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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2017

Altersheim

1. Preis

blgp architekten

Architektur

CHRISTOPH WEY LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Ausgangspunkt des Entwurfs ist, die Projektverfasser zitierend, die Transformation zu einem neuen Ganzen, welches sich der Vergangenheit als auch der Zukunft verpflichtet. Dahinter steckt die Idee, mit zwei massvollen Erweiterungen die winkelförmige Typologie
zu bewahren und zugleich einen neuen Auftritt des Altersheims Büren an der Aare zu generieren. Die Qualitäten des heute gegen Süden offenen Vorplatzes, mit dessen in das Quartier und bis zum Waldrand führenden Sichtbezügen, werden dadurch anerkannt. Die zum Bestand volumetrisch sensibel gewählten Ergänzungen beschränken sich auf eine doppelfirstige Ausdehnung des Westflügels und eine geringfügig verbreiterte Verlängerung bis zur südlichen Baugrenze.
Die Erweiterung ist im Umgang mit den Landreserven durchdacht und sowohl baulich als auch betrieblich äusserst effizient. Sie erfolgt mittels einer additiven Raumschicht entlang des parallel zum Lindenweg führenden Landstreifens und einer auf der Südseite weitgehenden Fortsetzung des Bestands. Die entstehende Verdichtung überzeugt situativ.
Die solitäre Stellung des Ökonomiegebäudes als identitätsstiftender Auftakt zur Institution wird hierbei gewürdigt. Die heute durchlässigen Übergänge zu den Nachbarsgrundstücken werden respektiert. Die im Aussenraum verschränkende Bewegung zur Siedlung Casa Burgacker ist weiterhin gegeben.
Die Umgebungsgestaltung und deren Wegführung entsprechen bis auf marginale Anpassungen im Bereich der Anbauten weitgehend dem Bestand. In Kombination mit einem kompletten nur durch den Garten geführten Rundweg liesse sich die heutige Basis noch verbessern.

Die der Entwurfsidee folgend, einheitliche Ummantelung mit einem erdigen Kratzputz passt zum dörflich geprägten Umfeld. Zusammen mit der logischen Weiterführung der vorhandenen Proportionen wird die gemäss den Projektverfassern zu erzielende Verschmelzung von Alt und Neu erreicht.
Die durchgehenden Verglasungen zum Vorplatz markieren eine gewisse Öffentlichkeit beim Zugangsbereich mit dem fast an gleicher Stelle verbleibenden Haupteingang. Die fünf, nun alle als Zweibünder angelegten, Wohngruppen mit insgesamt 72 statt der geforderten 71 Zimmern sind ähnlich organisiert. Deren Korridore werden mittels begleitenden und jeweils an den Endpunkten situierten Aufenthaltszonen räumlich erweitert und erhellt. Für die Bewohnerinnen und Bewohner ergeben sich so variabel nutzbare Treffpunkte. Die Aussichten zum Jura, zum Städtchen und zum benachbarten Bahnhof machen die Nordzimmer und die ebenso orientierten Aufenthalte attraktiv. Die Korridore münden jeweils in einem als kurze Promenade nutzerfreundlich konzipierten Rundweg. In diesem Zusammenhang wird leider kein direkter Zugang der Wohngruppe im 1. Obergeschoss des Südflügels zum angrenzenden Aussenraum ausgewiesen. Die gegenüberliegenden Aufenthaltsräume und deren Nähe zum Stationszimmer sind optimal angelegt. Die zusätzlich geplante, komplette Vertikalerschliessung im südlichen Anbau wird begrüsst. Dieser zweite Aufzug liesse die Wohngruppen bei Bedarf auch unabhängiger funktionieren. In dieser Hinsicht würde ein Bettenlift dem Betrieb noch optimaler Folge leisten.

Die strukturell zwar übersichtliche Zonierung im verbreiterten Westflügel des Erdgeschosses verlangt zu Gunsten zweckmässigerer Abläufe programmatische Abtausche. Die Réception sollte nicht durch den Eingangsraum vom Verwaltungsbereich getrennt sein. Die zum Haupteingang übersichtliche Lage der Empfangstheke ermöglicht keine personelle Flexibilität in Kombination mit einem Backoffice. Insgesamt ist in diesem Bereich eine funktionsspezifisch sortiertere Raumanordnung, unter den öffentlicheren und den privateren Programmteilen, zu erzielen. Entlang des Vorplatzes sind tendenziell die von der Gemeinschaft und von Externen frequentierten Einrichtungen wie z. B. der Aktivierungsraum, der Coiffeursalon, die Fusspflege oder auch der Raum der Stille unterzubringen.
Der Gastronomiebereich mit dem angrenzenden Mehrzwecksaal und eigener Toilettenanlage ist gut organisiert. Der dort geplante Zutritt zum Verbindungsgang sollte aus sicherheitstechnischen Aspekten vom Vorplatzbereich aus erfolgen. Die vorzunehmenden provisorischen Einbauten für die Verwaltung und die Werkräume sind wirtschaftlich tragbar. Die im Ökonomiegebäude vorgesehene Werkstatt ist aus logistischen Gründen in das Haupthaus zu integrieren.
Die Anlieferungszufahrt an ähnlicher Lage wie heute ist aus erschliessungstechnischen Gründen sinnvoll. Die vorgeschlagene Verknüpfung von Anlieferung und Einstellhalle funktioniert in der vorliegenden Form betrieblich jedoch nicht. Während der zu unterschiedlichen Zeiten stattfindenden Warenanlieferungen sind die Einstellhallenplätze nicht befahrbar. Eine diesbezügliche Überarbeitung mit einer etwas grösser bemessenen, unabhängigen Anlieferung sollte ohne Abstriche in der ortsbaulichen Konzeption zu bewerkstelligen sein.
Die Weiterführung des Betriebs während der Bauzeit ist möglich. Dank der zusätzlichen Aufzugsanlage reduzieren sich zu jedem Zeitpunkt der vorgeschlagenen Bauetappen die Einschränkungen auf ein Minimum.

Der Entwurf besticht durch seine überzeugende Haltung in Bezug auf den Bestand und ist ein stimmiger Beitrag im Umgang mit dem Ort. Mit in vieler Hinsicht sparsamen Mitteln entsteht ein gepflegter Neuauftritt der Institution, bei deren Wandlung der Bestand geschickt miteinbezogen, weitergestrickt und aufgefrischt wird.