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Offener Wettbewerb | 10/2007

Städtebaulicher Ideenwettbewerb Schweinfurt Mainlände

Ankauf

dbn Architekten PartG mbB

Architektur

SHK+ Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die künftige attraktive Anbindung der Innenstadt und des Grüngürtels „Wall-Anlage“ an das Mainufer gibt Anlass zu einer behutsamen Neuordnung innerhalb des Wettbewerbsgebietes. Übersichtliche Weg-führungen, sinnfällige Nutzungseingliederungen der historischen Gebäude und eine Minimierung der Verkehrsbelastung auf den neu gestalteten Uferflächen waren dabei unsere Entwurfsprämissen.

Zentraler Ansatz unserer Arbeit ist eine dreifache Verknüpfung von Fluss und Stadt im Wettbewerbsgebiet: Zuerst die erleichterte Wegführung zum Mainufer von der Ampelkreuzung Brückenstraße her durch eine relativ einfache Überwindung des Höhenversatzes hinter dem Alten Harmoniegebäude. Zweitens eine signifikante Wegverbindung in Fortsetzung des neuen Grünzugs entlang der historischen Wallmauer durch eine breite Unterquerung der Bahn. Und drittens eine zusätzliche, lichte und behindertengerechte Bahnunterführung in der Flucht zwischen dem Sträßchen „Unterer Kiliansberg“ und dem Alten Hauptzollamt, welche gleichzeitig eine Koppelung der Verkehrsmittel Bahn und Schiff ermöglicht, indem sie künftig den bestehenden (etwas verlängerten) Bahn-Haltepunkt „Stadt“ anbindet. Dieser Zugang zum Mainufer bietet sich weiterhin der Oststadt mit Kiliansberg, Krankenhaus und Hochfeld an.

Freiraumkonzept

Neben diesen Raumverknüpfungen ist die durchgängig höhengestaffelte Topografie des Uferbandes ein wesentlicher Entwurfsgedanke:
Die auf vorhandenem Niveau tief liegende Ufer-Promenade nimmt den ehemaligen industriellen und großflächigen Hafencharakter auf. Durchgehendes großformatiges Natursteinpflaster, Ufermauern aus Bruchstein, die alten Poller der Schiffsanleger und der historische Kran transportieren das Thema. Der Standort für ein paar Omnibusse ist unauffällig gegeben.
Die neue Main-Galerie stellt eine erhöhte Fußgängerebene unabhängig von Hochwasserereignissen dar. Sie ist mit einem wassergebundenen Kalkstein-Hartbelag ausgestattet und wird zum Bahnkörper hin durch eine Lärm- und Sichtschutzwand aus Natursteingabionen gefasst. Baumblöcke liefern eine fernwirksame Perspektive, gliedern diesen Freizeit- und Erholungsraum in Zonen unterschiedlichster Raum- und Lichtstimmungen und eröffnen durch die Höhenlage interessante neue Ausblicke zu den Ufer-Aktivitäten und über den Fluss. Zusammen mit dem breiten Holzsteg, der zur Querung des ankommenden Grünzugs dient, entsteht eine durchgängige Verbindung für Fußgänger und Radfahrer bis zum Platz zwischen Stadtbibliothek und Museum Georg Schäfer.
Das Biotop am Marienbach wird durch eine geschwungene Wegeführung ergänzt und verbindet den neuen Gebäudekomplex an der Alten Bahnhofstraße mit dem Mainufer.
Zu dem neuen Radler-Hotel (ehem. Hauptzollamt) entsteht als Endpunkt der neuen Ufer-Promenade eine kleine Marina mit Bootsverleih, ein Angebot auch für den benachbarten Jugend-Hof. Eine bewirtete Außenterrasse vor dem Hotel schafft einen weiteren attraktiven Zielpunkt am Main.

Beschreibung einzelner Orte

Vom Stadtzentrum zum Mainufer:
Eine praktische, städtische Verbindung zwischen Markt und Main ermöglicht die vorgeschlagene bequeme Treppenanlage an der Ostseite des ehemaligen Harmoniegebäudes (Naturkundliches Museum) als räumliches Pendant zur diagonal gerichteten Treppe des Museum Georg Schäfer. Sie führt bis auf das Niveau des hinteren Hauszugangs, von wo aus ein Teil des Platzes parallel zum Straßengefälle „Am Unteren Marienbach“ geführt wird. Eine begleitende Fahrrad-Rampe kann die Anbindung des Mainradweges an die Innenstadt erleichtern. Ein Lift (Behinderte/Fahrräder) steht zudem zur Verfügung. Das kleine Fachwerkhaus des Vogelschutzvereins sowie die beiden alten Platanen können erhalten werden.

Anbindung des erweiterten Grüngürtels „Wall-Anlage“:
Die attraktive, neue Naturachse als Fortsetzung des Grünzuges Obertor/Oberer Wall sowie die lebendige Nutzung unter dem Paul-Rummert-Ring verlangen nach einer großzügigen Durchwegung zum Mainufer. Dies lässt sich mit der bestehenden kleinen und niedrigen (1.90 m) Marienbach-Durchführung nicht erreichen. Wir schlagen deshalb eine neue, breite Bahnunterführung vor, die sich schon aus der Fernperspektive klar erkennen lässt. Um den Mangel an Kopfhöhe zu verbessern, wird zum einen die Stützweite der neuen Unterführung so gewählt, dass die Brückenträger-Unterkante um 40 cm höher liegt als bisher. Zum anderen wird nach der fußläufigen Überquerung des Marienbaches vor dem östlichen Bereich der Unterführung eine bequeme Treppenrampe angeordnet, die dort zu einer lichten Durchgangshöhe von ca. 3 m und im übrigen (stufenlosen) Bereich von 2.30 m führt.

