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Offener Wettbewerb | 10/2017

Neugestaltung des Stadtparks

2. Preis

Preisgeld: 16.500 EUR

stötzer Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

licht|raum|stadt planung gmbh

Lichtplanung

Erläuterungstext

Leitidee
Ziel des Entwurfes ist es den historischen Stadtgarten der Stadt Kempten neu zu beleben, mit neuen Inhalten zu füllen und in eine neue Wertigkeit zu setzen. Dabei ist die Verzahnung der grünen Mitte mit der Umgebung insbesondere nach Norden über die Zumsteinwiese zum Residenzplatz, nach Süden zum Königsplatz und zum östlich liegenden Stadtpark zwischen Albert-Wehr-Straße und Beethoven-Straße sowie die Ostanbindung in Richtung Fußgängerzone und nach Westen zum Finanzamt von hoher Bedeutung um die grüne Mitte entsprechend zu stärken und stadträumlich auszurichten.

Ideenteil
Mit der Neugestaltung des Stadtparkes verbindet sich das Ziel der Neuordnung und Neuorientierung angrenzender Stadträume. Im Umfeld des Stadtparkes werden im Kontext mit dem historischen Stadtgefüge die Beziehungen und Zusammenhänge klar strukturiert, um Stadträume und Blick Beziehungen deutlich wahrnehmen zu können. Es entsteht von der Zumsteinwiese aus eine offene Blickachse in die Tiefe des Stadtparkes von der Residenz aus. Gleichzeitig ist vom Park aus eine besonders schöne Ansicht des Zumsteinhauses mit der im Hintergrund stehenden Basilika gegeben. Zwischen Zumsteinwiese und Stadtpark entsteht zukünftig die Stadtparkpromenade als breite Fußgänger- und Radwegeverbindung die von Osten in die Innenstadt und in die Fußgängerzone führt. Die Promenade wird begleitet von Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten sowie einer Baumreihe mit bestehenden und teilweise neu ergänzten Kastanien. An der Nord-West-Ecke erhält die Zumsteinwiese eine neue Fassung durch eine Gebäudekubatur, die den Umbau und die Neuordnung der TG-Einfahrt Sparkasse im Zuge der baulichen Erweiterung notwendig macht. Das neue Gebäude wird die Stadtbibliothek beinhalten, die sich als gläserne Kubatur mit einem Café und einem Lesegarten zur Zumsteinwiese hin öffnet. In Zuge des Erweiterungsbaus der TG Sparkasse müssen die Standorte für die zu ergänzenden Bäume im Bereich der TG-Decke vorgesehen werden. Der Königsplatz bleibt als offener Platz für multifunktionale Nutzung und beinhaltet die vorhandenen Stellplätze. An der Ecke Bodmanstraße/Am Stadtpark wird eine Neustrukturierung des Areals vorgeschlagen. Hierzu gehören zwei neue Gebäude entlang der Salzstraße, die als Wohngebäude zu nutzen sind und ein Neubau, der die Volkshochschule beinhalten kann. Das gesamte Ensemble soll durch eine Grünanlage gefasst werden. Für den Bereich des zukünftigen Sparkassenquartiers an der Horchlerstraße/Königstraße wird im Schwarzplan eine neue Baukubatur aufgezeigt. Ziel ist es hier in Anlehnung an die historische Grundstruktur die Baukanten entsprechend aufzunehmen. Für den Busbahnhof ZUM, die Zentrale Umsteige Möglichkeit, wird eine neue Disposition für die Umsteige vorgesehen. Der ZUM am Albert-Wehr-Platz erhält ein zentrales Dach mit mehreren integrierten Bussteigen, sodass hier das Rendezvous im geschützten Bereich stattfinden kann. Dazu ist es notwendig die infrastrukturellen Einrichtungen, wie Ticketschalter, notwendige Fahrplanaushänge und WC-Anlagen neu unterhalb des Daches zu integrieren. Die Bushaltestellen befinden sich weiterhin an der Königstraße und erhalten die notwendig ausgewiesenen Bushaltepunkte. Die Erreichbarkeit des ZUM ist durch mehrere Zuwegungen direkt aus dem Stadtpark gegeben, gleichzeitig auch durch die Fußgängerzone, die Linggstraße und die Königstraße. Der Busbahnhof ist leicht auffindbar und durch entsprechende Beleuchtung auch nachts sicher zu erreichen.

