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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2017

Umnutzung ehemalige Post zu Bibliothek, Archiv und Betreutem Wohnen

Außenperspektive Neubau und neuer Stadtloggia

Außenperspektive Neubau und neuer Stadtloggia

3. Preis

Preisgeld: 4.650 EUR

SCHMIDTPLOECKER - Schmidt Plöcker Architekten PartG mbB

Architektur

Erläuterungstext

Das Grundstück befindet sich an der ehemaligen Wasserstrasse, der heutigen Karl-Marx Strasse und bildet den nordwestlichen Eingang in die historische Altstadt. Die Karl-Marx Strasse wird beidseitig von traufständigen Gebäuden flankiert. Dabei bildet das ehemalige Postgebäude derzeit den unvollständigen Auftakt in die Altstadt. Es ist in seiner Größe und Bauart sehr dominant und überragt die unmittelbar angrenzende Straßenbebauung.
Ziel des Entwurfes ist es das Besondere und Charakteristische des Ortes zu bewahren, wahrnehmbar herauszuarbeiten und gleichzeitig die Neue und ergänzende Bebauung, so zu platzieren und auszuformen, dass sie mit dem Bestehenden in Beziehung tritt, ohne sich selbst zu verleugnen.

Durch das Zurücksetzen des neuen Baukörpers wird eine Platzsituation – Stadtloggia - geschaffen, die einerseits eine „Willkommensgeste“ in die Altstadt darstellt und den Bestand wirkungsvoll in Szene setzt und andererseits sich dem Neubau öffnet und so eine Beziehung zwischen Neubau und Bestand entstehen lässt.

Der Rücksprung ermöglicht zusätzlich das schmale Grundstück zu gliedern in einen öffentlichen Platz, der Stadt zugewandt und einem ruhigeren, nach innen gerichteten grünen Garten. Die Bibliothek ist mit ihrer offenen „Lese/Hör/Seh – Arena“ dem Garten zugeordnet und trägt diese Funktion nach außen, als Lesegarten.
Die öffentlichen Funktionen des Stephanus Zentrums mit dem Podium, Empfang, Veranstaltungsfläche sind dem Platz zu geordnet und tragen so zu seiner Belebung als Ort der Begegnung bei.

Der zweigeschossige Verbindungsbau mit dem neu geschaffenen ebenerdigen Hauptzugang verknüpft beide Gebäudeteile und die ihnen vorgelagerten Freiräume wirkungsvoll miteinander.

Um das Besondere der beiden Gebäude herauszuarbeiten, wird grundsätzlich nachfolgende Herangehensweise verfolgt:
Im Altbau werden die besonderen Merkmale des Postgebäudes, wo sinnvoll betont, erhalten, restauriert und behutsam ergänzt. Von außen bleibt der derzeitige Charakter mit dem erhöhten Werksteinsockel, der darüber liegenden Putzfassade mit dem zeittypischen Fassadenrelief der 50iger Jahre erhalten. Von innen erinnern die Oberflächen an die Entstehungszeit, mit zeitgemäßen Transformationen, Farbspielen, Holzeinlagen, Tapeten, Holz/Glastüren und entsprechender Beleuchtung, sodass trotz der Strenge, die das Gebäude von außen ausstrahlt im Inneren eine heitere und freundliche Atmosphäre entsteht.

Der Neubau erhält von außen eine ortstypische Ziegelstein/Backsteinfassade, wobei der traditionell rötliche Farbton nuanciert wird, um auf den Bestand zu reagieren und so eine Zusammengehörigkeit zu erzeugen.
Im Inneren sind die Materialien reduziert auf helle Decken mit akustisch wirksamen Einlagen, die Einbauten erhalten warme Holzoberflächen. Insgesamt wird mit einer sehr reduzierten Materialwahl geplant, da das Gebäude im Inneren als vielfältiger Medienträger (Leinwand, Tafel, Smartboard, Regal) dient und die Basis der bunten Bücherwelt- und Medienwelt bildet.
Die Böden werden mit einem Steinbelag ausgeführt, der mit der Fassade harmoniert. Dieser wird in den Empfangsbereich und dann als Ziegelpflasterbelag nach außen weiter fortgeführt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf ist in städtebaulicher Hinsicht einzigartig, er lagert dem Neubau straßenseitig einen Platz - „die Stadtloggia“ - vor. Dieser Platz ist historisch weder belegt noch aus denk- malpflegerischer Sicht gewünscht. Das Preisgericht diskutiert die Geste als Entre zur neuen Bibliothek städtebaulich kontrovers, schätzt jedoch die gemeinsame Eingangssituation als verbindenden Knoten. Konsequenter Weise ist hier de r gemeinsam zu nutzende Saal angeordnet.

Das schlichte Äußere erweckt einen eher kleinmaßstäblichen, dörflichen Charakter und ist für eine Kurstadt vielleicht zu bescheiden. Im Erd- und 1. Obergeschoss des Neubaus befindet sich die Bibliothek. Großzügige Lufträume, eine Sitztreppe und fließende Übergänge lassen einen attraktiven Innenraum entstehen. Das Stadtarchiv ist im Dachgeschoss des Neubaus angeordnet.

Im Erdgeschoss des Altbaus befindet sich die Tagespflege, der historische Zugang bietet einen Nebeneingang. Im 1. OG sind der familienentlastende Dienst und die Verhinderungs- pflege angeordnet. Die Wohngruppen sind sehr funktional im 2. OG platziert. Der Entwurf ist funktional und in seiner Erscheinung sachlich. BGF und BRI scheinen sehr angemessen zu sein.

Die Parkplätze auf der Stadtloggia sind sicherlich zugunsten der Aufenthaltsqualität entbehrlich. Die interessant gestaltete, hofseitige Freifläche bietet Potential für die Nutzung der Tagespflege. Die Lochklinkerfassade nimmt das Erscheinungsbild prägnanter vorhandener Gebäude, wie der Landratsvilla, dem Bahnhof und der Kirche in Bad Freienwalde auf. Der Gebäudeanschluss vom Alt- zum Neubau wird als überarbeitungsbedürftig betrachtet.

Der Entwurf ermöglicht eine zusätzliche Bebauung des gegenwärtigen Parkplatzes.
Großzügiger Innenraum mit Luftraum und Sitztreppe

Großzügiger Innenraum mit Luftraum und Sitztreppe

Blick auf den multifunktionalen Kern und der angrenzenden Freifläche hinter dem alten Postgebäude

Blick auf den multifunktionalen Kern und der angrenzenden Freifläche hinter dem alten Postgebäude