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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2007

Bebauungsplan für ein Campus Areal im Erweiterungsgebiet Melaten der RWTH Aachen

Plan 1

Plan 1

2. Preis

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

  • Mitarbeitende:

    Frank Heinen, Dipl. Ing. Architektur (FH) Kaja Kröger, Dipl. Ing. Architektur (FH) Norman Berndt, Dipl. Ing. Architektur (TH) Frank Heinen

Erläuterungstext

EUREADE CAMPUS RWTH AACHEN
(European Research And Development Campus)

Planungsintention / Leitidee

Das Entwurfskonzept für die Erweiterung der RWTH Aachen verfolgt das Ziel, den besonderen Charakter des Standortes Melaten zu unterstreichen. Dieser wird bestimmt durch die Lage im Landschaftsraum und das Nebeneinander unterschiedlichster Forschungseinrichtungen.
Der Entwurf sieht Neubaucluster vor, die gleichsam wie „Inseln in der Lagune“ in der Landschaft schwimmen. Es sind dichte modulare Bebauungsstrukturen, bei der jedes Cluster eine eigene Identität mit einer signifikanten Gestaltung innerhalb der vorgegebenen Grundstruktur des Baufeldes erhalten kann.
Die städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeiten der inselartigen Clusterstruktur sind äußerst robust: Das annähernd ebene, rechteckige Baufeld ermöglicht diverse Bebauungsstrukturen; die großzügigen Zwischenräume bieten Adressen und Erschließungsmöglichkeiten auf vier Seiten für Institute und Unternehmen. Der räumliche Clusterverbund und die vorgeschlagene Dichte ermöglichen eine enge Vernetzung und somit Synergieeffekte für den Forschungs- und Entwicklungsstandort.
Zur Schaffung einer räumlichen und gestalterischen Identität erhält der neue Campus eine attraktive Mitte. Diese liegt im räumlichen Zentrum der Gesamtanlage und besteht aus einem zentralen „Campus Platz,“ der flankiert wird von den Gebäuden mit den zentralen Einrichtungen, dem vorhandenen – für den Standort charakteristischen – Wäldchen und den neuen Fachclustern. Der „Campus Platz“ ist eine in das Gelände eingeschnittene teilweise befestigte, teilweise mit Rasen versehene Fläche. Sitzstufen, Kanten und kleine Mauern an den Rändern strukturieren seine Fläche. Die für den Standort Melaten charakteristischen Merkmale – das Nebeneinander von Forschungsbauten und Landschaft – geben dem Campus Platz seine besondere Atmosphäre.

Bauliche Struktur

Eine phasenweise Entwicklung und Modularität für die unterschiedlichen Nutzungseinheiten Labors, Büros, Werkstätten ist planerisch vorgesehen: Baukörper unterschiedlicher Geschosshöhe (Labor 5,00 m, Büro 3,33 m) werden nebeneinander angeordnet und durch Treppenhäuser nach dem Splitt-Level Prinzip miteinander verbunden. Die Abgrenzung einzelner Grundstücke und Gebäude ist in dem dargestellten rechteckigen Zuschnitt des Baufeldes problemlos möglich. Es wird vorgeschlagen, die großen Hallen, aber auch kleinteiligere Sonderbaukörper im Inneren des Clusters anzuordnen, während an den Kanten beliebig teilbare Baukörper mit maximaler Abwicklungslänge und kammartigen Verdichtungsmöglichkeiten (3-5 Geschosse) nach innen angeordnet werden können. Das Stellplatzangebot folgt dem sukzessiven Ausbau: In den ersten Ausbaustufen kann problemlos auf dem restlichen, begradigten Baufeld geparkt werden; im Endausbau gibt es gegebenenfalls unter dem 2.BA eine Tiefgarage, beziehungsweise können die im Endausbau räumlich und gestalterisch zur Landschaft abgeschlossen Cluster auch mit einem davor liegenden Parkplatzfeld unter einem Baumdach ergänzt werden.

