modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Studienauftrag im Dialog mit Präqualifikation | 08/2017

Felix Platter-Areal: Städtebau, Freiraum und exemplarische Gebäude

Collage City

Gewinner

Enzmann Fischer Partner AG

Architektur

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

Nightnurse Images AG

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Projektverfasser interpretieren das Felix Platter-Gesamtareal als «Insel» im Hegenheimerquartier, geprägt durch die beiden Grossformen des neuen und des bestehenden Felix Platter-Spitalgebäudes. Sie schlagen vor, die Insellage als Potenzial und nicht als Corrigendum zu deuten und entwickeln von diesem Startpunkt aus ein ebenbürtiges drittes Objekt, einen grossen Wohnhof, der als weiterer, kraftvoller Mitspieler auf die Arealbühne tritt. Der Hof steht als Sinnbild für das gemeinschaftliche Wohnen. Anders als der typische Basler Blockrand ist der Hof nicht parzelliert und damit privatisiert, sondern präsentiert sich als gemeinschaftlicher, halböffentlicher Hof. Der Blockrand teilt sich in 14 Häuser mit einheitlicher Traufhöhe auf. Sie sind durch ein Regelwerk aufeinander abgestimmt und können auch etappiert gebaut werden. Der Blockrand wird ergänzt um einen Kopfbau an der Hegenheimerstrasse. Dieser soll, beispielsweise hinsichtlich der Setzung und der Nutzung, nochmals überprüft werden.

Durch die Positionierung des grossen Wohnhofs am Ostrand des Areals resultiert eine offene, Forum genannte Fläche, welche mit pavillonartigen Gebäuden strukturiert wird. Durch das Forum wird eine eindeutige, grosszügige Arealquerung definiert. Der Spitalneubau wird nicht isoliert, sondern tritt in Beziehung zu den Wohnbauten – eine Geste, welche das vorliegende Projekt besonders auszeichnet. Bei den Pavillongebäuden handelt es sich um Prototypen, die präzis gesetzt sind, deren Gestalt und Nutzung aber in der Vorstellung der Projektverfasser und des Beurteilungsgremiums noch weiter entwickelt werden müssen. Eine Wohnnutzung kann, muss aber nicht Teil der Pavillonnutzung sein. Das Verwaltungsgebäude ist in das Pavillonkonzept zu integrieren. Es soll erhalten bleiben.

Der Baustein LeNa wird an zentraler Areallage zum Forumsplatz mit einem Satelliten versehen – was sowohl von der Lage als auch von der Disposition her überarbeitet werden muss. Zudem dominieren grössere Wohnungen, was in der Projektierung ebenso korrigiert werden muss wie die noch suboptimale Platzierung der gemeinschaftlichen Nutzungen. Innerhalb der Blockrandbebauung bietet der Entwurf ein breites Repertoire an Wohnungsgrundrissen. Wohnnutzungen im Erdgeschoss sind entlang der Ensisheimerstrasse auf der ganzen Länge möglich. Entsprechend können die öffentlichen Nutzungen am Forumsplatz konzentriert werden.

Freiraum und Mobilität
Die Projektverfasser konzipieren das Areal als «öffentliche Scholle». Entsprechend werden die Wohngebäude vom öffentlichen Raum umflossen. Das prägendste Merkmal des Freiraumentwurfs ist das Forum, das sich von der Burgfelderstrasse bis zur Hegenheimerstrasse erstreckt (wobei das Beurteilungsgremium den Abschluss des Forums beim Spitalgebäude sieht). Die markante Eichengruppe bildet das Scharnier zwischen der Forumsgasse und dem querenden Pfad. Die Ost-West-Querung stellt eine wichtige zusätzliche Wegverbindung dar. Sie ist bezüglich der Bezüge zum Quartier sowie der Dimensionierung und Materialisierung zu überarbeiten. Der baumbestandene Korridor bleibt als grünes, vernetzendes Band erhalten und wird entlang des Luzernerrings fortgesetzt.

Die Autoeinstellhalle wird vom Luzernerring aus erschlossen. Sie weist ein effizientes Layout aus, kann aber in ihrer Lage unter dem Forumsplatz noch weiter optimiert werden. Die in grosser Zahl vorgeschlagenen unterirdischen Veloabstellplätze müssen noch nutzerfreundlicher erschlossen werden und zugunsten von mehr oberirdischen, dezentralen Abstellplätzen reduziert werden. Insgesamt sind alle Erschliessungsthemen bedacht und innerhalb des Konzeptes lösbar.

Fazit
Die Projektverfasser präsentieren überzeugende, durchaus überraschende Antworten auf die Aufgabenstellung. Die Neuinterpretation des «Basler Hofs» bietet gemeinschaftlich geprägtes Wohnen in individuell programmierbaren Einzelhäusern. Die Verfasser verzichten in der Schlussabgabe bewusst auf explizite Visualisierungen und machen damit klar, dass die beauftragten Architekturbüros innerhalb des vorgegebenen Regelwerks eine eigene Architektursprache für die einzelnen Häuser finden müssen, dies ohne den vorgegebenen Gedanken der Ensemblebildung zu vernachlässigen. Durch das öffentliche Forum werden alle Arealgebäude auf grosszügigbelebende Weise miteinander in Beziehung gesetzt. Das bestehende Spitalgebäude ist selbstverständlicher Teil dieses Ensembles. Insgesamt resultiert ein identitätsstiftendes, originäres städtebauliches Projekt, ein neues Stück Stadt mit viel Potenzial.