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Offener Wettbewerb | 10/2017

Neugestaltung des Stadtparks

Anerkennung

Preisgeld: 7.500 EUR

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

DAY & LIGHT LICHTPLANUNG

Lichtplanung

modellwerkstatt reinhold fischer

Modellbau

Erläuterungstext

Konzept | Der Stadtpark ist derzeit ein eigenartiges Konglomerat. Er liegt gefühlt im „Hinterhof“, ist in eine Vielzahl von beziehungslosen Teilflächen zerfallen, wird von den Verkehrsanlagen und Eventflächen dominiert und besitzt in der sinnlichen Wahrnehmung den Charme von vernachlässigtem Abstandsgrün.
Den öffentlichen Verkehr und die Events gilt es zu integrieren. Das Konzept setzt verstärkt auf das Bild des aus der Fußgängerperspektive einheitlichen, ansprechenden und einladenden Grünraums. Das tradierte Bild des gründerzeitlichen Landschaftsparks wird als eine Überlagerung von Hain und Platz neu interpretiert. Es konzentriert sich auf vier Maßnahmen:
• Klare räumliche Fassung des Parks durch ergänzende Bebauung
• Betonung der Eingänge durch verweisende Fugen und sich öffnende Plätze
• Verbindendes Bild des lichten Hains aus prächtigen alten Bäumen
• Einheitlicher Stadtboden und Materialität im Innern


Verkehrskonzept | Der innere Park ist Autofrei. PKWs in der Zuwegung zu den Tiefgaragen werden am Parkeingang abgefangen. Fahrradfahren ist erlaubt und insbesondere bei den querenden Achsen in den Wegebreiten berücksichtigt. Der neue ZUB ist kompakter und erlaubt ein flexiblere An- und Abfahren über die umgebenden Straßen. Der ÖV wird im Wesentlichen über die Königstrasse abgewickelt. Die Bodmannstraße kann einbezogen werden. Die konzentrierte Abwicklung über die Linggstraße erlaubt eine kompaktere Aufstellung und Einfriedung während den Festwochen.
In das Grundwegenetz im Park wurde nicht eingegriffen, sodass die Andienung mit Feuerwehr und Rettung über den Park im bisherigen Umfang ermöglicht bleibt.


Räumliche Fassung | Die städtebauliche Arrondierung erfolgt zurückhaltend und berücksichtigt die drei unterschiedlichen Charaktere der angrenzenden Quartiere. Sämtliche Ergänzungen tragen zur Aufwertung der angrenzenden Stadtteile bei und stärken zugleich zur Parkseite hin dessen räumliche Fassung.
Die Ergänzungen entlang der Reichstadt lassen den früheren schwingenden Verlauf der Stadtmauer weiterhin ablesbar. Zur Stiftstadt erhält der Sparkassenneubau mit der neuen Bibliothek ein angemessenes Pendant. Der Blick zum ZumStein Haus und zur Residenz wird mit einem so gefassten Vorplatz spannungsreich gerahmt und inszeniert. Die Tiefgaragenabfahrten werden gebündelt und in den Neubau der Bibliothek auf der Westseite integriert. In der westlichen Stadterweiterung entstehen entlang der engen Salzstraße durch zurückgeschobene Blickbarrieren Plätze, die lesbar und einladend auf den angrenzenden Park verweisen.
Alle Ergänzungen entlang des Parks sind mit ihrer Nutzung parkorientiert und tragen so zu einer Belebung des Areals bei.


Eingangs-Plätze | Mit Vorplätzen wird der Zugang zum Park räumlich betont. Der durchschimmernde Park wird durch die Bauten spannungsreich gerahmt und durch die entstehende Torwirkung erwartungsvoll inszeniert. Die Vorräume sind schmale Fugen dort, wo der vorgefundene Städtebau z.B. aufgrund des früheren geschlossenen Stadtmauerverlaufes weite Öffnungen verbietet. Großzügige Platzbereiche entstehen in Ergänzung des Residenzplatzes entlang der Salzstraße.


