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Projektwettbewerb | 09/2017

Quartier "Papillon" – Entwicklung Ried, Baufeld F

1. Rang

Bob Gysin Partner BGP

Architektur

Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH

Landschaftsarchitektur

Basler & Hofmann AG

Bauingenieurwesen

EK Energiekonzepte AG

Energieplanung

3-Plan Haustechnik AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Im Könizer Ortsteil Niederwangen entsteht an einer Hanglage das zukunftsweisende 2000-Watt-Quartier «Papillon». Auf dem südwestlich gelegenen Baufeld F sind 224 Wohnungen mit unterschiedlichen Wohnungsstandards und für verschiedene Lebensformen geplant.

Der Siedlungsraum wird durch die Sockelausbildung und einem ruhigen Erscheinungsbild nach Aussen klar differenziert, während im Innern durch die gegliederte Volumetrie eine vielfältige Raumlandschaft entwickelt wird. Das über 280 Meter lange Baufeld wird in drei räumlich ablesbare Nutzungscluster gegliedert und mit einer Abfolge von Quartierplätzen verbunden. Diese werden mit Kollektivnutzungen und Dienstleistungen aktiviert und fungieren als Gelenk zwischen den drei Clustertypologien. Stockwerkeigentum mit Kita, Mietwohnungsbau mit betreutem Wohnen im Erdgeschoss und genossenschaftlicher Wohnungsbau.

Die Wohnungen sind als Dreispänner erschlossen und ohne Korridore organisiert. Dadurch sind sie im Alltag flexibel nutzbar und für unterschiedliche Wohnformen geeignet. Nebst den 1.5- bis 5.5-Zimmer-Wohnungen sind durch die flexible Konstruktion (Holz-Beton-Mischbauweise), den Stützenraster und die Leichtbauweise weitere Typologien wie Duplex, Lofts und Clusterwohnungen möglich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Sechs starke, plastisch durchgeformte Baukörper bilden die Siedlung. Durch Kopfbauten an jeweils einem Ende verengen sich die Räume und es entstehen drei Höfe für die unterschiedlichen Angebotssegmente: das Stockwerkeigentum im Nordwesten, der Mietwohnungsbau in der Mitte und der preisgünstige Wohnungsbau im Südosten. Die gegenüberliegenden Wohnzeilen sind leicht versetzt. Dies bildet beim Siedlungszugang an der Ringstrasse einen kleinen Hof als selbstverständlichen Auftakt, wobei hier die betrieblichen (Entsorgung) und verkehrlichen (Besucherparkplätze) Aspekte noch überarbeitet werden müssen. In der weiteren räumlichen Abfolge entstehen Übergangszonen erhöhter Aktivität an den Gelenkstellen und öffnen sich Räume zur Landschaft.

Im Erdgeschoss sind die Kopfbauten mit Durchgängen von den Gebäuden gelöst und sie bilden Pavillons für die öffentlichen Funktionen (Gemeinschaftsraum, KITA, Spitex, Fitnessraum). Kleinere Vorbauten markieren die grosszügigen Hauszugänge und schaffen eine Vorzone vor den Erdgeschosswohnungen, die mit einer Pergola ein bisschen unglücklich markiert wird.

Der Sockel ist selbstverständlich ausgebildet und seine Nutzung als private Vorzone überzeugt. Aus der städtebaulichen Klarheit entstehen drei übereinstimmende Innenhöfe mit an den Ecken artikulierten Plätzen. Ein durchgehender, einheitlicher Bodenbelag bildet einen Teppich mit tragender Funktion für alles was im Aussenbereich passieren soll. Bestückt mit Sträuchern und Stauden zieren Bauminseln die Höfe und sorgen für die Orientierung und Identität. Die Baumstruktur besteht hauptsächlich aus Linden, die mit fiederblättrigen Geweihbäumen aufgelockert sind. Es bleibt genug Freiraum für eine differenzierte Nutzung. Der Übergang ins nahe Quartier ist geklärt, jedoch muss die Interventionssprache, zum Beispiel zur Schul- und Sportanlage, vertieft werden.

Das Wohnungssystem ist in allen Häusern gleich aufgebaut. Innenliegende Treppenhäuser erschliessen je drei unterschiedlich grosse Wohnungen pro Geschoss, die in der Regel mit einer z-förmigen Anordnung einer grossen Essküche und des Wohnzimmers gegliedert sind. Bäder und Lifte liegen in einer technischen Zone in der Gebäudemitte. Auf die unterschiedliche Ausrichtung der Wohnzeilen reagieren die Aussenräume; gegen Süden schafft eine Balkonschicht zusätzliche Terrassen, gegen Norden schrumpft diese zu kleinen Balkonen vor den Schlafzimmern. Diese Ergänzungen, der ansonsten kompakten Volumen, beleben die Fassaden wohltuend und brechen ihre Länge. Bei der südöstlichen Wohnzeile zur Landdorfstrasse reichen diese Balkone allerdings nicht als Lärmschutz. Hier müssen in der Überarbeitung weitere Massnahmen in den Grundrissen und den Fassaden ergriffen werden. Durch Variationen der Gebäudegeometrie kann der Wohnungsmix auf die Bedürfnisse der verschiedenen Bauträger angepasst werden, allerdings sind einige Wohnungen – vor allem im Erdgeschoss – deutlich zu gross. In den hangseitigen Zeilen entspannen zweigeschossige Essräume, Büro- und Bastelräume und grosszügige Waschlounges die eingegrabene Situation. Zusammen mit den Optionsräumen, die im preisgünstigen Wohnungsbau vorgeschlagen werden, geht möglicherweise zu viel produktive Nutzfläche verloren.

„PFYFAUTER“ zeichnet sich im Vergleich durch eher tiefe Erstellungskosten aus bei einer durchschnittlichen Anzahl Wohnungen, was eine durchschnittliche Wirtschaftlichkeit verspricht.

Das Projekt realisiert mit durchschnittlich viel Geschossfläche kompakte Baukörper. Das konstruktiv sorgfältig bearbeitete Projekt schlägt eine ressourcenschonende Hybridbauweise mit Betondecken und einem Holzelementbau an den Fassaden vor. Der hohe Dämmstandard, die gute Tageslichtnutzung mit den sturzfrei ausgebildeten Fenstern und das schlüssige Energiekonzept ergeben gute Voraussetzungen für die Realisierung der 2000 Watt-Anforderungen auch im Betrieb. Die Ausführungen zur Nachhaltigkeit / 2000-Watt und insbesondere auch zum Mobilitätskonzept sind differenziert und schlüssig umgesetzt.

Es handelt sich insgesamt um einen Vorschlag, der unaufgeregt und angemessen ein differenziertes Siedlungsleben mit hoher Qualität der Wohnungen und grossem Aneignungspotential in den Aussenräumen anbietet und den unterschiedlichen Ansprüchen der verschiedenen Wohnbauträger gerecht wird.
Modell

Modell

Situation

Situation

Regelgeschoss und Schnitt-Ansicht

Regelgeschoss und Schnitt-Ansicht

Grundriss-Typen

Grundriss-Typen

Schnitt-Ansicht

Schnitt-Ansicht