Der Spazierweg von der Zumsteinwiese zum Stadtgarten-Pavillon
Als wichtig erscheinen uns die Zugangsmöglichkeiten zum Stadtpark von der Stadtmitte dem Residenzplatz aus über die Zumsteinwiese. Dieser Bereich wird als großes offenes Parterre entwickelt, das den Sichtbezug in den Stadtgarten bis zum historischen Stadtgarten-Pavillon offen lässt. Gleichzeitig besteht in der anderen Richtung der direkte Bezug zum Residenzplatz. Der vorgelagerte freie Platz ist ein Ort für Aufenthaltsqualität, Freiraumbewirtung durch das Residenz Café, Platz für das große Bassin vor dem Zumsteinhaus mit der Möglichkeit zu flanieren und um zwischen Stauden- und Gräserbändern zur Stadtpark-Promenade zu gehen. Im Zuge der Neubebauung der TG-Erweiterung der Sparkasse muss auch die Westecke der Zumsteinwiese neu geordnet werden. An dieser Ecke haben wir zur Fassung eine neue gläserne Gebäudekubatur vorgeschlagen. Die Einfahrt der TG wird integriert, ebenso das Trafohaus. Das neue Gebäude könnte als Bibliothek genutzt werden mit einem kleinen Café zur Zumsteinwiese hin, sodass hier eine Frei-Gastronomie angeboten werden kann mit einem entsprechenden Lesegarten auf langen bequemen Bänken im Bereich des Zumsteinwiesen-Parterres. Der Weg zum Park führt uns weiter über die Stadtpark-Promenade, die nach Osten direkt in die historische Fußgängerzone der Altstadt von Kempten mündet und sich gleichzeitig zum Park hin öffnet. Verschiedene Sitzbänke zwischen Stauden und Gräsern bieten angenehme Aufenthaltsqualität am Friedensplatz. Hier wird die Promenade verbreitert und erhält lange Bänke, welche den Blick zum Zumsteinhaus, Residenz und in den Park ermöglichen. Auf verschiedenen einfach geführten Parkwegen sind unterschiedliche Sitz- und Ruhebereiche zu erreichen. Der bestehende Baumbestand wird erhalten und nur vorsichtig und sensibel ausgelichtet. Unter hohen Bäumen bieten sich die Hängenden Ohren als Parkinseln an, in denen man ruhig und gemütlich Zeitung lesen kann, während in anderen Bereichen wie im Westen Möglichkeiten für Aktivitäten wie z.B. für Kinderspiel vorgesehen sind. Im Süden des Parks bietet sich im Umfeld des Pavillons eine attraktive Parkzone mit einem Wasserbecken, der als Ort der Kontemplation aber auch als Platz der Aktivität und des Spiels vorgesehen ist. Im Sommer befindet sich hier ein Eiscafé am Pavillon mit Freisitzen im Park. Auf dem Holzdeck am Wasserspiel kann man liegen und sitzen. Der Linggpark wird als Spiel- und Freizeitmöglichkeit mit Trimmwegen, Sporteinrichtungen und Spielplätzen eingerichtet.

Barrierefreiheit
Ziel der Planung ist es alle Bereiche barrierefrei einzurichten, ebenfalls sind alle Parkplätze barrierefrei zu erreichen. Auf Bordsteine und Kanten wird verzichtet. Für Blinde und Sehbehinderte Menschen werden entsprechende Leitstreifen vorgesehen. Die Materialität ist ebenerdig, Platten und Pflaster sind gut befahrbar und rutschfest. Im Bereich des ZUM befinden sich an Ein- und Ausstiegen Kasseler Borde sowie die entsprechenden Leitstreifeneinrichtungen zur Barrierefreiheit. Auch das neue Beleuchtungskonzept trägt dem Thema der Barrierefreiheit Rechnung und bietet Sicherheit in den Abend- und Nachtstunden.

Ausstattung /Materialität
Die Auswahl der Materialien und Ausstattungsgegenstände orientiert sich an den hochwertigen Materialien, die bereits in Kempten verwendet werden. Für den Bereich im Vorfeld der Zumsteinwiese/Stadtpark-Promenade sind Natursteinplatten aus Granit vorgesehen. Die Parkwege bestehen aus ebenerdigem Granitpflaster. Das Umfeld des Pavillons wird ebenfalls mit Natursteinplatten, die ins Wasserbecken übergehen belegt. Sitzelemente und Ausstattungen sind aus Holz vorgesehen. Im Wasserspiegel betont eine lange Wellenbank den angrenzenden Platz. Bequem Sitzen und Liegen kann man auf den umlaufenden Holzdecks. Mobile Sitzelemente und Liegen befinden sich frei im Park und können so individuell benutzt werden.

