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Ankauf 6 / 6

Verhandlungsverfahren zur Auswahl von 25 Bewerbern zur Teilnahme an einem begrenzt offenen Wettbewerb im vereinfachten Verfahren | 06/2004

Textil- und Industriemuseum in der Kammgarnspinnerei

Ankauf

Stephan Braunfels Architekten

Erläuterungstext

Städtebau

Seit Beginn der Entwicklung des Fabrikkomplexes zuerst östlich, dann westlich, entlang des Schäfflerbaches gab es eine Strukturierung in Nord-Süd-Richtung. Dies ist ein Faktor für die Authentizität der ehemaligen Augsburger Kammgarnspinnerei.

Auch für die Umnutzung des Geländes ist die Entwicklung und Wiederbelebung des Areals von Norden nach Süden, diesmal mit Betonung auf die Achse der “Fabrikstrasse“, vorgesehen.
Entlang dieser für Fußgänger vorbehaltenen zentralen Achse sollen sich auch für zukünftige Umnutzungen der anderen Altbauten Zugänge, Aufenthaltsflächen und Freiräume mit hoher Aufenthaltsqualität konzentrieren.
Die OB-Hohmer-Strasse und Provinostrasse im Norden und die Prinzenstrasse im Süden bilden eine Klammer, die das Areal fasst und an die Stadt anbindet.

Gestaltung und Qualität der Zugänge und Außenanlagen

Der zukünftige neue Haupteingang des Textil-und Industriemuseums TIM bildet den Auftakt am Nordende der Fabrikstrasse.
Durch die schräg gestellte Mauer weitet sich der Eingangsbereich zur Provinostrasse auf. Diese großzügige Geste lädt den Besucher in das neue Textil-und Industriemuseum und das Gelände der Kammgarnspinnerei ein.

Die Durchwegung des Geländes von Nord nach Süd ist sowohl durch das Foyer , das im Süden einen zweiten Zugang hat, als auch im Freien auf der Ostseite der Mauer möglich. Die Verglasung zwischen Mauer und Altbauten ermöglicht den Durchblick durch das Foyer entlang der zentralen Achse. Im Außenbereich lenkt die Mauer den Besucher am Ballenhaus vorbei und öffnet den Blick nach Süden. Von Süden kommend weitet sich die Fabrikstrasse im Norden durch das zurückgesetzte Ballenhaus zu einem neuen Museumsvorplatz.

Die Qualität des Museumsvorplatzes ist geprägt durch die lang gestreckte Treppe und die Terrasse des Museumscafés, die zum Verweilen einladen und den Freibereich im Schatten von vier neu gepflanzten Linden, der Sitzbänke für Fußgänger und Fahrradstellplätze bietet.
Nördlich des Ballenhauses und im Bereich der ehemaligen Ladezone befinden sich die Stellplätze für Busse und PKW. Weitere PKW Stellplätze sind an der Ecke Provinostrasse und OB-Hohmer-Strasse, sowie entlang dieser Strassen geplant oder bestehen bereits.


Entwurfskonzept

Die Sheddächer

Shedbauten sind bezeichnend für die Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts. Für die Augsburger Kammgarnspinnerei sind sie ein wesentlicher Faktor für die hohe Authentizität, die das Gelände aufweist.

Um den Raumeindruck der Nordwestshedhalle, in der zukünftig die Dauerausstellung des TIM präsentiert wird, für den Besucher bereits von außen erlebbar zu machen, werden die zwei nördlichen Sheddächer nach Osten bis in die Fabrikstrasse hinein verlängert.
Sie bilden das Dach für das großzügige Foyer des TIM, mit Kasse und Museumsshop und den „Einstieg“ in die eindrucksvolle Abfolge großzügiger, saalartiger Museumsräume.

