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Offener Wettbewerb | 09/2017

Erweiterung Schulcampus Dorf Binningen

Ansicht Leimental

Ansicht Leimental

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 65.000 CHF

Weyell Zipse Architekten

Architektur

Hörner Architekten

Architektur

August + Margrith KĂŒnzel Landschaftsarchitekten AG

Landschaftsarchitektur

Schnetzer Puskas Ingenieure AG

Bauingenieurwesen

A + F Brandschutz

Brandschutzplanung

ErlÀuterungstext

EIN HAUS im Ensemble von Gebautem und Landschaft. Das neue Schulhaus fĂŒr Binningen steht eingebettet in die GrĂŒnraumauslĂ€ufer des Basler Zoos. Im Gegensatz zur Testplanung wird der Neubau nicht zwischen den beiden bestehnden SchulhĂ€usern platziert, sondern periphĂ€r im Nordosten des Areals. Dadurch wird der Dorfplatz in seiner heutigen Dimension erhalten und aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. In Zukunft wird er als baumbestandener Platz eine atmosphĂ€rische Dichte erhalten, die in unterschiedlichsten Nutzungsszenarien einen angenehmen Aufenthaltsort schafft. Das neue Zentrum Binningens bewahrt dabei seinen Charakter als Platz-Sequenz, welche in ihrem Charakter ausdifferenziert und rĂ€umlich gestĂ€rkt wird. Der Neubau markiert dieses wiederbelebte Zentrum als SolitĂ€r in der Landschaft, gleichberechtigt sichtbar von beiden Talseiten. Die zahlreichen Programmpunkte von Turnhallen, Schulnutzungen und Kindergarten werden in einem kompakten Volumen gebĂŒndelt. Dies ermöglicht den Abriss der bestehenden Margarethen-Turnhalle, und damit die StĂ€rkung des visuellen Bezugs zum gegenĂŒberliegenden Leimental, mit dem symbolischen Zentrum der Heilig Kreuz Kirche. Die bestehenden SchulhĂ€user sind Zeugen der Dorfentwicklung Binningens, und IdentitĂ€tstrĂ€ger des historischen Kerns. Sie werden beide erhalten und weiterhin genutzt.

Das neue Schulhaus ist Teil des gebauten Schulhaus-Ensembles und dennoch aus der Landschaft heraus gedacht: Der Holzbau, dessen StĂŒtzen mit den umgebenden BĂ€umen der Schutzmatte in Beziehung stehen, ruht auf einem Sockel aus Beton, der aus der GelĂ€ndekante der fĂŒr Binningen so typischen Terrassen herauswĂ€chst. Die StĂŒtzwand zum GelĂ€nde wie auch der Sockel des Neubaus bestehen aus unregelmĂ€ssig gestrahltem Waschbeton, mit dem Ausdruck einer Gartenmauer. Der Holzbau darĂŒber ist mit einer feinen, hellen Holzverkleidung aus geschliffenen TĂ€ferschalungen und grossformatigen Fassadenpanelen umhĂŒllt. Die marmorierte Holzmaserung der Panele bedecken, einem Ornament gleichend, die BrĂŒstungsbereiche der Fassade.

Im Erdgeschoss ist der Kindergarten um die Aula herum angeordnet, die bei Nichtbenutzung als Spielbereich genutzt werden kann. Eine programmatische Rochade in den bestehenden SchulhÀusern ermöglicht, dass die beiden Obergeschosse des Neubaus als reine Klassenzimmer-Konstellationen bespielt werden können: Cluster aus Klassen- und Halbklassenzimmern sowie GruppenrÀumen, gruppieren sich jeweils um einen flexibel nutz- und möblierbaren Lern- und Aufenthalsbereich. Im Sockel befinden sich, seitlich vom der Sportanlagen-Ebene belichtet, die beiden Turnhallen.
Dem Kindergarten ist auf der unteren Terrassenebene ein mittels breiter Rampe direkt zugĂ€nglicher Aussenraum angegliedert. Dieser eingefriedete Garten beinhaltet verschiedene Belags- und GrĂŒnflĂ€chen, einen Pavillon mit GerĂ€teschopf und eine differenzierte Bepflanzung. Die verschiedenen Materialien wie Hartbelag, Kies- Sand und RasenflĂ€chen bieten vielschichtige Spielmöglichkeiten.