Das Beleuchtungskonzept
Das Nachtlicht für den Stadtpark und die umgebende Beleuchtung ist als dezente Illumination des Parks vorgesehen. Das Lichtkonzept garantiert die notwendige Sicherheitsbeleuchtung für den öffentlichen Raum und setzt sensibel akzentuierte Inszenierungspunkte. Im Bereich der Zumsteinwiese, des Stadtparks und des Linggparks sowie in der Promenade und der Horchlerstraße wird eine schlichte elegante Leuchte (Stele ca. 4,5m) eingesetzt, die eine feine Orientierung der Wege und Plätze gibt. Das warmweiße brillante Licht erhöht die Aufenthaltsqualität und stärkt Sicherheitsgefühl in den Parkanlagen. Die umliegenden Straßen sollen durch eine technische Mastleuchte (ca. 7m) in klarer geometrischer Form ausgeleuchtet werden. Für den Königsplatz (großen Parkplatz) werden vier 16m Mastleuchten am Randbereich geplant, so dass die Fläche für Veranstaltungen völlig frei nutzbar ist. Die Mastleuchten können auch für Licht-Installationen während der Veranstaltungen genutzt werden. Ergänzend zur Funktionalbeleuchtung werden Inszenierungspunkte in den Parkanlagen durch Licht herausgearbeitet. Das Zumsteinhaus wird als historisch bedeutsames Bauwerk herausgestellt. Ebenso erhält die Bibliothek in der Nacht ein Raumlicht im nördlichen und westlichen Bereich der Zumsteinwiese. Der beleuchtete Pavillon und die Lichtlinie zur Markierung des Holzdecks bilden die südliche Begrenzung des Stadtparks. So entsteht nachts eine spannungsreiche Blickbeziehung zwischen den inszenierten Orten. Die Lichtpunkte in beiden Wasserbecken verleihen den Orten eine zauberhafte Atmosphäre. Der Busbahnhof wird als solitäres Bauwerk betont und entsprechend seiner Funktion die Nutzfläche gleichmäßig beleuchtet. Er bildet ein leuchtendes Gelenk zwischen Stadtpark und Linggpark und ist als skulpturales Bauwerk aus der Entfernung gut zu erkennen.

Das Ausstellungskonzept
Das Ausstellungskonzept für die Kemptener Festwochen ist nach Vorgabe auf die neue Park Situation abgestimmt und kann problemlos temporär installiert werden. Versorgungseinrichtungen für Wasser/Strom sowie WC-Einrichtungen werden vorgesehen. Alle temporären Einrichtungen für die Allgäuer Festwoche sind gut für die Festbeschicker zu erreichen und von den umliegenden Straßen anfahrbar. Durch die Neugestaltung der Parkflächen und der Zumsteinwiese, der Neugestaltung der Stadtparkpromenade und des Platzbereiches um den Stadtpark Pavillon entstehen großzügige Aufenthaltsbereiche während der Festwoche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Auf der Grundlage einer gut nachvollziehbaren städtebaulichen Struktur entsteht ein rhythmisches Ensemble differenzierter Stadträume. Die sehr präzise Setzung am Zumsteinhaus und gekonnt entwickelte Fassung südlich des Finanzamtes an Park und Salzstraße bilden den Rahmen für die Neugestaltung des Stadtparkes.

