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Städtebaulicher Ideenwettbewerb nach RPW 2013 und anschl. Workshop | 11/2017

Neugestaltung Uferpark inkl. Friedrichstraße und Bahnhofsvorplatz

ein 1. Preis

k1 Landschaftsarchitekten - Kuhn Klapka GmbH

Landschaftsarchitektur

raumzeit - Läufer, Tausch, Tuczek

Architektur

Erläuterungstext

Bearbeitung:
Axel Klapka, Catherine Kuhn, Kinga Janossy, Elisa Serra, Peter Young

Konzept
Der Friedrichshafener Uferpark erhält mit seiner Umgestaltung ein neues Gesicht. Der neue Park wird als erkennbar zusammenhängender Stadtpark umgestaltet, der mit seinen zwei starken Promenadenwegen eine ablesbare Gliederung erfährt und den Park als Ganzes in seinen unterschiedlichen Qualitäten und Atmosphären erlebbar macht. In einer zeitgenössischen Ausformulierung werden die vielen geschichtlichen Fragmente inszeniert und die heterogen verteilten Einrichtungen in die Gestaltung integriert. Friedrichshafen erhält insgesamt einen modern gestalteten Uferpark mit historischen Spuren und vielfältigen funktionalen Angeboten, in dem sich die Friedrichshafener wie auch die Besucher der Stadt wohlfühlen können.

Uferpark
Der Park wird im Wesentlichen in seinem Charakter als Stadtpark erhalten und weiterentwickelt. Atmosphärisch unterstreicht der prägende Baumbestand den Parkcharakter für die ruhige Erholungsnutzung. Neue Wegeverbindungen gestatten die Vernetzung mit seiner Umgebung.
Mit der Neugestaltung erfährt der Park eine klare Zonierung in ein Gartenband, eine offene Parkwiese und in eine Uferpromenade mit Strand. Stadtseits, an der in leichtem Schwung geführten Gartenpromenade, liegen ruhige Gartenräume mit attraktiv gestalteten Flächen. Südlich davon erstreckt sich die offene Parkwiese, die durch das Freihalten der zentralen Flächen als zusammenhängender Raum wahrgenommen werden kann. Hier eröffnet sich eine wohltuende Weite, die mit der Wasserfläche des Sees jenseits der Uferpromenade korrespondiert und Blickbeziehungen gestattet. Dem ruhigen Parkbereich an die Seite gestellt ist die aktive Uferpromenade, die gleichsam den Haupterschließungsweg des Uferparks darstellt und die Attraktionen am Wasser zugänglich macht. Hier kann man flanieren, Radfahren, den Blick über den See schweifen lassen oder sich am Wasser ausruhen. Eine flexible Gestaltung erlaubt weiterhin die Nutzung als Veranstaltungsfläche.

Uferpromenade
Die großzügige Uferpromenade verbindet die Friedrichshafener Innenstadt mit dem See. Als breite Flaniermeile verbindet sie die Häfen der Stadt und erschließt den Bürgern und Besuchern vielfältige Aufenthaltsmöglichleiten am Wasser. Durch ihre Weiterführung zum Schlosshorn und zu den übergeordneten Wander- und Radwegen wird der Uferpark mit der umliegenden Landschaft vernetzt und die Promenade Teil der Erholungswege rund um den Bodensee. Ihr Profil ist so angelegt, dass die vielfältigen Nutzungen und Anforderungen ohne Interessenskonflikte nebeneinander bestehen können. An zentraler Stelle weitet sich die Promenade platzartig auf und präsentiert sich als Uferbalkon. Der hier entstandene, großzügig dimensionierte Flanierraum kann auch für Veranstaltungen genutzt werden. Er bietet z.B. Platz für das kleine Festzelt des Kulturufer-Festivals. Durch die direkte Nachbarlage zur neuen Festwiese entsteht hier eine zentrale Festfläche.
Die Uferpromenade wird von zwei Stränden begleitet und mit diesen gestalterisch verbunden. Der Kiesstrand zwischen Gondel- und Yachthafen wird mit Sitzstufen gerahmt, die die Promenade ans Wasser heranführen und einen starken Bezug zum See bilden. Eine neue Bar auf großzügigen Holzdecks ermöglicht zudem einen entspannten Aufenthalt am Wasser. Spielelemente am und im Wasser bieten eine zusätzliche Attraktion am Strand. Am Strand vor dem Graf-Zeppelin-Haus ist eine großzügige Stufenanlage vorgesehen, die in den Strand eingebettet wird. Sie kann als Tribüne für die kleine Seebühne genutzt werden, oder aber als Rückzugsort vor dem Trubel der Stadt um den Sonnenuntergang zu genießen.