Weyell Zipse Architekten & Hörner Architekten, 2017

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektvorschlag zeichnet sich durch wenige, prĂ€zise bauliche und landschaftsarchitektonische Eingriffe aus, welche die stĂ€dtebauliche Situation im Dorfzentrum von Binningen klĂ€ren. Die bestehenden SchulhĂ€user Pestalozzi und Margarethen bleiben in ihrer Form bestehen und bilden die Ausgangslage. Ein sĂ€mtliche Nutzungen integrierender Neubau wird sorgfĂ€ltig in das bestehende GefĂŒge eingepasst und bildet mit den beiden SchulhĂ€usern ein stimmiges Ensemble. Die heutigen GrĂŒnelemente, BĂ€ume und Hecken werden ergĂ€nzt und zu einem neuen Ganzen zusammengefĂŒgt. Mit der geschickten Platzierung des Neubaus im Nordosten des Perimeters werden vielfĂ€ltige PlĂ€tze und FreirĂ€ume geschaffen. Sie lassen unterschiedliche öffentliche Nutzungen wie Wochenmarkt, DorfanlĂ€sse oder ein Boulespiel zu. FĂŒr die Schulnutzung bieten sie angemessene Spiel- und RĂŒckzugsmöglichkeiten und sind in ihrer Stimmung vielversprechend. Der vorgeschlagene baumbestandene Platz zwischen Pestalozzi- und Margarethen Schulhaus verbindet letztere und stellt deren identitĂ€tsstiftende Wirkung wieder her. Die fĂŒr Binningen typische Terrassierung bleibt erhalten und Dorfplatz- und Rasenfeldterrasse werden durch eine langgezogene Rampe sinnfĂ€llig verbunden. Die vorgeschlagenen Sitzstufen zum Rasenplatz sind eine im Dorfleben wichtige ErgĂ€nzung im vorgeschlagenen Aussenraumangebot.
Das Rasenfeld ist mit Abmessungen von 30 x 60m aus schulischer Sicht möglich, muss jedoch fĂŒr die heutige Freizeitnutzung in seiner Dimensionierung ĂŒberprĂŒft werden. Das Areal wird wie bisher von der Curt Goetz-Strasse, ĂŒber den Dorfplatz oder die Postgasse erschlossen. Die Einstellhalle wird von der Postgasse mit einer Rampe erreicht und kann spĂ€ter unter dem Rasenplatz folgerichtig erweitert werden.

