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Offener Wettbewerb | 09/2017

Ehemaliges Bahngelände westlich des Hauptbahnhofs

1. Preis

Preisgeld: 11.750 EUR

Robert Meyer und Tobias Karlhuber Architekten

Architektur

BEM : Burkhardt | Engelmayer | Mendel Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Prof. Jürgen Schwarz Consulting GmbH

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

STÄDTEBAU

Die einfache Idee unseres Vorschlags ist die Positionierung einer qualitätvollen und adressbildenden Lärmschutzbebauung entlang der Bahnlinie mit einem dahinterliegenden lärmgeschützten und grünen Quartier.
Die rhythmisch versetzten vier- und sechsgeschossigen Riegel im Norden schützen das Wohngebiet vor dem Lärm der Bahn und bilden eindeutige und gut verortbare Adressen. Mit intelligenten Grundrißtypologien werden in diesen Baukörpern Nebenbereiche wie Erschließungskerne, WCs, Bäder oder Küchen nach Norden zur Bahn und die Aufenthaltsräume nach Süden in die ruhigen und grünen Höfe orientiert.
Nach Süden hin nimmt die Höhe der Baukörper auf drei und zwei Geschosse ab und die Struktur öffnet sich in die bestehende Parklandschaft der Isarmulde.
Alle Wohnungen sind so organisiert, dass sie von der einzigartigen Lage zwischen Isarmulde und Bahnkulisse profitieren: südlich der Blick auf die Parklandschaft der Flutmulde, nördlich und westlich in die Weite der Bahngleise.

ERSCHLIESSUNG

Die bestehende Straße wird nach Norden zur Bahn hin verlegt. Auf diese Weise können die Erschließung des gesamten Wohnquartiers sowie die Positionierung der Tiefgarageneinfahrten komplett von der Nordseite erfolgen. Sämtliche Bereiche innerhalb der Wohnbebauung werden von motorisiertem Individualverkehr vollkommen freigehalten. Die Straße wird als großzügige Abfolge vonbespielbaren Flächen gestaltet. Als shared Space sollen diese auch für Aufenthalt, Spiel und Bewegung der künftigen Bewohner genutzt werden. Die Kante zur Bahn wird räumlich beispielsweise mit einer durchgehenden Sitzstufe akzentuiert. Die erforderlichen Besucherstellplätze werden ohne Einfluss für Ausblicke und Nutzungen entlang der zu befahrenden Flächen integriert. Die Erschließung des bestehenden Stellwerks von Osten bleibt unbeeinträchtigt möglich.

QUARTIERSANGER

Der neue Quartiersanger wird Auftakt, Treffpunkt und Mitte des gesamten Wohngebiets und integriert auch die westlich gelegene bestehende Bebauung. Er ermöglicht eine direkte fußläufige Verbindung zum Bahnhof und vermittelt als Bindeglied zwischen Bestand und neuer Bebauung. Die Mitte wird als Grünfläche ausgebildet, die nach Norden und Westen leicht aus dem Gelände herauswächst und so ein attraktives Vorfeld zum Außenbereich des Cafés bildet. Zwischen dieser Grün äche und dem Quartierstreffpunkt kann der öffentliche Raum ebenso wie der Weg nördlich der Grün äche frei von KFZ- Verkehr gehalten werden. Für das Café, die Besucher des Mehrzweckraums sowie die im Gebäude Beschäftigten ergeben sich so Räume freier Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität.

FREIRAUM

Die bauliche Anordnung schafft eine Abfolge von sehr qualitätvollen Freiräumen mit unterschiedlichen Qualitäten nördlich und südlich der Lärmschutzbebauung. Die geschützten Wohnhöfe sind gegenüber dem Gelände leicht erhöht und differenzieren so auf dezente Weise Kleinkinderspiel, Privatgärten und gemeinschaftliche Nutzungen. Die landschaftlich und offen gestalteten Grünräume, welche das Quartier mit der Parklandschaft der Flutmulde verzahnen ermöglichen für alle Bewohner den engen Kontakt mit der einzigartigen Landschaft des weiten für Hochwässer der Isar geschaffenen Grünraums. In den Grün ächen innerhalb der Baustrukturen liegen neben Spiel- und Bewegungs ächen auch eine Reihe von Mietergärten. Einfache bauliche Strukturen in den Grünräumen bieten Treffpunkte für Nachbarschaft und Kommunikation sowie für Gartengeräte.