Städtebauliche Anordnung

Auf dem Hochplateau haben die Cluster ausreichend Abstand zu den dominanten vorhandenen Baumkanten. Ihre Anordnung im freien Spiel und der Erhalt größtmöglicher Wiesenflächen davor bewahrt den weitläufigen Charakter des Hochplateaus. Zwischen den Clustern hindurch gibt es weit reichende Durchblicke und Ausblicke in die Landschaft. Die Zwischenzone - die sensible Nahtstelle zwischen Plateau und Talsenke - wird von Bebauung relativ frei gehalten. Ein Neubaucluster wird so am südlichen Ende des Wäldchens platziert, dass die Baukörper eine ruhige bauliche Kante zur Talsenke herstellen.
In der Parkspange werden 3 Cluster mit einer linearen Baustruktur vorgesehen. Sukzessive mit der Entwicklung kann je nach Bedarf - als Reihung oder als Baukörper auf Fuge - die bauliche Verdichtung vorgenommen werden.
Die Gestalt der einzelnen Cluster kann zur Schaffung einer Identität in der architektonischen Ausgestaltung variieren. Verbindliche Vorgabe jedoch sollte sein, die Kanten eines Baufeldes zu besetzen und damit zu definieren. Die Höhe der Gebäude ist auf maximal 6 Geschosse begrenzt. Die Fassaden haben eine zeitgemäße, moderne und aus den technischen und ökologischen Anforderungen entwickelte Fassade und Erscheinung.
Verkehrskonzept / Technische Erschließung / Außenanlagen
Die vorhandene Erschließung wird konsequent ergänzt: Die Steinbachstraße und das vorhandene Fußwegenetz werden jeweils zu einem geschlossenen Ring ergänzt. Zahlreiche in Ost- Westrichtung verlaufende fußläufige Querverbindungen vernetzen Neubauten und Bestand. Der vorhandene Versorgungskanal wird ebenfalls als Ring komplettiert.
Die Gestaltung der Freiflächen verfolgt das Ziel, den Campus mit der angrenzenden Landschaft zu verzahnen. Die Wiesen und ihre leichte Topographie werden unmittelbar bis an einen umlaufend um ein Cluster herumführenden Weg herangeführt. Während die Rasen und Wiesenflächen durch einzelne Baumgruppen gegliedert und strukturiert werden, wird entlang der Ringstraße ein urbane Gestaltung vorgeschlagen: Baumreihen entlang der Straße und platzartige Aufweitungen mit Hainen aus geschnittenen Platanen bestimmen die Erscheinung. Als besonderer Akzent und Bezug zur Landschaft wird an der nördlichen Kante des Plateaus vor dem Mustercluster eine Landschaftsterrasse angeboten. Es ist eine mit Mauern befestigte und beschnittenen Bäumen bestandene Terrasse von der aus man einen weiten Blick in die umliegende Landschaft hat.