Vor allem erhält die Zumsteinwiese eine angenehme Proportion. Für das neue Gebäude wird richtigerweise eine öffentliche Nutzung (z.B. Bibliothek) vorgeschlagen, wobei die Höhenentwicklung als angemessen betrachtet wird. Demgegenüber erscheint der Vorschlag zum Sparkassenquartier als zu voluminös. Die ruhige, unaufgeregte Haltung wirkt sich auch positiv auf das freiräumliche Konzept des Stadtparkes aus. Dies wird als eine sehr schlüssige Reaktion auf das heterogene Umfeld wahrgenommen, wenngleich die etwas spröde Darstellung die atmosphärischen Qualitäten nicht ausreichend vermittelt. Mit nur moderaten Eingriffen in den Baumbestand gelingt es den Verfassern, wesentliche Elemente des bestehenden Parks in die Zukunft zu transformieren. Für die Flächengliederung sowie die Wegebeziehungen wird dagegen sehr konsequent ein modernes, eigenständiges Gestaltmotiv entwickelt, welches auch funktional größtenteils überzeugt. Die gelungene Flächendisposition erzeugt im Süden einen eher urbanen Bereich, während der nördliche Teil mit einer großzügigen Wiesenfläche die Chance eröffnet, zur tatsächlichen „Grünen Mitte“ Kemptens zu werden. Auch das Wasserbecken folgt in seiner Lage und Ausformung der konzeptionellen Idee und verspricht zu einem attraktiven, lebendigen Ort zu werden. Kontrovers wird in diesem Zusammenhang die fehlende Querung vom ZUM in Richtung Finanzamt diskutiert. Das funktionale Konzept für die Abwicklung des Busverkehrs wird zwar als grundsätzlich tragfähig betrachtet, jedoch scheinen noch nicht alle Potentiale einer möglichen Neuordnung ausgenutzt. Auch fehlen am östlichen Rand des Parks die notwendigen Fußwege und Wartebereiche.

Auf der Zumsteinwiese folgt der Freiraumentwurf ebenfalls dem städtebaulichen Konzept und schafft einen ruhigen, multifunktional nutzbaren Grünraum mit der Qualität der Offenheit. Jedoch wird auch hier die fehlende direkte Wegebeziehung teilweise kritisch gesehen. Mit dem vorgeschlagenen kleinen Wasserelement wird ein interessanter Kontrapunkt zum großen Becken im Stadtpark geschaffen, womit sich der stadträumliche Zusammenhang verdeutlicht. Der Königsplatz wird durch eine Rahmung aus Gehölzen in angenehmer Weise städtebaulich integriert, wobei die Funktionalität dadurch keine wesentlichen Einbußen erleidet. Positiv wird hier das vorgeschlagene Lichtkonzept gesehen, welches zu einer angenehmeren Raumwahrnehmung beiträgt, dabei völlig zu Recht auch einen Unterschied zum Stadtpark mit den hier niedriger gewählten Lichtpunkten erkennen lässt. Mit einer angemessenen Ausstattung an Sitzmöbeln und auch Spielelementen wird der Park funktionell angereichert. Obwohl auch die Verortung der Objekte durchaus gut nachvollziehbar ist, erscheint die konkrete Gestaltung jedoch als relativ schlicht. Die Oberflächenbefestigung der Wege und Platzflächen wird in einer zurückhaltenden und eleganten Materialität vorgeschlagen. Das gewählte Natursteinpflaster steht darüber hinaus für eine große Robustheit und Dauerhaftigkeit in der alltäglichen Nutzung.
Insgesamt ist der Entwurf ein wertvoller und ausgewogen entwickelter Beitrag, der es vermag, die Komplexität der Aufgabe in einem überraschend einfachen und funktional überzeugenden Entwurf aufzulösen.

Allgäuer Festwoche: die Hauptwegeführung ist vorhanden und erscheint schlüssig. Von Norden her muss die Durchgängigkeit ins Gelände gewährleistet sein. Die Hallenflächen sind vorhanden, allerding ist es wünschenswert, dass die zusätzliche Halle auf der Zumsteinwiese an dieser Stelle entfällt, da sie eine enorme Verdichtung darstellt. Die Lage der Imbiss-Stände ist nicht ersichtlich. Durch die „Privatnutzung“ des Schwaigwies-Schul-Bereichs entfällt wichtige Ausstellungsfläche. Der Übergang zum westlichen Gelände an dieser Stelle ist nicht mehr möglich. Eine Nutzung durch Privathäuser ist auch aus rechtlicher Sicht im Veranstaltungsgelände schwierig. Es fällt auf, dass die Wegeführung nicht mit den Zuwegen der Hallen korrespondiert. Am zentralen Treffpunkt Ecke Königsplatz-Bodmanstraße-ZUM ist die Achse des Besucherstroms durch das große Wasserbecken unterbrochen. Diese Achse ist aber zwingend notwendig. Ungeklärt ist die Situierung von Ausstellungsleitung und Glückshafen.