Die neue Uferpromenade wird von einer Lindenreihe begleitet. Als Belag wird Asphalt mit einer Beschichtung aus Epoxidharz vorgeschlagen. Wassergebundene Wegeflächen mit Sitzgelegenheiten bilden ruhige Aufenthaltsflächen und strukturieren die großen Flächen. Neben festen Sitzelementen werden stapelbare modulare Elemente eingeführt, die als Möbel, Podeste, kleine Bühne oder in der Fläche als Schutz des Rasens bei Veranstaltungen genutzt werden können, so dass flexibel auf die unterschiedlichen Anforderungen reagiert werden kann.

Schlosshorn
Am Schlosshorn entsteht mit den in der Sonne glitzernden, goldfarbenen und schwimmenden Decks eine neue Landmarke, die in einer Sichtbeziehung mit dem Aussichtsturm an der Mole steht. Hier können die Besucher entspannen, dem Wasser nahe sein oder schwimmen.

Gartenpromenade
Die Gartenpromenade ist eine Reminiszenz an den historischen Kontext als der Uferpark aus dem Zusammenschluss von einzelnen Privatgärten hervorging. Als weiterer Hauptweg bildet die Gartenpromenade das der Stadt zugewandte Rückgrat des Parks mit altem Baumbestand und angelagerten gärtnerisch gestalteten Flächen. Die leicht geschwungene Wegeführung folgt der Topographie und gestattet überraschende Ausblicke durch den Park und auf den Bodensee. Entlang der Promenade werden als charakteristische Stimmungsbilder Flächen mit intensiver gärtnerischer Gestaltung angelegt.
Hier entstehen unterschiedliche Gartenräume zu bestimmten Pflanzthemen wie Iris, Farne, Hosta und Rhododendron. Die teilweise Renaturierung des Kohlbachs integriert ein neues Element in den Uferpark, welches mit einer großen Spiellandschaft verbunden wird.
Das Kriegerdenkmal, lesbar als ein weiterer Exponent für einen speziellen Gartentypus, reiht sich in den Kanon der Gärten ein. Der wertvolle Altbaumbestand und die Naturdenkmale werden mit ausgewählten Neupflanzungen zu einem Arboretum weiterentwickelt.
Mit der Gartenterrasse, einer zentralen Treppenanlage zur Friedrichstraße und zum Bahnhofplatz schafft die Gartenpromenade eine bauliche Anbindung an die Stadt.

Parkrestaurant und Stadtgärtnerei
Das neue Parkrestaurant bietet mit einer Dachterrasse mit Zugang zur Friedrichstraße eine direkte Anbindung an die Stadt und den Bahnhofsplatz. Von hier bietet sich dem Besucher eine spannende Aussicht auf den See und den umgebenden Park. Die große neue Außenterrasse im Park integriert den bestehenden Kastanienhain an der Uferpromenade und fügt sich in die Gartenflächen ein.
Die Stadtgärtnerei erhält ihren neuen Standort an der Karlstraße.

Bahnhofsplatz
Der Bahnhofsvorplatz wird mit der neuen Gestaltung wieder seiner Rolle als Stadteingang gerecht. Von hier werden die Friedrichshafener Bürger und die Besucher in die Stadt und zum See geleitet. In Anlehnung an seine historische Form und in Bezugnahme auf das klassizistische Bahnhofsgebäude erhält der Platz eine zentrale Achse, die auf den neuen Stadtbalkon führt. Durch den neuen Standort des Graf-Zeppelin-Denkmals erhält der Platz eine neue Identität.

