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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2017

Bauliche Entwicklung der Universität Mannheim und des Friedrichsparks

Lageplan Weitergehender Betrachtungsraum

Lageplan Weitergehender Betrachtungsraum

3. Preis / weitergehender Betrachtungsraum

Preisgeld: 10.000 EUR

bgmr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

yellow z urbanism architecture

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Campus in der Stadt - Stadt am Wasser

Universitäten des 21. Jahrhunderts verstehen sich nicht mehr als isolierte Inseln der Wissenschaft, sondern als integrale Teile der Stadt. Beide bedingen und bereichern sich wechselseitig. Die Universität Mannheim ist hier von jeher ein besonderer Fall. Durch die Verortung der zentralen universitären Nutzungen im ehemaligen Schloss als Campusmittelpunkt und in den angrenzenden Quadraten ist die Stadt selbstverständlich auch der Campus. Anders stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Universität und Schloss- bzw. Friedrichspark: Ist die Universität „im Schloss“ auch integraler Bestandteil des Parks?

Seit dem 19. Jahrhundert wurde der Schlosspark mehrfach umgestaltet. Neue Anforderungen an Freiräume und andere Prioritäten zum Beispiel im Hinblick auf verkehrliche Erschließung hinterließen ein „Stückwerk“ an Parkflächen, mit dem es heute umzugehen gilt. Nach unserer Lesart ist der ehemalige Schlosspark in 4 Teile gegliedert: Der als Schlosspark bezeichnete zusammenhängende Park liegt abseits hinter Schnellstraßen und Bahngleisen, aber in direkter Nachbarschaft zum Rhein. Zwischen Mensa und Schloss erstreckt sich eine offene Wiese, die am ehesten als Campusmittelpunkt zu lesen ist. Der Friedrichspark liegt „gefangen“ zwischen Hochstraßen und Rampen, mittig besetzt durch die marode Eissporthalle. So lässt er leider jede Großzügigkeit und das Gefühl von Weite vermissen. Auch das Quadrat A5 lässt sich immer noch als Teil des Parks lesen, davon zeugen die Lage des Bunkers und die recht freie Setzung der bestehenden Gebäude.

Mit der Wettbewerbsaufgabe zur baulichen Entwicklung der Universität an dieser Stelle stellt sich die Frage nach der Definition der Grenzen und Übergänge von Park oder Parks, Schnittstellen und Unschärfen zwischen Landschaftsraum, Campus und Stadt auf ein Neues. Entscheidend erscheint hierbei der Umgang mit der Bismarckstraße: Sie endet heute in einem Straßengewirr, bietet aber auch die Chance, den Eingang in die „Quadratestadt“ und die Adresse der Universität neu zu bestimmen.

Robustes Raumgerüst
Unser städtebauliches Grundgerüst ergibt sich aus den vorhandenen Hauptverbindungsrichtungen aus der Quadratestadt. Angrenzende Gebäude und bauliche Anlagen wie die Unterführung werden in dieses Raumgerüst integriert. Aus diesen Parametern wird ein ordnendes Grundgerüst etabliert, das streng genug ist, um die neuen Stadtbausteine präzise zueinander in Beziehung zu setzen, aber auch frei genug, um flexibel die unterschiedlichen Stadtbausteine aufnehmen zu können. Die Nord-Süd-Verbindungen sind als übersichtliche Wegeverbindungen konzipiert, die in der Logik der Stadt direkte Verbindungen zwischen Stadt und Rhein herstellen. Das Versetzen der Baukörper entlang der Bismarckstraße erzeugt ein spannungsvolles Spiel aus Vor- und Rücksprüngen mit definierten Eingangssituationen und Vorplätzen über die Grenzen des Straßenraums hinweg. Die Bismarckstraße wird so zum Teil des Campus! Dazu werden die Auffahrtsrampen auf die B 37 zurückgebaut und eine ebenerdige Querung ermöglicht. Langfristig wird auch die Unterführung an der alten Sternwarte obsolet werden. Der Friedrichspark erhält am Parkring mit zwei parallel angelegten Wegen einen klaren Abschluss und eine eindeutige Wegebeziehung zum Schloss.

