionale Rückgrat des VitaFutura-Areals. Im weitestgehend öffentlichen Erdgeschoss bilden die verschiedenen Nutzungen übersichtliche, ablesbare Gruppen, die sich jeweils in den Aussenraum fortsetzen. Eine grosszügige, durchgängige Eingangshalle ist Treffpunkt und Übergang zu den gemeinschaftlichen Nutzungen sowie zur Vertikalerschliessung ins Private.

In den Wohngeschossen bilden der Dorfplatz und die Wohn- und Essbereiche das Zentrum des jeweiligen ”Quartiers”. Die diagonale Raumfolge über die gesamte Gebäudebreite schafft übersichtliche, gut belichtete Bereiche des Ankommens, der Begegnung und des Aufenthalts. Der Lichthof unterstützt die Orientierung innerhalb des Gebäudes zusätzlich.

Projektierung
AMJGS Architektur AG
Daniel Schläpfer Landschaftsarchitekt

Beurteilung durch das Preisgericht

Der sowohl in der Höhe wie in seiner horizontalen Ausdehnung strukturierte Neubau fügt sich trotz des grossen Volumens gut in die bestehende Gebäudestruktur ein. Die rhythmisch gegliederte Fassade mit den zurückgesetzten, hinterlüfteten Eternitplatten und den französischen Balkonen vermag sich zusammen mit den feinen Farbtönen der Fassadenelemente und Sonnenstoren unaufdringlich in die bestehende Struktur zu integrieren. Der Haupteingang ist von der Zentralstrasse her intuitiv auffindbar.

Die Eingangshalle mit Empfang und Wartebereich ist einladend, übersichtlich und gut mit Tageslicht versorgt. Jeweils 15 Bewohnerzimmer bilden in den Obergeschossen einen Wohnbereich. Sie sind entlang von monotonen Erschliessungskorridoren ohne Aufenthaltsqualität und Tageslicht angeordnet. Die Aufenthaltszonen am Ende der Stichgänge sind zu klein dimensioniert. Das gilt auch für die Terrassen. Dagegen vermag die Anlage von Wohn-/Essräumen und Dorfplatz in Kombination mit der Liftanlage und dem Stationsbüro zu überzeugen. Sie erlaubt sowohl einen getrennten Betrieb wie einen offenen Austausch zwischen den zwei Wohngruppen und schafft die räumliche Grosszügigkeit, die in den Wohngruppen selber fehlt. Die Anforderungen an den Wohnbereich für Menschen mit Demenz ist besonders hoch. Ihr Alltag spielt sich grösstenteils in den ihnen zugänglichen Bewegungszonen ab. Das im Projekt vorgeschlagene Setting mit den langen, dunklen Korridoren ohne Aufenthaltsqualität vermag diese Anforderungen nicht zu erfüllen. Die Einbettzimmer sind so schmal, dass ein Bett nicht quer in den Raum gestellt werden könnte. Der mit 6 m2 grosse Eingangsbereich zu den Zimmern ist nicht nutzbar und für die Erschliessung eines Zimmers von 14 m2 unwirtschaftlich. Die im 5. Obergeschoss angeordneten Räume der Wäscherei und der Mitarbeitenden unterstreicht subtil die Bedeutung des Personals für einen reibungslosen und auf den Menschen zentrierten Betrieb.

Tiefgaragenzufahrt und Anlieferung sind von der Austrasse her erschlossen und peripher angelegt. Dadurch wird der Aussenraum zwischen den Gebäuden zu einer verkehrsfreien Aufenthaltszone aufgewertet. Der gedeckte Vorbereich des Zugangs wertet den bereits bestehenden zentralen Bereich der Anlage auf. Die neu verkehrsfreie Innenzone wird so zu einem präzise definierten Dorfplatz und alle Gebäude verbindenden Begegnungsraum. Das an den Eingangsbereich angrenzende Restaurant mit Bistro mit seinem attraktiven Aussenbereich wertet das Zentrum der Anlage zusätzlich auf. Die Anbauten im Erdgeschoss überlassen dem Freiraum auf der Nordostseite nur noch eine Restfläche. Der Dementengarten wird zu einem langen, schmalen Streifen. Kleinbauten für Aussenmobiliar, Glasabfall oder Velounterstände verstellen zusätzlich den geringen Freiraum und tragen wenig zu einer guten Aufenthaltsqualität bei.

Das Projekt MATHILDA kommt von allen eingereichten Projekten mit dem kleinsten Volumen aus. Dieser für die Erstellungskosten positive Punkt erweist sich durch die dem knappen Volumen zu Grunde liegenden schmalen Korridore auf allen Geschossen und Einbettzimmer im Demenzwohnbereich als für den Betrieb insgesamt nachteiliger Faktor.

Zusammengefasst bietet das Projekt hohe städtebauliche und gegen das Zentrum der Anlage hin auch hohe aussenräumliche Qualitäten wie auch einen überzeugenden halböffentlichen Bereich im Erdgeschoss, vermag aber auf den Wohngeschossen durch die schmalen und dunkeln Korridore und somit bezüglich der gewünschten Aufenthaltsqualitäten nicht zu überzeugen.
3. Rang 4 / 4