Friedrichstraße
Das Profil der Friedrichstraße wird auf zwei Spuren (mit Abbiegerspur) reduziert. Hierdurch sind breite Rad- und Gehwegflächen realisierbar, so dass Konflikte zwischen den einzelnen Verkehrsteilnehmern vermieden werden können. Der überregionale Bodenseeradweg wird als drei Meter breiter Zweirichtungsradweg südlich der Friedrichstraße geführt. Straßen begleitend wird eine neue Lindenreihe gepflanzt. Die Straße soll als verkehrberuhigte Geschäftsstraße mit Tempo 20 ausgewiesen werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bahnhofsvorplatz
Die Anlegekannten der Busse wurden aus den Vorgaben übernommen. Es sind keine neuen Erkenntnisse bezüglich des Betriebs auf dem Bahnhofsvorplatz zu erkennen. Die Platzfläche wird durch die Plattenbeläge strukturiert, Bänke sollen die Aufenthaltsqualität stützen und die Freifläche nutzbar machen. Das Denkmal wird mit zentralem Standort vorgeschlagen, eine Verlegung ist aber nicht zwingend erforderlich. Die gefühlte Ausdehnung bis zur Kannte des Uferparks wird mit der durchgängigen Gestaltung erreicht.
Die vorgeschlagene Gestaltung führt zu einem großzügigen Gesamteindruck des Platzes und wird positiv beurteilt.

Friedrichstraße
Der Verfasser hat sich für eine Südstellung neuer Bäume entlang der Friedrichstraße entschieden und unterstützt damit den historischen Ansatz von 1811. Inwieweit eine Baumreihe auf der Nordseite sinnvoller wäre wird kontrovers diskutiert. Die Fahrbahn der Friedrichstraße wird auf zwei Fahrspuren zurückgenommen und die gewonnene Fläche einem einseitigen in doppelter Richtung befahrenen Fahrradweg zugeschlagen. Bei der Zielsetzung der weitgehenden Verkehrsberuhigung der Friedrichstraße erscheint dies nicht zwingend notwendig Insgesamt betrachtet ist die vorgesehene Konzeption für die Friedrichstraße als stimmig zu bezeichnen.

Uferpark Ost
Der Uferpark ist in den Randbereichen zur Karl- und Friedrichstraße im richtigen Umfang kleinteilig strukturiert und beinhaltet vielfältige Funktionen an geeigneter Stelle. Die Aufenthaltsqualität wird durch das Anlegen weitere und ergänzender Wegeverbindungen gestärkt. Die Öffnung des Parks zum See wird positiv beurteilt.
Die Ausbildung der Uferlinie mit Sitzstufen und Aufenthaltszonen hat eine hohe Qualität. Auf die barrierefreie Ausführung ist zu achten. Eine besondere Qualität hat die Ausbildung eines „dritten Weges“ südlich der Uferpromenade zwischen Innenstadt und Beachkaffee.

Zentraler Uferpark
Besonders hervorzuheben ist der freie Sichtbezug vom Stadtbalkon zum See. Die zurückhaltende Bepflanzung steigert die Nutzbarkeit der Festflächen. Die Musikmuschel muss in der jetzigen Form und am Standort nicht erhalten bleiben.
Die Promenade wird durch die Baumpflanzungen gestärkt und bietet sehr gute Freiräume für die Bespielung der Freiflächen.

Westlicher Uferpark
Die Zugänglichkeit des Bereichs über die Ecke Olga/Friedrichstr. ist gut gelöst und führt in den zentralen Parkbereich. Der Übergang der Promenade an das Ufer vor dem Graf-Zeppelin-Haus ist gut gelungen.

Ufer-West
Der Ansatz der durchgängigen Holzsteg-Verbindung zum Schlosshorn wird positiv gesehen, könnte allerdings vor dem Graf-Zeppelinhaus entfallen.

Lage und Ausgestaltung der Erschließung
Die Außenanbindungen wurden abgesehen von der Anbindung Olgaeck aus dem Bestand übernommen und sind ausreichend.

Gastronomie
Die Lage der Gastronomie verbleibt wie im Bestand. Für den Lammgarten wird ein Neubau vorgesehen, dessen Qualität noch nicht nachgewiesen ist. Die Lage der Gastronomie und der Stadtgärtnerei im zentralen Bereich wird positiv beurteilt.

Qualitäten des Gesamtparks
Die Qualitäten des Gesamtparks sind in Ihrer räumlichen Ausprägung positiv hervorzuheben. Die vorgeschlagenen Veränderungen halten sich im Vergleich zum Bestand in Grenzen, bieten aber in bestimmten Bereichen, z.B. Im direkten Uferbereich wesentliche Qualitätssteigerungen. Die hohe Qualität des Entwurfes bietet eine gute Voraussetzung für die qualitätsvolle Umsetzung.