Öffentlichkeit
Der öffentliche Raum mit den sich hier abspielenden Begegnungen und Aktivitäten ist ein wesentliches Merkmal von Urbanität und Campusleben. Das neue Freiraumgerüst ist vernetzt, durchlässig und offen für die Aneignung durch Nutzer und Besucher. Von großer Bedeutung ist die Orientierung und Programmierung der Erdgeschoßzonen der Neubauten: Zugänge, Foyers und publikumsaffine Nutzungen und Angebote stimulieren den angrenzenden Außenraum. Die differenzierte Verteilung dieser Nutzungen schafft eine Hierarchie mit Konzentrationen an den Hauptbewegungslinien, mit sichtbaren Öffnungen zum Park und definierten Zugangssituationen, während die dazwischenliegenden Räume untergeordnet bleiben.

Städtebauliche (Großräumige) Einbindung
Die neuen Bausteine der Universität im Friedrichspark geben die weitere Entwicklungsrichtung der Universität vor: sie bilden das Scharnier zu den potentiellen Erweiterungsflächen des Hochschulcampus am Verbindungskanal. Ein Hochpunkt als sichtbares Ende der Bismarckstraße besetzt gleichzeitig die Spitze des Verbindungskanals und ergänzt die Silhouetten der Hochpunkte um einen dritten Turm entlang der Bahnlinie. Er markiert auch eine zentrale Station der Promenade entlang des Kanals in Richtung Popakademie und Neckar nach Norden und Hafen und Schlosspark nach Südosten.

Vom Verbindungskanal zum Rhein
Das Stadtquartier Jungbusch wird über die neue Promenade am Verbindungskanal nach Süden geführt. Die Verbindung zwischen dem Hafenplatz am Kanal und dem Hafenplatz am Haus Oberrhein wird durch den Lowline-Park gebildet. Hierzu werden zunächst im nördlichen Abschnitt stillgelegte Gleisanlagen und im südlichen Bereich der lichte Raum unter der Hochbahn genutzt. Die Rheinkaistraße wird in die Gestaltung des Hafenplatzes Haus Oberrhein mit einbezogen.


Rheinpark
Die Rheinvorlandstraße wird zu einer Fußgänger- und Fahrradpromenade am Rhein umgebaut. Durch die Abführung des Schwerlastverkehr über die Schleusenstraße wird die previligierte Uferlage für die aktive Nutzung des Rheinufers verfügbar. Hier spannt sich der neue Rheinpark zwischen einem langsamen Uferweg und einem ‚schnelle Weg‘ auf der ersten Rheinterrasse auf. Der Rheinpark bietet mit seinen beiden Wegen ein Grundgerüst, in dem unterschiedliche Nutzungsangebote und Bepflanzungen integriert werden können. Der Schlossgarten erhält somit einen eindeutigen Bezug und markanten Abschluss am Rhein.


Phasierung und Nutzungen
Unser Konzept sieht ein möglichst einfaches Wachsen der universitären Bauten „vom Schloss weg“ vor. Im ersten Schritt kann das Rechenzentrum umgesetzt werden, gegebenenfalls ohne den Friedrichspark zu verändern.
Der Abriss der Eissporthalle ist für den zweiten Bauabschnitt notwendig, um Raum zu schaffen für die Neubauten für die Fakultät für Philosophie und das Verfügungsgebäude. Hier schlagen wir vor, beide Bausteine in einem Baukörper umzusetzen. Außerdem kann in diesem Schritt das Haus der Studierenden gebaut werden.
Erst mit der Realisierung des Forschungsgebäudes muss die Alfred-Delp-Sportanlage aufgegeben werden, die im letzten Schritt öffentlich zugänglich auf dem Dach des Sportcenters als letztem Baustein wieder erstellt werden kann.
Langfristig kann das Rechenzentrum an der zurückgebauten Bismarckstraße erweitert und der Straßenraum gefasst werden.
Das Freiraumkonzept kann in Etappen umgesetzt werden. Kurzfristig kann die Verbindung Jungbusch – Rhein hergestellt werden. Die Bezüge aus dem Schlossgarten zur Rheinpromade können deutlich verbessert werden, sobald die Auffahrtsstraßen auf die B 37 zurückgebaut werden. Um eine der Lage am Rhein angemessen, großzügige Rheinpromenade mit innovativen Parkraumangeboten herzustellen muss lediglich die Rheinvorlandstraße zurückgebaut, bzw. die Verkehrsführung angepasst werden. Die Erschließung des Hafengeländes ist heute bereits über die Schleusenstraße gewährleistet.
In der Planungsphase kann die nicht mehr benötigte graue Infrastruktur der Straßen temporär für Sport, Bewegung und Events zwischengenutzt werden.
Vogelperspektive in Richtung Schlosspark

Vogelperspektive in Richtung Schlosspark