Energie - Konzept

Mit der Umsetzung eines „abwasserreduzierten“ Campus soll ein erheblicher Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werden. Hierzu werden Maßnahmen wie abwasserlose Urinale, Mehrkammerzisterne zur Nutzung des Regenwassers für WC-Spülungen und die adiabate Abluftkühlung der Klimaanlagen vorgeschlagen. Alle Häuser erhalten eine Dachbegrünung zur Verzögerung und Reduzierung der Regenwassereinleitung. Das restliche Regenwasser wird über Rigolen versickert, die in die Grünanlagen integriert sind.
Die Versorgung mit Wärme als Heißwasser sollte über eine Eigenversorgung über ein BHKW erfolgen. Mit diesem ließe sich der Aufwand für die Versorgung der Neubauten optimieren. Ein Grundbedarf an Strom könnte ebenso abgedeckt werden.
Ferner bietet sich die Region auf Grund der geologischen Verhältnisse für die wirtschaftliche und ökologisch sinnvolle Nutzung von Erdwärme (Geothermie) an. Über Erdsondenfelder mit Wärmepumpe könnte eine zusätzliche Effizienz erreicht werden. Eine weitere Nutzung der Erdwärme erfolgt über die Vorkonditionierung der aus den Grünanlagen angesaugten Außenluft für die Klimaanlagen mittels Erdkanal, wodurch sowohl Energie für die Kälteerzeugung als auch für die Beheizung der Außenluft in erheblichem Maße eingespart wird.
Die raumlufttechnischen Anlagen werden im wesentlichen mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystemen (WRG) ausgestattet, so dass ein ökonomisch und ökologisch sinnvoller Betrieb der Anlagen gewährleistet werden kann. Zur Reduzierung der erforderlichen Kälteleistung werden die wichtigsten raumlufttechnischen Anlagen mit der sehr wirtschaftlichen und Umwelt schonenden adiabaten Abluftkühlung (Verdunstungskühlung) ausgestattet, um über die WRG die Kühlenergie zur weiteren Nutzung der Zuluft zuzuführen. Die Klimatisierung erfolgt bei den Räumen, bei denen eine solche erforderlich ist, über solar- und fernwärmebetriebene sorptionsgestützte Klimaanlagen (DEC-System). So wird ermöglicht, dass einhergehend mit dem größten Anfall an Kühlbedarf auch die zeitgleich am reichhaltigsten vorhandene Sonnenenergie eingesetzt werden kann. Alle Bereiche die keine besonderen Anforderungen an die Raumluftqualität haben, werden über Fensterlüftung mit Frischluft versorgt.
Das Campusgelände erhält eine Mittelspannungsringleitung mit zwei Einspeisungen zur gesicherten Stromversorgung. An diese Ringleitung werden alle Gebäude mittels eigener Trafostationen angeschlossen, wodurch eine flexible und zukunftorientierte Trennung von einzelnen Gebäuden sicher gestellt ist. Die Notstromversorgung sollte zentral für die Neubaucluster erfolgen. Mit Photovoltaik–Elementen auf den größtenteils unverschatteten Dachflächen der Gebäude wird Strom erzeugt und in das öffentliche Netz eingespeist. Mit der zu erwartenden Einspeisevergütung ist eine Wirtschaftlichkeit der Anlage sicher gestellt.
Durch den Einsatz einer übergeordneten Gebäudeleittechnik mit offenem Standard (BACNet oder OPC) für das gesamte Campusgelände wird eine zukunftorientierte und ständig erweiterbare Regelung vorgesehen, die eine laufende Betriebsoptimierung und damit Kosteneinsparung sicherstellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit nimmt die vorhandene Baustruktur auf, setzt sie fort ohne sie zu kopieren. Vielmehr wird eine neue Interpretation generiert, die sowohl städtebauliche, wie auch Clusterqualitäten sichert. Dieser Arbeit gelingt es, durch klare städtebauliche Abgrenzung der einzelnen Cluster eine nachhaltige Sicherung der Raumqualitäten, sowohl in Binnenbereichen als auch in dem neu gebildeten Campusplatz. Die klar formulierten Raumkanten korrespondieren mit dem angrenzenden Landschaftsraum und ergänzen ihn wirksam als neue Wissenschaftsstadt. Durch die sensible Anordnung der einzelnen Clusterbereiche und Bildung klarer Raumkanten entsteht eine neue Mitte für das gesamte Areal mit hoher Aufenthaltsqualität. Die Ablesbarkeit der einzelnen Cluster und die Gruppierung um den Campusplatz erleichtert die Adressbildung. Innerhalb der Cluster ist eine Vielfalt an Bauformen und Nutzungstypen nachgewiesen, die zu einer hohen Identität der einzelnen Nutzer führen. Sie funktionieren auch in verschiedenen Ausbaustufen. Die Erschließung wird ringförmig geführt und verbindet die neuen Cluster mit dem Bestand. Der südlichste Teil der Bebauung auf der Parkspange erreicht nicht Qualität der oben beschriebenen Cluster. Der im Beispiel dargestellte Clusterausschnitt belegt das Potential des städtebaulichen Konzeptes auch architektonisch eine attraktive Umsetzung zu gewährleisten. Der umgebende Landschaftsraum wird bewusst in die Mitte des Bebauungskonzepts hineingeführt und mit integriert. Auch im Bereich des Übergangs des Landschaftsraumes in Richtung Melatener Straße und Innenstadt ist im Konzept die richtige Disposition getroffen worden.
Plan 2

Plan 2

Plan3

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Plan 4

Plan 4

Plan 5

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Perspektiven

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