Die leichte „Mulde“ gegenüber dem Niveau der Mainlände wird dort mit einer Rampe und Sitzstufen wieder aufgefangen, so dass der Hochwasserschutz dieses Bereiches dem der Mainlände entspricht. Aber auch in einem solchen, seltenen Fall ist die Nutzbarkeit der in unserem Entwurf vorgeschlagenen erhöhten „Main-Galerie“ durch den an dieser Stelle liegenden Verbindungssteg auf ganze Länge sichergestellt (und damit zugleich auch die Funktion des Main-Radweges).

Die wichtige, örtlich gebundene Durchwegung des Grüngürtels zum Mainufer kommt funktional und visuell erst dann voll zur Geltung, wenn sie nicht von dem gegenwärtigen Gebäude der Johanniter-Unfallhilfe verstellt wird. Wir müssen daher dessen mittelfristigen Abriss empfehlen.

Bereich „Apotheker-Gärten“:
Die Anlage sollte restauriert und erhalten werden, ebenso das darauf befindliche Gebäude Am Unteren Marienbach 14, für welches wir eine Nutzung als „Kräutermuseum“ vorschlagen, in welchem unter der Verwaltung des Naturkundlichen Museums das Wissen um die historische Pflanzen-Heilkunde (Schamanen, Klöster, Hildegard von Bingen...) sowie die moderne Nutzung von Medizinal-Pflanzen besichtigt und erlernt werden können.

Alte Bahnhofstraße, Sektion 1 „Handel und Wohnen“:
Als Ensemble mit dem historischen großen Güterschuppen soll ein lebendiger Handelshof entstehen, von dessen begrüntem Innenhof ein Fußweg am Marienbach-Biotop entlang zum Mainufer führt. Die Verkehrserschließung erfolgt von der Alten Bahnhofstraße. Attraktive Wohnungen im Obergeschoss mit Dachgärten haben Ausblick über den Güterschuppen hinweg zu den Main-Auen.

Alte Bahnhofstraße, Sektion 2 „Jugend-Hof“:
Die heutige Nutzung des alten Stadtbahnhofes als Jugend-Kulturzentrum soll - verbessert und verstärkt - erhalten werden. Als Straßenbebauung gesellt sich hier das neue Jugend-Gästehaus hinzu und bildet mit der alten Bahnhofsanlage ebenfalls ein Ensemble. Eine breite, zweigeschossige Gebäudeöffnung in der Achse des Bahnhofs gewährt Blickverbindung und Öffentlichkeit. Mit dem Standortwechsel des schon geplanten Jugend-Gästehauses an diese Stelle verbinden die Verfasser ausschließlich Vorteile, nicht zuletzt auch hier die Entlastung der Mainlände vom Erschließungsverkehr.

Das westliche historische Gebäude Alte Bahnhofstraße Nr. 6 soll als Empfangs- und Speisegebäude sowohl für das Jugend-Gästehaus, als auch für das am Mainufer geplante Radler-Hotel im alten Hauptzollamt dienen. Damit kann zugleich die Nachnutzung des alten Zollamtes praktisch verkehrsfrei realisiert werden. Der Zusammenschluss erfolgt durch die hier neu geplante, lichte und behindertengerechte Bahnunterführung zum Main, welche die beiden historischen Gebäude trocken und übersichtlich durch Souterrain-Zugänge (Treppenanschluss, behindertengerechte Aufzüge) untereinander sowie mit dem Bahnhaltepunkt „Stadt“ verbindet. Das östliche historische Gebäude Alte Bahnhofstraße 14 nimmt die Hausmeisterwohnung, Läger und Werkstätten für den Jugend-Hof auf. Die vorhandene, schmale Bahn-Unterführung an dieser Stelle wird zur Anbindung des Bahn-Haltepunktes nicht mehr benötigt und dient dem Jugend-Hof als eigener Mainzugang (Boots-Marina), den die Jugendlichen selbst gestalten dürfen.

Alte Bahnhofstraße, Sektion 3 „Gewerbe-Hof“:
In Fortsetzung des historischen Querhauses Alte Bahnhofstraße Nr. 14 wird ein Gewerbe-Cluster mit befestigten und teilweise begrünten Hofflächen vorgeschlagen, in dessen erstem Bauabschnitt die bereits bauaufsichtlich genehmigte Fläche von rund 800 m2 für einen Discounter realisiert werden kann.

Für alle drei Sektionen sind ausreichende Nutzer- und Kundenparkplätze unter der vorgeschlagenen Baumreihe entlang der gesamten alten Bahnhofstraße vorhanden.

Café „Lände BLUM“:
Als Erinnerung an die lange Nutzung dieses Uferbereiches durch die Sandbaggerei Blum schlagen die Verfasser vor, im Bereich der Marienbacheinmündung ein leichtes Bistro-Gebäude mit filigraner Überdachung zu errichten, in dem neben der Gastronomie auch Reise-Informationen und Fahrkarten für die künftig verstärkte Passagier-Schifffahrt erhältlich sind.

Zusammenfassend entsteht durch die Umgestaltung des Mainufers, seine klare Verknüpfung mit der Stadt und seine neu geordneten Funktionen eine erhebliche Aufwertung dieser innenstadtnahen Freiraum-Situation. Damit einher geht eine vielfache Steigerung der Erholungs- und Freizeitangebote, welche die Stadt Schweinfurt als Ganzes für ihre Bewohner und auch überregional deutlich attraktiver machen wird.