Lichter Hain | Das derzeitige Bild des kleinräumig engen und dunkel verwachsenen Wald wird aufgegeben. Die Eingriffe erfolgen bestandsorientiert und im Sinne einer nachhaltigen Parkentwicklung. Der Baumbestand wird merklich ausgelichtet und insbesondere die wertvollen Solitäre raumprägend freigestellt. Die Bäume werden aufgeastet und in den entstehenden Gruppen zur Bestandsentwicklung mit neuen Solitären ergänzt. Ein lichter, transparenter Hain entsteht, der aus der Perspektive des Fußgängers das gesamte Areal mit einem Allgäu typischen landschaftliches Bild großzügig zusammenfasst.
Unter den Bäumen wird zur individuellen Aneignung intensiv nutzbarer Rasen entwickelt. Randseitig werden unter den Baumkronen strukturreiche wie farbenfrohe Wildstaudenbestände entwickelt.


Stadtboden | Ein einheitlicher Belag kennzeichnet zukünftig den Stadtpark – ein mit Possehl beschichteter Asphalt. Diese ursprünglich aus dem Autobahnbau kommende Konstruktion erlaubt individuell die unterschiedlichen Belastungsklassen im Park zwischen Fußweg und Busvorfahrt reagieren zu können. Die an wassergebundene Decken erinnernde Beschichtung setzt sich sowohl von der Asphalterscheinung von Straßen wie auch der Pflasteroptik der Innenstadt ab und unterstreicht rein visuell den Parkcharakter. Der beige melangierte Einstreu der Beschichtung lässt warmes Sonnenlicht reflektieren und ist in der Mischung Reifenabrieb-verträglich. Reparaturen im Belag lassen sich durch die Beschichtungstechnik einfach auch über einen langen Zeitraum durchführen.
Die Rasenflächen werden durch als strukturverbesserte Böden mit Bewässerung belastbarer und besser in der Regeneration.


Ausstattung | Die Ausstattung ist mit Blick auf die zwar temporäre jedoch intensive Ausstellungsnutzung betont zurückhaltend wie flexibel. Farbenfrohe Stahlsessel können ganz nach individuellem Wunsch im Park verortet und genutzt werden. Die beiden Spielbereiche im Park sind mit mobilen Bewegungselementen ausgestattet. Zentraler Blickfang bildet der neue Wiesenteich, ein rasenbündiges flaches Spiegelbecken aus schwarzem Beton. Licht spiegelt sich belebend im Wasser. Sommers dient das knietiefe Becken als erfrischendes Spiel- und Planschbereich. Kleinere Tuffs mit Fontänen beleben in Intervallen das Bild. Im Winter kann die Fläche als Eislaufbahn genutzt werden.
Aufgrund der geringen Tiefe kann die Fläche während der Festwochen ausgelassen und einbezogen werden.