Allen Wohnungen im Erdgeschoß ist eine private Gartenzone sowohl zur Erschließungs äche als auch nach innen zu den Gartenhöfen hin vorgelagert. Die Wohnungen in den oberen Stockwerken erhalten Loggien. Der Quartierstreffpunkt wie auch das Gebäude mit der Kita erhält eine Dachterrasse. Die übrigen Dächer sind extensiv begrünt.
In den zur Flutmulde hin ausgerichteten Gebäudeköpfen liegt im Erdgeschoß je ein Gemeinschaftsraum. Nach Süden orientieren sich diese Gemeinschaftsräume in die öffentliche Parklandschaft der Flutmulde. Vor dem Hain am westlichen Ende des Quartiers entsteht eine Freifläche mit Jugendtreff und Spielangeboten für ältere Kinder und Jugendliche.

Die Flächen nördlich der Straße stehen als Ausgleichs ächen für Trocken- und Magerbiotope im Verbund der Bahn zur Verfügung. Der wertvolle Baumbestand an der Flutmulde sowie der Baumbestand im Quartier bleiben erhalten. Ergänzende Baumpflanzungen orientieren sich an den Standortbedingungen höher gelegener Flussufer.

Anfallendes Regenwasser wird in die Grünflächen und weiter in Richtung Flutmulde abgeleitet. Sickermulden unterstützen die naturnahe Reinigung und Rückführung des Tagwassers.

Das neue Quartier bietet mit seinem Wegenetz vielfältige Eindrücke. Im Norden führt ein Weg entlang der Trockenbiotope an den Bahngleisen. Die Erschließung der nördlich gelegenen Schallschutzbebauung ist vom KFZ- Verkehr nur schwach belastet und bietet auch durch ihren Zuschnitt vielfältige Möglichkeiten für Spiel und Bewegung. Auf einer parallel geführten Wegeverbindung südlich der Lärmschutzbebauung kann man das ganze Quartier durchwandern. Von diesem Weg aus gelangt man unmittelbar zur Flutmulde und befindet sich in einer parkartig gestalteten weiten Landschaft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt überzeugt vor allem durch die Idee, die Bahnhofstraße an den nördlichen Rand des Quartiers zu verlegen. Dadurch kann der Erschließungsverkehr aus den Wohnquartieren herausgehalten und ein angemessener Abstand zu den Bahngleisen hergestellt werden. Das hat nicht nur den Vorteil, dass die Bebauung insgesamt den geforderten Mindestabstand zur Erschütterungszone hat, sondern schafft auch einen plausiblen, dem Ort angemessenen extensiv gestalteten Grünraum. Das gesamte Ensemble ist in vier gut proportionierte und ruhige Quartiere gegliedert. Durch die nach Norden verlegte Erschließung profitieren alle Wohnungen von den ruhigen Binnenräumen, die unterschiedliche Raumqualitäten bieten- sowohl introvertierte Höfe als auch offene Situationen, die sich mit dem übergeordneten Grünraum vernetzen. Auffällig sind die positiv besetzten Quartiersränder zur Bahn mit strapazierfähigen ortstypischen Magerwiesen und zur Flutmulde der Wiesenstreifen mit Bäumen und öffentlichem Fußweg. Die geplante Gebäudestruktur erlaubt die Entwicklung von gut belichteten qualitätvollen Wohnungen. Auch die Staffelung der Baukörper trägt dazu bei. Allerdings liegt die Arbeit, was die Ausnutzung des Areals angeht, im unterdurchschnittlichen Bereich. Umsetzen lässt sich der Entwurf allerdings sehr gut, sowohl im Hinblick auf die Bauabschnittsbildung, die Trennung von öffentlichen und privaten Erschließungsflächen, die Anordnung der Tiefgaragen, als auch die Berücksichtigung des Urzingerareals. Der Quartiersplatz liegt als Auftakt des Areals richtig und leitet geschickt zur neuen Lage der Bahnhofstraße über. Die angebotenen gewerblichen und sozialen Nutzungen sind sinnvoll platziert, auch wenn der Umfang noch infrage zu stellen ist. Eine Durchmischung von Sozialwohnungen mit freifinanzierten Wohnungen und Gewerbe ist hier gut vorstellbar. Das Gebäude des Realisierungsteils ist einfach und schlüssig organisiert und lässt eine hohe Flexibilität in der Nutzung zu. Die vorgeschlagene Position ist selbstbewusst- das Haus bildet den Auftakt zum neuen Stadtteil. Die vorgeschlagene Materialisierung ist stimmig und angemessen, die Proportionen sind noch ausbaufähig. Insgesamt ist die Arbeit ein tragfähiger Beitrag für die städtebauliche Weiterentwicklung des Areals.
Lageplan

Lageplan

Strukturplan

Strukturplan

Konzeptpiktogramme

Konzeptpiktogramme

Grundriss EG mit Freiflächen

Grundriss EG mit Freiflächen

Nord-Süd-Schnitt durch das Quartier

Nord-Süd-Schnitt durch das Quartier