Der Kopfbau

Die historischen Fassaden des Kopfbaus werden freigelegt und die Zierelemente am Dachrand wieder hergestellt.
Durch das nach Süden versetzte Foyer bleibt die Ostfassade des Kopfbaus vom Museumsvorplatz aus erlebbar.
Die erhöhte Anlieferrampe wird zur Balkon -Terrasse des Museumscafés umgenutzt, das sich so zum Museumsvorplatz öffnet.

Raumabfolge und Funktionalität

Das Foyer bietet einen ersten Eindruck von der für die Kammgarnspinnerei typische Fabrikarchitektur und bietet freien Durchblick in die Shedhalle.
Durch die Anhebung des Eingangsbereiches auf das Niveau im Ostteil des Kopfbaus befindet man sich im Foyer 80 cm oberhalb des Hallenbodens und hat so einen umso eindrucksvolleren Blick auf die Maschinen und Exponate der Dauerausstellung in der Shedhalle.

Das Museumscafé im historischen Kopfbau, die Besucher-Garderoben und Toilettenanlagen schließen nördlich direkt an das Foyer an.

Die Zone zwischen Kopfbau und Shedhalle wird zur zentralen Erschließungsachse der Ausstellung, als zweigeschossiger lichtdurchfluteter Raum, ausgebaut.
Ein Steg, mit dem Multimediaraum, Depoträumen und der Restauratorenwerkstatt zur Rechten und der Dauerausstellung zur Linken, führt zu freistehenden Treppen, die nach unten in die Dauerausstellung führen und nach oben die Räume der Sonderausstellungen erschließen.
Von diesem ebenfalls um 80 cm oberhalb der Ausstellungshalle und dem Depot liegenden Steg hat der Besucher vielfältige Ausblicke und Einblicke. Die Depots im Erdgeschoss erhalten gläserne Trennwände um Einblicke vom Steg aus zu gewähren. Am Westende des Steges befindet sich die Anlieferung, die bei Bedarf auch als weiterer Zugang genutzt werden kann.
Die freistehenden Treppen erschließen über umgenutzte Fensteröffnungen die Sonderausstellungen in der dreiachsigen Halle des Kopfbaus.
Ein frei eingestellter runder Kern, der die drei Ebenen des Kopfbaus verbindet, enthält den Lastenaufzug und notwendige Nebenräume.

Eine repräsentative Treppe mit Personenaufzug führt vom Foyer auf eine Galerie im Obergeschoss.
Von dieser Galerie erreicht man einen weiteren Zugang zu den Sonderausstellungen, um diese nach Bedarf auch unabhängig von der Dauerausstellung zu erschließen, den Raum für die Museumspädagogik und die Räume der Verwaltung.

Die Büroräume der Verwaltung befinden sich im ehemaligen Verwaltungsbau. Ein separater Eingang für das Personal von außen ist bei Bedarf möglich. Da das TIM auch als Anlaufstation für Fachbesucher, textile Nutzer und Servicecenter für Textilhersteller dient sind die repräsentativen Räume der Verwaltung, die Bibliothek und der Besprechungsraum, im Obergeschoss des Kopfbaus untergebracht. Die beiden Bereiche sind über die Galerie verbunden.
Bei einer Süderweiterung für ein Stadtarchiv und ein Depot für die Stadtarchäologie, sowie dem geplante Fotografen- und Künstlerhaus, kann diese Galerie über die verschiedenen Verwaltungsebenen weitergeführt werden.

Gestaltung

Die Ausstellungsräume werden, ganz im Sinne einer Produktionsstätte, schlicht gehalten – Gussasphaltböden, weiße Wände. Die Neu- und Zubauten werden, in Beton und Glas ebenfalls schlicht und präzise im Detail, der Fabrikarchitektur angepasst.

Der Entwurf bietet mit einem überschaubaren Eingriff eine große räumliche Geste. Eine Geste, die der historischen und architektonischen Größe Augsburger Kammgarnspinnerei Rechnung trägt und ihren Wert unterstreicht.
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