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Offener Wettbewerb | 08/2017

Belebung und Gestaltung Dorfzentrum

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Wagner Vanzella Architekten ETH/SIA

Architektur

Heinrich Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Konzeptidee
Die Projektverfasser erstellen eine umfangreiche Auslegeordnung der zukünftigen dorfbaulichen Entwicklung. Dabei wird nicht nur der Schlusszustand sondern jeder Zwischenschritt der baulichen Entwicklung untersucht und überprüft. Insgesamt bestechen die Dorfräume mit einem hohem Gebrauchswert und das Konzept lässt sich dank der Modularität in der Praxis vergleichsweise einfach umsetzen. Der neue Dorfplatz wird zwischen Kirche und Hauptstrasse situiert und südseitig von einem Baumfilter zur befahrenen Kantonsstrasse abgeschirmt. Das neue Gemeindehaus und weitere Neubauten werden ostseitig zur Kirche als kompakte Baukörper konzipiert. In den Erdgeschossen werden mehrheitlich Gewerbeflächen vorgesehen. Die Neubauten sind orthogonal zur heutigen Mehrweckhalle und Turnhalle ausgerichtet und stärken gemäss Verfasser die bestehende Struktur der öffentlichen Bauten. Der Detailhandel befindet sich samt Parkplatz im Nordosten des Areal. Im Westen werden die Freiräume durch zwei weitere Wohnbauten mit erdgeschossigem Gewerberäumen geliedert. Rund um die Kirche resultieren massstabsgerechte Freiräume mit unterschiedlicher Nutzung wie Kirchgarten, Spielpark und Dorfplatz.

Gestaltung / Architektur
Das Gemeindehaus wird als Initialprojekt vorgeschlagen und entsprechend exemplarisch detailliert dargestellt. Der viergeschossige Bau mit Flachdach zeichnet sich durch eine rhythmische Fassadengestaltung mit Symmetrie aus. Das Sockelgeschoss wird aus gestockten Betonelementen und grosszügigen Verglasungen vorschlagen. Die Obergeschosse für die Büroräume werden als Lochfensterfassade mit aussenliegender, verputzter Wärmedämmung materialisiert. Der architektonischen Gestaltung fehlen die Raffinesse und ein nachvollziehbarer Bezug zu Au. Weitere Bauten werden jeweils in der nutzungsspezifischen Architektursprache zeichnerisch dargestellt. Die Verfasser stellen sich eigenständige Architekturen mit unterschiedlichen Dachformen, Farben und Materialisierungen ohne zusammenhängende Gestaltungsprinzipien vor. In diesem Sinne sind die Modellvolumen als Platzhalter für die Baufelder zu verstehen. Der Anbau und die bauliche Verquickung des heutigen Pfarrhauses zu einem Genossenschaftsbau sind bezüglich Nutzungsvorstellungen interessant, jedoch architektonisch nicht nachvollziehbar.

Soziales (Nutzungen)
Sämtliche Baufelder sind funktional sinnvoll platziert und sorgfältig mit möglichen Nutzungen belegt. Der Dorfplatz zwischen Kirche und Gemeindehaus verspricht eine aktive Dorfmitte zu werden und die erdgeschossigen Nutzungen tragen zur gewünschten Belebung bei. Dank dem feinmaschigen Wegnetz und der Konzentration der Baudichte östliche der Kirche kann sich dieser Ort zu einem lebendigen Dorfzentrum entwickeln. Es entstehen zahlreiche Begegnungsmöglichkeiten und die erdgeschossigen Nutzflächen bleiben trotzdem in einem angemessenen Masse nutzungsneutral.

Freiraum
Der Projektperimeter ist gegliedert in den bestehenden Grünraum am Littenbach und das daran angrenzende, neu gestaltete Dorfzentrum. Dieses wird mit orthogonal geordneten Stadtbauteilen aufgebaut, die in einer durchgehenden Belagsfläche stehen. Als Freiräume werden der Dorfplatz, der Kirchgarten und der Spielpark vorgesehen, auf private Aussenräume wird verzichtet. Der Dorfplatz bleibt an gleicher Lage wie heute, nördlich begrenzt durch das neue Gemeindehaus, offen zur Hauptstrasse, so dass seine Bedeutung als Dorfmittelpunkt ablesbar bleibt. Als Langsamverkehrsachse verbindet der Kirchweg verschiedene Aussenbereiche vom Platz vor der Kirche bis zum Vorplatz der Detailhandelsfiliale. Ob es im Zusammenwirken der Bauten, deren EG-Nutzungen und den Aussenräumen gelingt, genügend Aneignungsmöglichkeiten und eine befriedigende Aufenthaltsqualität zu schaffen um das Dorfzentrum zu beleben, bleibt offen. Die orthogonale Struktur ordnet auch die Aussenraumbereiche sinnvoll, bedingt aber eine Neuordnung, die auf Gewachsenes und Vorhandenes keine Rücksicht nehmen kann.

Realisierbarkeit
Der Projektvorschlag ist von einer ausgesprochenen Praxistauglichkeit geprägt. Insbesondere sind auch detaillierte Überlegungen zu den notwendigen Landumlegungen dokumentiert. Die Etappierung und baulichen Einzelschritte sind gegeben. Die Gebäudevolumen sind kompakt und versprechen eine wirtschaftliche Erstellung.

Gesamtwürdigung
Durch die umfangreiche Auslegeordnung aller Entwicklungsschritte in Plan und Modell belegen die Verfasser von „Alle für Au“ den hohen Gebrauchswert der Freiräume und zeigen mit dem Konzept eine erfolgsversprechende und praxistaugliche Umsetzung auf. Der modulare Ansatz für die Zentrumsentwicklung wird begrüsst. Leider wird bei der architektonischen Gestaltung die Feinheit, Raffinesse und Ortsbezug vermisst. Zudem werden die vier Hochbauten östlich der Kirche als deutlich zu dicht und der vorgeschlagene Kirchgarten als zu eng beurteilt. Die architektonische Qualität beim um-/angebauten Pfarrhaus wird vermisst.