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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2017

Altstadtplätze Carl-Schurz-Straße

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 3.750 EUR

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Hauke Krebs

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Das Erscheinungsbild der Altstadt im Stadtteil Liblar heute ist sehr heterogen. Der öffentliche Raum, wie auch die Architektur der letzten 40-50 Jahre nutzt seine Potentiale nicht und kann dem Ort bisher keine eigene Identität geben.

Ziel ist es zum Einen den historischen Ursprung und Charakter eines urspünglichen Straßendorfes – eines Ortes, der entlang einer Straße entstanden ist, zu zeigen und gleichzeitig die in der Neuzeit entstanden Plätze für den Öffentlichen Raum zu nutzen, um Aufenthaltsqualität, Identität und Zentrumsfunktionen zu schaffen.

Es wird für die Carl-Schurz-Straße eine klassische Dreierzonierung vorgeschlagen mit beidseitigen Fußwegen und einer Fahrbahn in der Mitte. Um die Fußwege so breit und großzügig wie möglich zu gestalten, wird eine Fahrbahnbreite von 6.00 m vorgeschlagen, bei der sich PKW und LKW mit reduzierter Geschwindigkeit unbehindert begegnen können. Die Fußwegflächen werden von flachen, etwas breiteren Borden begleitet, um den Raum fließend zu gestalten und um Querungen zu erleichtern bei gleichzeitiger Beibehaltung des gerichteten Charakters eines Straßenortes. Die Fußwege mit einem in der Größe angemessenen Belag aus mittelgroßen, farblich changierenden Platten in unterschiedlichen Längen, einem breiteren Bord und einer breiten Gosse aus demselben Material lässt die Fußwegbereiche vor den Gebäuden so breit und großzügig wie möglich erscheinen. Der einheitliche Belag, der auch auf den Plätzen vorgeschlagen wird, verbindet die unterschiedlichen Architekturen, stärkt den Raum betont und seine Raumkanten und schafft neben einigen notwendigen Eingriffen im Hochbau, eine angenehme Einheitlichkeit und Ruhe, die dem Ort Ihre Identität zurückgeben wird.
Das Asphaltband der Fahrbahn legt sich wie ein Teppich in gleichbleibender Breite über diesen Belag. Einzelne Baumsolitäre begleiten die Straße wechselseitig, gliedern den Raum und betonen einzelne Situationen, Rücksprünge oder auch Abzweigungen. Die Stellplatzanzahl an der Straße ist bei leicht geänderter Anordnung, beihehalten worden.

Der Marienplatz ist ein ehemaliger Schulhof, der sich mit einem kleinen Höhensprung zur Straße vor das höherliegende Schulgebäude schob. Die angrenzenden Raumkanten sind nicht klar definiert. Um den Platz zu stärken und um an den ehemaligen Schulhof zu erinnern, wird vorgeschlagen eine Grantfläche in den Platz einzulegen, die sich als leicht erhöhte Ebene mit 3 verschleifenden Stufen an den Fußweg heranschiebt. 6 weitere Stufen mit einer die Platzfläche begleitenden Rampe vor dem Schulgebäude schließen die Fläche ab und gehen in seitliche Rampen bzw. weit auseinander gezogenen Stufen mit Podesten über und rahmen die innere Platzfläche.

Die beiden unterschiedlichen Platzebenen gliedern den Platz in eine Fläche vor dem Schulgebäude, in seitliche Rampen, oder Treppenpodeste und in eine mittlere Platzfläche, die dem Platz eine angemessene Dimension geben. Unter einer lockeren Baumgruppe im Nord-Westen werden Angebote zum Sitzen, Liegen auf großen, großzügigen Holzpodesten gemacht, die die Fläche besetzen und in Ihrer Dimension dem Patz etwas entgegensetzen können. Auf den Treppenpodesten im Süd-Westen werden Angebote zum Spielen gemacht wie z.B. Tischtennisplatten oder auch unterschiedliche Elemente zum Scaten, um den Platz mit einigen Aktivitäten / Angeboten zu beleben.
Der Platz sollte dem Viry-Chatillion-Platz in seiner Funktion als Marktplatz keine Konkurrenz machen, sondern ein ergänzendes Angebot sein. Es ist eher ein Treffpunkt am Nachmittag oder Wochenende für die Nachbarschaft oder auch vor und nach der „Schule“ und dient u.a. als erweitertes Foyer des Schulgebäudes. Scater können die Flächen am Platzrand auf den befestigten Rampen, schrägen Ebenen, Stufen und Podesten nutzen und ihre Künste zeigen, während die Anderen im Schatten der breitkronigen, lichten Bäume lesen, sich treffen oder ausruhen mit Blick auf die ruhige, helle Platzfläche.