Die Verfasser verteilen die Schulnutzungen auf die drei SchulhĂ€user. Die Tagesstruktur im Pestalozzi-Schulhaus unterzubringen ist sinnvoll. Aufwendige Umbauten können damit umgangen werden und es entsteht eine klare Adressbildung. Die Konzentration der Unterrichtsnutzungen im Margarethen Schulhaus und im gegenĂŒberliegenden Neubau vereinfachen die Orientierung auf dem Schulcampus.
Der Neubau vereint die Turnhalle im Untergeschoss, den Kindergarten und die Aula im Erdgeschoss und die Schulnutzung in den Obergeschossen. Der Zugang des Schulhauses vom Dorf- und Pausenplatz ist richtig verortet. Der ostseitige Zugang ĂŒberzeugt nicht gleichermassen, kommen doch die meisten Kinder vom westlich gelegenen Dorfteil.
Positiv fĂ€llt die einfache und klare Gliederung der Grundrisse auf. Die Platzierung der Aula im Zentrum macht sie zum Referenzraum fĂŒr die Nutzer. Diese Platzierung lĂ€sst eine vielfĂ€ltige und lebendige, schulische wie auch öffentliche Nutzung zu. Kritisch hinterfragt wird die ungenĂŒgende Abtrennbarkeit der Aula zum Kindergartenbereich. Die indirekte Belichtung der GruppenrĂ€ume der Kindergarteneinheiten im Westen und Osten ĂŒber den Kindergartenhauptraum und Vorplatz Aula ist nicht befriedigend gelöst.
Die beiden Eingangshallen sind nutzungsmĂ€ssig richtig platziert, jedoch in ihrer Dimensionierung zu ĂŒberprĂŒfen, werden sie doch sowohl fĂŒr den Kindergarten- und Schulbetrieb als auch fĂŒr die Turnhalle genutzt.
Von einer sorgfĂ€ltigen Bearbeitung der Grundrisse zeugen die in ihrer Dimensionierung und Lage der Nutzung entsprechend ausgebildeten Treppen, aber auch die dichte, vielseitig nutzbare Welt von schulischen RĂ€umen in den beiden Obergeschossen. Sie ermöglichen einen den heutigen pĂ€dagogischen Anforderungen entsprechenden Unterricht. Die KlassenrĂ€ume sind entlang der Fassade kranzartig angeordnet. Die Lern- und AufenthaltsrĂ€ume ergĂ€nzen das clusterartige Raumangebot optimal. Als rĂ€umliche Bereicherung wird der zentrale Innenhof (Luftraum Aula) angesehen, der SichtbezĂŒge nach unten in die Aula, aber auch in die gegenĂŒberliegende Erschliessungs- und Aufenthaltszone ermöglicht. Die Toiletten sind anzahlmĂ€ssig zu knapp gehalten und mĂŒssen prĂ€zisiert werden. Die Turnhallen im Untergeschoss können fĂŒr Vereine gut unabhĂ€ngig genutzt werden. Die Garderoben sind richtig angeordnet. Die seitliche Belichtung der Turnhallen verspricht ein angenehmes RaumgefĂŒhl.

Konstruktiv ist der Sockel des Neubaus als Tisch in Beton angedacht, auf dem die drei Geschosse mit den kleinteiligen Nutzungen von Kindergarten und Schule in Holzskelettbauweise gestellt werden. Dies lÀsst auf eine kurze und effiziente Rohbauphase schliessen. Die gewÀhlte Bauweise lÀsst eine flexible Nutzung zu und ist damit nachhaltig.

Der Projektvorschlag verspricht, durch die geschickte Platzierung des Neubaus, ohne Bauprovisorien fĂŒr die Schulnutzung auszukommen. Gleichzeitig bleiben Erweiterungsoptionen im SĂŒden offen. Der kompakte Neubau, sowie die auf ein Minimum reduzierten Eingriffe im Bestand lassen auf eine wirtschaftlich vielversprechende Realisierung schliessen.

In ĂŒberzeugender Weise zeigt der Vorschlag auf, wie mit wenigen Massnahmen aus einer stĂ€dtebaulichen Problemsituation, eine neue rĂ€umliche QualitĂ€t geschaffen werden kann. Der Neubau wird zum Zentrum fĂŒr die Kindergarten- und Schulkinder mit entsprechend interessanten AussenrĂ€umen. Das neue Schulhaus schafft es, zum zeitgemĂ€ssen identitĂ€tsstiftenden Bezugsort zu werden und mischt sich gleichwertig unter die SchulhĂ€user frĂŒherer Generationen. Der architektonische Ausdruck des Neubaus in Beton und Holz, sowie die spezifische Befensterung und Farbigkeit widerspiegeln die Nutzung und verorten den Vorschlag im qualitĂ€tsvollen Bestand vorbildlich. In diesem Sinn vertritt der Entwurf eine klare architektonisch stĂ€dtebauliche Haltung, die in selbstverstĂ€ndlicher Weise das Dorfzentrum von Binningen aufwertet.
Modell

Modell

Situation

Situation

Erdgeschoss, Regelgeschoss, Schnitte

Erdgeschoss, Regelgeschoss, Schnitte