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Einladungswettbewerb | 09/2017

Pergolenviertel - Baufeld 4

Blick aus der HebebrandstraĂźe

Blick aus der HebebrandstraĂźe

1. Preis

GEORG • SCHEEL • WETZEL ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das vierte Baufeld des Hamburger Pergolenviertels zeichnet sich durch seine exponierte Lage aus: Direkt an der Hebebrandstraße und unmittelbar neben der S-Bahnstation Rübenkamp gelegen, markiert es in seiner prominenten Solitärstellung den Auftakt & Eingang des neuen Stadtquartiers. Aus der Nähe zu den beiden stark frequentierten Verkehrslinien resultiert zugleich aber auch eine erhöhte Lärmbelastung, welche es in Einklang mit den vorgesehenen Wohnnutzungen zu bringen gilt.

So, wie das gesamte Pergolenviertel als ein Spiel des Themas von lagernden, stadtraumbildenden Blöcken mit Variationen und unter konzeptioneller Einbeziehung der angrenzenden Freiräume gelesen werden kann, schlagen wir für den Solitär ebenfalls eine Modulation dieses Grundtyps vor, welche die Vorgabe einer städtebaulichen Dominante unter Berücksichtigung einer optimalen Orientierung aller Wohnungen in einer transformierten Baukörperfigur verarbeitet: Durch eine großzügige Öffnung an der südwestlichen Gebäudeseite tritt der Innenbereich der Anlage in direkte Beziehung zum angrenzenden Quartierspark. Aufgrund eines kompositorisch angelegten räumlichen Versatzes der Gebäudeteile an der parkzugewandten Seite kann die trapezförmige Baufeldfläche maximal ausgenutzt werden, ohne dabei die für das Quartier gestaltprägende Orthogonalität der im Masterplan angelegten Bebauungsstrukturen aufgeben zu müssen. Mit einer Überhöhung der südlichen Gebäudeflanke wird das Motiv einer ganzheitlich gestaffelten Gebäudefigur mit einer dezidierten Herausarbeitung und Betonung einzelner Gebäudeteile gestärkt. Der Baukörper für das frei finanzierte Wohnen wird damit in seiner Überhöhung und eindeutigen Orientierung in den anschließenden Parkraum klar ablesbar.

Eine weitere Herausforderung liegt in der dichten & verschiedenartigen Nutzung des Gebäudes und der damit einhergehenden Gliederung von Adressen, Haupt- & Nebenzugängen. Der im Erdgeschoss gelegene Nahversorgungsmarkt mit seiner definierten Adresse auf der nordöstlichen Gebäudeecke bedingt ein Umfahren der nördlichen & östlichen Gebäudeseiten, um die Tiefgaragenzufahrt und die Anlieferung auf der Ostseite zu erreichen. Eine Überlagerung dieser Strecke mit weiteren Gebäudezugängen erscheint kaum vorstellbar. Folgerichtig schlagen wir eine zweite Adresse auf Ebene des 1. Obergeschosses vor: Fußgänger, Bus- und S-Bahnnutzer werden mittels einer vorgelagerten Rampe, welche die vorhandene Topographie des Vorbereichs ausnutzt, auf kurzem Wege und barrierefrei unmittelbar von der Hebebrandstraße abgeholt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser besetzen den exponierten Ort des Baufeldes 4 im Pergolenviertel mit einer markanten XI–XV-geschossigen Blockskulptur, die einerseits die großmaßstäblichen Blöcke des Pergolenviertels transformiert und andererseits durch eine Öffnung nach Südwesten das kompakte Volumen optimal zur angrenzenden Parkanlage orientiert. Damit wird ein Solitär ausformuliert, der selbstbewusst den Auftakt zum Pergolenviertel markiert und den schwierigen Rahmenbedingungen (Lärmimmissionen im Norden und Osten, Topographiesprünge zur Parkanlage) durch angemessene Grundriss- und Nutzungsorganisationen begegnet. Die Platzierung des XV-Geschossers für das freifinanzierte Wohnen schafft eine spannungsvolle Komposition mit den Hochpunkten der benachbarten Wohnhöfe.

Das Erdgeschoss beherbergt wie gefordert den Nahversorger, der über ein fast überdimensioniertes Foyer an der Nordwestecke betreten wird und sich zum Stadtraum zeigt. Die Kita im 1. OG sowie die Senioren- wie die Studierendenwohnungen teilen sich einen Eingang, der über eine geschwungene, repräsentative Treppe erreicht wird. Gleichzeitig gelingt es durch geschickt platzierte Rampen einen direkten Zugang zum 1. OG von der Hebebrandstraße zu organisieren. Darunter wird die Zufahrtsrampe für Lie- ferverkehre und die Tiefgarage angeordnet. Die Kita erhält direkten Zutritt auf den zugeordneten Freiraum im 1.OG, der durch den Einschnitt in der Blockstruktur optimal belichtet wird.

Die vielfältigen geforderten Wohntypologien werden sinnfällig und vom Lärm abgewandt positioniert. Eine Besonderheit stellt dabei der südliche XV-Geschosser dar, bei dem die Wohnnutzung bis ins Erdgeschoss runter geführt wird.

Das studentische Wohnen ist zweibündig im westlichen XI-Geschosser organisiert. Die Seniorenwohnungen besetzen den östlichen Flügel und werden effektiv erschlossen und durch den vorgelagerten Laubengang optimal vor Lärm geschützt. Grundsätzlich überzeugen alle Wohnungen durch gut proportionierte Räume und eine wohltuende Ordnung.

Der Entwurf bekennt sich zur Großform in Klinker. In den oberen Geschossen wurden die Fenster von jeweils 2 Etagen zusammengefasst. Kontrovers wird die Fassadengestaltung zu den lärmzugewandten Seiten diskutiert. Die durchgängige Verglasung der Laubengänge, teilweise über mehrere Geschosse zusammengefasst, nach Norden und Osten erzeugt Assoziationen aus dem Bürobau, überzeugt aber auch in ihrer konsequenten Haltung. Ebenfalls kritisch wird die Südfassade des XV-Geschossers disku- tiert, insbesondere die andere Behandlung der oberen 3 Geschosse bzw. die Monumentalität der Fassadenwirkung. Um die Proportion der Fassade bzw. der gesamten Komposition zu stärken wäre eine Überhöhung des XV-Geschossers wünschenswert.

Dem Entwurf gelingt es, das sehr anspruchsvolle Raumprogramm effizient und wirtschaftlich in einer entschiedenen Großform mit architektonischer Finesse unterzubringen. Er prägt einen adäquaten Eingang ins Pergolenviertel und tritt in den Dialog mit den benachbarten Wohnbauten.
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