Lichtkonzeption | Die neue Beleuchtung schafft eine freundliche und komfortable Lichtatmosphäre - Blendungsarm und ohne direktes Streulicht in den Himmel. Für die Platzfläche und den Busbahnhof schaffen technische Mastleuchten mit 10m Lichtpunkthöhe eine flächige und übersichtliche Ausleuchtung. Im Bereich der Platzfläche kann die Helligkeit nach Anforderung der Veranstaltungen gesteuert werden.
In allen übrigen Bereichen werden grazile dekorative Leuchtentypen mit 4m Masthöhe eingesetzt – entlang der Straßen mit elliptischer Lichtverteilung und höherer Leistung, entlang der Parkwege reduzierter mit rotationssymmetrischer Lichtverteilung. Ziel ist ein lebendiges und dynamisches Lichtbild, das auch Teile von Baumkronen und Wiesenflächen dezent mit aufhellt. Die Inszenierung der Wasserspiegelfläche und die Akzentuierung des Pavillons unterstreichen den Aufenthaltscharakter und unterstützen eine gute Orientierung.
Fehlstrahlung im Bereich von Häuserfassaden wird weitestgehend vermieden. In allen Bereichen sollen gut entblendete LED-Optiken mit warmweißer Lichtfarbe eingesetzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen vor, den Raum zwischen den bestehenden Raumkanten als große Einheit aufzufassen. Dies ist ein zunächst überraschender und singulärer Ansatz, der zu Großzügigkeit und Flexibilität führt. Ob dieser Raum aus Fußgängerperspektive auch so erlebbar sein wird, muss allerdings u.a. schon allein aufgrund der großvolumigen Bestandsbäume kritisch hinterfragt werden. Die städtebaulichen Setzungen von Bibliothek als Pendant zur Sparkasse mit leichtem Vorsprung nach Süden und Neubau der VHS an der Ecke Salz- und Bodmanstraße sind gut, im Fall der Bibliothek markant proportioniert und in ihrer Lage sensibel platziert. Der Neubau des ZUM wird der historischen westlichen Stadtkante geschmeidig vorgelagert und fügt sich als eigenständiges Element gut in die Gesamtgestaltung ein. Die erforderliche Größe des Daches führt im Süden zu Eingriffen in den Bestand des Linggparks. Der gewählte einheitliche Duktus der Freiflächengestaltung führt zuerst einmal zu einer überraschenden Großzügigkeit. Die selbstverständliche Integration der Fläche des Königsplatzes überzeugt ganz besonders. Zieht man allerdings die Gesamtgröße des Areals in Betracht, so kommen einem doch Zweifel an der Tragfähigkeit dieses Gedankens. Es beschleichen einen … gewissen Vorbehalt vor zu großer Einheitlichkeit. Die Gefahr der Monotonie ist nicht von der Hand zu weisen. Die weitgehende Übernahme des bestehenden Wegenetzes vermindert die Eingriffe und kann zu einer guten Akzeptanz beitragen. Die Wasserfläche erscheint im Gesamtzusammenhang eher zu klein gewählt zu sein. Die sehr zurückhaltend gewählten Gestaltungsmittel führen im Zusammenhang mit dem sehr offen gehaltenen Möblierungsansatz zu hoher Flexibilität. Ob dieses Angebot allerdings für die intensiven Nutzungsanforderungen der Bevölkerung als ausreichend angesehen werden kann darf bezweifelt werden.
Der einheitliche Straßenbelag mit den minimalen Abgrenzungen der Verkehrsflächen wird für ein reibungsloses Funktionieren der Verkehrsbeziehungen wohl nicht ausreichend sein. Es wird bezweifelt, dass dieser Ansatz den unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Verkehrsarten gerecht werden kann. Barrierefreiheit ist, soweit das in den Zeichnungen nachverfolgt werden kann, gegeben. Die Wirtschaftlichkeit des Ansatzes steht und fällt mit dem Kostenaufwand für den einheitlichen Belag. Dieser wird kontrovers diskutiert. Es muss jedoch festgehalten werden, dass in puncto Nachhaltigkeit und Unterhalt (z.B. Sparten) Probleme zu erwarten sind. Die Hauptwegeführung ist vorhanden und erscheint schlüssig.

Flächen für die Allgäuer Festwoche, insbesondere auch für große Messezelte, sind berücksichtigt. Es fehlen die Positionen der Imbiss-Stände. Der Bereich Schwaigwies-Schule ist nicht für die Festwoche vorgesehen. Damit fehlt die Anbindung an den Bereich Schulhöfe. Am Eingang Residenz steht gegenüber der Halle 8 ein Messezelt, welches dem repräsentativen Charakter des Zugangs entgegenwirkt. Im Park sind sowohl ein Ausstellungszelt, als auch die Bühne und Parkterrasse untergebracht. Dieses stellt eine Überfrachtung dar, da es zu Konflikten bei der Nutzung der unterschiedlichen Bereiche führt. Die Ausrichtung der Bühne sollte auf Grund der Beschallung nicht in Richtung Parkterrasse erfolgen. Unklar sind außerdem die Anschlüsse der Hallen an das Wegesystem. Die Baumreihen, die den Königsplatz einfassen, kollidieren vermutlich mit den dort befindlichen Zelten. Die Durchfahrt für Logistik ist in diesem Bereich außerdem freizuhalten.
Nachtplan Beleuchtungskonzept

Nachtplan Beleuchtungskonzept