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Offener Wettbewerb | 09/2017

Bahnstadt

3. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

H|G Hähnig | Gemmeke Architekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB

Architektur

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Aufnahme der Bauflucht des denkmalgeschützten Gebäudes und der gewählte respektvolle Abstand zu diesem im ehemaligen ZOB Areals werden positiv gesehen. Das angebotene Baufenster bietet ausreichende Möglichkeiten für den gewünschten Einzelhandel und stellt in seiner Dimensionierung eine Klammer zur Innenstadt dar. Der Verbleib des Jugendzentrums im neuen Kulturzentrum wird begrüßt.

Der neu entstehende großzügige Platzbereich ist gut proportioniert und übernimmt wie selbstverständlich die Verteilungsfunktion für Fußgänger und Radfahrer. Zusätzlich bietet er durch die wohldosierte Freilegung des Saubaches, das Baumkarree und die gut platzierten Aufzugsanlagen eine hohe Aufenthaltsqualität. Der neu entstandene tiefliegende Raum am Saubach wird in seiner Qualität jedoch kontrovers diskutiert, vor allem wird die Frage aufgeworfen, ob der entstehende Raum nicht eine gewisse Beengtheit aufweist. Die Anbindung der Innenstadt wird durch die Eckausbildung des Einzelhandelsbaufelds städtebaulich markiert, die Wegeführung überzeugt jedoch nicht.

Die Einzelhandelsflächen verteilen sich auf drei Ebenen. Die rechteckige Grundrissform ist einzelhandelstypisch und ermöglicht eine Aufteilung in unterschiedlichen Ladeneinheiten. Der Gebäudekörper wurde entlang der Europastraße platziert, so dass eine Erschließung der Einzelhandelsflächen über zwei Ebenen erfolgen kann. Die interne Erschließung der dritten Ebene würde die nutzbare Fläche weiter verkleinern. Damit beträgt die nutzbare Einzelhandelsfläche ca. 9.400 qm. Die Anlieferung der Einzelhandelsflächen ist nicht dargestellt.

Die Unterführung an sich ist richtigerweise kurz gewählt. Der Aufgang der Bahnhofsunterführung im neuen Platzbereich als nach Norden orientierte Sitzstufen-/Treppenanlage ist keine gute Lösung.

Der generelle Ansatz einer „niveaugleichen Stadtstraße“, die Ausbildung als Allee und die Erschließungsfunktion für das neue Ostquartier werden positiv gesehen. Problematisch ist die Führung direkt vor dem östlichen Ausgang der Unterführung, dies ist sowohl funktional (Gefährdung) als auch räumlich in seiner trennenden Wirkung sehr fragwürdig. Der östliche Platz ist in seiner Ausgestaltung und Proportion sehr angenehm, die Qualität als Entree der Seegrasspinnerei wird jedoch kontrovers diskutiert. Die neuen Einbauten und das Baumkarree als Dopplung zum westlichen Platz verbinden diesen Platz mit dem westlichen und bieten gleichzeitig einen räumlich gut gelösten Auftakt für das neue Ostquartier. Auch die selbstverständliche Führung des Saubaches in den Grünbereich südlich der Schule erscheint angemessen und gut gelöst.

Der Busbahnhof ist über einen neuen Vorplatz nördlich des Bahnhofs gut an das Platzgefüge und das Bahnhofsgebäude angeschlossen. Gleichzeitig verknüpft der Steg den ZOB mit dem neuen Wohnquartier und den östlichen Stadtgebiet. Unverständlich ist die willkürlich erscheinende Begrenzung der Überdachung.

Das neue Ostquartier bildet mit den gut proportionierten Blöcken und der Mobilitätszentrale ein harmonisches Ganzes, das sich wie selbstverständlich um den kleinen Quartiersplatz gruppiert. Die Wohninnenhöfe haben eine gute Größe und Ausrichtung sodass eine gute Wohnqualität ermöglicht wird.

Die verkehrliche Konzeption für das Wohnquartier lässt eine optimale verkehrsberuhigte Erschließung erwarten. Die gewählte Lage der Inneren Erschließung verknüpft Supermarkt und Schule. Durch die Einbeziehung des Mobilitätszentrums in das Quartier wird auch für ankommende Bahnreisende nicht eine geschlossene abweisende Lärmschutzfront gezeigt, sondern der Einblick in ein neues Stadtquartier gegeben. Durch die Lage der Osttangente im nördlichen Abschnitt an der Bahn wird die Lärmproblematik für das östliche Stadtgebiet minimiert.

Die vorgeschlagene Bebauung ist überwiegend kompakt. Die Höhenstaffelung der Gebäude ist eher etwas ungünstig hinsichtlich der aktiven und passiven Solarnutzung. Die Verfasser machen als einzige Teilnehmer Aussagen zur Regenwasserbewirtschaftung.

Im südlichen Ideenteil sind die Einbindung der zu erhaltenen Tankstelle und die Gestaltung der bestehenden Unterführungen gut gelungen. Die Lage der Straße ermöglicht sowohl den Erhalt der vorhandenen Bebauung als auch die Umsetzung des vorgeschlagenen zurückhaltenden Neuvorschlags. Der neue Entwurf fügt sich in den Bestand sehr gut ein.

Insgesamt bieten die angebotenen Platzräume und das neue Stadtquartier eine gute Verklammerung des westlichen mit dem östlichen Stadtgebiet. Kritisch anzumerken sind jedoch die durch die Führung der östlichen Straße entstehenden funktionalen und räumlichen Konflikte.