An der Kreuzung zweier wichtiger und historischer Straßenachsen liegt der Viry-Chatillion-Platz und bildet als zweiter Platz das Zentrum des Altstadtkerns. Durch die beiden relativ stark befahrenen Straßen wird die eigentliche Platzfläche in den Winkel des alten Rathauses gerückt. Es wird vorgeschlagen der heterogenen Platzrandbebauung eine ruhige, elegante Platzfläche entgegen zu setzen. Große, lange und räumlich wirksame Bänke bilden eine Zäsur zur … Straße und bieten Platz zum Ausruhen. Der vorhandenen Baum im Süden wird durch zwei neue Bäume einen zu einer lockeren Baumgruppe ergänzt, in deren Schatten das Denkmal und einige Sitzblöcke angeordnet sind. Die Baumgruppe zentriert den Platz in der Diagonalen in einem Bereich, in dem sich schon heute der Platz fängt und zur Ruhe kommt, da das Gebäude mit dem alten Rathaus einen geschlossenen Winkel bildet. Vor dem relativ hohen geschlossenen und etwas abweisend wirkenden Sockel des alten Rathausgebäudes wird eine Hecke mit einer Bank davor vorgeschlagen, von wo aus man einen schönen Blick über den Platz hat und die Nachmittagssonne von Westen genießen kann. Die Kreuzung und Ecke des Viry-Chatillion-Platzes wird durch einen Brunnen markiert, der im Sommer durch das Element Wasser eine angenehme Atmosphäre und ein zusätzliches Angebot schafft und auch im Winter als architektonisches Element die Kreuzung beider Straßenachsen markiert.
Es wird vorgeschlagen das Podest vor der Eisdiele mit einer Rampe in Längsrichtung der Stufen und etwas breiteren Stufen aufzuwerten. Das vorhandene Vordach entspricht in seiner Gestaltung und dem provisorischen Charakter nicht einer Fassade an einem Marktplatz. Es wird vorgeschlagen stattdessen Markisen vorzusehen, die auch Wetterschutz bieten, aber sehr viel besser zur Architektur passen. Der später verlängerte Gebäudeflügel aus den 50er Jahren, müsste im Zuge der Aufwertung des öffentlichen Raumes dringend eine Umgestaltung hinsichtlich der Schaufenster und Eingänge erfahren, da auch diese Gestaltung der eines Marktplatzes nicht angemessen erscheint.
Ein großzügiger Belag aus unterschiedlichen langen, mittelgroßen Platten, die farblich changieren überspannt den gesamten Platz und lässt ihn zu Plattform des öffentlichen Lebens in Liblar Erfstadt werden – auf dem die Baumgruppe, der Bausolitär im Westen, die Bänke und der Brunnen wie Akteure den Platz als Bühne besetzen - an Markttagen durch die Marktstände bereichert.

Der Carl-Schurz-Platz liegt direkt an der Carl-Schurz-Straße, die durch den gesamten Ort führt. Durch den Wegfall von einigen Gebäuden im Laufe der Zeit, hat sich der Blick auf das den Ort prägende Wasserschloss eröffnet und möglich gemacht. Auf der Westseite begrenzt die Kirche den Platz mit dem erhöht liegenden, kleinen Kirchplateau und baut eine städtebauliche Beziehung zu dem leiht abgerückt liegenden Schloss auf.
Ein Neubau im Südwesten sowie und ein geplantes Gebäude im Nordosten lenken den Blick auf das Schloss und fassen die kleine Platzfläche, die auf das Schloss im Osten ausgerichtet ist. Eine Grünfläche schiebt sich als Ausläufer der das Schloss umgebenden Parkanlagen auf den Platz und bildet den Übergang von Stadt zu den Parkanlagen. Die Grünfläche ist durch kleine Böschungen am Rand Richtung Westen kissenartig ausformuliert, so dass sich die Parkanlagen wie ein Bug an oder in die Stadt schieben.
Unter dem großen vorhandenen Baumsolitär an der Nordwest Ecke wird eine lange, markante Bank angeordnet, die die Richtung zum Schloss aufnimmt und auf den Schlosseingang/Schlossbrücke hinweist. Der Weg zu den Parkplätzen im Süden wird in seiner Flucht verlängert und an das Parkwegesystem angebunden, um die Verbindung und Vernetzung zu stärken und um keine Sackgassen entstehen zu lassen. Es wird vorgeschlagen die Fahrbahn in dem Bereich zwischen Agrippa Straße und Viry-Chatillion-Platz auf 5.20 m Breite zu beschränken, um beidseitig Fußwege mit einer begehbaren Breite anordnen zu können. Für den Verkehr bedeutet dies, dass der LKW Verkehr hier als Einbahnstraße geführt wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Eine klassisch gegliederte Straße, mit ausreichend breiten Gehwegen und einseitiger Baumstellung erscheint angemessen und verkehrlich sinnvoll. Die Lösung, im Süden PKW den Gegenverkehr zu erlauben, LKW im Einbahnverkehr zu führen, ist pragmatisch und angemessen.

Das Gehwegmaterial auch für die Altstadtplätze zu verwenden erzeugt durchaus Zusammenhalt, dass die Materialität nicht genauer formuliert wird, hinterlässt Unsicherheiten ob der gestalterischen Haltung und Klarheit.

Carl-Schurz-Platz
Der Anteil an Grün, hier als Rasenkissen formuliert, erscheint richtig, der Erhalt an Baumbestand vorstellbar. Die Linienführung schafft allerdings keine Klarheit, die Unübersichtlichkeit des Bestands wird hier nicht überwunden.

Viry-Chatillon-Platz
Die Grundanlage des Marktplatzes ist mit der Größe des offenen Platzes positiv zu bewerten. Aber die Elemente Bank, Brunnen, Baumgruppe und seitliche Rampen erzeugen trotz vieler punktueller Qualitäten nicht in ausreichendem Maß ein großes Ganzes.

Marienplatz
Die präzise städtebaulich gesetzte Platzfläche aus wassergebundener Decke auf einem Zwischenniveau zwischen Volkshochschule und Carl-Schurz-Straße wird anerkannt. An den Rändern entstehenden Rampen, Treppen und Zwischenpodeste. Es entstehen interessante Detailräume, aber gleichzeitig zu viele Gestaltungsanlässe, was einer großen Gesamtidee im Wege steht.
Insgesamt eine qualitätvolle Arbeit, der es an Klarheit mangelt.
Lageplan Carl-Schurz-Platz

Lageplan Carl-Schurz-Platz

Lageplan Viry-Chatillon-Platz

Lageplan Viry-Chatillon-Platz

Lageplan Marienplatz

Lageplan Marienplatz

Perspektive Viry-Chatillon-Platz

Perspektive Viry-Chatillon-Platz