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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2017

Neubau Konzerthaus

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 125.000 EUR

Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Architektur

Quiring Consultants

Akustikplanung

knippershelbig GmbH

Tragwerksplanung

GMI - Ing. Peter Messner GmbH

TGA-Fachplanung

KuB Fassadentechnik

Fassadenplanung

SM MODELL Martin Stocker

Modellbau

Beurteilung durch das Preisgericht

„Die Besinnung auf das Wesentliche, die Grundtugend von Qualität und Anspruch braucht kein Spektakel“, so beschreiben die Verfasser der Arbeit ihren neuen Stadtbaustein, der in fast archaischer Gebäudeform kraftvoll und prägnant im heterogenen Umfeld des Werksviertels steht. Komplett in Glas eingehüllt wird die herausragende Höhe (45 m) durch das Zurückweichen der Baumasse in den oberen Geschossen verträglich und wirkt gut eingepasst sowie unverwechselbar und bedeutend. Rundherum hat das Gebäude nur Vorderseiten, kann mit seiner Nachbarschaft kommunizieren. Die Wirkung bei Nacht könnte die eines schimmernden Leuchtkörpers sein, der das neue Konzerthaus deutlich und weithin sichtbar macht. Der Vorplatz führt direkt zum durch eine Einprägung sehr zurückhaltend formulierten Eingang; hier stört leider die direkt daneben angeordnete und nach vorne orientierte Tiefgarageneinfahrt. Man fragt sich, ob der niedrige Zugang ein ausreichend deutliches Willkommen ausdrücken kann. Im Inneren überzeugt das Konzept durch die klare Zonierung. Das Foyer im EG ist vom Stadtplatz aus durchgeführt über den Vorbereich des kleinen Saales bis hin zum einladenden Restaurant am Stadtpark, ein Bezug zur Umgebung wird hierdurch positiv aufgenommen. Ein weiterer Veranstaltungsbereich für spezielle Anlässe liegt in prominenter Höhenlage im obersten Stockwerk mit Panaromablick. In den oberen Ebenen sind die öffentlichen und die Backstage Bereiche sind gleichwertig und fast mittig getrennt. Die Foyer Bereiche auf den verschiedenen Ebenen sind sehr einladend und attraktiv, und über Rolltreppen und Aufzüge komfortabel erschlossen. Die Aufteilung der Foyers und die Besucherführung sowie die Anordnung der Garderoben ist überzeugend. Die Säle sind gestapelt; eine gut wirksame akustische Trennung wird hier nötig sein. Der kleine Saal auf EG Ebene ist sehr gut erreichbar, einfach geformt und gut gestaltet. Eine Flexibilität des kleinen Saales ist jedoch noch nicht nachgewiesen (keine Hubpodien angegeben). Der große Saal ist als weichgeformte Schachtel geplant, die Wirkung von drei Rängen ist sehr gut, allerdings liegen etwas mehr als 20% der Plätze hinter der Bühnenkante. Das Projekt zeigt über alle Aspekte gute akustische Voraussetzungen. Der Große Konzertsaal hat ein sehr hohes akustisches Potenzial, von Geometrie, Schnitt und Grundriss bis zum Materialeinsatz. Die Bedingungen für gegenseitiges Hören im Orchester auf der viel zu kleinen Bühne und der Reflektor im Großen Konzertsaal sind jedoch zu überprüfen. Das Konzertpodium ist jedoch wesentlich zu klein. Der Halbkreis der Bühnen Podesterie ist eng und die Podest Stufen sind nicht tief genug. Der Bühnenzugang erscheint problematisch (Türbreiten). Der Education Bereich im 1. OG ist gut erreichbar und tagesbelichtet, aber durch die längsorientierte Anordnung und die Zuteilung der Nutzungen nicht optimal gelöst. Der Bereich der Verwaltung ist vertikal in einem eigenen Bauteil zum südlichen Platz angeordnet und ist, wie auch das Musikerfoyer, mit einer schönen inneren Erschließung mit hohen Aufenthaltsqualitäten sowie mit einer Terrasse ausgestattet. Die Logistik von Erschließung und Anlieferung sind noch nicht optimal gelöst. Die Fassade besteht aus einer Ganzglas-Vorhangfassade als 2. Haut mit einer dahinterliegenden ganz einfachen wärmegedämmten Stahlbetonkonstruktion; Öffnungen werden überall wo nötig angeboten, die Foyer Bereiche können sich so schön präsentieren. Wie allerdings die tatsächliche Tag- und vor allem Nachtwirkung insbesondere der Seitenfassaden sein wird, ist unklar, auch, ob die komplette 2. Fassade einladend genug wirkt, um ein wirklich offenes Haus entstehen zu lassen. Der Entwurf gibt hier ein Versprechen auf Offenheit, Leichtigkeit und Transparenz – ob es so eingelöst werden kann? Die wenigen Angaben zur Fassade, die viel zu reduzierte Darstellung ohne jede Andeutung von Haptik und Anmutung, kann für ein solches Projekt leider nicht ausreichen. Aber sie lässt auch offen, ob es nicht eine (andere?) Fassadenlösung geben könnte, die diese Wünsche erfüllen kann. Die brandschutztechnischen Anforderungen sind nur teilweise gelöst und werden durchaus kritisch gesehen, erscheinen aber mit mittlerem Aufwand heilbar. Planungsrechtlich scheint eine Überschreitung der Höhe für das Gebäude begründbar zu sein, da das Gebäude in der Höhe schlanker wird (Abstandsflächen) und städtebaulich einen besonderen Stellenwert einnehmen wird. Die Flächenwirtschaftlichkeit und die Plausibilität des technischen Konzepts erscheinen überzeugend, ebenso die Aspekte der Energieeffizienz; gerade hier hat die Arbeit sehr gute Werte. Die deutlichen Volumenüberschreitungen mit dem daraus resultierenden Baukostenaufwand sind der Gesamtkonzeption geschuldet; es wird aber nicht nur mehr Volumen geschaffen, es werden vor allem gute Nutzflächen mit überzeugender räumlicher Konzeption angeboten. Groß und schön, aufregend und doch unaufgeregt steht ein stolzer Baukörper mit hoher Funktionalität im Zentrum des Werksviertels; er tritt trotz der Höhenentwicklung nicht in Konkurrenz mit seiner Umgebung, sondern bereichert diese als neuen und offenen Ort der Kreativität, als ein neues Haus für Musik für Alle.